Aktien, ETFs und Co.

Jonny

Well-Known Member
Moin Leute,

kennt sich jemand in der Welt der Aktien aus? Warum haben ETFs mit Schwerpunkt Japan und Indien in den letzten Jahren so unfassbar gut abgeschnitten?



Hat das was mit den Wechselkursen zu tun? Muss man davon ausgehen, dass sich diese Fonds schnell auch in die andere Richtung bewegen können - also schneller als ein MSCI World Fonds?

Beste Grüße
 
Keine Aktien-Experten hier? :wink: Hab mittlerweile gelesen, dass Indiens Unternehmen wohl eher überbewertet sind. Bleibt noch die Frage zu Japan.
 
kennt sich jemand in der Welt der Aktien aus? Warum haben ETFs mit Schwerpunkt Japan und Indien in den letzten Jahren so unfassbar gut abgeschnitten?
Hat das was mit den Wechselkursen zu tun? Muss man davon ausgehen, dass sich diese Fonds schnell auch in die andere Richtung bewegen können - also schneller als ein MSCI World Fonds?
Was verstehst du unter Japan & Indien? Den jeweiligen MSCI Index?!
Da wäre der MSCI Japan Index im Vergleich zum World ein deutlicher underperformer.
Ziemlich genau 50% schlechter was die prozentuale Performance angeht als der MSCI World.
Bei Indien (MSCI India Index) siehts quasi genau andersrum aus. 50% ca. besser. Das hat schlicht mit dem Faktum zu tun, dass Indien einer der aufstrebendsten Märkte der Welt ist. Dieses Land befindet sich in der Wachstumsphase als Emerging Market. Im Emerging Market Index nimmt Indien inzwischen schon ca. 14% ein.
Länder die sich im starken Wachstum befinden, wachsen halt... haben aber auch ein deutlich höheres Risiko, da bei ausbleibendem Wachstum die Bewertung angepasst wird und das kann dann kräftig ausfallen.
Deswegen ... ja Indien ist mittelfristig etwas besser gelaufen als der MSCI World aber bei deutlich höherem Risiko.
Im Portfolio würde ich persönlich Indien nicht separat abbilden sondern als Teil des Emerging Markets Anteils und der Kern sollte der MSCI World sein.
Typisch ist da oft 80/20 70/30 oder einfach ein FTSE All World oder MSCI ACWI ... die liegen dann bei 90/10.
 
Danke dir! Ja, ich meinte den MSCI Japan. Bei Indien war es ein anderer Index, der von einem gut performanden ETF abgebildet wird (siehe Link oben).

Japan hatte die letzten 3 Jahre (annualisiert) eine bessere Performance als MSCI World. Aber langfristiger nicht, das hatte ich kürzlich noch mal recherchiert. Hast du also recht. Da ich bis zur Rente anlegen wollte, ist die langfristige Sicht natürlich wichtig - weshalb ich bei Indien und Japan trotz der jüngsten guten Performance auch eher erst mal vorsichtig bin.

Ich hatte mich halt gewundert, ob die bessere Performance in jüngster Zeit am Wechselkurs liegen könnte? Aber da scheint wenig drauf hinzudeuten.

Beim MSCI World hatte mich ein Berater der Verbraucherzentrale darauf hingewiesen, dass die eine starke US-Gewichtung haben und eine Diversifizierung angebracht wäre - die ich mit einem EU-Fonds „erledigt“ hoffe.

Was mir bei allem Vergleichen auch aufgefallen ist: Die Aktienmärkte vieler Länder und Regionen bewegen sich ziemlich im Gleichschritt und einzig die Ausschläge sind etwas höher oder geringer. (Ausnahmen wie China bestätigen die Regel :wink: ). Absicherung also eher durch andere Anlageklasse?
 
Wie investiert ihr eigentlich in die EFTs? Also wählt ihr Varianten, wo die Zinsen reinvestiert werden? Und nutzt ihr Online-Brooker oder Filial- oder Direktbanken?
 
Würde dir das gleiche sagen wie @Dr.BETZE im Wechselpilot Thread. Finanzfluss und Finanztip sind der way-to-go.
Wenn du dich mit ETFs beschäftigen willst (was imho eine sehr gute Idee ist) dann findest du dort die "beste Einführung" in das Thema.
Denn du beschäftigst dich aktuell mit imho völlig unwichtigen Dingen.

