HERTHA BSC | Alles nur ein Fake
Stimmungspropaganda
(29.11.2005 - 08:49 Uhr) Das Berliner Olympiastadion ist ein imposantes Bauwerk. Auch wenn es das Flair der reinen Fußballstadien nicht erreicht. Aber der Stimmung in dem geschichtsträchtigen Bauwerk kann ja nachgeholfen werden. So jedenfalls am Sonntag beim Spiel der Hertha gegen Gladbach.
von Marc Basten
Es passierte in der zweiten Halbzeit beim Spiel gegen die Borussia aus Mönchengladbach. Berlin versuchte den Rückstand zu egalisieren und plötzlich hob sich die Stimmung im nicht übermäßig gefüllten Rund. Doch das Stimmungshoch war nicht der Begeisterung der Inhaber von tausenden Billigtickets geschuldet, die unters Volk geschleudert wurden, sondern kam schnöde aus den Lautsprechern.
Deutlich war es auf der Pressetribüne vernehmbar, dass der einschläfernde Gesang aus der Fankurve so gar nicht synchron mit den Anfeuerungsstürmen lief, die plötzlich echte Stimmung simulieren sollten. Hertha BSC, ein Club mit einem riesigen Einzugsgebiet und dem Anspruch, als Hauptstadtclub ein fast lebensnotwendiger Bestandteil der Bundesliga zu sein, muss Jubelgesänge vom Band einspielen. Stimmungspropaganda der untersten Schublade und noch dazu nicht erlaubt. Denn die DFL-Statuten sagen eindeutig aus, dass derartige Beschallungen während des Spiels nicht erlaubt sind.
Und auch das der Stadionsprecher nach der Parade von Fiedler gegen Polanski den Torwart mit einer fast schon geschrieenen Durchsage feierte – während das Spiel weiterlief und es sogar nochmals gefährlich wurde – ist nicht erlaubt.
Als Fußballfan kann man über solche Aktionen nur den Kopf schütteln. Nicht genug, dass in vielen Stadien durch Gimmicks auf der Anzeigetafel permanent vom Spiel abgelenkt oder wie in der Schalker Turnhalle per Videowürfel der Takt zum Klatschen angegeben wird. Nein, in Berlin sind auch die Fangesange ein Fake.
Aber vielleicht ist es ja nur eine technische Panne, ein Versehen. Schließlich konnte man sich wenige Monate vor der Fußball WM davon überzeugen, dass das Olympiastadion von einer WM-Tauglichkeit so weit entfernt ist, wie der 1. FC Köln von der Championsleague. Jedenfalls hält sich das Gerücht, dass auch heute noch einige Gladbacher Journalisten durch die Katakomben des Olympiastadions irren. Auf der Suche nach der Mixed-Zone für die Interviews, nach dem Mannschaftsbus oder schlicht und einfach nach einem Ausgang aus dem Irrgarten.
Hier muss in Berlin noch kräftig gearbeitet werden, denn wie sich unter solchen Umständen z.B. ein brasilianischer Medienvertreter zurechtfinden soll, ist ein Rätsel. Aber wenigstens kann man sich dann sicher sein, dass die Fans aus Südamerika für genügend Stimmung sorgen werden. Dann braucht es keine armseligen Fangesänge aus der Konserve...
Quelle: BZ
Stimmungspropaganda
(29.11.2005 - 08:49 Uhr) Das Berliner Olympiastadion ist ein imposantes Bauwerk. Auch wenn es das Flair der reinen Fußballstadien nicht erreicht. Aber der Stimmung in dem geschichtsträchtigen Bauwerk kann ja nachgeholfen werden. So jedenfalls am Sonntag beim Spiel der Hertha gegen Gladbach.
von Marc Basten
Es passierte in der zweiten Halbzeit beim Spiel gegen die Borussia aus Mönchengladbach. Berlin versuchte den Rückstand zu egalisieren und plötzlich hob sich die Stimmung im nicht übermäßig gefüllten Rund. Doch das Stimmungshoch war nicht der Begeisterung der Inhaber von tausenden Billigtickets geschuldet, die unters Volk geschleudert wurden, sondern kam schnöde aus den Lautsprechern.
Deutlich war es auf der Pressetribüne vernehmbar, dass der einschläfernde Gesang aus der Fankurve so gar nicht synchron mit den Anfeuerungsstürmen lief, die plötzlich echte Stimmung simulieren sollten. Hertha BSC, ein Club mit einem riesigen Einzugsgebiet und dem Anspruch, als Hauptstadtclub ein fast lebensnotwendiger Bestandteil der Bundesliga zu sein, muss Jubelgesänge vom Band einspielen. Stimmungspropaganda der untersten Schublade und noch dazu nicht erlaubt. Denn die DFL-Statuten sagen eindeutig aus, dass derartige Beschallungen während des Spiels nicht erlaubt sind.
Und auch das der Stadionsprecher nach der Parade von Fiedler gegen Polanski den Torwart mit einer fast schon geschrieenen Durchsage feierte – während das Spiel weiterlief und es sogar nochmals gefährlich wurde – ist nicht erlaubt.
Als Fußballfan kann man über solche Aktionen nur den Kopf schütteln. Nicht genug, dass in vielen Stadien durch Gimmicks auf der Anzeigetafel permanent vom Spiel abgelenkt oder wie in der Schalker Turnhalle per Videowürfel der Takt zum Klatschen angegeben wird. Nein, in Berlin sind auch die Fangesange ein Fake.
Aber vielleicht ist es ja nur eine technische Panne, ein Versehen. Schließlich konnte man sich wenige Monate vor der Fußball WM davon überzeugen, dass das Olympiastadion von einer WM-Tauglichkeit so weit entfernt ist, wie der 1. FC Köln von der Championsleague. Jedenfalls hält sich das Gerücht, dass auch heute noch einige Gladbacher Journalisten durch die Katakomben des Olympiastadions irren. Auf der Suche nach der Mixed-Zone für die Interviews, nach dem Mannschaftsbus oder schlicht und einfach nach einem Ausgang aus dem Irrgarten.
Hier muss in Berlin noch kräftig gearbeitet werden, denn wie sich unter solchen Umständen z.B. ein brasilianischer Medienvertreter zurechtfinden soll, ist ein Rätsel. Aber wenigstens kann man sich dann sicher sein, dass die Fans aus Südamerika für genügend Stimmung sorgen werden. Dann braucht es keine armseligen Fangesänge aus der Konserve...
Quelle: BZ