schnokes
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Kaiserslautern: Nach 15 Jahren im Amt des Assistenztrainers - 28.06.2005 09:44
Henkes höllischer Job
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Von den Fans wird er nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Der neue Cheftrainer Michael Henke tritt in Kaiserslautern ein schweres Amt an - nicht nur, weil er vom FC Bayern München kommt.
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Schwere Aufgabe: Michael Henke trainiert den 1. FC Kaiserslautern.Michael Henke will den Rat befolgen, der ihm von einem Fan des 1. FC Kaiserslautern nach dem Kauf einer Dauerkarte dieser Tage auf der Geschäftsstelle gegeben wurde: "Gehen Sie offen auf die Leute zu. Dann werden Sie keine Schwierigkeiten haben." Den aufmunternden Worten zum Trotz: Stolpersteine, die dem neuen Hoffnungsträger in der Pfalz bei seinem Einstieg als Cheftrainer holprige Zeiten bescheren könnten, gibt es reichlich auf dem Betzenberg.
Henke und der 1. FCK - ob das gut geht, wird mit davon abhängen, wie Trainer und Klub die Vergangenheit bewältigen.
Zwei Mal Weltpokalsieger, zwei Mal Champions-League-Gewinner, sechs Mal Deutscher Meister, drei Mal DFB-Pokalsieger, drei Mal Supercupsieger und drei Mal Ligapokalsieger - was Henke als Empfehlung mitbringt, kann sich sehen lassen. Nur: Bei allen Triumphen stand Lauterns neuer Mann im Schatten seines Chefs Ottmar Hitzfeld. Was seinen neuen Boss René C. Jäggi allerdings wenig stört: "Mit Henke haben wir ein Stück deutsche Fußballgeschichte verpflichtet."
Der Vorstandsvorsitzende weiß aber auch um den Makel, der dem Nachfolger von Kurt Jara anhaftet. Die Fans wollten einen Klaus Toppmöller, einen Wolfgang Wolf, einen Bruno Labbadia. Einen Trainer, der als Spieler schon erlebte, was es heißt, "Roter Teufel" zu sein. Stattdessen kommt Henke vom FC Bayern, dem ungeliebten Erzrivalen. Jäggi sieht's gelassen, schert sich einen Teufel im Spiel mit dem Feuer: "Ich weiß, wie schwer das in der Pfalz ist, jemanden zu präsentieren, der von Bayern München kommt. Ich hatte in meinem Leben aber noch nie Mühe, mich mit den besten Leuten zu umgeben." Er werde den "Weg auf sehr, sehr dünnem Eis" konsequent weitergehen, erklärt Jäggi, "deshalb musste es ein Trainer sein, für den wir eine Herausforderung sind. Einer, der auch Erfolg haben will".
Erfolge verwöhnen. Das macht es den Trainern in der Pfalz generell sehr schwer. Selbst "König" Otto Rehhagel trat vor Ablauf seines Vertrages ab. Wie schon vor ihm Eckhard Krautzun, Friedel Rausch, Rainer Zobel. Oder nach ihm in Andreas Brehme sogar ein Weltmeister. Der letzte Trainer, der den Zeitpunkt frei wählte und ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrages von selbst ging, war Karlheinz Feldkamp. An seinem Vermächtnis scheiterten viele seiner Nachfolger - zuletzt Jara.
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Ottmar Hitzfeld über Michael Henke
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Zwei Mal Meister (1991/1998), zwei Mal Pokalsieger (1990/1996), Champions-League-Teilnehmer - das war gestern. Heute ist der 1. FCK nur noch Mittelmaß, mit einem Lizenzspieleretat von knapp 15 Millionen einer der ganz Kleinen der Liga. Die Sparmaßnahmen lassen keine spektakulären Verpflichtungen zu. Was für Henke erst mal kein Problem ist. "Natürlich wäre es mir lieber, wenn der Klub mehr Möglichkeiten hätte. Ich bin aber auch gekommen, damit der 1. FCK zukünftig wieder mehr Spielraum hat!" Es spricht für ihn, dass er sich vorerst mit zwei Neuzugängen (Ervin Skela, Axel Bellinghausen) begnügt, er allen im Kader eine neue Chance einräumt. Jeder soll sich aufdrängen können für sein System, das auf einer Viererabwehrkette aufbaut, davor mit vier Mittelfeldspielern und zwei Spitzen bzw. zwei Dreierreihen variiert.
Zur Vergangenheitsbewältigung auf dem Betzenberg gehört auch die Aussöhnung der Mannschaft mit den Fans. Die hatten ihre "Helden" nach teils desolaten Vorstellungen bei sieben Niederlagen in den letzten neun Saisonspielen mit einem gnadenlosen Pfeifkonzert in die Sommerpause verabschiedet. Die Botschaft von den Rängen an die Herren Profis war eindeutig: "Das werden wir uns nicht mehr bieten lassen."
