Handball EM in Kroatien 2018

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Seit gestern läuft die Handball EM in Kroatien, wir sind Titelverteidiger, erstes Spiel heute.

Hier unser Spielplan:

Gruppe C: Deutschland, Mazedonien, Montenegro, Slowenien; Austragungsort: Zagreb

Samstag, 13. Januar, 17.15 Uhr: Deutschland - Montenegro (TV: ZDF)
Samstag, 13. Januar, 19.30 Uhr: Mazedonien - Slowenien
Montag, 15. Januar, 18.15 Uhr: Slowenien - Deutschland (TV: ARD)
Montag, 15. Januar, 20.30 Uhr: Montenegro - Mazedonien
Mittwoch, 17. Januar, 18.15 Uhr: Deutschland - Mazedonien (TV: ARD)
Mittwoch, 17. Januar, 20.30 Uhr: Montenegro - Slowenien

Weitere Infos hier:

http://www.spiegel.de/sport/sonst/handball-em-2018-spielplan-gruppen-und-ergebnisse-a-1186749.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit Übergepäck und viel Zuversicht

Die deutsche Nationalmannschaft startet heute in die Europameisterschaft. Gegner in Zagreb ist um 17.15 Uhr, live im ZDF, Montenegro.

Von Udo Schöpfer

Zagreb. Was war das denn für eine Woche?! Viele, die im deutschen Handball Rang und Namen haben, hoben den Finger und meldeten sich zu Wort. Heiner Brand, der frühere Bundestrainer, Daniel Stephan, der einstige Welthandballer, Spieler und Trainer Martin Schwalb und natürlich Michael Roth, der Trainer der MT Melsungen: Denn es ging um Melsungens Finn Lemke, den Abwehrstrategen, der beim Gewinn der Europameisterschaft 2016 so groß auftrumpfte, am Sonntag aber von Bundestrainer Christian Prokop ausgemustert wurde. Prokop erklärte gestern vor seinem ersten großen Turnier noch einmal, dass der Kader in der jetzigen Form länger in ihm gereift sei, dass er die Form der Spieler in vielen Bundesliga-Spielen verfolgt und überprüft habe. Und auch seine Eindrücke während der Lehrgänge vor und nach Weihnachten eine Rolle spielten.Für Finn Lemke wird wohl der Leipziger Bastian Roschek (27) eine zentrale Rolle in der Defensive spielen. „Ich habe eher nicht mit meiner Nominierung gerechnet“, verriet er. Wie sieht der Kapitän die Diskussionen? „Es war ja schon Ende Dezember klar, dass vier Spieler nicht mitfahren werden. Das war eine ganz, ganz schwere Entscheidung. Es war schon eine kleine Überraschung. Christian hat eine ganz klare Struktur im Kopf, und er hat die Spieler systembedingt ausgewählt. Für die Spieler, die zu Hause bleiben mussten, ist das natürlich sehr schwierig. Ich war ja selbst schon in so einer Situation“, sagte Uwe Gensheimer.

Der 31-Jährige gibt als erstes Ziel aus, die jüngsten Leistungen und die gute Stimmung aufs Parkett zu bringen. „Wir sind extrem schwer auszurechnen, wir können von jeder Position aus extrem viel Druck ausüben“, erklärte der Kapitän, der bei der letzten Europameisterschaft in Polen wegen einer Verletzung nur in der Zuschauerrolle war. „Ziel ist es, in der Vorrunde so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um weiter Selbstvertrauen zu sammeln, nicht zu weit zu denken. Wir müssen die Leistung konstant abrufen, das ist die Kunst“, gab der Linksaußen als Losung aus. Weil gerade EM-Zeit ist, nur ein kurzer Schwenk nach Paris, wo Gensheimer seit eineinhalb Jahren für Paris St. Germain spielt. „Ich habe den Schritt nicht bereut, fühle mich nach wie vor wohl dort, bin, glaube ich, sehr, sehr gut angekommen, sportlich und menschlich“, betonte das frühere Aushängeschild der Rhein-Neckar-Löwen gegenüber der RHEINPFALZ. All das, was er sich erhoffte, ist jedoch noch nicht ganz in Erfüllung gegangen. „Wenn wir im vergangenen Jahr das Champions-League-Finale nicht verloren hätten, dann ja“, meinte er. Das Thema Vertragsverlängerung bei Paris St. Germain wurde ihm zuletzt etwas zu hoch gehängt, wie ist da aktuell der Stand der Dinge? „Es gibt noch keinen Stand der Dinge“, betonte er.

Den heutigen Gegner Montenegro schätzt Bundestrainer Christian Prokop als wurfgewaltige Mannschaft ein, die diverse (aggressive) Abwehrformationen in petto hat. Torjäger Vuko Borozan vom Champions-League-Sieger Vardar Skopje fällt nach einem Unfall ebenso aus wie Torwart Nebojsa Simić vom Bundesligisten MT Melsungen wegen einer Wadenverletzung. Bekannt sind noch aus der Bundesliga die Spieler Vladan Lipovina (TV Hüttenberg) und Stefan Cavor (HSG Wetzlar). Am Montag (Slowenien) und am Mittwoch (Mazedonien) folgen die beiden anderen Gruppenpartien für den Titelverteidiger.

Bundestrainer Christian Prokop gab gestern schmunzelnd zu, dass er am Donnerstag mit Übergepäck die Flugreise von Berlin nach Zagreb angetreten hat, auch, weil ihm von der Familie der eine oder andere Glücksbringer mitgegeben wurde. Eine Verbindung zwischen dem Gepäck und der (erhofften) Verweildauer der deutschen Mannschaft in dem EM-Turnier wollte er aber auf Nachfrage nicht sehen …

Interview: „Wir müssen die Nerven behalten“

Bob Hanning, wie empfinden Sie als DHB-Vize die Stimmung vor dem Start?
Motiviert, konzentriert, aber angespannt.

Der Bundestrainer hatte bei der Nominierung die Qual der Wahl, es gab Aufregung um das Aus von Abwehrchef Finn Lemke, wie haben Sie das Ganze wahrgenommen?
Diese große Auswahlmöglichkeit gab es nicht immer.In der Tat, ich entsinne mich noch, als ich selbst Co-Trainer der deutschen Mannschaft war, wir bei einem Turnier in Spanien gespielt haben, da lagen Heiner Brand und ich jeder in seinem Bett mit den einschlägigen Zeitungen und schauten, welchen Spieler wir eigentlich noch nachnominieren können. Wir haben damals händeringend nach Talenten gesucht und sind dann schließlich bei einem 38-Jährigen geendet, weil wir keine Alternativen hatten.
Und heute …Heute kann der Bundestrainer aus einem Pool von 30 bis 35 Spielern aussuchen. Das zeigt, wie wir uns als Sportart entwickelt haben. Und auch die Diskussion um die Nicht-Nominierten zeigt, wo wir mittlerweile angekommen sind. Das hatte schon Fußball-Verhältnisse. Und das macht mich auch besonders glücklich.

Wie schätzen Sie das Leistungsvermögen der Mannschaft ein?
Das ist vor dem ersten Spiel immer schwer zu sagen. Ich würde ungern auch die Spiele gegen Island überbewerten. Ich fand, die Isländer haben gegen uns extrem schlecht agiert, nichtsdestotrotz haben wir es gut gelöst. Grundsituation ist, wir wollen möglichst weit kommen, natürlich träumt jeder vom Halbfinale.

Wo sehen Sie die Stärken des deutschen Teams?
Die mannschaftliche Geschlossenheit und ihre Leidenschaft – mit herausragenden Torhüterleistungen dahinter.

Was für ein Balkan-Express rollt da in der Vorrunde auf die deutsche Mannschaft zu?
Dreimal gegen Mannschaften aus dem früheren Jugoslawien, das ist schon was Besonderes. Das wird sehr emotional, sehr heißblütig. Wir müssen schauen, dass wir die Nerven behalten.