Der gute Mann von der Verbraucherzentrale hat dir zwar nichts falsches gesagt aber das kannst du getrost vergessen.
Die USA machen ca. 70% +/- im MSCI World aus. Dieser beinhaltet aber in der Regel 1500-1600 Firmen aus 23 Industrieländern (--> das ist schon sehr gut diversifiziert) die zudem - auch wenn die Gewichtung aktuell stark auf der USA liegt - zu einem großen Teil weltweit tätig sind. Das deren Sitz in den USA liegt ist dann imho nicht entscheidend.

Wenn du mehr Europa haben willst, dann solltest du einfach nen MSCI Europe oder Stoxx 600 dazupacken... ist aber alles (Fein-) Optimierung die imho nicht wirklich entscheidend ist, da du erst hinterher weißt ob es besser oder schlechter ist das zu tun. Womit man sich halt wohler fühlt.

Experten in dem Bereich sind Dr. Gerd Kommer (DER ETF Experte Nr.1), Andreas Beck, Christian W. Röhl (noch eher im Bereich Einzelaktien) und diverse weitere Personen.
Auf YouTube gibts oft Interviews zu sehen. Empfehlenswerte Channels: Finanzfluss, Mario Lochner, Finanztip, Aktienfinder, Aktiengram, Investflow etc.
 
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Wie investiert ihr eigentlich in die EFTs? Also wählt ihr Varianten, wo die Zinsen reinvestiert werden?

Und nutzt ihr Online-Brooker oder Filial- oder Direktbanken?
Online-Broker oder Direktbanken sind hier die deutlich bessere Wahl zu Filialbanken... und bloß keine Beratungstermine zu diesen Themen bei Banken machen. Die erzählen dir nur was das mit den ETFs für ein Käse ist und das ihr "MEGA-Teuer-und-schlecht-Perform-Fond" viel besser ist... weil sie natürlich was verdienen wollen. Stichwort: Interessenskonflikt
 
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@Pattelinho nicht falsch verstehen: die Fragen stelle ich mir eher aus „intellektuellem“ Interesse, aber die stehen jetzt nicht im Mittelpunkt meiner Entscheidungen.

Dein Argument „häufig weltweit tätig“ ist ein gutes! Der Berater der Verbraucherzentrale hatte sich keinesfalls von MSCI World abgeraten! Ganz im Gegenteil.

Und ja: ich hatte letztes Jahr auch ein Verkaufsgespräch (Beratung war das null) bei der Sparkasse. Zuhause dann in Ruhe auf die Kosten der empfohlenen Fonds geschaut - das war schon grenzwertig und zwar nicht nur im Vergleich zu ETFs.
 
Dein Argument „häufig weltweit tätig“ ist ein gutes! Der Berater der Verbraucherzentrale hatte sich keinesfalls von MSCI World abgeraten! Ganz im Gegenteil.
Hatte ich mir schon gedacht. Die wissen auch, dass es das beste Vehikel ist das man nutzen kann… und die „Problematik“ des Klumpenrisikos im World ist ja nicht gänzlich falsch, aber das sollte man echt nicht zu hoch hängen.

Und ja: ich hatte letztes Jahr auch ein Verkaufsgespräch (Beratung war das null) bei der Sparkasse. Zuhause dann in Ruhe auf die Kosten der empfohlenen Fonds geschaut - das war schon grenzwertig und zwar nicht nur im Vergleich zu ETFs.
Klar… die empfehlen dir halt nicht das was für dich am besten ist, sondern das wofür sie die größte Provision kassieren. Deswegen muss man sich um diese Dinge schon selbst kümmern… das ist aber alles kein Hexenwerk und keine Raketenwissenschaft.
 
Bei den ETF's gibt es auch Übersichtslisten in der die einzelnen Fonds nach Sternen gewichtet sind.
Ich selbst habe den ETF MSCI 1c world.
Da zahl ich monatlich was ein. In der Coronakrise hatte ich halt Glück, dass der Markt eingebrochen war und da habee ich zusätzlich ein paar Anteile gekauft.
Auf dessen Grund läuft er momentan richtig gut bei mir.
Hier mal die WKN Nummer: A1XB5U
Ich habe aktuell noch ein Mix zwischen ETF's und Aktien bei ca. 50:50 was für mich als eigentlich risikoärmeren Person ein wenig gewagt ist. Wenn die Aktien aktuell weiter so hoch gehen, dann werde ich eine Gewinnmitnahme machen und die Kohle auf meine ETF's verteilen., so dass ich bei 75:25 rauskomme. Ist auf lange Sicht besser für mich, da einige Aktin keine Dividende ausschütten. Trotz Gewinn.
 
Ich habe aktuell noch ein Mix zwischen ETF's und Aktien bei ca. 50:50
Die Aussage verstehe ich nicht ganz. ETFs sind ein Anlagevehikel und Aktien ist eine Assetklasse. Wenn die ETFs sich auf Aktien beziehen, hast Du 100 % Aktien (Assetklasse).
Ein Hinweis aus der Kapitalmarktforschung :wink: :
Wenn man immer 100 % in Aktien hat, beraubt man sich der Chance bei Rückgängen günstig nachzulegen.
Eine Aufteilung 70 % Aktien + 30 % Kontoguthaben oder risikoarme Anleihen mit regelmäßigem (viertel- oder halbjährlich) Rebalancing bringt eine ähnliche Rendite wie 100 % Aktien bei deutlich reduzierter Schwankungsbreite. Rebalancing bedeutet, regelmäßig die Gewichte wieder auf 70 : 30 anzupassen. Sind Aktien gestiegen, steigt deren Anteil auf über 70 % und man verkauft Aktien um das 70 : 30 Verhältnis wieder herzustellen. Sind Aktien gefallen, fällt deren Anteil auf unter 70 % und man kauft Aktien zu, um das 70 : 30 Verhältnis wieder herzustellen.

Persönlich habe ich für den Aktienblock eine Aufteilung 60 Welt / 30 Europa / 10 Emerging Markets
Innerhalb dieser Bereiche eine Beimischung der Stile Value und Quality.

Zwar etwas älter, aber von zeitloser Aktualität: :sunglasses:


Und hier noch ein Artikel aus dem Jahr 2012:

Disclaimer: Es handelt sich um eine Information und um keine Anlageberatung im Sinne des WpHG. Absicht des Posts ist nicht, Anleger hinsichtlich einer Anlageentscheidung zu beeinflussen, sondern eine persönliche Überzeugung zum Ausdruck zu bringen. Kapitalanlagen können zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.
 
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Die Aussage verstehe ich nicht ganz. ETFs sind ein Anlagevehikel und Aktien ist eine Assetklasse. Wenn die ETFs sich auf Aktien beziehen, hast Du 100 % Aktien (Assetklasse).
Einzelaktien haben aber gegenüber breit diversifizierten ETFs ein deutlich höheres Risiko.
Darauf wollte @Ruhrpottteufel imho hier hinaus. Es ist deutlich riskanter und weniger erfolgversprechend ein Portfolio anhand von einzelnen Aktien durch Stock picking und market Timing zusammenzustellen. Zudem ist die Volatilität deutlich höher. Was wieder zu einem schlechteren Rendite-Risiko Verhältnis führt. Je nach Studie schlagen über 90% der aktiven Einzelaktien Anleger ihre korrekt gewählte Benchmark NICHT (Quelle: hier). Deswegen halte ich seine Entscheidung zum überwiegenden Teil auf ETFs zu setzen für absolut richtig und nachvollziehbar.

Ein Hinweis aus der Kapitalmarktforschung :wink: :
Wenn man immer 100 % in Aktien hat, beraubt man sich der Chance bei Rückgängen günstig nachzulegen.
Eine Aufteilung 70 % Aktien + 30 % Kontoguthaben oder risikoarme Anleihen mit regelmäßigem (viertel- oder halbjährlich) Rebalancing bringt eine ähnliche Rendite wie 100 % Aktien bei deutlich reduzierter Schwankungsbreite. Rebalancing bedeutet, regelmäßig die Gewichte wieder auf 70 : 30 anzupassen. Sind Aktien gestiegen, steigt deren Anteil auf über 70 % und man verkauft Aktien um das 70 : 30 Verhältnis wieder herzustellen. Sind Aktien gefallen, fällt deren Anteil auf unter 70 % und man kauft Aktien zu, um das 70 : 30 Verhältnis wieder herzustellen.

