So siehts aus. Nur weil man Angie 2009 gewählt hat, bedeutet das nicht, dass man alles unkritisch abnickt, was da so vom Stapel gelassen wird. Auch Wähler des bürgerlichen Lagers sind immernoch Demokraten und haben ihr Gehirn deswegen nicht am Hutständer abgegeben
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Wobei ich für meine Person den Ausdruck "bürgerlich" (im besten Sinn) bevorzuge und nicht "schwarz" oder "gelb". Ich bin weder Mitglied bei der CDU, noch bei der FDP. Von Parteimitgliedschaften halte ich deswegen wenig, weil man dazu neigen könnte, sich bei seiner Wahlentscheidung verpflichtet zu fühlen. Die Wahl einer anderen Partei käme in dem Fall psychologisch ja fast der Situation gleich, dass man den Fußballverein wechselt und Hoffenheim unterstützt, also "Erfolgsfan" wird.
Man sollte die Partei wählen, die für einen das geringste Übel darstellt und in deren Politik man sich noch am ehesten wiederfindet. Mir ging es diesmal mit keiner Partei so, deswegen hab ich einen dicken diagonalen Strich über den ganzen Wahlzettel gemacht.
Generell werden bürgerlich orientierte Leute, die nicht gerade bekennend links sind, in den nächsten 10, 20 Jahren das Problem einer fehlenden politischen Heimat bekommen. Wie in dem von Klinge schön geposteteten Link (vielen Dank, sehr interessant!) beschrieben, fühlt man sich als Bürgerlicher zunehmend nicht mehr politisch vertreten.
Die CDU hat das große Problem, dass sie den Spagat zwischen katholischer Landbevölkerung und den bürgerlichen Nichtlinken in den Städten, die mehr oder weniger unreligiös bzw. Protestanten sind, hinbekommen muss. Und das wird sie wohl nicht schaffen. Hier wäre z.B. Potential für die SPD, Wählerstimmen abzugreifen, dass aber an die Grünen verschenkt wird, weil man aus mangelnder Risikobereitschaft immernoch mit Sozialromantik und profillosen Würstchen wie Nils Schmid Werbung macht, anstatt mal eine Profilschärfung zu wagen oder ein neues Programm aufzulegen.
Die SPD bräuchte mehr Steinbrücks, die für eine pragmatische Politik ohne unnötige Ausflüge nach links stehen, dann wäre sie auch für bürgerliche Leute wie mich wählbar. Aber so, wie sie sich momentan darstellt, schafft sie sich auf Dauer eher selbst ab, genau wie die FDP.