Bericht über Halil in der F.A.Z. vom 21.09.05

Naheteufel696

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Die Trennung von seinem Zwillingsbruder setzt dem erfolgreichen Stürmer Halil Altintop zu:



Tor um Tor gegen die Einsamkeit in der Pfalz



Kaiserslautern.

Wenn Halil Altintop von damals spricht,hört sich das an,als erzähle er vom Paradies.Damals,das war das Leben in Gelsenkirchen mit Mutter Meryem,den drei Schwestern,seinem Zwillingsbruder Hamit und der großen Liebe: Fußball.In der Szene wurden die Brüder bald so begrüßt:smiley:a kommt die "Wohngemeinschaft Altintop".Denn die begabten Zwillinge Halil und Hamit wohnten so lange wie möglich daheim.Dieses Leben war nach dem Tod des Vaters-die Brüder waren damals 2 Jahre alt-nicht leicht.Doch Mutter und Schwestern verwöhnten die Jungs:"Wir haben alles,was wir wolltenvon Ihnen bekommen",sagt der 22 Jahre alte Halil.Die Brüder ließen sich nach Kräften bedienen und genossen den Status der umsorgten"Nesthäkchen".Der Alltag war dadurch,wie es Halil nennt,"recht einfach".Auch sonst schien es wenig zu geben,was den Lauf des Balles störte: Fußball,Fußball,Fußball.

Heute spielt Halil für Lautern.

Nach 5 Spieltagen führt er die Torjägerliste mit 7 Treffern an und erfreut sich einer gestiegenen Wertschätzung.Sei Vereinschef Rene Charles Jäggi macht sich jedenfalls wenig Hofnungen,den jungen deutsch-türken über den Sommer 2006 in der Pfalz halten zu können.Auch,weil Altintop beim Spielervermittler Roger Wittmann unter Vertrag steht,mit dem Jäggi kein besonders inniges Verhältnis verbindet."Wenn ein junger Stürmer erst einmal in einem Atemzug mit Roy Makaay genannt wird,ist es schwer,vor allem mit unsrern geringen Finanziellen Möglichkeiten",sagt der Schweizer Jäggi.Zumal Altintop in der Pflaz nicht rundum zufrieden ist: Er fühlt sich einsam.Mutter,Schwestern,und vor allem Bruder Hamit sind weit weg."Bis wir 14 waren,zogen wir uns gleich an.Wir teilten alles in Gelsenkirchen,wir hatten ein Zimme rund einen Kleiderschrank",erzählt Halil.Und als sich die Profikarriere abzeichnete,bestand der Familienrat erst noch auf der höheren Hochschulreife.

Die Altintops blieben doch beim Fußball.Bis zum Sommer 2003 spielten sie immer gemeinsam in einem Club.In Wattenscheid(Regionalliga)forderte Sie Trainer Hannes Bongartz mit stundenlangen Fehleranalysen.Der Coach nannte seine Schüler"meine Pastorentöchter",weil sie auf dem Rasen zu brav auftraten und Niederlagen zuweilen zu klaglos hinnahmen.Das änderte sich so schlagartig,wie sich die Wege trennten.Halil wechselte nach Kaiserslautern,der zehn Minuten ältere Hamit als Mann für die Defensive zu S 04.Nun vermissen Sie sich.Man telefoniert fast jeden Abend."WIr haben ein inniges Verhältnis",sagt Halil.Von Hamit gab es das Versprechen,"daß wir im letzten Profijahr unserer Karriere zusammen in einer Mannschaft spielen.".

Die Trennung schlägt aufs Gemüt:Einer türk. Internetseite verriet Halil,Hamit schlafe schlecht,seit er selbst aus Gelsenkirchen ausgezogen sei.

Vieles von der Entwicklung seines Bruders erfuhr Hamit nur über Telefon und via TV:wie dieser plötzlich zum begehrten Objekt für andere Vereine wurde,weil er Tor um Tor erzielte.Schalke 04 meldete Interesse an,und "aus der türkischen Liga gibt es eigentlich immer Angebote",sagt Halil.Frühestens in der Winterpause will er die Entscheidung treffen,"ob es richtig ist zu gehen oder ob ich noch Zeit zur Entwicklung in Kaiserslautern brauche." Das der Stürmer die Pfalz verlässt,gilt als sicher.Woanders könnte er ein höheres Salär einstreichen.Außerdem locken Auftritte in einem internationalen Wettbewerb."International spielen und mit der Nationalmannschaft zur WM 2006 ,das sind meine Ziele",sagt Altintop."Jetzt sitze ich auf der Couch,und andere spielen Europapokal".

Für ihn selbst komme seine Leistungsentwicklung nicht überraschend,sagt er.Er wirkt abgeklärt vor dem Spiel am Mittwoch gegen Mainz 05."Ich wusste,was ich kann.Gute Leistungen bringe ich seit Monatenm,auch schon in der Rückrunde,aber da hat das kaum einer Wahrgenommen."Lange stand Altintop im Schatten anderer Stürmer,mehr als den Job einer Teilzeitkraft im Angriff ohne Ansprüche auf einen Stammplatz konnte er sich selten erobern."Ich habe lange in der Regionalliga gespielt und mußte mich anvieles in der BuLi noch gewöhnen".Unter Michael Henke,dem neuen Trainer der Pfälzer,ist der Prozeß abgeschlossen."Das war mein Ziel,und ich freue mich,daß es meinem Bruder und mir gelungen ist",sagt Halil.Es scheint so,als biete das Leben den Zwillingen ein neues Paradies.





Oliver Trust

F.A.Z vom 21.09.05
 
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