Hier die Übersetzung von breezer02 aus dem FCK.DE Forum
<< Die Fans von Kaiserslautern erinnern mich an die chnaoua>>
Es war einmal in Sidi Maârouf, einem kleinem Fleckchen eines Vororts von Oran, eine alte Frau, die an die Tür einer bescheidenen Familie klopfte um um ein Almosen zu beten. Die Mutter, sehr groszügig, gab ihr alte Kleider und lud sie ein das Tagesessen mit ihrer Familie zu teilen. Ein kleiner Junge, der am Unterrock der Hausherrin hing, konnte dem neugierigem Blick der alten Bettlerin nicht entgehen woraufhin diese folgende Voraussagung machte :“Ich weiss dass es ihr Kind ist und ich weiss dass er es sein wird der sie retten wird und ihre ganze Famillie retten wird.“ Das kleine Kind war Noureddine Daham.
<<Ich hatte eine riesige Portion Glück>>
Daham erinnert sich noch vage an diese Geschichte und an die Voraussagung der alten Dame. Jedoch am Tag als er in Kaiserslautern unterschrieb erinnerte er sich sehr wohl an diese Geschichte. „Ich weiss, dass ich eine riesige Portion Glück hatte, eine Verkettung aussergewöhnlicher Umstände die mir erlaubt haben einen Kindheitstraum zu realisieren : eine Profi-Karriere in Europa“, sagt Daham bevor er uns erklärt warum er Glück hatte.
„Bereits vor 2 Jahren sollte ich ebenfalls in Deutschland Probe-Trainings absolvieren, doch ein Problem mit meinem Visa verhinderte dies, im folgendem Jahr passierte das Gegenteil, ich hatte ein Visa jedoch hatte die Meisterschaft in Algerien schon begonnen und ich konnte nicht nach Deutschland reisen. In diesem Sommer und mit 28 Jahren glaubte ich nicht mehr daran, weshalb ich meinen Ohren nicht traute als man mich anrief um in Kaiserslautern ein Probetraining zu absolvieren.“ Für die Geschichte: im Moment dieses schicksalhaften Anrufs faulenzte Nounou auf einem oranischen Strand, darauf vorbereitet seinen Vertrag weiterhin für Mouloudia zu erfüllen. „Sicherlich, präzisiert Daham, hatte ich mit Bouzid Kassetten abgeschickt jedoch war ich nicht sicher ob ich die Verantwortlichen dieser Mannschaft überzeugen könnte, jedenfalls nicht so schnell.“ Ein anderer vorteilhafter Umstand war, dass nach dem Abstieg von Kaiserslautern in die 2. Bundesliga nicht weniger als 13 Spieler den Verein verliessen, unter ihnen viele Stürmer. Man musste also unter allen Umständen neue verpflichten.
Die Kassetten, dann die Probe-Trainings und … die Voraussagung der alten Frau aus Sidi Maârouf haben den Rest getan.
<<Ich schreibe deutsche Wörter auf ein Blatt Papier>>
Aufgebrochen in eine Stadt und eine Meisterschaft die ihm vollkommen fremd sind und ohne ein einziges Wort Deutsch zu sprechen, brauchte Daham nur 10 Tage um sich in die Gruppe der Mannschaft des FCK zu integrieren. Wie? Der Betroffene erklärt es uns: „ Vor allem wollte ich unbedingt in der deutschen Meisterschaft bestehen und ausserdem habe ich das Glück mehrere Mitspieler zu haben die Französisch sprechen, da denke ich besonders an meinen Freund Smail Bouzid, an Aymen Demai ein Franco-Tunesier mit algerischer Mutter (Anmerkung der Redaktion: als er in Metz spielte wurde Demai sogar in die algerische Junioren-Nationalmannschaft eingeladen), an den Burkiner Ouattara und an den Franzosen Mathieu Beda, die älteren von ihnen sprechen sogar schon etwas Deutsch und helfen mir als Dolmetscher. Abschliessend glaube ich, dass es das Trainingslager in der Schweiz war, das es mir erlaubte mich komplett zu integrieren, denn selbst mit dem Hindernis der Sprache gibt es unter Spielern ein sehr warmes Verhältnis. Schlussendlich brauchte ich nur 10 Tage um das Sprachhindernis zu bewältigen und mich zu integrieren, dank einer speziellen Methode: ich habe auf ein Blatt die meistbenutzten Wörter aus dem Französischen und Deutschen aufgeschrieben um mich so ausdrücken zu können.
<<Nicht! Das ist Schwein>>
Während des ganzen Trainingslager in der Schweiz hatte Daham etwas gelernt: „Der Respekt vor dem Mitspieler ist bei den Deutschen kein leeres Wort. Ich verschweige ihnen nicht, dass ich als praktizierender Moslem Befürchtungen in dieser Richtung hatte. Befürchtungen, die schnell während meines ersten Essens mit den Spielern verschwanden.“
An diesem Tag wusste Daham nicht, dass in dem Salat kleine Stücke Schweinefleisch waren, die er fälschlicherweise mit Thunfisch verwechselte. „Tamas, ein deutscher Spieler, der, dank eines ehemaligen iranischen Mitspielers, wusste, dass Schweinefleisch-Essen für einen Moslem verboten ist, kam zu mir angerannt und schrie: „Nicht! Nicht! Das ist Schwein.“ Obwohl ich die Sprache nicht verstehe wusste ich dass es sich um Schweinefleisch handelte.“
Ein weiterer Beweis des Respekts den Daham in seiner neuen Mannschaft geniest : „ Es kommt vor, dass ich in den Umkleideräumen bete und sie können mir ruhig glauben, wenn ich meinen Teppich ausrolle, dann herrscht absolute Ruhe in der Kabine.“
Es stimmt, dass die Deutschen neugierig sind und fragen was dieser Spieler der aus Algerien kommt tut aber sobald sie über die spirituellen Aktivitäten informiert sind, sind sie nicht nur respektvoll sondern auch voller Bewunderung.