Henke weiß um die schwere Hypothek. Die Zeit seit seiner Vorstellung am 13. Juni hat er deshalb intensiv genutzt, um vom heutigen Trainingsauftakt an die notwendigen Maßnahmen für einen neuen sportlichen Aufschwung einzuleiten. Er studierte unzählige Videos und DVDs, führte jede Menge Gespräche mit Jäggi, Teammanager Olaf Marschall, Chefscout Hubert Neues und "Sieben-Spiele-Cheftrainer" Hans Werner Moser über die Ursachen für den kapitalen Einbruch der Mannschaft zum Saisonende.
Sein Konzept, wie er den 1. FCK wieder auf Vordermann und nach vorne bringen will, ist ausgearbeitet. Über allem soll eine richtige Einstellung zum Beruf stehen. Die fehlte vielen Pfälzer Profis zuletzt. Henkes Ziel: "Die Leute im Stadion müssen bei der Mannschaft zu jedem Zeitpunkt den Willen spüren, dass sie gewinnen und alles geben will. Erfolg ist wichtig. Aber auch die Art und Weise, wie er zustande kommt. Wir müssen aggressiv zu Werke gehen!"
Was seine Schützlinge ab sofort zu verinnerlichen haben: "Ohne körperliche Fitness geht nichts. Ohne taktische Disziplin geht nichts. Jeder muss täglich an seiner Technik arbeiten, alles dafür tun, um körperlich auf der Höhe zu sein. Die Grundvoraussetzung, um noch nicht ausgeschöpfte Qualität umsetzen zu können."
Unbestritten ist: Michael Henke übernimmt einen höllischen Job beim 1. FCK. Nach 15 Jahren als Assistent von Horst Köppel, Nevio Scala und Ottmar Hitzfeld hält der 48-Jährige nun die Zeit für reif, sich als Fußballlehrer in der ersten Reihe zu beweisen, selbst Verantwortung bei einem Bundesligisten zu tragen. Zum größten Unterschied gegenüber seinem vorherigen Stellenwert sagt Henke: "Als Co-Trainer war ich mit involviert in Entscheidungen, so etwas wie ein Mitentscheidungsträger. Jetzt bin ich die letzte Instanz!"
Uli Gerke
Quelle: www.kicker.de
Henkes höllischer Job
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Von den Fans wird er nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Der neue Cheftrainer Michael Henke tritt in Kaiserslautern ein schweres Amt an - nicht nur, weil er vom FC Bayern München kommt.
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Schwere Aufgabe: Michael Henke trainiert den 1. FC Kaiserslautern.Michael Henke will den Rat befolgen, der ihm von einem Fan des 1. FC Kaiserslautern nach dem Kauf einer Dauerkarte dieser Tage auf der Geschäftsstelle gegeben wurde: "Gehen Sie offen auf die Leute zu. Dann werden Sie keine Schwierigkeiten haben." Den aufmunternden Worten zum Trotz: Stolpersteine, die dem neuen Hoffnungsträger in der Pfalz bei seinem Einstieg als Cheftrainer holprige Zeiten bescheren könnten, gibt es reichlich auf dem Betzenberg.
Henke und der 1. FCK - ob das gut geht, wird mit davon abhängen, wie Trainer und Klub die Vergangenheit bewältigen.
Zwei Mal Weltpokalsieger, zwei Mal Champions-League-Gewinner, sechs Mal Deutscher Meister, drei Mal DFB-Pokalsieger, drei Mal Supercupsieger und drei Mal Ligapokalsieger - was Henke als Empfehlung mitbringt, kann sich sehen lassen. Nur: Bei allen Triumphen stand Lauterns neuer Mann im Schatten seines Chefs Ottmar Hitzfeld. Was seinen neuen Boss René C. Jäggi allerdings wenig stört: "Mit Henke haben wir ein Stück deutsche Fußballgeschichte verpflichtet."
Der Vorstandsvorsitzende weiß aber auch um den Makel, der dem Nachfolger von Kurt Jara anhaftet. Die Fans wollten einen Klaus Toppmöller, einen Wolfgang Wolf, einen Bruno Labbadia. Einen Trainer, der als Spieler schon erlebte, was es heißt, "Roter Teufel" zu sein. Stattdessen kommt Henke vom FC Bayern, dem ungeliebten Erzrivalen. Jäggi sieht's gelassen, schert sich einen Teufel im Spiel mit dem Feuer: "Ich weiß, wie schwer das in der Pfalz ist, jemanden zu präsentieren, der von Bayern München kommt. Ich hatte in meinem Leben aber noch nie Mühe, mich mit den besten Leuten zu umgeben." Er werde den "Weg auf sehr, sehr dünnem Eis" konsequent weitergehen, erklärt Jäggi, "deshalb musste es ein Trainer sein, für den wir eine Herausforderung sind. Einer, der auch Erfolg haben will".
