Teufelsanbeterin
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Kapitän hat wieder ein Schiff
FUSSBALL: Timo Wenzel zieht seine Lehren aus einem bösen Formtief
KAISERSLAUTERN (zkk). Timo Wenzel, lange Zeit ein Kapitän ohne Schiff, ist zurück auf der Kommandobrücke. Der Verteidiger ist beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern wieder erste Wahl, muss sich am Samstag (15.30 Uhr) im Auswärtsspiel beim Hamburger SV aber neu beweisen.
„Als Lucien Mettomo in Stuttgart die rote Karte bekam, da habe ich mir schon ausgerechnet, dass ich spielen würde. Hätte ich wieder nicht gespielt, meine Probleme wären noch größer geworden", sinniert Wenzel.
Er hat gespielt, beim 2:1 gegen Hansa Rostock erstmals seit dem 20. November 2004 wieder einen Platz in der Lauterer Startelf gefunden und ein befriedigendes Zeugnis ausgestellt bekommen: stark im Kopfballspiel, energisch-rustikal im Zweikampf, abgesehen von zwei Stellungsfehlern und einer Unsicherheit souverän.
„Es war ein schweres Spiel. Für die Mannschaft, weil sie erstmals Favorit war, und für mich, weil es das erste Spiel nach meiner Pause war. Ich stand unter Druck", beschreibt der 27-Jährige die Situation bei der Partie gegen Hansa. Erst am Abend, als er mit Freundin und Eltern zum Essen ging, fiel die Anspannung ab.
Rückblende: Der FCK startet schlecht in die Saison, verliert die ersten drei Spiele. Timo Wenzel, der neue Kapitän , geht mit unter. Er, ein Garant des Klassenerhalts, ist mehr Krisenherd als Krisenmanager. Als die Mannschaft gegen Arminia Bielefeld die Wende einläutet, sitzt der Kapitän 89 Minuten auf der Bank ...
Der Samstag - für Wenzel ein Neuanfang. „Ich bin ja schon lange dabei, ich habe es so akzeptiert, wie es ein Profi akzeptieren muss. Ich bin ja kein großer Redner, der sich bei der Presse ausheulen geht. Der Trainer hat dann auf die Mannschaft gesetzt, die ohne mich erfolgreich war", lässt der Mann mit der Nummer 4 die schweren Tage Revue passieren. „Ich habe in dieser Zeit das wahre Gesicht einiger Leute kennengelernt. Auch von Journalisten, die mich grundlos zerrissen haben", bilanziert der Schwabe. „Ich glaube, der Großteil der Mannschaft stand immer hinter mir", sagt Wenzel, der sein damaliges Formtief nicht verleugnet. Als er seelisch am Boden war, sich als Opfer der Boulevardpresse sah, fand er Rückenstärkung bei FCK-Boss Jäggi und bei guten Freunden wie Thomas Ernst. „Tu"s nicht", beherzigte Wenzel den Rat des Torwarts und warf die Kapitänsbinde nicht einfach weg.
Die Last des Amtes aber war wohl eine Ursache seines bösen Tiefs. Der Ex-Stuttgarter wollte Vorbild und Leistungsträger sein, wollte die Elf führen, jedem auf und außerhalb des Rasens helfen, den Verein repräsentieren. Wenzel verschliss sich und erkannte überrascht: „Man hat bei mir als Kapitän genauer als am Anfang hingesehen, alles wurde an mir festgemacht."
„Ich habe den Kampf aber nie aufgegeben, ich war überzeugt: Ich komme wieder aus dem Loch raus", beteuert Wenzel, der sich nun auf Hamburg freut. „Dort habe ich mein erstes Bundesligaspiel gemacht, ein super Stadion, für mich eine Traumstadt", schwärmt der FCK- Kapitän . Er weiß um die Klasse des HSV, setzt aber auf die kompakte FCK-Defensive und „die Konter unserer schnellen Leute".
Schockiert hat den Profi, als er am Samstag lange nach Spielende mitbekam, dass der Ordner Johann Wolf durch das verwehte Tribünen-Schutzblech verletzt worden war. „Als ich die Bilder im Fernsehen sah, hat mich das sehr berührt: Der Mann hätte sterben können. Wenn man das sieht, relativieren sich Sieg und Niederlage", betont Timo Wenzel. Er kennt die Ohnmacht, wenn das Schicksal zuschlägt: Vor wenigen Wochen stand er in der Intensivstation einer Klinik, seine Oma erwachte nach einem Routineeingriff nicht mehr ... „Leb" den Tag, als wär"s dein Letzter" - ein Leitgedanke Wenzels für ein bewussteres Leben. Aber auch ein Appell: „Ich lache gerne, habe gerne Spaß bei der Arbeit. Unser Beruf ist doch der beste auf der Welt!"
KONZOKH / KONZOKH
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
FUSSBALL: Timo Wenzel zieht seine Lehren aus einem bösen Formtief
KAISERSLAUTERN (zkk). Timo Wenzel, lange Zeit ein Kapitän ohne Schiff, ist zurück auf der Kommandobrücke. Der Verteidiger ist beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern wieder erste Wahl, muss sich am Samstag (15.30 Uhr) im Auswärtsspiel beim Hamburger SV aber neu beweisen.
„Als Lucien Mettomo in Stuttgart die rote Karte bekam, da habe ich mir schon ausgerechnet, dass ich spielen würde. Hätte ich wieder nicht gespielt, meine Probleme wären noch größer geworden", sinniert Wenzel.
Er hat gespielt, beim 2:1 gegen Hansa Rostock erstmals seit dem 20. November 2004 wieder einen Platz in der Lauterer Startelf gefunden und ein befriedigendes Zeugnis ausgestellt bekommen: stark im Kopfballspiel, energisch-rustikal im Zweikampf, abgesehen von zwei Stellungsfehlern und einer Unsicherheit souverän.
„Es war ein schweres Spiel. Für die Mannschaft, weil sie erstmals Favorit war, und für mich, weil es das erste Spiel nach meiner Pause war. Ich stand unter Druck", beschreibt der 27-Jährige die Situation bei der Partie gegen Hansa. Erst am Abend, als er mit Freundin und Eltern zum Essen ging, fiel die Anspannung ab.
Rückblende: Der FCK startet schlecht in die Saison, verliert die ersten drei Spiele. Timo Wenzel, der neue Kapitän , geht mit unter. Er, ein Garant des Klassenerhalts, ist mehr Krisenherd als Krisenmanager. Als die Mannschaft gegen Arminia Bielefeld die Wende einläutet, sitzt der Kapitän 89 Minuten auf der Bank ...
Der Samstag - für Wenzel ein Neuanfang. „Ich bin ja schon lange dabei, ich habe es so akzeptiert, wie es ein Profi akzeptieren muss. Ich bin ja kein großer Redner, der sich bei der Presse ausheulen geht. Der Trainer hat dann auf die Mannschaft gesetzt, die ohne mich erfolgreich war", lässt der Mann mit der Nummer 4 die schweren Tage Revue passieren. „Ich habe in dieser Zeit das wahre Gesicht einiger Leute kennengelernt. Auch von Journalisten, die mich grundlos zerrissen haben", bilanziert der Schwabe. „Ich glaube, der Großteil der Mannschaft stand immer hinter mir", sagt Wenzel, der sein damaliges Formtief nicht verleugnet. Als er seelisch am Boden war, sich als Opfer der Boulevardpresse sah, fand er Rückenstärkung bei FCK-Boss Jäggi und bei guten Freunden wie Thomas Ernst. „Tu"s nicht", beherzigte Wenzel den Rat des Torwarts und warf die Kapitänsbinde nicht einfach weg.
Die Last des Amtes aber war wohl eine Ursache seines bösen Tiefs. Der Ex-Stuttgarter wollte Vorbild und Leistungsträger sein, wollte die Elf führen, jedem auf und außerhalb des Rasens helfen, den Verein repräsentieren. Wenzel verschliss sich und erkannte überrascht: „Man hat bei mir als Kapitän genauer als am Anfang hingesehen, alles wurde an mir festgemacht."
„Ich habe den Kampf aber nie aufgegeben, ich war überzeugt: Ich komme wieder aus dem Loch raus", beteuert Wenzel, der sich nun auf Hamburg freut. „Dort habe ich mein erstes Bundesligaspiel gemacht, ein super Stadion, für mich eine Traumstadt", schwärmt der FCK- Kapitän . Er weiß um die Klasse des HSV, setzt aber auf die kompakte FCK-Defensive und „die Konter unserer schnellen Leute".
Schockiert hat den Profi, als er am Samstag lange nach Spielende mitbekam, dass der Ordner Johann Wolf durch das verwehte Tribünen-Schutzblech verletzt worden war. „Als ich die Bilder im Fernsehen sah, hat mich das sehr berührt: Der Mann hätte sterben können. Wenn man das sieht, relativieren sich Sieg und Niederlage", betont Timo Wenzel. Er kennt die Ohnmacht, wenn das Schicksal zuschlägt: Vor wenigen Wochen stand er in der Intensivstation einer Klinik, seine Oma erwachte nach einem Routineeingriff nicht mehr ... „Leb" den Tag, als wär"s dein Letzter" - ein Leitgedanke Wenzels für ein bewussteres Leben. Aber auch ein Appell: „Ich lache gerne, habe gerne Spaß bei der Arbeit. Unser Beruf ist doch der beste auf der Welt!"
KONZOKH / KONZOKH
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