Das Positive analysieren, aber auch auf das Negative schauen: Welche Lehren ziehen Sie aus dem frühen Aus bei der WM in Frankreich gegen Katar?
Für die Niederlage gab es vielfältige Gründe, wir hatten nicht die notwendige Konzentration, wir waren nicht bereit, den Schritt zu machen, der notwendig war, um auf ganz hohem Niveau bestehen zu können. Das ist uns ein Stück verloren gegangen. Vielleicht, weil wir ein bisschen zu selbstsicher waren. Durch die Umbesetzung des Kaders, Dahmke raus, Pekeler rein, war es nicht ruhig.

Interview: Udo Schöpfer

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 11, Samstag, den 13. Januar 2018
 
Unmus zu nächtlicher Stunde

EM-Tagebuch: Rascher Umzug – Im Hotel Holiday treffe ich gleich einen FCK-Fan

Ich habe vermutlich einen persönlichen Rekord aufgestellt: So schnell wie diesmal habe ich bei einem großen Handball-Turnier noch nie mein Hotelzimmer gewechselt. Das Internet in Zimmer 430 meiner Unterkunft funktionierte – aber nur ganz vorne im Eingangsbereich.

Katz‘ und Maus: Mit dem Laptop in der Hand lief ich umher, ein paar Schritte weiter, dann war es weg. Schrank ja, Bett nein. Badezimmer ja, Schreibtisch nein. Für das Übermitteln meiner Texte aber brauche ich eine 1a-Technik. Ich sprach an der Rezeption vor. Zu nächtlicher Stunde musste ich noch den Hausmeister bemühen, leider hatte er keinen Erfolg. Wir wanderten dann durch das Hotel, er mit dem Generalschlüssel, ich mit etwas Geduld, um den Empfang andernorts zu testen, wir waren auch recht bald im Ziel. In Zimmer 447 war alles in Ordnung. Ich lief wieder umher, prima, die Leitung steht.

Es entspann sich folgender Dialog. „Wir haben eine neue Technik, da funktioniert noch nicht alles“, sagte der Angestellte auf Englisch. „Kein Problem.“ „Wo kommen sie her?“ „Aus Deutschland.“ „Aha, schön, aus Deutschland. Ich liebe den deutschen Fußball.“ „Oh, und welcher Klub ist ihr Lieblingsverein?“ „Kaiserslautern!“ Hoppla. Nanu. Da staunte ich nicht schlecht. „Das ist der Verein unserer Region. Und warum Kaiserslautern?“, erwiderte ich. „Ich weiß es nicht, eben so“, meinte er.

Wir plauderten dann noch kurz über die Probleme des Zweitliga-Klubs und die finanziellen Zwänge, dann tauschte ich meinen Schlüssel an der Rezeption: 447 also statt 430.

Das offizielle EM-Hotel für die Medienvertreter, in dem ich wohne, bis ich am nächsten Donnerstag aus gegebenem Anlass nach Varazdin umziehe, liegt leider in der Peripherie von Zagreb. Eigentlich ist es schon gar nicht mehr Zagreb.

Von meinem sehr geräumigen Zimmer aus blicke ich auf einen LKW-Parkplatz, auf ein sehr großes Dach und auf die Schnellstraße, die ins Zentrum der Stadt führt. Es ist aber nicht laut. Mein Zimmer ist sehr geräumig, es ist fast so groß wie ein halbes Handball-Feld. An Spieltagen gibt es für die Reporter einen Shuttle in die Arena, an spielfreien Tagen wird es kompliziert, dahin zu gelangen, wo das Leben pulsiert. Das Hotel der deutschen Handballer, in dem die Gespräche mit uns Journalisten sind, das Hotel Panorama, ist 8,5 Kilometer entfernt. Bald mehr dazu.

Mein Hotel trägt den Titel „Holiday“. Das ist natürlich ein Trick.Von

Udo Schöpfer

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 11, Samstag, den 13. Januar 2018
 
Ausgleich nach Spielende
Deutsches Team holt bei EM 25:25 - Slowenien legt Protest ein

Von Udo Schöpfer

Zagreb. Unglaubliches Ende eines extrem spannenden Spiels: Das deutsche Nationalteam trennte sich gestern im zweiten EM-Gruppenspiel 25:25 (10:15) von Slowenien. Verrückt: Der Ausgleich fiel einige Minuten nach Spielende – durch einen Siebenmeter von Tobias Reichmann im Anschluss an den Videobeweis. Die Hauptrunde ist erreicht

Was war geschehen? Slowenien erzielte sechs Sekunden vor dem Abpfiff das 25:24 durch Blaz Janc. Paul Drux versuchte dann noch, den Ball auf das Tor zu werfen, wurde aber regelwidrig gestoppt, wie sich herausstellte. Während die Slowenen jubelten, glücklich durch die Halle hüpften, haderten einige deutsche Spieler, doch vor allem Silvio Heinevetter wollte das so nicht stehen lassen, redete auf die Schiedsrichter ein.Die Unparteiischen Mindaugas Gatelis und Vaidas Mazeika kamen nicht umhin, den Video-Beweis zu Rate zu ziehen. Sie stellten sich vor den Schirm – schauten und schauten. Teammanager Oliver Roggisch ballte die Faust. Es dauerte. Tobias Reichmann machte derweil Dehnungsübungen. Und lief allmählich Richtung Siebenmeterpunkt. „Ich habe mich noch nie fünf Minuten auf einen Siebenmeter vorbereitet. Ich war mir sicher, dass ich ihn verwandle, meiner Meinung nach war es ein klarer Siebenmeter“, meinte der Rechtsaußen. Nun ja, was heißt schon sicher: Während des Spiels verwarf Uwe Gensheimer drei Strafwürfe, Tobias Reichmann scheiterte einmal. Sloweniens Trainer Veselin Vujovic, der für seine Eskapaden und Ausraster bekannt ist, stellte sich noch – völlig unsportlich – vor dem Siebenmeter ins Tor, doch Reichmann ließ sich nicht beirren, traf zum umjubelten Ausgleich.

„Ich kenne die Regeln nicht, das habe ich schon vor zwei Tagen gesagt, alles was ich sagen kann ist, dass ich zufrieden bin mit dem Team“, sagte der Trainer. Später legte Slowenien Protest ein. Sein Kollege Christian Prokop wollte sich nicht detailliert zu der kniffligen Szene äußern. „Ich muss mir das noch einmal anschauen, ich bin froh, dass Tobias starke Nerven hat“, meinte Prokop. Für Paul Drux war die Sachlage ebenfalls klar. „Ich wollte aufs Tor werfen, drei Spieler standen vor mir“, sagte Drux. Die Gegner hatten den Wurf verhindert.

Es ist gerade noch einmal gut gegangen. Der Titelverteidiger zeigte nach der Pause Kampfgeist, legte die Hemmungen ab, spielte nun selbstbewusster. In der 51. Minute gelang die einzige Führung durch Hendrik Pekeler, 21:20, aber rasch war das Team wieder zwei Tore hinten. Die ersten 30 Minuten waren desolat. Den Kieler Miha Zarabec und den Magdeburger Marko Bezjak bekam die Defensive nie in den Griff, obgleich Prokop mehrmals umstellte. Andreas Wolff sah kein Land, Silvio Heinevetter kam nach 21 Minuten.

„Wir haben das schlechteste Spiel seit Monaten gezeigt. Wir haben zu viele Eins-zu-Eins-Duelle verloren. Aber wir sind zurückgekommen, haben eine großen Kampf abgeliefert“, betonte der starke Patrick Groetzki.

so spielten sie

Slowenien:
Lesjak, Skok - Mlakar (1), Zarabec (5), Mackovsek (4) - Janc (4/1), Cingesar (1) - Blagotinsek (4) - Grebenc, Zabic, Kavticnik (3/1), Bezjak (3)
Deutschland: Wolff, Heinevetter (ab 21.) - Weinhold (2), Weber (3), Drux (1) - Groetzki (4), Gensheimer (7/2) - Pekeler (2) - Wiencek, Kühn, Roschek, Reichmann (4/3), Kohlbacher, Janke, Häfner (1)
Spielfilm: 3:1 (9.), 7:3 (16.), 10:6 (21.), 12:7 (23.), 14:8 (27.), 16:12 (35.), 18:15 (40.), 19:15 (42.), 20:19 (48.), 20:21 (51.), 22:21 (56.), 24:24 (60.) -
Siebenmeter:
4/2 - 9/5 - Zeitstrafen: 8/3 - Rote Karte: Blagotinsek (60.)-
Beste Spieler: Zarabec, Bezjak, Lesjak - Reichmann, Groetzki - Zuschauer: 6500 - Schiedsrichter: Gatelis/Mazeika (Litauen).

