Türöffner mit Datenbank
Von Horst Konzok
Die Trainerbank des 1. FC Kaiserslautern - keine Ruhebank. Seit Herbst 2000 hat der FCK mit Otto Rehhagel, Reinhard Stumpf, Andreas Brehme, Erik Gerets und Kurt Jara fünf Trainer verschlissen. Der Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi, seit Herbst 2002 in der Pfalz, stellte nach Gerets (am 4. September 2002) und Jara (am 3. Februar 2004) den dritten Trainer seiner Amtszeit vor. Michael Henke nimmt auf einem Schleudersessel Platz.
Der neue Mann im Sold des FCK trat gestern bei seiner Präsentation blendend auf: Ein intelligenter Typ, ein abgeklärter Profi mit geschliffener Rhetorik, ein telegener Medienprofi, der sich, seine Ware und seinen Verein gut zu verkaufen versteht.
Der FCK hat bei der Vorstellung des Neuen ganz geschickt auch die wunden Punkte angesprochen, um Henkes Hypotheken bei den Fans schnell zu tilgen: Als Co-Trainer von Borussia Dortmund und Bayern München war er durch provokantes Auftreten öfter angeeckt. Henke gilt als arrogant. Tritt er den Fans so gegenüber wie gestern den Medien, kann er diesen Ruf korrigieren. Entscheidend für seine Akzeptanz werden der Erfolg und die Spielweise der Mannschaft sein.
Sehr glaubwürdig klang der neue Mann auf der FCK-Kommandobrücke, als er seine Aufgabe als Chance und Herausforderung definierte. „Ich hatte immer einen Riesenrespekt vor dem, was hier erarbeitet worden ist. Kaiserslautern ist ja keine Riesenstadt, hat einen gewissen Standortnachteil", anerkannte Henke. Er will mit seiner Familie möglichst bald einen „Komplett-Umzug" von München in die Pfalz vollziehen. Die Befürchtung, dass er sich nach dem Wechsel von der Weltstadt auf die Provinzbühne nicht wohlfühlen könnte, hegt der Westfale aus Bayern nicht: „Was ich gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen." Und dann sprach der 48-Jährige Sätze, die gingen seinem Boss runter wie Öl: „Mir war bewusst, dass der FC Bayern irgendwo eine eigene Welt darstellt. Das habe ich auch abgehakt. Jeder Standort hat andere Gegebenheiten, auf die man sich als guter Trainer einzustellen hat. Ich habe kein Problem, auf Fans zuzugehen. Ich denke, wir werden uns mit dem nötigen Respekt begegnen. Ich habe die Fans des FCK immer dafür bewundert, dass sie vorbehaltlos hinter der Mannschaft gestanden haben." Und: „Mein Credo ist, dass du als Trainer überall auf der Welt, auch in der Wüste, arbeiten kannst, wenn das Umfeld stimmt."
Gemessen wird Michael Henke aber nicht am geschliffenen Wort, sondern an Siegen und Punkten. Er weiß, dass er nur mit Leistung aus dem weiten Schatten der Lichtgestalt Ottmar Hitzfeld zu treten vermag. Jäggi, der Chef, erwartet und verlangt Kreativität in der Einkaufspolitik. Er setzt bei der Suche nach vier, fünf ablösefreien Profis auch auf Henkes Datenbank in Kopf und Computer. Der neue Lauterer Trainer muss sich auch als Talentschmied beweisen. Er wird auch bestimmen, ob es den Spieler Sforza weiter gibt. Und Henke soll Türen öffnen, um vielleicht auch einmal ein Ass von der Wartebank der Bayern als Verstärkung in die Pfalz zu locken.
Der neuen FCK-Trainer Michael Henke muss erfolgreich arbeiten, um seine Hypotheken zu tilgen.
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