Am 15. April jährt sich die Katatstrophe von Hillsborough zum 20. Mal. Ich finde es an der Zeit nochmal an die Katastrophe und deren Verstorbenen zu erinnern.
Was war passiert?
Am 15.04.1989 sollte das FA-Cup Spiel FC Liverpool - Nottingham Forrest im Hillsborough Stadion von Shefield Wednesday FC stattfinden. Durch Bauarbeiten auf der Autobahn von Liverpool in Richtung Sheffield kamen viele der Liverpooler Anhänger sehr spät am Stadion an und wollten noch rechtzeitig zum Spielbeginn ins Stadion kommen, so, dass sich ein großer Menschenauflauf vor den Toren der "Leppings Lane Terrace", der Gäste- Tribüne des Stadions bildete. Da auch Anhänger ohne Tickets, bzw. mit falschen Tickets anreisten standen schnell mehrere Tausend Menschen vor dem Einlasstor der Tribüne.
Da für die komplette Tribüne gerade mal 7 Drehkreuze vorhanden waren und die Kontrollen sehr streng waren ging es dann auch kaum Vorwärts. In der recht schmalen Strasse bildete sich ein derartiger Andrang, dass Anhänger ohne Ticket nicht zurück geschickt werden konnten und der Druck von Aussen erhöhte sich schnell, vor allem als das Spiel, trotz der wartenden Anhänger pünktlich angepfiffen wurde.
Foto: Wikipedia.org
Der diensthabende Polizeikommandant David Duckenfield gab darauf hin den Befehl ein Ausgangstor zu öffnen, um den Druck von den Drehkreuzen zu nehmen. Daraufhin strömten Massen von Fans relativ unkontrolliert ins Stadion und bahnten sich den kürzesten Weg zu den Blöcken. Dieser führte zu den beiden zentralen Blöcken der Tribüne. Eigentlich waren diese mit Gittern versehen, für den Fall, dass der Block bereits voll sein sollte, doch an diesem Tag war die Polizei an diesen Gittern nicht vor Ort. Weshalb, das konnte nie geklärt werden.
So drängten die Fans von der Strasse immer weiter in die beiden bereits hoffnungslos überfüllten Blocks, während die beiden äusseren Blocks kaum mit Zuschauern besetzt waren.
Zu dieser Zeit waren britische Stadien eine Festung gegen Hooligans und oft in baulich schlechtem Zustand. So auch Hillsborough. Zwar gab es kleine Fluchttore im vorderen Bereich der Blöcke, doch waren diese aus Angst vor Feldstürmungen fest verschlossen und mit einer ca. 50 cm hohen Bande versehen. Dies war eine Reaktion auf den Beginn der 80er Jahre in England aufkommenden Hooliganismus und vor allem auf die Katastrophe im Heysel Stadion in Brüssel während des Finales im Landesmeistercup 1985 zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool als auf Grund von Ausschreitungen 39 Menschen ums Leben kamen.
Der bauliche Zustand des Hillsborough Stadions war erbärmlich, durch den Druck im Block wurden die wenigen anwesenden Wellenbrecher aus dem Boden gerissen und verbogen.
Wenige Minuten nach Beginn des Spiels wurden die Menschen im Block mit aller Macht gegen die Zäune gedrückt und die ersten Menschen versuchten über die Zäune zu klettern oder sich nach oben in den Sitzplatzbereich ziehen zu lassen.
Trotz ausgezeichneter Videoüberwachung des Blocks und Polizei vor den Blocks ging man bei der Polizei anfangs davon aus, dass die Liverpooler Zuschauer einen Feldsturm vorbereiten würden. Duckenfield war nicht mehr Herr der Lage und verfiel in eine Art Schockstarre. Erst langsam reagierte die Polizei und ließ 6 Minuten nach Beginn des Spieles selbiges unterbrechen und die Blöcke öffnen. Da die Fluchttüren kaum einen Meter breit und pro Block nur ein Fluchttor anwesend war reichte dies kaum aus die Menschen aus ihrer Lage zu befreien.
Quelle: Wikipedia.org
Die Polizei war mit den Rettungsmaßnahmen völlig überfordert und vor allem erstmal auf Verteidigung eingerichtet. Krankenwagen waren zwar in Reihen vor dem Stadion geparkt, wurden aber aus Sorge vor Krawallen nicht in den Innenraum gelassen. Professionelle Wiederbelebung und Versorgung der Opfer mit Sauerstoff kam kaum vor. Viele Fans nutzten Werbebanden zum Abtransport von Verletzen und Toten. Viele Fans versuchten andere wiederzubeleben.
