ok, hab noch mal in mein bücherregal geschaut und will euch folgende werke nicht vorenthalten. hab se nicht alle gelesen, kann also auch nicht alle empfehlen. aber man kann ja im netz sich verschiedene rezensionen (auf verwerflichen handelsportalen
) anschauen:
"Eine Saison mit Verona" von Tim Parks
Rezensionen - Süddeutsche Zeitung vom 10.01.2004
Ein Fußballbuch. Aber nicht einfach so. Auch nicht einfach ein gutes, sondern, da ist der Rezensent Christoph Bartmann, der vor Begeisterung beinahe noch taumelt, ganz sicher: das beste, "so intelligent, so geistreich und authentisch, wie es bis jetzt noch keines gab." Es ist, wie könnte es anders sein, das Buch eines Fans, und zwar des Fans einer von Gott verlassenen Mannschaft, nämlich Hellas Verona. Kein Wunder, dass Parks, der zwar Engländer ist, aber in Verona und auswärts jeden Samstag mit Hellas lebt, irgendwann auffällt, dass die italienische "Seria A" 34 Spieltage hat - exakt so viele wie Dantes "Inferno" Gesänge. Dieser Art, nämlich durchaus immer wieder von der genauen Hellas- und Selbstbeobachtung abschweifend, sind die Texte in diesem Buch. Dessen Struktur ist allerdings festgelegt: Parks berichtet über jeden Spieltag der Saison 2000/2001, die, mit mehr Glück als Verstand, sein Verein doch noch als Erstligist überlebt hat. Entstanden ist so ein, wie Bartmann meint, "Meisterwerk teilnehmender Beobachtung", in dem der Fan schon mal die Oberhand über den Beobachter zu gewinnen droht. Gerade diese Spannung aber macht wohl das Buch zum großen Wurf.
http://www.buecher.de/verteiler.asp?site=artikel_sz.asp&wea=1100485&artikelnummer=000001292264http://www.buecher.de/verteiler.asp?site=artikel_sz.asp&wea=1100485&artikelnummer=000001292264
"Der Traumhüter" - Ronald Reng
Kurzbeschreibung des Verlags
Lars Leese hat das erlebt, wovon zehntausende Freizeitfußballer auf deutschen Aschenplätzen oder Schwimmbadwiesen heimlich träumen: Plötzlich kommt einer und macht dich zum Profi. Mit 22 spielte Leese für die Sportfreunde Neitersen in der Kreisliga Westerwald. Mit 28 sicherte er mit seinen Paraden dem englischen Erstligisten Barnsley vor 40.000 Zuschauern einen 1:0-Sieg über den sechsmaligen Europacupsieger FC Liverpool. Und mit 32 ist er wieder da, wo er herkam - in der Anonymität. Eine der kuriosesten Sportlerkarrieren der Gegenwart - "Mister Cinderella" nannte ihn die Frankfurter Rundschau.
Drei Jahre lang hat Leese in der Fußball-Profiwelt gelebt und dabei nie den Blick des Fans verloren. Die Verehrung, die ihm, dem deutschen Hünen, in der nordenglischen Kleinstadt entgegenschlug, hat er ebenso dankbar genossen wie im Jahr zuvor das Training mit den Profis von Bayer Leverkusen. So einmalig wie Leeses Aufstieg war auch sein Abstieg: Als Barnsley seinen Vertrag nicht verlän gert, landet er in der Arbeitslosigkeit. Alle Versuche, einen Profiverein zu finden, scheitern, heute hat er in Köln einen Vertrieb für Büroartikel und spielt abends zum Spaß in der Amateurelf von Borussia Mönchengladbach. Erzählt wird diese Geschichte vom Sportjournalisten Ronald Reng, der Leese aber immer wieder selbst berichten lässt.
"Der Traumhüter" ist ein ungemein witziges, anekdotenreiches Buch, das in seinem Mix aus Fußballstory und ganz persönlicher Lebensgeschichte selbst dem sportuninteressiertesten Leser die Faszination des Fußballs nahe bringt. So anrührend und kenntnisreich zugleich ist seit "Fever Pitch" nicht mehr über Fußball geschrieben worden.
Rengs HP:
http://www.traumhueter.de/index.htmhttp://www.traumhueter.de/index.htm
"Wenn du am Spieltag beerdigt wirst - kann ich leider nicht kommen" - Christoph Biermann
Die Bundesligasaison ist vorbei, kaum dass man sich im Stadion nicht mehr den Arsch abfrieren muss. Nun gilt es, die Zeit bis zur WM zu überbrücken.
von beenerin
Zum Beispiel mit einem guten Buch zur geliebten Materie. „Wenn du am Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen“ von Christoph Biermann ist so ein Buch. Eines, das jedem Fan großen Spaß machen wird, weil es von einem Gleichgesinnten geschrieben wurde.