Persönlich habe ich für den Aktienblock eine Aufteilung 60 Welt / 30 Europa / 10 Emerging Markets
Innerhalb dieser Bereiche eine Beimischung der Stile Value und Quality.
Als reiner passiver Anleger triffst du keine Voraussagen bzgl. der Entwicklung der Kurse. Natürlich muss man rebalancen um sein Risikoverhältnis wieder in die Ursprungsaufteilung zurückzubringen aber dafür muss ich kein Kapital zurückhalten. Wenn ich das Geld nicht kurzfristig brauche ist mir zum einen die Schwankungsbreite egal und zum anderen kann mir es in diesem Fall auch passieren das ich mit 30% meines Kapitalhebels sehhhr lange an der Seitenlinie stehe oder im schlimmsten Fall während meines Anlagehorizonts nie voll investiert bin. Die Opportunitätskosten dieses Vorgehens sind dann verschenkte Rendite und der Zinses-Zinseffekt kann nicht voll zum tragen kommen. Auch den genauen Zeitpunkt ab wann der drawdown tief genug ist um einzusteigen ist willkürlich zu wählen und entweder zu klein oder zu groß gewählt. Das Optimum trifft niemand und wenn dann ist es nur Glück gewesen. Würde persönlich davon abraten.
 
Einzelaktien haben aber gegenüber breit diversifizierten ETFs ein deutlich höheres Risiko.
Darauf wollte @Ruhrpottteufel imho hier hinaus. Es ist deutlich riskanter und weniger erfolgversprechend ein Portfolio anhand von einzelnen Aktien durch Stock picking und market Timing zusammenzustellen. Zudem ist die Volatilität deutlich höher. Was wieder zu einem schlechteren Rendite-Risiko Verhältnis führt. Je nach Studie schlagen über 90% der aktiven Einzelaktien Anleger ihre korrekt gewählte Benchmark NICHT (Quelle: hier). Deswegen halte ich seine Entscheidung zum überwiegenden Teil auf ETFs zu setzen für absolut richtig und nachvollziehbar.


Als reiner passiver Anleger triffst du keine Voraussagen bzgl. der Entwicklung der Kurse. Natürlich muss man rebalancen um sein Risikoverhältnis wieder in die Ursprungsaufteilung zurückzubringen aber dafür muss ich kein Kapital zurückhalten. Wenn ich das Geld nicht kurzfristig brauche ist mir zum einen die Schwankungsbreite egal und zum anderen kann mir es in diesem Fall auch passieren das ich mit 30% meines Kapitalhebels sehhhr lange an der Seitenlinie stehe oder im schlimmsten Fall während meines Anlagehorizonts nie voll investiert bin. Die Opportunitätskosten dieses Vorgehens sind dann verschenkte Rendite und der Zinses-Zinseffekt kann nicht voll zum tragen kommen. Auch den genauen Zeitpunkt ab wann der drawdown tief genug ist um einzusteigen ist willkürlich zu wählen und entweder zu klein oder zu groß gewählt. Das Optimum trifft niemand und wenn dann ist es nur Glück gewesen. Würde persönlich davon abraten.
Einzelaktien / ETF: Im Prinzip bin ich bei Dir. Kommt halt auf die Einzelwerte an. Wenn ich 15 Einzelwerte traditioneller Branchen mit einem Magnificient-7-lastigen ETF mische, sieht das vllt. anders aus.

Ich habe privat auch viele ETFs kombiniert mit einigen aktiven Fonds, die aber eher von Fondsboutiquen stammen, wo ich berufsbedingt direkten "Zugriff" auf den Manager habe, um zu verstehen, wie er Einzelwerte auswählt und wann er wie reagiert. Ohne diese Kontakte hätte ich vermutlich auch ausschließlich ETFs.

Mein 70:30-Rebalancing-Ansatz hat nichts mit Market-Timing zu tun. Davon halte ich auch überhaupt nichts: "The hall of fame of market timer is an empty place." Das ist ein völlig prognosefreier Ansatz. Ich bin in meinen Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass es eben keine deutliche Minderrendite bringt, durchschnittlich mit 30 % am Seitenrand zu stehen (die übrigens keine Null-Rendite bringen sondern im Bereich 3- bis 12-Monatsgeld rentieren). Dieser scheinbare Nachteil wird in Crashphasen (über)kompensiert, wo ich in den fallenden Markt immer wieder (z.B. wenn mein Aktienanteil durch die Marktbewegung auf 67 oder 68 gefallen ist), Stücke nachkaufe. Die Toleranzgröße ist natürlich auch vom Depotvolumen abhängig zu wählen, um mir nicht durch die Kosten von Mikroorders die Performance zu verhageln. Risikobetrachtet (z.B. Sharpe-Ratio) ist der 70:30-Rebalacing-Ansatz dem 100% Ansatz überlegen => Du erzielst über 70 % Prozent der Rendite hast aber nur 70 % vom Risiko.

Was ich für "Nicht-Profis" einen interessanten Ansatz finde, sind die sog. Pantoffel-Portfolios von Stiftung Warentest.
 
Mein 70:30-Rebalancing-Ansatz hat nichts mit Market-Timing zu tun. Davon halte ich auch überhaupt nichts: "The hall of fame of market timer is an empty place." Das ist ein völlig prognosefreier Ansatz. Ich bin in meinen Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass es eben keine deutliche Minderrendite bringt, durchschnittlich mit 30 % am Seitenrand zu stehen (die übrigens keine Null-Rendite bringen sondern im Bereich 3- bis 12-Monatsgeld rentieren). Dieser scheinbare Nachteil wird in Crashphasen (über)kompensiert, wo ich in den fallenden Markt immer wieder (z.B. wenn mein Aktienanteil durch die Marktbewegung auf 67 oder 68 gefallen ist), Stücke nachkaufe.
Doch es ist schon Market Timing, weil du darauf setzt, dass innerhalb deines Anlagehorizonts ein Crash kommt bei dem du deine Aktienquote auf 100% erhöhst. Rebalancing ist kein Market Timing, das stimmt. Aber nicht investiert zu sein mit einem Teil deines Kapitals ist eine Wette auf eine "bessere" Situation. Denn es gibt seit 1929 nur 5 Börsencrashs die als historisch angesehen werden (Weltwirtschaftskrise 1929-32, Schwarzer Montag 1987, Dotcom 2000, Finanzkrise 2007-08, Corona 2020). Nimm nur die Zeit von 2008-2020. Da hättest du 12 Jahre lang mit 30% deiner Mittel eine der lukrativsten Börsenzeiten verpasst. Das kompensierst du nicht mehr. Hängt halt auch vieles an der Definition Crash. Wann ist es für dich ein Crash? Bei 15%, 20%, 40%?

Ich weiß, das Dr. Andreas Beck (den ich sehr, sehr schätze) einen ähnlichen Ansatz fährt... das muss nicht falsch sein. Man muss halt Glück haben. Wir wissen es immer erst hinterher... für Privatanleger empfinde ich das alles halt einfach als aufwendiger und weniger effizient.

Risikobetrachtet (z.B. Sharpe-Ratio) ist der 70:30-Rebalacing-Ansatz dem 100% Ansatz überlegen => Du erzielst über 70 % Prozent der Rendite hast aber nur 70 % vom Risiko.
Daher kann ich persönlich auch mit diesem Satz nicht viel anfangen. Ich halte die Schlussfolgerung "dem 100% Ansatz überlegen" für falsch.

Denn selbst wenn ich deinen letzten Satz als zutreffend ansehe muss ich mich schon fragen, wieso sollte ich mich mit 70-75% der Marktrendite zufrieden geben?
Denn mein Risiko bei der Anlage in einen MSCI World und einem Anlagehorizont von 15 Jahren ist so gering, das eine Reduzierung von 70% praktisch keinen Mehrwert bietet zu Kosten von 25-30% Rendite.

Aber nichts für ungut. :sunglasses: Bin auch nicht allwissend.
Du kannst damit besser fahren und es ist allemal besser als ETFs gänzlich zu meiden aber ich würde sagen die Wahrscheinlichkeit ist geringer.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Pattelinho und @French-FCK-Fan

Interessante Diskussion! Was mich als ETF-Neuling ja noch sehr beschäftigt, ist die Frage, wann man am besten einsteigt. Ihr habt das ja schon am Rande diskutiert (30% zurückhalten und dann nach Krisen einsteigen - oder 100% sofort).