An diesem Tage starben 94 Liverpooler Fans im Stadion, zwei weitere sollten noch Folgen. Mehr als 700 wurden verletzt.
Foto: Wikipedia.org
Die Folgen:
Die Aufklärung des Unglücks gehört wohl zu den schwärzesten Stunden in der Geschichte der britischen Polizei. Der für den Einsatz verantwortliche Polizist David Duckenfield ließ noch während der Aufräumarbeiten Angehörige und Opfer des Unglücks vernehmen und vor allem immer wieder auf den Alkoholkonsum und die Gewaltbereitschaft der Opfer befragen. Er selbst wies seine Mitarbeiter an auszusagen, dass Liverpooler Fans das Ausgangstor gestürmt und somit die Welle verursacht hätten. Es war eine Verteidigungsstrategie, die man bis zu den Prozessen, die zu den größten in der Geschichte des Königsreichs zählen, aufrechterhielt.
Eine ebenfalls unrühmliche Episode in den Qualen der Opfer und Angehörigen spielte die Zeitungs The SUN. Nur wenige Tage nach dem Unglück erschien auf der Titelseite ein ganzseitiger Artikel mit dem Titel:
Die Wahrheit!
Einige Fans bestohlen die Opfer!
Einige Fans urinierten auf die tapferen Retter!
Einige Fans verprügelten Polizisten während der Wiederbelebung!
All dies wurde auf Aussage eines einzelnen Polizisten behauptet, obwohl es nie nachgewiesen werden konnte. Auch wenn die SUN sich später halbherzig bei den Opfern und ihren Angehörigen entschuldigte so brach die Auflage der Zeitung in der Liverpooler Region von ehemals 400.000 auf heute rund 12.000 ein. Der verantwortliche Chef- Redakteur, der maßgeblich an der Veröffentlichung interessiert war lehnt bis heute jegliche Entschuldigung ab.
Die bis heute am besten sichtbare Folge der Hillsborough Katastrophe ist die Stadienlandschaft der Insel. In der Folge wurden die Stadien der Premiere League in rein Sitzstadien umgewandelt. Die Zäune, die bei dieser Katastrophe so vielen Menschen zum Verhängnis wurden, wurden abgeschafft.
Zum Schluss möchte ich Euch noch das Doku-Drama "Hillsborough" zu diesem Thema empfehlen, diese gibt es auf verschiedenen Sendern im Internet gratis anzusehen.
"Remember the 96"
Was war passiert?
Am 15.04.1989 sollte das FA-Cup Spiel FC Liverpool - Nottingham Forrest im Hillsborough Stadion von Shefield Wednesday FC stattfinden. Durch Bauarbeiten auf der Autobahn von Liverpool in Richtung Sheffield kamen viele der Liverpooler Anhänger sehr spät am Stadion an und wollten noch rechtzeitig zum Spielbeginn ins Stadion kommen, so, dass sich ein großer Menschenauflauf vor den Toren der "Leppings Lane Terrace", der Gäste- Tribüne des Stadions bildete. Da auch Anhänger ohne Tickets, bzw. mit falschen Tickets anreisten standen schnell mehrere Tausend Menschen vor dem Einlasstor der Tribüne.
Da für die komplette Tribüne gerade mal 7 Drehkreuze vorhanden waren und die Kontrollen sehr streng waren ging es dann auch kaum Vorwärts. In der recht schmalen Strasse bildete sich ein derartiger Andrang, dass Anhänger ohne Ticket nicht zurück geschickt werden konnten und der Druck von Aussen erhöhte sich schnell, vor allem als das Spiel, trotz der wartenden Anhänger pünktlich angepfiffen wurde.
Foto: Wikipedia.org
Der diensthabende Polizeikommandant David Duckenfield gab darauf hin den Befehl ein Ausgangstor zu öffnen, um den Druck von den Drehkreuzen zu nehmen. Daraufhin strömten Massen von Fans relativ unkontrolliert ins Stadion und bahnten sich den kürzesten Weg zu den Blöcken. Dieser führte zu den beiden zentralen Blöcken der Tribüne. Eigentlich waren diese mit Gittern versehen, für den Fall, dass der Block bereits voll sein sollte, doch an diesem Tag war die Polizei an diesen Gittern nicht vor Ort. Weshalb, das konnte nie geklärt werden.
So drängten die Fans von der Strasse immer weiter in die beiden bereits hoffnungslos überfüllten Blocks, während die beiden äusseren Blocks kaum mit Zuschauern besetzt waren.