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 13, Dienstag, den 16. Januar 2018
 
Das ist Möglich wenn der Abpfiff nicht von den Schiris selbst kommt sondern von der Spielzeituhr. Gibts beim Football und Basketball ja auch.
Nach der ersten Halbzeit wirklich sehr glücklich
 
Und schon ist Finn Lemke da
Abwehr-Ass nominiert – Erneuter Protest

Von Udo Schöpfer

Zagreb. Die Nachrichtenlage bei der deutschen Handball-Nationalmannschaft in Zagreb bleibt dicht: Einen Tag nach dem 25:25 (10:15) im zweiten EM-Spiel gegen Slowenien nominierte Bundestrainer Christian Prokop Abwehrspezialist Finn Lemke nach. Er kam gestern Abend an, spielt heute (18.15 Uhr) gegen Mazedonien. Der erste Protest der Slowenen wurde abgelehnt, dagegen indes legte der slowenische Verband gestern Abend Widerspruch ein.

„Die Slowenen wollen das Ergebnis mit 25:24 für sich gewertet wissen. Sie sagen, dass sie ohnehin von den Schiedsrichtern klar benachteiligt worden seien“, sagte Bob Hanning gestern am späten Abend. Einige Stunden zuvor stand der DHB-Vize im Hotel Panorama in Zagreb und ließ auf seinem Smartphone noch einmal die letzten Sekunden der äußerst aufregenden Partie Revue passieren. Ausgleich Paul Drux zum 24:24, Gegenstoß Sloweniens ohne richtiges Anspiel (nicht geahndet), 25:24 durch Blaz Janc, und dann eben Paul Drux, wie er an der Mittellinie versucht zu werfen, zwei Gegner stehen direkt vor ihm und blocken ihn. Die Deutschen reklamierten, Oberschiedsrichter Peter Olsson wurde aktiv. Der Videobeweis kam zum Tragen. Die litauischen Unparteiischen ließen sich viel Zeit beim Studium der Bilder, gaben schließlich Siebenmeter – Tobias Reichmann verwandelte zum 25:25.

War das Vorgehen der Herren Mindaugas Gatelis und Vaidas Mazeika korrekt? Am Montag ging es um diese Regel: Wenn in den letzten 30 Sekunden einer Partie jegliche Art von Wurf regelwidrig unterbunden wird, folgen automatisch eine Rote Karte und ein Siebenmeter. Gegen diese Entscheidung der Schiedsrichter legten die Slowenen jedoch Protest ein, da sie überzeugt waren, dass die 60 Minuten bei der Aktion von Paul Drux bereits abgelaufen waren. Die Europäische Handballföderation entschied sich für Variante eins. Slowenien, das die bessere Mannschaft war, schon feierte und tanzte, legte gestern Abend noch einmal Widerspruch ein. Die EHF entscheidet heute.

Für eine andere Variante entschied sich noch in der Nacht auf Dienstag Bundestrainer Christian Prokop. Er holte Finn Lemke nach, der Leipziger Bastian Roschek ist nicht mehr im Kader, bleibt aber in Zagreb. „Ich habe immer gesagt, dass wir einen Kader von 20 Mann haben. Kleinigkeiten haben den Ausschlag für den 16er-Kader gegeben. Ich möchte der Mannschaft für das Spiel gegen Mazedonien in der Abwehr einfach noch mehr Körperlichkeit geben, noch mehr Sicherheit als Team. Ich bin dafür da, dass die Mannschaft am stärksten aufgestellt ist“, erklärte Prokop die Kurskorrektur.

Um die Nichtnominierung Lemkes gab es intensive Debatten, schließlich war der 2,10-Meter-Schlacks einer der Garanten für den EM-Triumph 2016 in Polen. Um zwei Uhr in der Nacht erreichte Lemke die Nachricht von Prokop, der 25-Jährige war bis gestern Morgen auf Fuerteventura im Trainingslager der MT Melsungen. Über Wien flog er nach Zagreb. Die deutsche Abwehr war im Spiel gegen Slowenien nicht auf der Höhe. „Christian hat keine Größe bewiesen, er hat keine Stärke bewiesen. Die Vorgehensweise spricht für ihn als Trainer. Die Entscheidung war unabdingbar. Bastian Roschek hat unter Stress nicht funktioniert. Ein Fehler wäre es nur, etwas durchzuziehen, um damit recht zu behalten“, meinte Hanning.

Wer die letzte Partie der Gruppe C heute Abend für sich entscheidet, geht als Erster in die Hauptrunde. Auf jeden Fall ist ein Erfolg wichtig, denn die Punkte aus der Vorrunde werden in den zweiten Teil des Turniers mitgenommen.

Zur Sache: Der Mann ohne Nerven

Was hat der junge Mann für Nerven. Ohne mit der Wimper zu zucken verwandelte Tobias Reichmann am Montag den Siebenmeter zum 25:25 gegen Slowenien. Nach minutenlanger Wartezeit. Nach der Geduldsprobe, dem Videobeweis und den Sperenzchen von Trainer Veselin Vujovic schlug der kühle Blonde aus dem Norden humorlos zu. Torhüter Matevz Skok hatte keine Chance. 100 Kurznachrichten erhielt Reichmann direkt danach, auch „freundliche“ von slowenischen Fans, wie er gestern erzählte. Gab’s überhaupt keinen Zweifel? War er sich 100 Prozent sicher? „Ja“, erwiderte Tobias Reichmann gestern ohne zu zögern. Die Erklärung: „Ich kenne den Sport ja schon ein bisschen, habe viele Situationen schon erlebt. Ich habe erlebt, dass der und der Wurf entscheiden kann.“

Der 29-Jährige lockerte die Schulter, schnappte sich in der allgemeinen Unübersichtlichkeit den Ball, Uwe Gensheimer, bis zu dem Spiel der Siebenmeterschütze Nummer 1 der deutschen Auswahl, gegen Slowenien aber dreimal ohne Fortune beim Strafwurf, vergewisserte sich noch einmal, ob sein Kollege sich das auch zutraut. Tat er. Dank Reichmann war das Team am Ende nicht arm dran …

Der Rechtsaußen, vor der Saison von KS Kielce zu MT Melsungen gewechselt, drei Jahre beim THW Kiel, kam schon bei der Europameisterschaft 2016 in Polen groß raus. Uwe Gensheimer fehlte damals verletzt, Reichmann hüpfte ins All-Star-Team, verwandelte von 29 Siebenmetern 26, schaffte 46 Treffer, das waren die zweitmeisten nach dem Spanier Valero Rivera. Reichmann war ein Faktor auf dem Weg zum EM-Titel.

Aber warum sind eigentlich die Außenspieler so häufig als Siebenmeterschütze gefragt? „Sie wissen, dass sie oft im Spiel nur eine Chance oder zwei Chancen haben, sie sind nervenstärker, sie sind vom Wurfbild her variabler“, erklärte der Spieler mit der unglaublichen Sprungkraft.

Schon eine kuriose Geschichte: Tobias Reichmann musste im Spiel Patrick Groetzki den Vortritt lassen. Groetzki hinterließ im Auftaktmatch gegen Montenegro den besseren Eindruck. Der Rhein-Neckar-Löwe machte auch am Montag ein klasse Spiel. Das Wechselspiel draußen rechts hält schon seit Jahren an, mal ist die Tagesform bei dem einen einen Tick besser, mal bei dem anderen.

