Weihnachtsgeschenk mit Hindernissen
Nur Amazon-Prime-Kunden konnten Karten für das Mark-Forster-Konzert in Kaiserslautern gewinnen
Von Frank Pommer
Weihnachtszeit ist Geschenke-Zeit – dachten sich wohl auch der SWR und der Versandriese Amazon und beschenkten die Musikfreunde mit zwei Konzerten in Speyer und in Kaiserslautern. Der SWR verloste die Karten für ein Konzert der Toten Hosen in der Gedächtniskirche am Samstagabend, bei Amazon konnte man Karten für ein Heimspiel von Mark Forster im Cotton Club der Kaiserslauterer Kammgarn gewinnen.
An sich eine gute Sache, sollte man denken. Zumindest eine Win-win-Situation für die Alt-Punker aus Düsseldorf und den in Baden-Baden beheimateten Sender SWR 3. Der sammelte kräftig Image-Pluspunkte nicht nur bei den 300 Hörern, die das Glück hatten, in Speyer dabei zu sein. Und die Hosen waren so präsent wie lange nicht mehr im Radio. Gewinnen konnte man nur, wenn man nach einem Song der Band anrief. Und da mehrmals am Tag Karten unter die Leute gingen, waren auch mehrfach Hosen-Songs zu hören. So haben dann eben alle etwas davon.
Etwas komplizierter ist die Situation bei dem Mark-Forster-Konzert in Kaiserslautern. Dass ein Auftritt des Sängers aus der Nordpfalz in Kaiserslautern immer etwas ganz Außergewöhnliches ist, bewies schon sein letztes reguläres Konzert, das innerhalb von Minuten ausverkauft war. Die Pfälzer lieben ihren Mark, und er erzählt überall in der großen weiten Welt, in der er sich mittlerweile meistens aufhält, wie sehr er seine pfälzische Heimat und vor allem den 1. FC Kaiserslautern liebt.
Amazon durfte also davon ausgehen, dass das Interesse an den wenigen Karten, die für die kleine Location in Kaiserslautern zur Verfügung standen, riesig sein würde. Auch gegen dieses berechnende Kalkül ist grundsätzlich nichts einzuwenden, hätte die Sache dann nicht doch einen ziemlich dicken Haken: Teilnehmen an der Verlosung konnten nur Amazon-Prime-Kunden. Wer keine Prime-Kunde war und dennoch zu Mark Forster wollte, musste also ein Abo abschließen. Derzeit kostet ein Prime-Abo bei Amazon 69 Euro im Jahr. Da wird dann aus einem Geschenk sehr schnell eine teure Angelegenheit, es sei denn, man hat die Chance genutzt, das Abo für einen Monat lang kostenlos zu testen. Und auch die wenigen Restkarten, die am Montagabend angeblich noch verfügbar waren, bleiben etwas rätselhaft. Die für das Konzert zuständige Agentur „Superneo“ spricht zwar von einer Abendkasse, an der Restkarten erhältlich gewesen seien, betont aber zugleich: „Es wurden keine Karten verkauft.“ Vielmehr habe jeder, „auch nicht Prime Mitglieder, kostenlos am Konzert teilnehmen können“. Wie viele das dann tatsächlich waren, darüber will man allerdings keine Auskunft geben. „Zahlen kommunizieren wir generell nicht“, heißt es auf unsere Anfrage.
Dass die glücklichen Gewinner – zu denen offensichtlich auch einige wohl eher eingeladene Prominente gehörten –, ihren Spaß mit Mark Forster hatten, soll gar nicht bezweifelt werden. Trotzdem darf man die Frage stellen, warum sich der sonst so sympathisch rüberkommende Sänger so vor den Karren eines Internet-Giganten spannen lässt, der ja nun alles andere als unumstritten ist. Zumal der Pfälzer Sänger ja – anders als die Toten Hosen bei SWR 3 – außer vielleicht einer Abendgage nicht unbedingt etwas von dieser Aktion hat.
Zugutehalten muss man Mark Forster jedoch, dass er nicht der einzige ist, der mit Amazon zusammenarbeitet. So haben beispielsweise auch die Fantastischen Vier in München ein Konzert gegeben, für das auch nur Prime-Kunden Karten gewinnen konnten.
Für uns als Redaktion jedenfalls waren diese Bedenken ausschlaggebend für unsere Entscheidung, nicht von dem Konzert zu berichten. Dafür freuen wir uns auf das nächste Jahr, wenn Mark Forster endlich sein erstes Open-Air-Konzert auf dem Kaiserslauterer Betzenberg geben wird.
Viele schöne Erinnerungen
Seit 15 Jahren lebt der deutsche Popsänger Mark Forster (36) in Berlin, doch seine westpfälzische Heimat liegt ihm noch am Herzen, was zahlreiche Besuche in seinem Heimatort Winnweiler und in Kaiserslautern belegen. Am Montagabend war er für ein Konzert in der Barbarossastadt, in der er „noch superviele Freunde hat“, wie er im Interview verrät: „Heimat bleibt, wo man herkommt.“
Gern schaut Forster bei Besuchen in Kaiserslautern im Fritz-Walter-Stadion vorbei – das letzte Spiel, das er im Stadion gesehen hat, sei allerdings eine Weile her: „Viel weiter weg als ich kann man nicht wohnen.“ Als der FCK noch gegen die Berliner Vereine spielen konnte, habe er sich die Spiele dort angesehen: „Aber als Musiker bin ich ja gerade am Wochenende oft unterwegs.“ Er freue sich, im kommenden Sommer auf dem Betzenberg auftreten zu können, die Terminabstimmung sei gerade in finalen Zügen. Dem Verein bleibt Forster treu: „Wenn man von hier kommt und FCK-Fan ist, dann ist das so.“
Er habe „großes Glück“, sowohl in Hallen als auch in kleinen Clubs spielen zu können. Bis heute ist ihm ein Auftritt mit seiner Schülerband aus dem Jahr 2002 im Cotton Club der Kammgarn im Gedächtnis. Im Irish House auf der Eselsfürth und im Kammgarn Kasino habe er ebenfalls schon auf der Bühne gestanden. Forster: „Ich mag so kleine Konzerte gern, wenn man die Zwischenrufe hört und darauf reagieren kann.“ Noch eine gute Nachricht für die Westpfälzer Fans: „Ich versuche bei Club-Touren gezielt, nach Kaiserslautern zu kommen. Die Band weiß, dass es hier ziemlich sicher ein geiler Abend wird.“
Er erinnere sich gerne an seine Zeit in der Westpfalz und Kaiserslautern zurück, sagt er schmunzelnd: „Ich war als Junge ziemlich viel am Pfalztheater und hab’ dort die Königin auf der Sänfte getragen, viel Statisterie gemacht.“ Da Winnweiler für sein Nachtleben nicht gerade bekannt sei, habe es ihn immer wieder nach Kaiserslautern gezogen – „aber meistens nie so wirklich lang. Die letzte Regionalbahn ging um 21.38 Uhr“, erinnert er sich lachend, „und der erste Zug gegen 4 Uhr.“
Überhaupt: „An vielen Ecken Kaiserslauterns sind für mich Erinnerungen versteckt.“ Einige davon haben es sogar in seine Lieder geschafft. So heißt es in „Einmal“ beispielsweise „... Mit Tequila-Shots drin und zu dritt an die Ampel kotzten ...“. Forster: „Die Ampel war in Kaiserslautern – und seitdem trinke ich kein Tequila mehr.“ Viele Erinnerungen aus seiner Jugendzeit habe er in seinen Songs aufgegriffen, Gutes, „aber auch verpasste Chancen“.bgi
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 287 Mittwoch, den 11. Dezember 2019