Erfolge verwöhnen. Das macht es den Trainern in der Pfalz generell sehr schwer. Selbst "König" Otto Rehhagel trat vor Ablauf seines Vertrages ab. Wie schon vor ihm Eckhard Krautzun, Friedel Rausch, Rainer Zobel. Oder nach ihm in Andreas Brehme sogar ein Weltmeister. Der letzte Trainer, der den Zeitpunkt frei wählte und ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrages von selbst ging, war Karlheinz Feldkamp. An seinem Vermächtnis scheiterten viele seiner Nachfolger - zuletzt Jara.
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Ottmar Hitzfeld über Michael Henke
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Zwei Mal Meister (1991/1998), zwei Mal Pokalsieger (1990/1996), Champions-League-Teilnehmer - das war gestern. Heute ist der 1. FCK nur noch Mittelmaß, mit einem Lizenzspieleretat von knapp 15 Millionen einer der ganz Kleinen der Liga. Die Sparmaßnahmen lassen keine spektakulären Verpflichtungen zu. Was für Henke erst mal kein Problem ist. "Natürlich wäre es mir lieber, wenn der Klub mehr Möglichkeiten hätte. Ich bin aber auch gekommen, damit der 1. FCK zukünftig wieder mehr Spielraum hat!" Es spricht für ihn, dass er sich vorerst mit zwei Neuzugängen (Ervin Skela, Axel Bellinghausen) begnügt, er allen im Kader eine neue Chance einräumt. Jeder soll sich aufdrängen können für sein System, das auf einer Viererabwehrkette aufbaut, davor mit vier Mittelfeldspielern und zwei Spitzen bzw. zwei Dreierreihen variiert.
Zur Vergangenheitsbewältigung auf dem Betzenberg gehört auch die Aussöhnung der Mannschaft mit den Fans. Die hatten ihre "Helden" nach teils desolaten Vorstellungen bei sieben Niederlagen in den letzten neun Saisonspielen mit einem gnadenlosen Pfeifkonzert in die Sommerpause verabschiedet. Die Botschaft von den Rängen an die Herren Profis war eindeutig: "Das werden wir uns nicht mehr bieten lassen."
Henke weiß um die schwere Hypothek. Die Zeit seit seiner Vorstellung am 13. Juni hat er deshalb intensiv genutzt, um vom heutigen Trainingsauftakt an die notwendigen Maßnahmen für einen neuen sportlichen Aufschwung einzuleiten. Er studierte unzählige Videos und DVDs, führte jede Menge Gespräche mit Jäggi, Teammanager Olaf Marschall, Chefscout Hubert Neues und "Sieben-Spiele-Cheftrainer" Hans Werner Moser über die Ursachen für den kapitalen Einbruch der Mannschaft zum Saisonende.
Sein Konzept, wie er den 1. FCK wieder auf Vordermann und nach vorne bringen will, ist ausgearbeitet. Über allem soll eine richtige Einstellung zum Beruf stehen. Die fehlte vielen Pfälzer Profis zuletzt. Henkes Ziel: "Die Leute im Stadion müssen bei der Mannschaft zu jedem Zeitpunkt den Willen spüren, dass sie gewinnen und alles geben will. Erfolg ist wichtig. Aber auch die Art und Weise, wie er zustande kommt. Wir müssen aggressiv zu Werke gehen!"
Was seine Schützlinge ab sofort zu verinnerlichen haben: "Ohne körperliche Fitness geht nichts. Ohne taktische Disziplin geht nichts. Jeder muss täglich an seiner Technik arbeiten, alles dafür tun, um körperlich auf der Höhe zu sein. Die Grundvoraussetzung, um noch nicht ausgeschöpfte Qualität umsetzen zu können."
Unbestritten ist: Michael Henke übernimmt einen höllischen Job beim 1. FCK. Nach 15 Jahren als Assistent von Horst Köppel, Nevio Scala und Ottmar Hitzfeld hält der 48-Jährige nun die Zeit für reif, sich als Fußballlehrer in der ersten Reihe zu beweisen, selbst Verantwortung bei einem Bundesligisten zu tragen. Zum größten Unterschied gegenüber seinem vorherigen Stellenwert sagt Henke: "Als Co-Trainer war ich mit involviert in Entscheidungen, so etwas wie ein Mitentscheidungsträger. Jetzt bin ich die letzte Instanz!"
Uli Gerke
Quelle: www.kicker.de