Vom ändern der grundsätzlichen Strategie war nie die Rede.
Das wir unter Runjaic die Gegentore aber immer wieder auf die gleiche Art und Weise bekommen ist Fakt und daran konnte er nichts ändern.
Genauso wenig daran, dass wir es ständig schaffen Führungen aus der Hand zu geben bzw es nicht schaffen mal das 2:0 zu machen.
Wir haben in dieser Saison schon vier Führungen kurz vor Schluss verspielt:
- Ca. 89.: In Sandhausen bekommen wir ein Fernschusstor, kaum Gegenwehr der Außenverteidigung, viel Platz zum Schießen
- Ca. 85.: In Aalen bekommen wir nach Ballverlust im Mittelfeld (Younes) einen Konter mit unberechtigtem Elfer im Anschluss.
- Ca. 75.: In Heidenheim erneut Ballverlust im Mittelfeld (wieder Younes) und trotz eigener Überzahl erhält Schnatterer zu viel Platz
- Ca. 88.: Gegen Bochum bekommen wir den Ausgleich durch ein Freistoßtor ohne große Gegenwehr, nachdem Löwe zuvor überhart einstieg
Ich sehe das Hauptproblem nicht im taktischen Verhalten, sondern im individuellen Verhalten der Spieler nach Führungen. Hier fehlte es nachweislich in jedem Spiel, in dem eine Führung aus der Hand gegeben wurde, an der nötigen Aufmerksamkeit und Spannung. Aussagen wie die von Jacob nach dem gestrigen Spiel belegen das genau wie meine Auflistung dieser vier Spiele: Natürlich passieren Fehler und wiederholen sich Fehler, aber zunächst muss diese Mannschaft auch Fehler machen und Fehler vielleicht auch mehrmals machen dürfen (Entwicklungsprozess). Diese Fehler abzustellen und zu minimieren, ist Aufgabe des Trainers und natürlich der Spieler selbst. Meiner Meinung nach ist noch viel zu wenig Zeit vergangen, als dass man von Stagnieren etc. sprechen kann, zumal nach der letzten Saison (mit ganz anderen Spielverläufen und Gegentoren) ein Schnitt gemacht wurde.
Viel wichtiger angesichts der verspielten Führungen diese Saison ist, dass
1. alle Gegentore zu verhindern waren, weil wir stets in Überzahl waren (KEIN TYPISCHES Kontertor o.Ä. - wie in Nürnberg)
2. wir stets zu weit weg vom Gegenspieler standen und in den Zweikämpfen nicht zwingend genug waren (gerade im Vergleich zu Spielsituationen zuvor)
Es gilt also diese Aufmerksamkeit über nahezu 90 Minuten aufrecht zu erhalten und es gilt unsere eigenen Chancen konsequenter zu nutzen. Wo ich dabei v.a. ansetzen würde, ist bei unseren geschossenen Toren über den bisherigen Saisonverlauf: Viele davon sind auf geradlinigem Weg entstanden! Das muss man sich mal vergegenwärtigen: Wir spielen oftmals spektakulär, haben lange Ballstafetten, aber die meisten Tore entstanden über einen einfachen Doppelpass, eine Flanke, einen Standard oder einen Fernschuss.
Viel zu wenig davon haben wir gestern umsetzen können. Dabei waren beide Tore schnörkellos und beispielhaft dafür. Gerade Jacob fackelt einfach nicht lange vorm Tor, was mir an sich gefällt.
Wir müssen nicht alles immer nur spielerisch und mit großem Zauberwerk lösen. Hätte mir gewünscht, dass wir gestern - genau wie bei den beiden Toren - viel mehr über die Außen spielen (gerade mit einem Mann wie Lakic im Zentrum), dass wir nicht immer nach innen ziehen (v.a. Younes!), nochmal quer legen, nur um nicht den Ball zu verlieren...
Mir hat das Spiel vs. Bochum im Zusammenhang des bisherigen Saisonverlaufs gezeigt, dass es für Platz 1-2 sehr hart werden wird und wir vermutlich maximal um Platz 3 spielen werden. Gegen RB Leipzig noch sehr reif wirkend, zeigten wir uns gegen Bochum in entscheidenden Phasen wieder naiv und nicht mit der nötigen Spannung.
Ich finde diese Schwankungen grundsätzlich normal für so eine junge Mannschaft. Sie sind nervend, aber sie sind auch Teil des Prozesses. Wir müssen nur zusehen, nachhaltige Fortschritte zu machen - nicht nur ein verbessertes Abwehrverhalten über ein paar Spiele wie zuletzt oder ein kurzzeitiges Aufflackern von guter Chancenverwertung (im Pokal). Aber um das zu beurteilen, ist es m.M.n. noch viel zu früh. Bislang macht der Coach vieles richtig.
Die Verletzungen/Ausfälle von Ring und Demirbay haben uns zudem offensichtlich zugesetzt. Über mehrere Spiele sieht man nun erst, wie schwer der Verlust eines so starken Bindungsspielers wie Ring (zudem formstark) im Mittelfeld wiegt. Das kann man über 1-2 Spiele mal ausgleichen, nicht aber, wenn es insgesamt ohnehin nicht ganz rund läuft, weitere Rückschläge kommen, einige Spieler auch etwas platt wirken. Jenssen war gestern zusammen mit Matmour in unserem Mittelfeld noch am besten. Alle anderen haben oft die falschen Entscheidungen getroffen, den richtigen Zeitpunkt zum Abspiel oder Torschuss verpasst.
Das 2-2 geht am Ende sogar in Ordnung (gerade mit Blick auf das nicht gegebene 0-2), dabei hätte man Bochum eigentlich aus dem Stadion schießen müssen, wovon ich überzeugt war. Leider fehlt dem Team aber noch die nötige Reife, Konstanz und auch in einzelnen Mannschaftsteilen ein Stück weit Erfahrung und/oder Qualität, um die ersten Plätze anzuvisieren. Wenn dem so wäre, hätten wir den ersten Platz längst inne. Haben wir aber nicht - sch... auf die Tabelle! So erfreuen wir uns doch in erster Linie an überwiegend beherztem und oft gutem Fußball mit der Hoffnung, dass wir am Ende ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden.