Helmut Schmidt

playerred

Well-Known Member
Altkanzler Helmut Schmidt ist tot, er starb im Alter von 96 Jahren
RPR1 Eilmeldung
Helmut Schmidt ist in seinem Haus in Hamburg-Langenhorn gestorben. Das teilte sein behandelnder Arzt Heiner Greten mit. Er wurde 96 Jahre alt. Schmidt war von 1974 bis 1982 deutscher Bundeskanzler.
http://www.focus.de/politik/deutschland/er-wurde-96-jahre-alt-altkanzler-helmut-schmidt-ist-tot_id_5075719.html
Ruhe in Frieden, einer der besten Politiker in Deutschland, das sage ich auch als nicht SPD Wähler
 
von redskin
Der Inbegriff eines Bundeskanzlers.
Ruhe in Frieden, Helmut!
Du wirst der Politik und unserer Gesellschaft fehlen.
 
von Doc
das ging dann ja doch recht schnell. gestern wurde noch gesagt, er kann und möchte nicht mehr, dann dauerts auch meist nicht mehr lange aber heute hätte ich nicht schon mit dieser nachricht gerechnet.
 
von Onkel Helmut, Antwort auf Post Redskin
Oh ja. Diese Gesellschaft weiß nur noch nicht, wie sehr er ihr fehlen wird, da sie noch nie ohne ihn auskommen musste. Mit ihm geht der größte Staatsmann, den die Bundesrepublik jemals hatte. Ein Macher mit Führungstärke, soldatischer Disziplin und Härte gegen sich selbst, dabei aber bis in die Haarspitzen ein Demokrat, der sich der Rechtsstaatlichkeit verschrieben hatte.
Wie sehr bräuchte unser Land in diesen Zeiten einen wie ihn als Kanzler und nicht diese Luschen der heutigen Politikergeneration.
Was Fritz Walter für den deutschen Fußball, war er für die deutsche Politik.
Meine ganz tiefe Verneigung vor diesem großen Mann. Ruhe in Frieden!
 
von redskin, Antwort auf Onkel
Treffend beschrieben! 
 
von Auge
Respekt-, liebe-, humor- und geschmackvoller Abschied in der SZ
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von playerred
Cool hätte ihm bestimmt gefallen
 
 
Das beharrliche Rauchen, von vielen nur als TV-Folklore wahrgenommen, war für mich mehr: nämlich ein Stück gelebten zivilen Ungehorsams.
Und ein Statement. 
 
Helmut Schmidt war ein Großer, den wir alle noch vermissen werden. Ich will keine Vergleiche ziehen, aber mit ihm, Ulrich Beck und Frank Schirmacher sind die letzten Jahre 3 Menschen mit Anstand, Intellekt und Rückgrat gestorben. 3 kritische Geister. Ich habe vor kurzem noch mit einer Freundin gegrübelt, welche großen Denker bzw. Vorbilder (nicht im Sinne von blind hinterherlaufen, aber im Sinne von zum Denken, Widersprechen und Streiten anreden) es in Deutschland noch gibt ... viele sind uns nicht eingefallen.
 
Aber wo ich gerade beim Thema Widersprechen bin: Unsere Medien haben von Schmidt leider viel zu wenig "Gebrauch gemacht". Mir fällt kein Interview ein, in dem er mal kritisch gefragt worden wäre. Die letzten Jahre wurde er von den Medien eigentlich nur noch als gutes Gewissen oder (beißender) "Erzähl-Onkel" eingeladen. Da hatte auf Seiten der Medien auch keiner die Statur, mal kritischer nachzufragen. Schade! Ich denke, da hätten interessante Streitgespräche entstehen können.
 
Das beharrliche Rauchen, von vielen nur als TV-Folklore wahrgenommen, war für mich mehr: nämlich ein Stück gelebten zivilen Ungehorsams.
Und ein Statement. 
So habe ich das noch nie betrachtet
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Für mich der viertgrößte Kanzler unserer Republik - und aktuell sieht es so aus, als würde er das noch lange bleiben.
Positiv verbinde ich mit ihm insbesondere seine Zeit als Innensenator und der konsequenten und richtigen Bewältigung der Sturmflut in Hamburg unter Überschreitung seiner damaligen Befugnisse. Ebenso positiv sehe ich seine maßvolle, notwendige und klar strukturierte Einwanderungspolitik.
Weniger positiv empfinde ich die Entfremdung von klassischen SPD-Positionen, wie sie beispielsweise Brandt oder Schumacher vertreten hatten und seine spätere Tätigkeit als Herausgeber einer Tageszeitung (ich sehe Verbindungen zwischen Politik und Medien einfach generell sehr kritisch).
Alles in allem sicherlich ein solider Kanzler, der alle seine bisherigen Nachfolger deutlich in den Schatten stellte.
 