<<Hier ist eine andere Welt.>>
Als wir ihn in Aix-en-Provence während des Treffens der Nationalmannschaft getroffen haben, hätten wir Daham beinahe nicht wieder erkannt da der frühere Mouloudier dermassen abgenommen hat.
„Wenn wir in Algerien zweimal am Tag trainieren, dann hört man nicht auf sich über die Müdigkeit zu beschweren“, wird Daham später erzählen um seine neue Figur zu erklären und er fügt hinzu „In Kaiserslautern ist das Zweimal-am-Tag-Training so banal, dass es uns vorkommt morgens ein physisches Training zu absolvieren und Nachmittags ein Freundschaftsspiel zu bestreiten.“
Eine andere Neuheit in Deutschland ist :“In Algerien lehrte man mich, dass man am Tag vor einem Spiel keine Massage haben soll, in meinem neuem Verein gibt es jedoch jeden Tag eine Massage.“
Zusätzlich zu diesen 2 Einzelheiten, die sich bereits auf das Spiel von Daham übertragen haben, da man im Spiel Algerien-Gabun einen kräftigen und spritzigen Spieler gesehen hat, gibt es die gewöhnlichen Unterschiede zwischen einer grossen Fussballnation und Algerien.
„Mehrere Fussballplätze mit Rasen in exzellentem Zustand, ausserordentliche Möglichkeiten der Erholung, kurz ideale Bedingungen für einen Fussballspieler“ sagt Daham, der uns eine Anekdote zum Rasenzustand erzählt:“ In Algerien hatte ich mich bei der Ballannahme daran gewöhnt dass der Ball vorher auf dem Platz verspringen würde, eine Gewohnheit die mich in Deutschland verfolgt selbst wenn ich hier auf einem wahrem Teppich spiele. Diese schlechte Gewohnheit hat verhindert, dass ich im ersten Meisterschaftsspiel ein Tor schoss.“ Gegen Rot-Weiss Essen hatte Daham nach einem Zuspiel in die Tiefe etwas gezögert, da er glaubte der Ball würde noch verspringen, ehe er versuchte den Torwart zu lupfen, dieses Zögern erlaubte es dem Torwart lange stehen zu bleiben und den Ball dann ganz einfach aufzufangen. „Zum Glück haben wir gewonnen“ sagt Daham der an diesem Spieltag Stammspieler war und einige Minuten vor Schluss ausgewechselt wurde. „Um das Resultat von 1-0 zu unseren Gunsten zu halten brachte der Trainer einen defensiven Spieler für mich“ präzisiert der Ex-Mouloudier.
<<Als ich das Stadion von Kaiserslautern betrat dachte ich ans Finale zurück>>
Welche Erinnerung behält Daham von seinem ersten Profi-Spiel?
„Zuerst meine Nominierung in die Startelf, da es nicht selbstverständlich ist für einen Spieler der aus der algerischen Meisterschaft kommt sich gleich beim ersten Spieltag in der Startelf durchzusetzen. Dann, das Publikum. Als ich das Spielfeld betrat warf ich einen Blick auf die Tribünen und erinnerte mich an das algerische Pokalfinale, das Stadion war zum bersten voll mit Zuschauern die genauso leidenschaftlich und treu sind wie die Chnaoua.“
Jedoch sind die deutschen Zuschauer nie so zahlreich wie die von Mouloudia.
„Es stimmt dass das Stadion voll war, es stimmt auch dass selbst beim Training durchschnittlich 20000 Zuschauer sind, aber um das Stadion von Kaiserslautern zu füllen genügen 50000 Zuschauer während die Chnaoua in der Lage sind für ein normales Meisterschaftsspiel den „5-juillet“ zu füllen. Was also die Anzahl betrifft ist es nicht das gleiche, aber in Kaiserslautern herrscht die gleiche Leidenschaft um die Mannschaft“ erzählt Daham, der sehr genau die Resultate von Mouloudia und dem ASMO in der Meisterschaft verfolgt. „Im Moment habe ich noch keine Parabolantenne bei mir installiert, ich begnüge mich die Resultate über Telefon zu erfahren während ich darauf warte ENTV zu Hause zu bekommen“ sagt Daham der uns verrät: „das Spiel USMB-MCA habe ich fast live verfolgt und ich denke dass mit einen Unentschieden zu starten im Endeffekt keine schlechte Affaire ist, dieses Unentschieden hat übrigens meine Enttäuschung über die Niederlage des ASMO im Derby von Oran ausgelöscht.“
Daham kann es kaum erwarten seinen deutschen Mitspielern das soziale Phenomen was der Mouloudia ist zu erklären. „Zuerst muss ich Deutsch lernen um all das erzählen zu können was ich erzählen möchte, das wird aber nicht mehr lange auf sich warten lassen, weil am Tag nach dem 2ten Spieltag werden die ausländischen Spieler des Vereins und ich auch einen Sonderlehrer bekommen“ erzählt Daham.