Ein Youngster narrt schwachen MSV
(Wetfälische Rundschau, 6.2.06)
Ein Realschüler auf Torejagd: Daniel Halfer ließ die Duisburger Necet Aygün und Georg Koch schlecht aussehen. (dpa-Bild)
Duisburg. Die Resonanz war ebenso enttäuschend wie das Spiel. Nur 20 000 Fans wollten das Abstiegsduell zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Kaiserslautern sehen. Doch mehr als das müde 2:2 interessierte der verbale Schlagabtausch zwischen den Trainern und die tolle Vorstellung des erst 18-jährigen Youngsters Daniel Halfer.
Necat Aygün hätte seine Pudelmütze am liebsten noch etwas tiefer ins Gesicht gezogen, um unerkannt zu entkommen. Sagen wollte Aygün lieber nichts zu seinen beiden Aussetzern, die dem MSV Duisburg am Samstag den Sieg im Abstiegsduell gegen den 1. FC Kaiserslautern gekostet hatten. Am Montag der vergangenen Woche war der 25-jährige Kapitän des Zweitligisten Unterhaching als hoffnungsvolle Neuvorstellung in Duisburg präsentiert worden. Sechs Minuten im Trikot der "Zebras" reichten, um Aygün als potenziellen Fehleinkauf abzuqualifizieren. Ein 18-jähriger Realschüler namens Daniel Halfer hatte Aygün zweimal ganz alt aussehen lassen und den Lauterern einen mehr als verdienten Punkt gerettet.
Daniel wer? Stimmt, man muss Daniel Halfer nicht unbedingt kennen. Als das 68-kg-Leichtgewicht die Kabine verließ, hätte man den schmächtigen jungen Mann im ersten Moment der Jugendmannschaft zugeordet. Er sieht so jung aus, so verdammt jung. Eben nicht wie ein Bundesligaspieler, der mit seinen zwei Toren innerhalb von drei Minuten den 1. FCK wieder Hoffnung im Abstiegskampf gegeben hat. Als der Realschüler am Samstag in der 64. Minute eingewechselt wurde, hatte er zuvor bei vier Bundesliga-Kurzeinsätzen insgesamt 66 Minuten lang auf dem Platz gestanden. Dennoch erzielte Halfer seine beiden Treffer wie ein Routinier. Beim 1:2-Anschlusstreffer in der 79. Minute eroberte er sich den Ball von Aygün im MSV-Strafraum und schob das Leder aus kurzer Distanz sicher ein. Beim 2:2-Ausgleich drei Minuten später bewies er viel Übersicht. Diesmal stand Aygün viel zu weit weg von Halfar, der den Ball am ansonsten guten Duisburger Torwart Koch vorbei ins Tor schlenzte.
Gut bedient war der MSV dennoch mit dem Ausgleich. Nur dank zweier Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Dr. Felix Brych führte die Duisburger zwischenzeitlich mit 2:0. Markus Kurth hatte den MSV fünf Minuten vor der Pause per Kopf in Führung gebracht. Leider aus Abseitsposition. Das 2:0 brachte FC-Coach Wolfgang Wolf endgültig in Rage. Dem Elfmeter (verwandelt von Mihai Tararache) war eine Schwalbe von Caligiuri vorausgegangen. Wolf versuchte erst gar nicht, sich in das Image des gelassenen Coaches zu geben. "Wenn ich eine Schwalbe mache, muss ich auch den Arsch in der Hose haben und das zugeben, wenn der Schiedsrichter mich fragt", polterte Wolf, dessen größte Wut Schiedsrichter Felix Brych galt.
Der Lauterer redete sich so in Rage, dass er sich sogar mit MSV-Coach Jürgen Kohler auf einen verbalen Schlagabtausch einließ. "Es geht ums Überleben, wo bleibt das Fairplay?", fragte Wolf den Trainer-Novizen. Der musste zugeben, dass er nichts gesehen habe. So wie Referee Brych.
05.02.2006 Von Peter Kehl