Für mich der viertgrößte Kanzler unserer Republik (...) der alle seine bisherigen Nachfolger deutlich in den Schatten stellte. 
Ich fasse das mal als Mathematikrätsel auf: Der Viertgrößte (ich nehme an, in seiner Bedeutung, nicht in Körperlänge), alle Nachfolger schlechter; daraus folgt, du siehst vor ihm Adenauer, Brandt und Mr. X, aber wen? Doch nicht Kiesinger oder Erhardt. Letzterer hatte wohl seine Verdienste, aber als Wirtschaftsminister, nicht als Kanzler.
 
Doch, für mich ist Erhardt im Vergleich zu Schmidt der größere und bedeutendere Kanzler gewesen. Die Grund hierfür ist die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel (gleichzeitig brachen 10 arabische Staaten die Beziehungen zu West-Deutschland ab), was für mich nach der Ostpolitik Brandts mit der Anerkennung der Oder/Neiße-Grenze und dem Wiederaufbau und der Westbindung des damaligen Westdeutschlands unter Adenauer als drittbedeutendste und drittwichtigste Grundsatzentscheidung in der Geschichte der Republik erachte.
Schmidt ist sicher derjenige gewesen, der seine Mannschaft besser führen konnte (wenn auch seine Mehrheit ihm die Gefolgschaft verweigert, er aber deutlich länger regiert als Erhardt) aber insgesamt reichen sich meines Erachtens Erfolge und Misserfolge die Waage. Er hat einiges richtig gemacht und anderes falsch - solide, aber nichts, was herausragt oder was einem präsent ist und was man mit seiner Kanzlerschaft verbindet. Das einzige, was einem vielleicht in Erinnerung bleibt ist sein Kampf gegen die RAF und da hat er meines Erachtens nach komplett versagt. Positiv kann man sicher in erster Linie auf die Meisterung der Ölkrise und die Migrationspolitik verweisen.
Ich bewerte hier persönlich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel gegen internationale und nationale Widerstände einfach höher als die erfolgreich gemeisterte Ölkrise durch Schmidt. Zudem kann ich persönlich Schmidts Kanzlerschaft auf Grund seines unnachgiebigen Kurses gegenüber der RAF nicht positiv bewerten. Damit meine ich keineswegs, dass man die RAF nicht mit der gesamten Härte des Rechtsstaates hätte bekämpfen müssen, aber man hätte deeskalierender handeln und Menschenleben schützen müssen. Vielleicht macht es dieser Artikel etwas klarer:
<div>PolitikWaltrude Schleyer25.03.08 </div>Die Frau, deren Mann vom Staat geopfert wurde31 Jahre nach dem RAF-Mord an Hanns-Martin Schleyer ist seine Witwe gestorben. Hinterlassen hat sie vor allem zweierlei: Vorwürfe gegen die damalige Bundesregierung und eine Familie, die sich versöhnlicher über die Täter der RAF äußerte, als ihr lieb war. Waltrude Schleyer kam nie über den Mord hinweg.
Quelle und weiter: http://www.welt.de/politik/article1835105/Die-Frau-deren-Mann-vom-Staat-geopfert-wurde.html
Für mich einfach unverantwortlich und unverzeihlich. Belassen wir es dabei, ich möchte nun auch nicht zu schlecht über Schmidt sprechen
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Insgesamt ist Schmidt für mich der einzige Kanzler gewesen, zu dem ich keine klar positive und keine klar negative Meinung haben kann. Kann ich aber jemandem, der direkte Maßnahmen zu einer möglichen Vermeidung des Todes eines Menschen bewusst verwehrte zubilligen, ein größerer Kanzler zu sein als ein anderer, dem es gelang, die Versöhnung mit dem Volke Israels nach einem unvorstellbaren Verbrechen unseres Volkes diesem gegenüber und gegen nationale und internationale Widerstände in die Wege zu leiten? Ich für mich kann das nur mit einem "Nein" beantworten.
Andere Kanzler dagegien, die nach Schmidt kamen, lagen dagegen bei bedeutenden Entscheidungen fast ausnahmslos daneben (D-Mark sofort für ehemalige DDR nach Wiederveinigung + Beschluss der Euro-Einführung unter Kohl, Hartz IV, Kriege im Kosovo und Afghanistan unter Schröder - immerhin nein zum Irak-Krieg -. Vorratsdatenspeicherung, Euro-Rettungspolitik, Asylpolitik, Umgang in der NAS-Affäre und mit digitaler Aufrüstung - eigene, komplette Hardwareproduktion beispielsweise - im Allgemeinen unter Merkel).
 
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