Zu dieser Zeit waren britische Stadien eine Festung gegen Hooligans und oft in baulich schlechtem Zustand. So auch Hillsborough. Zwar gab es kleine Fluchttore im vorderen Bereich der Blöcke, doch waren diese aus Angst vor Feldstürmungen fest verschlossen und mit einer ca. 50 cm hohen Bande versehen. Dies war eine Reaktion auf den Beginn der 80er Jahre in England aufkommenden Hooliganismus und vor allem auf die Katastrophe im Heysel Stadion in Brüssel während des Finales im Landesmeistercup 1985 zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool als auf Grund von Ausschreitungen 39 Menschen ums Leben kamen.
Der bauliche Zustand des Hillsborough Stadions war erbärmlich, durch den Druck im Block wurden die wenigen anwesenden Wellenbrecher aus dem Boden gerissen und verbogen.
Wenige Minuten nach Beginn des Spiels wurden die Menschen im Block mit aller Macht gegen die Zäune gedrückt und die ersten Menschen versuchten über die Zäune zu klettern oder sich nach oben in den Sitzplatzbereich ziehen zu lassen.
Trotz ausgezeichneter Videoüberwachung des Blocks und Polizei vor den Blocks ging man bei der Polizei anfangs davon aus, dass die Liverpooler Zuschauer einen Feldsturm vorbereiten würden. Duckenfield war nicht mehr Herr der Lage und verfiel in eine Art Schockstarre. Erst langsam reagierte die Polizei und ließ 6 Minuten nach Beginn des Spieles selbiges unterbrechen und die Blöcke öffnen. Da die Fluchttüren kaum einen Meter breit und pro Block nur ein Fluchttor anwesend war reichte dies kaum aus die Menschen aus ihrer Lage zu befreien.
Quelle: Wikipedia.org
Die Polizei war mit den Rettungsmaßnahmen völlig überfordert und vor allem erstmal auf Verteidigung eingerichtet. Krankenwagen waren zwar in Reihen vor dem Stadion geparkt, wurden aber aus Sorge vor Krawallen nicht in den Innenraum gelassen. Professionelle Wiederbelebung und Versorgung der Opfer mit Sauerstoff kam kaum vor. Viele Fans nutzten Werbebanden zum Abtransport von Verletzen und Toten. Viele Fans versuchten andere wiederzubeleben.
An diesem Tage starben 94 Liverpooler Fans im Stadion, zwei weitere sollten noch Folgen. Mehr als 700 wurden verletzt.
Foto: Wikipedia.org
Die Folgen:
Die Aufklärung des Unglücks gehört wohl zu den schwärzesten Stunden in der Geschichte der britischen Polizei. Der für den Einsatz verantwortliche Polizist David Duckenfield ließ noch während der Aufräumarbeiten Angehörige und Opfer des Unglücks vernehmen und vor allem immer wieder auf den Alkoholkonsum und die Gewaltbereitschaft der Opfer befragen. Er selbst wies seine Mitarbeiter an auszusagen, dass Liverpooler Fans das Ausgangstor gestürmt und somit die Welle verursacht hätten. Es war eine Verteidigungsstrategie, die man bis zu den Prozessen, die zu den größten in der Geschichte des Königsreichs zählen, aufrechterhielt.
Eine ebenfalls unrühmliche Episode in den Qualen der Opfer und Angehörigen spielte die Zeitungs The SUN. Nur wenige Tage nach dem Unglück erschien auf der Titelseite ein ganzseitiger Artikel mit dem Titel:
Die Wahrheit!
Einige Fans bestohlen die Opfer!
Einige Fans urinierten auf die tapferen Retter!
Einige Fans verprügelten Polizisten während der Wiederbelebung!
All dies wurde auf Aussage eines einzelnen Polizisten behauptet, obwohl es nie nachgewiesen werden konnte. Auch wenn die SUN sich später halbherzig bei den Opfern und ihren Angehörigen entschuldigte so brach die Auflage der Zeitung in der Liverpooler Region von ehemals 400.000 auf heute rund 12.000 ein. Der verantwortliche Chef- Redakteur, der maßgeblich an der Veröffentlichung interessiert war lehnt bis heute jegliche Entschuldigung ab.
Die bis heute am besten sichtbare Folge der Hillsborough Katastrophe ist die Stadienlandschaft der Insel. In der Folge wurden die Stadien der Premiere League in rein Sitzstadien umgewandelt. Die Zäune, die bei dieser Katastrophe so vielen Menschen zum Verhängnis wurden, wurden abgeschafft.
Zum Schluss möchte ich Euch noch das Doku-Drama "Hillsborough" zu diesem Thema empfehlen, diese gibt es auf verschiedenen Sendern im Internet gratis anzusehen.
"Remember the 96"