Rail Link gewinnt Arc de Triomphe

Es deutete so viel auf die große Sensation in Paris hin. So vieles sprach für den zweiten Deutschen Arc-Sieg. 31 Jahre nach Star Appeal war Shirocco angetreten, um Rennsportgeschichte zu schreiben.



Doch der Traum von Georg Baron von Ullmann und allen deutschen Turffans platzte am Sonntagnachmittag um 17:37 Uhr. Nur Rang acht für Shirocco. Letzter im Arc. Nichts wurde es mit dem Sieg im wichtigsten Rennen der Welt.



Schon Mitte der Geraden war die Shirocco-Show beendet. Stets an zweiter Stelle galoppierend hatte Christophe Soumillon den dritten Favoriten eingangs der Geraden in eine Top-Lage gebracht. Doch als er den Turbo zünden wollte, kam nicht viel. Außen ging neben Shirocco der heiße Favorit Deep Impact bestechend. Vieles deutete auf einen Sieg des Japaners hin.



Als dieser zum Angriff schritt tobte die gesamte Rennbahn. Die Japaner hatten ihren Volkshelden bis auf 15:10 (!) heruntergewettet! Doch wie schon bei El Condor Pasa reichte es nicht. Am Ende Platz drei für Japan. Platz drei für Deep Impact.



Denn wie bereits die letzten drei Jahre ging das Rennen an einen Dreijährigen. Der Arc-Sieger 2006 heißt Rail Link! Die letzten dreizehn Auflagen des Prix Niel haben nun zehn Sieger des Arcs gebracht.



Unter Stephan Pasquier, der im letzten Jahr noch Vierter mit Shirocco geworden war, gewann der Hengst, sorgte für den dritten Arc-Sieg von Khalid Abdullah. Zuvor hatten bereits Rainbow Quest und Dancing Brave für den Prinzen gewonnen. Am 01. Oktober 2006 nun Rail Link.



Zweite hinter dem 246:10-Außenseiter, der Andre Fabre seinen siebten Arc-Sieg bescherte, wurde die stets hochgehandelte Stute Pride. Auch diese war am Toto sträflich unterschätzt worden, notierte, als sich die Boxen um 17:35 öffneten, 230:10. Die Prix Foy-Dritte Pride war angetreten, um es der Galileo-Mutter Urban Sea nachzumachen, die als einzige Stute in den letzten zwanzig Jahren 1993 den Arc gewinnen konnte.



Am Ende reichte es für die von Alain de Royer-Dupre, der vor drei Jahren mit Dalakhani gewann, trainierte Stute zu einem sensationallen zweiten Platz. Kurz vor dem Ziel stellte sie noch Deep Impact.



Und wo landete der zweite Favorit Hurricane Run? Dieser wollte das schaffen, was zuletzt Alleged gelang. Alleged konnte 1978 als letztes Pferd seinen Titel im Bois de Boulogne verteidigen. Doch was schon Hurricane Runs Vater Montjeu im Jahr 2000 (damals Vierter hinter Sinndar) nicht gelang, schaffte nun auch er nicht.



Wie sein Vater endete Hurricane Run auf dem vierten Platz. Im nächsten Jahr wird der Hengst im Coolmore Stud seine Deckhengstkarriere beginnen. "Es war ein chaotisches Rennen, bei dem es zunächst kein Tempo gab. Als wir frei kamen, zog er noch groß an", so Fallon über den vom Gestüt Ammerland gezogenen Vorjahressieger.



Auch der für 60.000 Euro nachgenannte englische St. Leger-Sieger Sixties Icon konnte die Statistik nicht besiegen. Im Ziel musste sich Frankie Dettori mit dem siebten und damit vorletzten Platz zufrieden geben. In den letzten 30 Jahren schafften es ohnehin nur vier Leger-Sieger überhaupt, sich im Arc zu platzieren.



„Das ist ein sensationelles Ergebnis für uns. Wir sind Züchter und haben den Vater bei uns im Gestüt“, hieß es nach dem Rennen aus dem Abdullah-Lager. Rail Links Vater Dansili, einer von Danehills aufstrebenden Deckhengstsöhnen, erfuhr am ersten Oktobersonntag eine deutliche Aufwertung.



"Ich könnte einfach nur noch heulen so glücklich bin ich", so ein emotionaler Stephan Pasquier nach dem Triumph. Auch Andre Fabre war von seinem Dreijährigen angetan: "Ich bin sehr stolz auf das Pferd. Eine tolle Leistung. Hurricane Run hatte etwas Pech, saß lange fest. Sonst hatten alle ein optimales Rennen."



Interessant: Ein gewisser Lauro besiegte keinen Geringeren als Rail Link zu Beginn der Saison. Christophe Soumillon soll damals vor dem Rennen zu William Mongil gesagt haben: „Was machst Du hier, ich sitze auf dem besten Dreijährigen des Landes, einer echten Maschine“. Heute wissen wir, was Soumillon meinte. Rail Link verdiente auf einen Schlag 1.142.800 Euro.



Beim letzten Start im Prix Niel besiegte Rail Link Youmzain, der danach den Preis von Europa gewann. Im letzten Jahr hatte Hurricane Run den Prix Niel als Sprungbrett für einen Arc-Sieg verwendet, was zuvor bereits Bago, Dalakhani, Sinndar, Montjeu oder auch Sagamix in jüngerer Vergangenheut gelungen war.



Baron von Ullmann muss mit der Erfüllung seines Lebenstraums somit noch warten. Nach Platz vier im Vorjahr und Platz drei mit Tiger Hill 1999 heute das ernüchternde Ergebnis. Die Form von Shirocco kann so aber wohl kaum stimmen.



Racing Manager Paul Harley brachte es auf den Punkt: "Wir haben keine Erklärung. Es war heute nicht unser Tag."



Trainer Andre Fabre war gespalten: "Ich habe Rail Link immer besonders gemocht. Er hatte ja schon ein Gruppe I-Rennen gewonnen und war nur einmal geschlagen. Mein Vertrauen war immer groß. Hurricane Run war eingesperrt, hatte wenig Platz, aber Shirocco hat mich enttäuscht. Ich werde ihn dennoch für den Breeders´ Cup vorbereiten. Stephane Pasquier hat selten für mich geritten, aber ich denke, dass er in Zukunft noch öfter für mich zum Einsatz kommen wird."



Quelle: galopponline.de
 
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