„Man spielt nicht Handball, um auf der Bank zu sitzen, aber wir wissen, dass wir uns auf einem ähnlichen Niveau bewegen, leistungsmäßig kein großer Unterschied ist. Jeder kann der Mannschaft richtig viel geben. Wir verstehen uns gut“, sagte Groetzki, für den Reichmann in Polen übernahm, weil sich Groetzki im letzten Bundesliga-Spiel vor Weihnachten beim THW Kiel einen Wadenbeinbruch zuzog. „Es kann nur einer spielen, jeder gönnt dem anderen den Erfolg“, sagte Reichmann, der Matchwinner – trotz eines 25:25. öpf

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 14, Mittwoch, den 17. Januar 2018
 
Mit zwei Punkten in nächste Runde
Deutschland spielt bei EM 25:25 gegen Mazedonien – Morgen nun gleich gegen Tschechien

Von Udo Schöpfer

Zagreb. Die deutsche Nationalmannschaft geht bei der Europameisterschaft in Kroatien nur mit zwei Punkten in die Hauptrunde. Gestern Abend spielte der Titelverteidiger 25:25 (12:11) gegen Mazedonien, verpasste so den Gruppensieg und spielt nun morgen gegen Tschechien. Dann geht es am Sonntag gegen Dänemark und am Mittwoch gegen Spanien.

Überwog am Montag nach dem ultra-spannenden 25:25 gegen Slowenien durch den sehr späten Siebenmeter von Tobias Reichmann Freude, herrschte gestern Abend in der Arena von Zagreb Frust.Denn die deutsche Mannschaft drehte nach einer schwachen Auftaktphase das Spiel, vor allem: Sie war zwölf Sekunden vor dem Abpfiff in Ballbesitz, hatte die Chance auf den Sieg. Torhüter Silvio Heinevetter hielt den letzten Wurf der Mazedonier von Stojanche Stoilov frei vom Kreis großartig, Bundestrainer Christian Prokop nahm sofort eine Auszeit. Aber die Finte ging nicht auf. Auf den diagonalen Ball von Philipp Weber zu Patrick Groetzki war die mazedonische Abwehr vorbereitet. „Die Idee war, dass der Abwehrspieler beim angedeuteten Kempa-Trick von Steffen Weinhold mit einrückt. Das hat leider nicht geklappt“, erklärte Patrick Groetzki. „Die letzte Situation haben wir nicht gut gelöst. Jetzt wird es nicht einfach, wir müssen gewinnen“, befand DHB-Vize Bob Hanning. „Wir haben jetzt zwei Punkte, wir hätten gerne mehr mitgenommen, aber wir haben noch viel in der eigenen Hand“, betonte Steffen Weinhold, Deutschlands Bester. Auch auf dem Weg zum Titel vor zwei Jahren in Polen ging die Auswahl mit nur zwei Punkten in die Hauptrunde ...

In der Anfangsphase überraschte die mazedonische Mannschaft die deutsche Auswahl, indem sie permanent mit dem siebten Feldspieler agierte. Das überraschte auch Finn Lemke. „Beim Videostudium im Flugzeug habe ich das nicht gesehen“, sagte der reaktivierte Abwehrchef, der sehr schnell ins Spiel kam, dem Team wie erhofft viel mehr Stabilität verlieh. „Finn hat der Abwehr die erhoffte Sicherheit gegeben“, lobte Bundestrainer Christian Prokop, der für sein Team nach wie vor noch alle Optionen sieht. „Ich bin erst einmal in die Halle, habe Luft geschnuppert, ich freue mich unheimlich, hier zu sein. Wir können noch in allen Bereichen zulegen. Ich habe richtig Bock“, erläuterte der nachnominierte Lemke. Er warf sich in das Getümmel, so, als wäre er nie weg gewesen.

Die Abwehr war nicht das Problem gestern, wenn auch Altstar Kiril Lazarov und das große Löwen-Talent Filip Taleski im Zusammenspiel mit den wuchtigen Kreisläufern schwer zu packen waren. Nein, die Probleme lagen im Angriff, da fehlte dem deutschen Team oft die Überzeugung und Durchschlagskraft. Viel zu oft scheiterten die deutschen Spieler an Torhüter Borko Ristovski, der zum besten Akteur der Partie gekürt wurde. „Ich finde, wir haben gut gespielt, aber schlecht geworfen“, sagte Rückraumspieler Steffen Fäth, der gestern fast durchspielte, zuvor hatte er im Turnier keine Rolle gespielt. „Wir haben einen Punkt gegen den Europameister geholt, das ist ein großer Erfolg für unser kleines Land“, meinte Dejan Manaskov.

Mazedonien wurde Gruppensieger, Deutschland schließt die Vorrunde mit einem Sieg und zwei Unentschieden als Zweiter ab. Die Bilanz ist zwiespältig. „Wenn man gewinnt, dann kommt man in einen Flow, dann startet man durch“, sagte Kreisläufer Patrick Wiencek. Heute um 11 Uhr fährt die Mannschaft nach Varazdin.

Slowenien bezwang gestern Abend Montenegro und geht als Dritter in die Hauptrunde. Obgleich auch der zweite Widerspruch gegen die Wertung des Vorrundenspiels gegen Deutschland (25:25) am Vormittag abgewiesen wurde, blieb die Mannschaft im Turnier. Zwischenzeitlich drohte der Verband mit der Abreise des Teams. Der „schlechte Verlierer“ hat noch die Kurve gekriegt.

So spielten sie

Deutschland:
Wolff, Heinevetter (ab 43.) - Weinhold (7) Weber (2), Fäth (2) - Reichmann (2), Gensheimer (5/2) - Pekeler (1) - Wiencek (4), Lemke, Drux (1), Groetzki (1), Kühn, Häfner, Janke
Mazedonien: Lazarov (5), Kuzmanovski (2), Taleski (6) - Georgievski, Manaskov (5/3) - Peshevski (3), Stoilov (3) - Ristovski, Jonovski, Mitrevski, Mirkulovski, Popovski (1)
Spielfilm: 1:3 (5.), 2:5 (8.), 5:7 (16.), 7:7 (18.), 10:7 (21.), 12:10 (26.), 14:15 (35.), 16:18 (41.), 19:20 (47.), 22:21 (52.), 24:23 (57.) -
Siebenmeter: 2/2 - 3/3 - Zeitstrafen: 3/2 - Beste Spieler: Weinhold, Wiencek, Heinevetter - Ristovski, Lazarov, Taleski - Zuschauer: 7000 - Schiedsrichter: Gousko/Repkin (Weißrussland)

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 15, Donnerstag, den 18. Januar 2018
 
Ein paar Prozentpunkte mehr, bitte
Deutschland muss sich in EM-Hauptgruppe steigern – Überraschungsteam Tschechien wartet

Von Udo Schöpfer

Zagreb. Verlieren verboten! Mit dem Spiel gegen Tschechien heute (18.15 Uhr) startet die deutsche Handball-Nationalmannschaft in Varazdin in die Hauptrunde. Am Sonntag um 18.15 Uhr ist auch das Spiel gegen Dänemark, auf Spanien trifft der Titelverteidiger am Mittwoch um 20.30 Uhr.

Die Ansage von Bob Hanning steht. „Wir müssen jetzt liefern. Wir müssen die Tschechen schlagen“, sagte der DHB-Vize gestern, bevor sich die Mannschaft um 11 Uhr auf den Weg in die neue Unterkunft nach Varazdin machte. Hanning verknüpfte seine Arbeitsthese mit einer kleinen Medienkritik. Die Analysen der deutschen Reporter sind ihm einen Tick zu kritisch, die Attitude sei zu pessimistisch. „Für mich ist das Glas halb voll, aber wir haben noch Luft nach oben“, betonte Hanning. Nach dem Kantersieg gegen Montenegro folgten zwei Unentschieden gegen Slowenien und gegen Mazedonien.Vor allem im Angriff besteht Handlungsbedarf. Da haperte es am Mittwoch beim 25:25 gegen Mazedonien. Das langsam vorgetragene Spiel des Außenseiters raubte dem deutschen Team Elan. „Wir müssen unsere individuelle Qualität mehr auf die Platte bringen. Die Spieler haben sie, sie sind gut genug. Ich bin guten Mutes, dass wir es besser machen. Gegen Mazedonien haben wir nicht clever genug gespielt“, meinte Steffen Weinhold, Deutschlands Bester am Mittwoch. Der Halbrechte vom THW Kiel spielt als einer der wenigen konstant, ohne die ganz großen Schwankungen. Symptomatisch für das zuweilen unausgegorene Angriffsspiel war der völlig verpatzte letzte Spielzug, als die deutsche Auswahl Sekunden vor dem Abpfiff noch einmal im Ballbesitz war, Philipp Weber jedoch die falsche Entscheidung traf, sich nicht an die Vorgabe hielt und die Chance auf das 26:25 wegwarf. „Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Das ist schade. So etwas erwarte ich selber nicht von mir, ich werde aber daraus lernen“, sagte der 25-Jährige. Schon in Ordnung. Weber spielt in Kroatien sein erstes großes Turnier.

„Jetzt geht es um die Wurst, es ist kein Geheimnis, dass wir im Angriff noch nicht so stabil sind. Auch in das Gegenstoß-Spiel sind wir noch nicht so gekommen. Wir müssen als Mannschaft ein paar Prozentpunkte mehr bringen“, erklärte Torhüter Silvio Heinevetter. Die Abwehr hat durch Rückkehrer Finn Lemke („Ein emotional schöner Tag für mich“) an Stabilität gewonnen. Auf die Frage, ob er bei seiner Ankunft am Dienstagabend auf eine verunsicherte Mannschaft getroffen sei, antworte er mit einem strammen „Nein“.

„Wir müssen zufrieden sein. Dänemark und Spanien haben auch zwei Punkte, wir haben es selbst in der Hand“, meinte Hendrik Pekeler. Bundestrainer Christian Prokop sieht in der Ausgangslage seiner Mannschaft (noch) ein Problem. „Wir haben die Konstellation, dass sie als Titelverteidiger angereist ist. Sie hat mehr zu verlieren. Sie ist nicht unbeschwert, sie muss sich steigern, sie muss sich verbessern“, erläuterte er.

Tschechien? Die Mannschaft hat eine wundersame Wandlung hingelegt. Das Team startete mit einem desaströsen 15:32 gegen Spanien, schlug überraschend Dänemark 28:27 und buchte mit dem Sieg gegen Ungarn das Ticket für die Hauptrunde. Beim 33:27 erzielte Ondrej Zdrahala vom TSV St. Otmar/St. Gallen unglaubliche 14 Tore. In der deutschen Zweiten Liga sind Milan Kotrc und Leos Petrovsky (Bergischer HC), Tomas Mrkva (HBW Balingen-Weilstetten) und Roman Becvar (HC Elbflorenz) engagiert. Teamchef ist Daniel Kubes.

Die Tschechen spielen in Kroatien eine Rolle wie Deutschland vor zwei Jahren, sie sind unbekümmert, sie trotzen der Rückschläge, und niemand hatte sie eigentlich auf der Rechnung. Wohin der Weg geht? Die Antwort heute Abend. Kommentar

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 16, Freitag, den 19. Januar 2018
 
Ein schwer erkämpfter Arbeitssieg
Deutschland bezwingt bei EM Tschechien 22:19 – Torhüter Wolff in der Schlussphase überragend

Von Udo Schöpfer

Varazdin. Mit Hängen und Würgen, zwei starken Torhütern und acht starken Minuten: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat gestern Abend im ersten EM-Hauptrundenspiel Tschechien 22:19 (9:10) besiegt. Damit ist der Titelverteidiger im Rennen um das Halbfinale. Morgen (18.15 Uhr, live im ZDF) geht es gegen Dänemark.

Bundestrainer Christian Prokop hat gestern Pluspunkte gesammelt. 16:18 lag seine Mannschaft zurück, da nahm er Silvio Heinevetter aus dem Tor. Der Keeper hatte bis dahin eine Erfolgsquote von 41 Prozent gehaltener Bälle. Andreas Wolff kam – und kassierte in zwölf Minuten nur noch einen Treffer.Ganz entscheidend: Beim Stand von 19:18 hielt er einen Siebenmeter von Ondrej Zdrahala, kurz darauf ließ er sich von dem starken Rechtsaußen Tomas Cip nicht überwinden. Steffen Weinhold machte im Gegenzug alles klar, 21:18 in der 58. Minute, der schwer erkämpfte Arbeitssieg war unter Dach und Fach. „Wir können froh sein, mit einem positiven Erlebnis in die Hauptrunde gestartet zu sein. Defensiv haben wir gut gespielt, wir haben uns nicht hängen lassen. Wir bringen es immer noch nicht so auf die Platte. Wir müssen uns steigern, Dänemark und Spanien liegen uns mehr“, meinte Wolff.

Gesteigert hat sich gestern Steffen Fäth, der Regisseur spielte durch, kam auf acht Tore (bei fünf Fehlwürfen) und wurde zum besten Akteur der Partie gewählt. „Ich hoffe, der Sieg gibt uns nach den zwei blöden Unentschieden Selbstvertrauen“, betonte Fäth. Bundestrainer Christian Prokop war sichtlich erleichtert, für ihn ging es um sehr viel. „Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Es war ein bedeutsames Spiel, das hat man an unserem Nervenkostüm gesehen. Erst in der Endphase sind wir mit der richtigen Konsequenz Richtung Tor und haben die richtigen Entscheidungen getroffen“, erklärte Prokop. Die Tschechen, die mit dem 28:27 gegen Dänemark in der Vorrunde verblüfften, zeigten einen biederen Auftritt, das aber reichte, um die deutsche Mannschaft mehr zu beschäftigen, als ihr lieb war. „Wir waren dran, aber dann doch nicht nah dran genug. Ich bin auf der einen Seite stolz auf meine Mannschaft, auf der anderen Seite enttäuscht“, sagte Tschechiens Teamchef Daniel Kubes.

Vor allem in der ersten Halbzeit enttäuschte die deutsche Auswahl. Neun Tore! In 30 Minuten! Bei 22 Versuchen! Nein, das war zu wenig, viel zu wenig. Wieder fehlte die Überzeugung, die Lockerheit. Die Abschlüsse waren zu überhastet, zu unplatziert. Und dann kamen auch noch viele technische Fehler dazu, Fehler, die in der Hauptrunde einer Europameisterschaft nichts zu suchen haben. Paul Drux verlor ob seiner unglücklichen Aktionen völlig den Faden, kam erst in der Schlussphase im Angriff wieder ins Spiel und schoss dann aber das 22:18 mit einer schönen, mutigen Einzelleistung.

Philipp Weber blieb nach der Pause auf dem Feld, obwohl er etliche Stürmerfouls beging. Nicht verständlich: Da behielt Steffen Weinhold beim 25:25 gegen Mazedonien als einziger im Rückraum den Überblick – und fand sich gestern doch zunächst auf der Bank wieder. Ein belebendes Element: Kreisläufer Jannik Kohlbacher. „Das war Kampf heute, wir haben uns reingebissen und verdient gewonnen“, befand er.

Dänemark startete gestern Abend in Varazdin ebenfalls mit einem Sieg, tat sich gegen Slowenien beim 31:28 (16:14) jedoch schwer. Zwar lagen die Skandinavier durchgehend vorne, meist mit drei Toren, absetzen konnte sich das Team aber nicht. Es war eine hektische Partie in einer sehr aufgeheizten Stimmung. Bester Däne: Rechtsaußen Lasse Svan. Torhüter Niklas Landin steigerte sich.

So spielten sie

Deutschland: Heinevetter, Wolff (ab 48.) - Häfner (1), Drux (2), Fäth (8) - Groetzki (1), Gensheimer (3/1) - Pekeler (1) - Lemke, Kühn, Wiencek (1), Kohlbacher (2), Weber (2), Weinhold (1)
Tschechien: Mrkva (1) - Kasparek (4), Zdrahala (4/2), Becvar (1) - Cip (6), Hrstka - Petrovsky - Horak (3), Landa, Zeman, Stehlik, Svitak
Spielfilm: 2:2 (6.), 5:4 (12.), 7:8 (19.), 8:10 (25.), 11:13 (35.), 14:14 (41.), 15:14 (42.), 16:17 (46.), 20:18 (57.) -
Siebenmeter: 1/1 - 3/2 - Zeitstrafen: 3/4 -
Beste Spieler: Wolff, Heinevetter, Fäth - Mrkva, Cip, Kasparek - Zuschauer: 2130 -
Schiedsrichter:
Gubica/Milosevic (Kroatien).

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 17, Samstag, den 20. Januar 2018
 
Ein Abend ohne Geheimnisse

Europameister gegen Olympiasieger: Heute knistert es in der Arena in Varazdin, wenn Deutschland um 18.15 Uhr
im zweiten EM-Hauptrunden-Spiel auf Dänemark trifft. Bundestrainer Christian Prokop hat Rune Dahmke nachnominiert.

Von Udo Schöpfer

Varazdin. Für den 24-jährigen Linksaußen vom THW Kiel, 2016 beim EM-Triumph in Polen ob seiner Unbekümmertheit ein wichtiger Faktor, muss der Leipziger Maximilian Janke weichen, der aber beim Team in Varazdin bleibt. „Rune soll Uwe Gensheimer entlasten. Ich will ein starkes Duo auf links außen“, begründete Prokop die Personalrochade.

Die Europameisterschaft in Polen, ach ja, genau. Damals schlug die deutsche Mannschaft in Breslau Dänemark in der Hauptrunde 25:23, drehte das Spiel in den Schlussminuten und machte einen großen Schritt zum Titel. „Zwei Jahre sind im Handball eine lange Zeit. Ich hoffe, dass wir durch den Sieg gegen Tschechien Selbstvertrauen getankt haben und wir die Blockaden lösen können“, sagte Rückraumspieler Steffen Fäth dieser Zeitung. Durch seine acht Tore im Zitterspiel gegen Tschechien zeigte der Spielmacher der Füchse Berlin aufstrebende Tendenz. Das letzte Hauptrundenspiel bestreitet der Titelverteidiger am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Spanien.

DHB-Vize Bob Hanning formulierte gestern ein bisschen verquer, aber in der Sache sicher richtig: „Ich hoffe, dass der Sieg der Dosenöffner zu mehr Leichtigkeit war.“ Kapitän Uwe Gensheimer hofft vor allem, dass seine Mannschaft (endlich) besser ins Spiel findet – und nicht einem Rückstand hinterherlaufen muss. „In den letzten zehn Minuten gegen Tschechien haben wir im Angriff mehr Druck auf das Tor ausgeübt. So stellen wir uns das vor“, meinte er.

Geheimniskrämerei gibt es keine heute Abend. Elf Akteure aus dem dänischen Kader sind in der Bundesliga aktiv, Prokop nannte Rasmus Lauge als den Schlüsselspieler der Skandinavier. Dänemarks Coach Nikolaj Jacobsen hatte nach dem 31:28 gegen Slowenien ein hartes Programm vor sich. Bereits in der Nacht auf Samstag fing er an, sich die vier EM-Partien der deutschen Mannschaft anzuschauen, die ihm für die Vorbereitung noch fehlten. „Nicht nur Deutschland hat Druck, den haben wir ja auch“, betonte Jacobsen .

Querpass

Zulegen

So wie die deutsche Auswahl bisher auftritt, wird das heute gegen Dänemark nicht reichen.

Von Udo Schöpfer

Die Ausgangslage heute im zweiten Hauptrunden-Spiel bei der Handball-Europameisterschaft ist eine andere: Zum ersten Mal in Kroatien ist die deutsche Mannschaft nicht in der Favoritenrolle – sondern der Gegner Dänemark. Spieler vom Kaliber eines Rasmus Lauge oder Mikkel Hansen hat die Auswahl nicht. Das müsste eigentlich ein wenig entspannen und Druck von dem verunsicherten Team nehmen.

Denn bislang wirkte der Titelverteidiger phasenweise wie gelähmt. Die Auftritte waren nach dem ersten Sieg gegen Montenegro nicht überzeugend, auch gegen die biederen Tschechen funktionierte das Spiel nur im Endspurt – und das nur dank des großartigen Andreas Wolff im Tor. Eine Leistung wie am Freitag, und Deutschland hat keine Chance gegen Dänemark. Steffen Fäth steigerte sich, jetzt sind die Nebenleute Julius Kühn und Philipp Weber dran, nachzuziehen. Die Mannschaft muss in den „Flow“ kommen, der sich 2016 in Polen einstellte. „Wir sind noch unbesiegt“, sagte Uwe Gensheimer gestern. Es war ein Nachsatz. Die Ausbeute geht angesichts der dürftigen Auftritte unter.

Richtig war es, Rune Dahmke nachzuholen. Dahmke verkörpert diese Leichtigkeit. Dahmke ist ein guter Junge und trotzdem ein „Bad Boy“. Uwe Gensheimer spielt zuweilen unglücklich in Kroatien. Christian Prokop beweist weiter seine Lernfähigkeit. Das Leipziger Allerlei brachte nichts. Der Bundestrainer hat Mut zur Korrektur.

Blicken wir kurz voraus: Eine Niederlage gegen Dänemark würde noch nicht das Aus im Medaillenrennen bedeuten. Am Mittwoch gegen Spanien gibt es auf jeden Fall ein Endspiel. So oder so.

Quelle
Die Rheinpfalz Rheinpfalz am Sonntag West Nord - Nr. 3, Sonntag, den 21. Januar 2018
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwei, drei Fehler zu viel
Deutschland verliert zweites EM-Hauptrundenspiel gegen Dänemark 25:26 – Team hat noch Chancen auf das Halbfinale
Von Udo Schöpfer

Varazdin. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat gestern ihre beste Turnierleistung bei der Europameisterschaft gezeigt – und dennoch verloren. Gegen den Olympiasieger Dänemark unterlag der Europameister 25:26 (9:8).

Noch ist die Halbfinal-Teilnahme nicht passé, im letzten Hauptrundenspiel gegen Spanien am Mittwoch (20.30 Uhr) muss allerdings auf jeden Fall ein Sieg gelingen. Wichtig wäre auch ein Erfolg von Dänemark gegen Mazedonien.„Wir haben gekämpft, aber einige unglückliche Entscheidungen getroffen. Da waren wir ein bisschen zu naiv“, sagte Bundestrainer Christian Prokop. Der Titelverteidiger verlor die Partie zwischen der 45. und 54. Minute, als Dänemark einen 16:17-Rückstand in ein 23:20 verwandelte. In der Phase spielte das deutsche Team zu unkonzentriert, verlor den Faden. „Da haben wir ein, zwei Fehler zu viel gemacht“, sagte Steffen Weinhold – und meinte damit auch sich selbst. Bis dahin hatte der Rückraumspieler einen klasse Auftritt hingelegt. Nach seinem Stürmerfoul beim Stand von 17:17 markierte Morten Olsen die erste dänische Führung seit dem 6:5 …

Deutschland spielte nach einer erneut schwachen Anfangsphase gestern deutlich verbessert, machte vieles richtig. Bei Julius Kühn, dem Rückraumspieler, platzte der Knoten, endlich fand er Zutrauen in seine Würfe. „Am Ende haben wir ein paar Bälle weggeworfen. Die erste Halbzeit macht mir Mut für das Spiel gegen Spanien“, sagte er.

Deutschland gegen Dänemark – das war das Spiel zweier ganz starker Abwehrreihen. Vor der Pause ließ die deutsche Auswahl nur acht Gegentreffer zu. „Unser Konzept ist zunächst aufgegangen, wir wollten die Dänen ihrer Stärke berauben, ihrer Individualität. Wir haben verloren, das müssen wir akzeptieren, wir versuchen nun gegen Spanien zu gewinnen, mehr können wir nicht tun“, betonte der überragende Abwehrmalocher Finn Lemke, der zusammen mit Patrick Wiencek ein Bollwerk bildete.

Der dänische Coach Nikolaj Jacobsen schaute sich das an – und reagierte, ließ nach der Pause fast durchgehend mit dem siebten Feldspieler spielen. In Überzahl hatten die Dänen plötzlich Räume – und sie nutzten sie. Vor allem Morten Olsen, eigentlich Mittelmann, stieß auf der rechten Rückraumposition immer wieder in die Lücke. „Und wenn wir nicht wussten, was wir machen sollen, dann haben wir den Ball auf Hans Lindberg gespielt“, sagte Rasmus Lauge. Lindberg, 36-jähriger Akteur der Füchse Berlin, kam am Ende auf neun Treffer, verwandelte vier Siebenmeter traumwandlerisch sicher. Auch Mikkel Hansen, zunächst mit einem diskreten Auftritt, steigerte sich, als dem deutschen Team die Luft ausging. Prokop ordnete das taktische Mittel „Sieben gegen Sechs“ ebenfalls an – mit weniger Durchschlagskraft.

„Für mich war das ein Wechselbad der Gefühle. Ich war am Samstag noch in Kiel, als ich hierherkam, habe ich gemerkt, dass jeder das Kämpferherz am rechten Fleck hat. Ein bisschen was hat gefehlt“, erläuterte Rune Dahmke. Der junge Kieler erhielt bereits in der ersten Halbzeit anstelle des blassen Uwe Gensheimer Spielanteile, der Kapitän verwarf früh einen Siebenmeter, blieb nach der Pause auf der Bank. „Es war ein enges Spiel, Dänemark hat am Ende leichte Tore geworfen“, meinte Gensheimer.

Vielleicht ist es ein Vorteil, dass das deutsche Team nun zwei Tage Ruhe hat. Spanien, gestern mit 31:20 Sieger gegen Mazedonien, bestreitet morgen Abend noch das Match gegen Slowenien. Und einen Tag später kommt es dann zur Wiederauflage des EM-Finales von 2016 in Krakau. Spanien hat viel weniger Zeit, diese Partie vorzubereiten. Paul Drux verletzte sich am Knie, Einsatz ungewiss.

So spielten Sie

Deutschland: Wolff (1), Heinevetter (ab 53.) - Weinhold (5), Fäth (2), Drux - Reichmann (1/1), Gensheimer (1) - Wiencek (3) - Lemke, Dahmke (4), Kühn (6), Pekeler, Weber, Häfner (2)
Dänemark: Landin, Green (ab 55.) - Lauge (2), Hansen (5), Damgaard (2) - Lindberg (9/4), Mortensen (3) - Hendrik Toft Hansen (1) - René Toft Hansen (1), Balling, Olsen (3), Larsen, Zachariassen
Spielfilm:
0:2 (5.), 3:3 (14.), 4:4 (17.), 5:5 (21.), 7:6 (25.), 9:7 (28.), 12:12 (35.), 15:13 (39.), 17:16 (44.), 17:18 (48.), 19:21 (53.), 20:23 (54.), 23:25 (58.) -
Siebenmeter:
2/1 - 4/4 - Zeitstrafen: 3:1 -
Beste Spieler:
Kühn, Dahmke, Weinhold - Lindberg, Olsen, Hansen -
Zuschauer:
3112 - Schiedsrichter: Gubica/Milosevic (Kroatien).

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 18, Montag, den 22. Januar 2018
 
Ein Schatten seiner selbst
Uwe Gensheimer bei EM verunsichert – Sieg gegen Spanien nötig
Von Udo Schöpfer

Varazdin. Es läuft nicht bei Uwe Gensheimer. Der Kapitän der deutschen Handballer ist ein Schatten seiner selbst. Die zweite Halbzeit gegen Dänemark am Sonntag (25:26) erlebte er von der Bank. Schafft der Linksaußen im entscheidenden Hauptrundenspiel um den EM-Halbfinal-Einzug gegen Spanien (morgen, 20.30 Uhr, ZDF) die Wende?

Es sind diese Bilder, die sich häufen. Uwe Gensheimer, wie er ins Leere blickt. Wie er niedergeschlagen mit dem Handtuch über dem Kopf da sitzt. Nach der Niederlage gegen Dänemark lief er, Uwe Gensheimer, auf das Feld und tröstete Rune Dahmke, seinen Ersatzmann. Der junge Kieler, am Wochenende nachgerückt, kam bereits in der ersten Halbzeit für Gensheimer aufs Feld, spielte die zweiten 30 Minuten durch. Dahmke machte seine Sache sehr gut, er überzeugte wieder mit seiner Unbekümmertheit, aber auch mit seinem Einsatz. Einen Wurf der Dänen aufs leere Tore parierte er artistisch im Zurücklaufen. „Als ich gehechtet bin, habe ich mir nichts dabei gedacht, am Morgen danach, als ich aufgewacht bin, hat mir die Hüfte wehgetan. Aber es ist okay“, sagte er. Ein Europameister kennt keinen Schmerz. Von fünf Chancen im Spiel gegen Dänemark nutzte er vier.Rune Dahmke verkörpert diesen „Bad-Boy-Geist“. Er steht für den überraschenden Erfolg von 2016 in Polen, als Gensheimer verletzt war, er einsprang. Dass der 24-Jährige jetzt nachnominiert wurde, hatte natürlich Aussagekraft. Bundestrainer Christian Prokop formulierte verklausuliert: „Ich möchte auf Linksaußen ein starkes Duo haben.“ DHB-Vize Bob Hanning sagte, Gensheimer könne viel mehr, bedeutete aber, dass er seine Rolle als Kapitän der Mannschaft zur vollsten Zufriedenheit ausfülle.

Uwe Gensheimer ist das Sinnbild der deutschen Formkrise, das Sinnbild des schleichenden Verlusts der Selbstsicherheit. In Interviews versucht er sich seine Zweifel nicht anmerken zu lassen, verweist auf viele Rückschläge in seiner Karriere. Vor der WM in Spanien 2013 und der EM in Polen stoppten ihn Verletzungen, im vergangenen Jahr starb sein Vater kurz vor der WM in Frankreich. Gensheimer kam nach Kroatien als Star von Paris St. Germain, als ein Mitglied des sagenumwobenen Ensembles mit Mikkel Hansen und Nikola Karabatic, der 31-Jährige startete gut in das Turnier, erzielte im ersten Spiel gegen Montenegro bei zehn Würfen neun Tore. Dann kam Slowenien, da ließ er drei Siebenmeter ungenutzt, den letzten Strafwurf nach Spielschluss nahm sich Tobias Reichmann. Vielleicht begann Gensheimer an dem Tag zu viel nachzudenken. „Wir wissen, dass wir das Spiel gegen Spanien gewinnen müssen“, sagte der frühere Löwe. Mit einem Gensheimer in Normalform wäre das sicher einfacher.

Der Tag gestern begann mit einer ganz schlechten Nachricht. Paul Drux hat sich im zweiten Hauptrundenspiel gegen Dänemark nach einer Viertelstunde das rechte Knie verdreht. Die MRT-Untersuchung in Zagreb ergab einen Meniskusriss. Drux flog bereits gestern zurück nach Berlin und wird im Laufe der Woche operiert. Der Leipziger Maximilian Janke rückt vermutlich wieder in den Kader.

Der Weg ins Halbfinale

Es gibt viele Varianten, doch die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Verliert Mazedonien eine seiner Partien gegen Tschechien (heute) und Dänemark (morgen) oder spielt es zweimal unentschieden, bekommen die deutschen Handballer ihr „Endspiel“ ums Halbfinale gegen Spanien (morgen, 20.30 Uhr), das sie gewinnen müssen. Dies steht durch die Niederlage Mazedoniens gegen Spanien (20:31) am Sonntagabend fest. Und: Mazedoniens Superstar Kiril Lazarov fällt verletzt aus ...

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 19, Dienstag, den 23. Januar 2018
 
Da ist es, das „Endspiel“
Fragen & Antworten: Die Handballer können bei der EM noch ins Halbfinale kommen – mit einem Sieg heute (20.30 Uhr, live im ZDF) gegen Spanien.

Von Udo Schöpfer

Wie ist die Ausgangslage?Dänemark schaffte gestern – ohne zu spielen – bereits den Sprung ins Halbfinale. Mazedonien hat nach der 24:25-Niederlage gegen Tschechien keine Chance mehr. Das „Endspiel“: Deutschland kann ohne Schützenhilfe das Halbfinale erreichen. Ein Sieg – und alles ist wieder gut.

Hat Bundestrainer Christian Prokop noch einen Spieler nachnominiert? Nein. Für den verletzten Pau Drux stößt Maximilian Janke in den Kader. Er musste weichen, weil der Bundestrainer Rune Dahmke als zweiten Linksaußen dabei haben wollte.

Ist das verletzungsbedingte Ausscheiden von Paul Drux ein Verlust? Oh ja. Drux spielte vor allem in der Abwehr stark, hatte im Angriff wie die anderen seine Höhen und Tiefen. Sein kompromissloses „Eins-zu-eins“-Spiel wird fehlen.

Wie ist die Stimmung in der deutschen Mannschaft? „Wir wissen, was auf uns zukommt. Wir sind sehr fokussiert, die Stimmung ist nicht euphorisch.“ So lautete die Einschätzung von Christian Prokop gestern.

Wie stellt sich im Rückblick das 25:26 gegen Dänemark dar? Das war auf jeden Fall eine deutliche Steigerung gegenüber den Spielen gegen Slowenien, Mazedonien und Tschechien. „Dieser Schritt war auch zwingend erforderlich. Das ist das, was wir von der deutschen Mannschaft sehen wollen“, meinte DHB-Vize Bob Hanning. Er glaubt fest daran, dass das Team weiterkommt.Was muss das Team besser machen?Vor allem im Angriff hat die Mannschaft noch viel Steigerungspotential. Fast alle haben noch Luft nach oben, rundum zufrieden sein kann man nur mit Steffen Weinhold. Das Konterspiel lässt zu wünschen übrig.

Und wie ist der Gegner Spanien einzuschätzen? Spanien enttäuschte gestern Abend gegen Slowenien und verlor überraschend klar mit 26:31. Da ging nicht viel. Vielleicht hatte Spanien nur das Spiel gegen Deutschland im Kopf. Auch Spanien muss heute gewinnen!

Was muss man von Spanien wissen?Die Mannschaft wurde verjüngt. Spanien stellte – bis auf gestern Abend – eine der besten Abwehrreihen. Nach wie vor Eckpfeiler des Teams: Linksaußen Valero Rivera, Kreisläufer Julen Aguinagalde, die Rückraumspieler Raul Entrerrios und Joan Canellas oder die Abwehr-Asse Gedeón Guardiola und Viran Morros. An die Namen Adria Figueras oder Ferran Solé muss man sich erst noch gewöhnen.

Was spricht in dem Spiel für den Titelverteidiger Deutschland? Die klare Steigerung im jüngsten Spiel gegen Dänemark. Und die superstarke Abwehr mit den zwei sehr guten Torhütern Wolff und Heinevetter.

Wie fühlt sich Andreas Wolff, EM-Ass von 2016, vorm Wiedersehen? Der Torhüter: „Das Finale ist schon fast zwei Jahre her. Das spielt keine Rolle mehr.“

Hätte das Verpassen des Halbfinales Konsequenzen für Bundestrainer Christian Prokop? Nein.

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 20, Mittwoch, den 24. Januar 2018
 
Totaler Blackout nach der Pause
Deutschland verpasst nach 27:31-Niederlage gegen Spanien das EM-Halbfinale

Von Udo Schöpfer

Varazdin. Deutschland hat gestern Abend im letzten Spiel der Hauptrundengruppe II nach einer zeitweise desolaten Leistung 27:31 (13:14) gegen Spanien verloren und das Halbfinale der Handball-Europameisterschaft in Kroatien verpasst. Es war ein paar Minuten lang wie in Krakau vor zwei Jahren im EM-Finale – nur anders herum.

„Wir haben es nicht geschafft, unsere Leistung auf Feld zu bringen“, sagte Steffen Weinhold nach dem Aus. „Ich bin absolut schockiert. Wir haben uns teilweise aufgegeben und insgesamt eine enttäuschende EM gespielt“, kritisierte Torwart Andreas Wolff. Und Bundestrainer Christian Prokop meinte: „Spanien hat verdient gewonnen. Wir haben uns an technischen Fehlern übertroffen und konnten das Blatt nicht mehr wenden.“ Es fing schlecht an – und es ging schlecht weiter. Schon in der ersten Halbzeit offenbarte das deutsche Team viele Schwächen. Auch die Abwehr hatte so ihre Probleme. Prokop machte das Spiel über den Kreis als eine der spanischen Stärken aus, zu verhindern wussten Finn Lemke und Patrick Wiencek aber nicht, dass Julen Aguinagalde immer wieder von Daniel Sarmiento eingesetzt wurde. Das besserte sich erst, als Hendrik Pekeler als dritter Abwehrspezialist hinzugezogen wurde. Torhüter Andreas Wolff hielt nur sechs Würfe von 20, auch das war zu wenig. „Wir haben uns in dem ganzen Turnier nicht so präsentiert, wie wir uns das vorgestellt haben“, gestand Patrick Groetzki.

Schlecht: Die meisten Fehler produzierten die „Bad Boys“ im Angriff. Da zeigte zwar endlich zunächst Philipp Weber, was in ihm steckt, aber seine Nebenleute fielen ab, Julius Kühn startete gut, kam dann aber nicht mehr zum Zug. Steffen Weinhold agierte unglücklich, musste Kai Häfner weichen. Und Uwe Gensheimer? Der Kapitän fand nicht in die Spur, verwarf einmal von außen, machte einen Fehlpass, quittierte danach auch noch eine Zeitstrafe. Rune Dahmke kam für ihn, wie schon im Spiel gegen Dänemark – und blieb vorerst auf dem Feld. Die extrem vorgezogene 5:1-Deckung der Spanier sorgte für Unruhe im deutschen Spiel. Aber es stand zur Halbzeit immerhin noch 13:14, da war noch alles drin.

Von wegen. In den ersten elf, zwölf Minuten nach der Pause wurde es sogar peinlich. Im Schnelldurchlauf: Rune Dahmke scheiterte frei an Rodrigo Corrales, Philipp Weber machte einen technischen Fehler, Julius Kühn ließ den Ball fallen, Maximilian Janke stolperte, und der nun eingewechselte Steffen Fäth, von den Fans lautstark gefeiert, machte zwei Abspielfehler, einmal patzte Weber, die Spanier schossen dreimal ins leere Tore. Ein kompletter Blackout. Das Spiel war entschieden. „Das alles ist im Moment unerklärlich“, sagte Philipp Weber. Dabei schien es, als seien die Spanier im Nachteil, weil sie am Abend zuvor gegen Slowenien ran mussten – und 26:31 verloren. Aber das spielte gestern Abend wirklich keine Rolle. „Unsere Abwehr war gut, wir sind zu vielen leichten Toren gekommen“, meinte Alex Duschebajew. Spanien spielt nun morgen um 18 Uhr gegen Frankreich. Das zweite Halbfinale bestreiten dann um 20.30 Uhr Schweden und Dänemark.

Das deutsche Team stellt sich heute um 9.30 Uhr noch den Medienvertretern – und fliegt dann nach Hause.

Nach dem 26:26 am Nachmittag zwischen Slowenien und Tschechien hatten sich diese beiden Mannschaften im Kampf um das Halbfinal-Ticket verabschiedet. Tschechien spielt um Platz fünf gegen Kroatien.

So spielten sie

Deutschland: Wolff, Heinevetter - Weinhold, Weber (4), Kühn (4) - Groetzki (2), Gensheimer (2/1) - Wiencek (2) - Lemke, Janke, Häfner (5), Pekeler (2), Dahmke, Reichmann (4), Kohlbacher (2)
Spanien:
Perez de Vagas, Corrales (ab 24.) - Gurbindo (4), Sarmiento (2), Canellas - Solé (5/5), Rivera - Aguinagalde (4) - Guardiola, Morros, Duschebajew (5), Entrerrios (4), Figueras, Balaguer (6), Arino (1)
Spielfilm: 2:2 (6.), 5:3 (10.), 6:7 (15.), 8:8 (20.), 10:12 (25.), 12:14 (28.), 15:17 (36.), 15:18 (39.), 15:23 (46.), 21:26 (52.), 25:30 (58.) - Siebenmeter: 1/2 - 5/6 - Zeitstrafen: 2/1 - Beste Spieler: Sarmiento, Corrales, Gurbindo, Aguinagalde - Kohlbacher, Häfner - Zuschauer: 1289 - Schiedsrichter: Pichon/Reveret (Frankreich).

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 21, Donnerstag, den 25. Januar 2018
 
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