Bei MSCI World oder MSCI Europa ETFs sehe ich da kein großes Problem. Die jeweiligen Indizes haben ja eine recht kontinuierliche Wertentwicklung gehabt in den letzten 30 Jahren (mir sind die Folgen klar, wenn morgen Corona 2.0 ausbricht. Sicherheit gibts nie bei Aktien oder höchstens nur langfristig). Beim MSCI Emerging Markets gibt es jedoch immer wieder große Schwankungen.

Muss man da einfach etwas die "Vorsicht" abschalten, wenn man seinen 10 - 20% Emerging Market Portfolio-Anteil kaufen will? Weil bei einer langfristigen Anlage von 20, 30 Jahren wäre ein zeitnaher Fall basierend auf Erfahrungen der letzten Jahrzehnte schnell wieder reingeholt? Und weil die Aktienmärkte sich ja weltweit recht im Gleichschritt bewegen. Heißt: Selbst wenn die Emerging Markets jetzt stark sinken, sinken wahrscheinlich auch die weltweiten Börsen (nicht zwingend kausaler Zusammenhang) und dann ist ein starker Kurssturz beim 10/20% Anteil absolut betrachtet ähnlich groß (jedenfalls nicht mehr so auffallend groß wie auf den ersten Blick) wie ein kleinerer Kurssturz beim 80/90% Anteil des Portfolios?

Oder ums kurz zu machen: Gibt es Faustformeln, wann man gut einsteigen sollte? Ich befürchte, eher nicht?
 
Kurz gesagt: Nein, denn diese Thematik wird dir durch deine Rendite kompensiert. Gäbe es diese Thematik nicht hättest du keine Marktrendite die deutlich über der Inflation liegt und Aktien wären nicht die ertragreichste Assetklasse die es gibt.

Etwas weiter noch gefasst… wer in die Assetklasse Aktien investiert, tut dies weil er die Marktmechanismen kennt und grundsätzlich von einer Entwicklung ausgeht die der Entwicklung der letzten 120 Jahre entspricht. Er glaubt daran, dass Firmen Produkte oder Dienstleistungen entwickeln die irgendjemand als Problemlösung wahrnimmt und haben möchte. Solange dies der Fall ist geht man von Wachstum aus weil der Prozess und diese Theorie ja nicht plötzlich stoppt und es ein menschliches Grundbedürfnis ist sich weiterzuentwickeln und seinen Lebensstandard zu heben. Diese Geschichte macht auch auf logischer Basis schnell klar warum ein invest in einzelne Firmen riskanter ist als in den ganzen Markt. Denn bei einzelnen kannst du auf das falsche Pferd setzen, beim Markt setzt du auf eine grundsätzliche Entwicklung.

Black Swan Ereignisse… also Ereignisse die global negativ sind aber nicht vorhersehbar waren gab es immer und wird es immer geben. Man muss nur das mindset mitbringen dass man diese Ereignisse als Chance und nicht als Katastrophe wahrnimmt. Denn es wird sich wieder erholen/normalisieren.

Das hat alles viel mit Psychologie zu tun. Deswegen ist viel wichtiger dass du gut damit schlafen kannst. Auch in schlechteren Zeiten. Wenn du dich sicherer fühlst wenn du langsamer dran gehst ist das alle mal besser als zu viel zu wollen und dann bei der ersten Krise wieder panisch zu fliehen oder nicht anzufangen.

Diese anderen Diskussionen beschäftigen sich unterm Strich mit etwas mehr oder weniger Output am Ende. Aber entscheidend ist es überhaupt nen Output zu kreieren.

Etwas konkreter bzgl. der Emerging Markets. Diese Märkte sind eben keine Industrienationen und daher weniger genau vorhersehbar. Politische Risiken sind hier vor allem ein Problem. Deswegen wirst du immer mehr Risiken dort haben und dadurch aber auch eine höhere zu erwartende Rendite… Schau auf die letzten Jahre: Die EM haben sich überhaupt nicht positiv ausgewirkt… die Jahre davor aber sehr deutlich. Damit muss man leben können/wollen oder man lässt sie einfach weg.
 
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