Biermann war zehn, als er zum ersten Mal mit seinem Vater ein Fußballspiel im Stadion verfolgt hat und der Faszination für diesen Sport erlegen ist. Alles beginnt mit dem Wunsch, etwas Gemeinsames mit dem Vater zu erleben und der Aussicht darauf, die Wochenenden künftig statt bei Kaffee und Kuchen im elterlichen Wohnzimmer an einem Ort zu verbringen, wo echte Männer Blut und Tränen schwitzen und die Anonymität der Masse aufgehoben wird durch das Bewusstsein, gemeinsam den 12. Mann zu stellen.
Was daraus erwächst ist die lebenslange Liebe zum eigenen Verein – in dem Fall der Vfl Bochum - und das Bekenntnis zur Fußball Fankultur. Die ist es auch, der Biermann sich auf den ersten 70 Seiten seines Buches widmet. Es sind größtenteils seine eigenen Erfahrungen, von denen der Autor hier auf äußerst unterhaltsame Art und Weise erzählt und in denen jeder Fan sich leicht wiederfinden wird.
So geht Biermann unter anderem der Frage nach, was den Fan auch nach Niederlagen seines Teams, nach dem Abstieg oder dem Verkauf eines besonders verehrten Spielers immer wieder ins Stadion treibt, beleuchtet das Verhältnis zwischen Mannschaft und Fans und räumt nebenbei mit einigen gängigen Klischees über den Sport und seine Anhänger auf, während er andere ungeniert bestätigt.
„Das ist doch nur ein Spiel!“ enttarnt er als den verlogensten Satz, der im Stadion überhaupt fallen kann und beschreibt seinen emotionalen Zustand bei einer objektiv schlechteren Leistung der eigenen Mannschaft als naturgemäss einseitig: gewinnen sollen die Buben, immer, natürlich, so es denn einen Fußballgott gibt, scheiß egal wie schlecht sie auch kicken. Und sei es durch einen unberechtigten Foulelfmeter in der 93. Minute.
Denn es ist eben nicht nur ein Spiel, es ist so unendlich viel mehr als das. „Fußball leert den Kopf“, stellt Biermann fest und, dass er sich in diesem Sport verlieren kann, alles vergessen, weil für 90 Minuten nichts anderes zählt als das Spiel dort unten auf dem Rasen und der dringende Wunsch, den Platz, die Tribüne, als Sieger zu verlassen.
Anschließend kommen dann die zu Wort, über die Biermann eben noch so leidenschaftlich geschrieben hat. Anhänger unterschiedlicher Vereine und aller Altersstufen, vom Autor selbst aus der Anonymität geholt, aber auch alte Bekannte wie Marcel Reif oder Joachim Król erzählen von ihrer großen Liebe zum runden Leder und seinem Platz in ihrem Leben.
So ist eine wunderschöne Hommage an diesen Sport und seine Fans entstanden, mit der sich ganz prima ein paar der fußballlosen Stunden zwischen der Bundesligasaison und der nahenden WM überbrücken lassen. Zurück bleibt ein einziger Wermutstropfen – derart genüsslich lässt sich hier Seite um Seite verschlingen, dass man viel zu schnell am Ende angelangt ist. Aber Gott sei Dank ist dies ja nicht Biermanns einziges Buch zum Thema. Als nächstes empfehle ich: „Fast alles über Fußball“.
„Ich verliebte mich in Fußball, wie ich mich später in Frauen verliebte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an die Schmerzen und die Zerreißproben, die das mit sich bringen würde.“ Nick Hornby - „Fever Pitch“.
von beenerin
"Das Wunder von Castel di Sangro" - Joe McGinniss
Rezensionen - Süddeutsche Zeitung vom 01.07.2000
Was Fußball alles ist - Krieg? Geschäft? Leidenschaft? Religion? - fragt sich Ludger Lütkehaus, und hat sich Antworten beim Amerikaner McGinnis geholt, der ein Jahr lang in der italienischen Provinz lebte, um diese Frage zu beantworten. Dabei ist dem "angesehenen Publizisten" McGinnis ein "sehr persönlich gefärbter Erfahrungsbericht’gelungen und zugleich "ein Stück fußballerischer Dokumentationsliteratur", meint Lüdkehaus. Beschrieben wird der fast wundersame Aufstieg eines kleinen Clubs in den Abruzzen zur zweiten Liga "Seria B" und sein unaufhaltsamer Absturz aus dem Beinahe-Fußballhimmel. Vielmehr noch aber sind beschrieben die Spieler und ihre Familien, die "glückselige Anarchie Fußball", das "Kollektivereignis", die Leidenschaft des Miterlebens und -erleidens, aus der sich auch der Autor nicht heraushält. Aber das "Märchen" wird entzaubert durch die "mafiosen cosa nostra", an die Korruption verraten, und alle machen mit, - außer dem Autor, der dies, trotzdem es ihm "nahegelegt" wird, nicht verschwiegen hat. Darüber hat Ludger Lütkehaus sich gefreut, weil "die Literatur" es im Unterschied zum Fußball "einmal wieder mit der Wahrheit hält".
http://www.buecher.de/artikel_sz.asp?wea=1100485&isbn=346202888X&zz=9472http://www.buecher.de/artikel_sz.asp?wea=1100485&isbn=346202888X&zz=9472