180.000 Euro: Neue Indizien gegen Schiedsrichter Jürgen Jansen
Unter Druck: Jürgen Jansen
Die meisten Journalisten hatten die Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund schon verlassen, als Volker Finke in kleiner Runde noch Überraschendes verkündete. Der Trainer des Bundesliga-Absteigers SC Freiburg brachte wieder Bewegung in den Wett- und Manipulationsskandal, den der Deutsche Fußball-Bund seit seinem Außerordentlichen Bundestag am Donnerstag für abgeschlossen hält.
Der Verein habe Post bekommen von der Staatsanwaltschaft Berlin hinsichtlich des Spiels beim 1. FC Kaiserslautern am 27. November 2004, das die Freiburger 0:3 verloren hatten und gegen dessen Wertung sie vor dem DFB-Sportgericht vergeblich Einspruch einlegten. Schiedsrichter der Partie war Jürgen Jansen aus Essen, den der Haupttäter im Skandal, Robert Hoyzer, belastet hat. Jansen soll, so will es Hoyzer gehört haben, die Partie zugunsten von Kaiserslautern manipuliert haben - im Interesse der drei seit Ende Januar inhaftierten kroatischen Brüder S. aus Berlin. Die Ermittlungen des DFB hatten dafür keine ausreichenden Anhaltspunkte ergeben.
Aus dem Schreiben, so meldet es die "Badische Zeitung", gehe hervor, daß die Staatsanwaltschaft in zwei kleinen italienischen Orten an der Grenze zu Österreich Wettscheine gefunden habe, die hohe Einsätze auf die Kombination von Heimsiegen des 1. FC Kaiserslautern über Freiburg und der SpVgg Unterhaching über den 1. FC Saarbrücken (28. November) dokumentieren.
Nach Informationen der Morgenpost geht es um 180 000 Euro.
Nachfragen bei der Berliner Staatsanwaltschaft wurden vom Pressesprecher nicht beantwortet. Statt dessen gab es die Gegenfrage: "Woher wissen Sie das?" Für die Tabelle haben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine Konsequenzen, worauf sich die Klubs auf dem Bundestag in Mainz geeinigt haben. Zudem wird der Prozeß im Wett-Skandal nicht vor September eröffnet.
Für Schiedsrichter Jansen bleibt die Situation fatal: Solange er bei der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter gilt, wird ihn der DFB kaum für Spiele ansetzen. Vielleicht plagen auch den Verband Zweifel an Jansens Unschuld. Anfang April hatte jedenfalls das Kontrollausschußmitglied Rolf Flügge einem Agenturjournalisten auf dreimalige Nachfrage hin bestätigt, daß in Jansens Handy die Nummer eines der Kroaten gefunden worden sei. Erst beim vierten Mal sagte er, es habe sich um das Telefon des Schiedsrichter-Betreuers von Dynamo Dresden, Wieland Ziller, gehandelt. Auch ein Spiel von Dynamo Dresden wurde vor dem Sportgericht verhandelt: das 1:0 gegen Unterhaching am 21. November. Schiedsrichter war Jürgen Jansen.
Berliner Morgenpost 02.05.2005