Fernsehverbot für „Contergan-Skandal”

Mathias

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Hamburg - Das Hamburger Landgericht hat am Freitag einen Fernsehfilm des Westdeutschen Rundfunks (WDR) über den Contergan-Skandal gestoppt. Der Sender wollte ursprünglich im Spätherbst den fiktionalen Zweiteiler "Eine einzige Tablette" ausstrahlen, der die Affäre um das Schlafmittel zum Thema hat. Nach der Einnahme von Contergan hatten Ende der 50er Jahre tausende Frauen missgebildete Kinder zur Welt gebracht. Der Contergan-Hersteller Grünenthal GmbH (Aachen) und ein Anwalt, an dessen Lebensgeschichte sich der Film anlehnt, hatten gegen den WDR und die Kölner Produktionsfirma Zeitsprung geklagt und bekamen nun vor der Pressekammer des Gerichts in weiten Teilen Recht.



Beide Kläger sahen durch den Film, den der renommierte Regisseur Adolf Winkelmann ("Die Abfahrer", "Jede Menge Kohle") inszenierte, die historischen Tatsachen verdreht und hatten zahlreiche Passagen des Drehbuchs moniert. Die Richter folgten dieser Auffassung und erließen im Februar eine Einstweilige Verfügungen gegen den WDR und Zeitsprung. Diese wurden nun im Falle des Anwalts voll und im Falle der Firma Grünenthal weitgehend bestätigt. Das Persönlichkeitsrecht der Antragsteller habe sich gegenüber der Kunstfreiheit durchgesetzt, meinte das Gericht. "Eine ausreichende Verfremdung der aus der Wirklichkeit entlehnten Vorgänge lässt sich nicht feststellen", hieß es. Das Publikum könne nicht unterscheiden zwischen Wahrheit und Erdichtetem.



Contergan war 1957 in Deutschland auf den Markt gekommen und wurde schwangeren Frauen empfohlen, weil sein Wirkstoff Thalidomid auch die morgendliche Übelkeit von Schwangeren linderte. Erst 1960 wurde bekannt, dass Thalidomid beim Embryo zu Fehlbildungen an Organen und Gliedmaßen führt. Rund 5000 Kinder waren davon betroffen. Nach einem mehrjährigen Prozess um den Contergan-Skandal stellte das Aachener Landgericht 1970 das Verfahren gegen sieben leitende Angestellte der Firma Grünenthal ein. Das Unternehmen brachte gut 50 Millionen Euro als Entschädigung für die Opfer in eine Contergan-Stiftung ein. (dpa)



Quelle: http://www.koelnische-rundschau.de/html/artikel/1154037696220.shtmlhttp://www.koelnische-rundschau.de/html/artikel/1154037696220.shtml
 
Typisch deutsche Rechtsprechung, erinnert an Seveso. Allein das eine Firma die dermaßen Dreck am Stecken hat heute noch existiert und ihren Ruf schützen darf ist ein Skandal. Verbraucherschutz war ja damals gleich null, wenigstens diesbezüglich kann man heute (etwas) ruhiger schlafen. Ich weiß noch dass ich dass als kleines Kind mitgekriegt hatte, weshalb ich auch von Tschernobyl weniger beeindruckt war damals. Sehr geläufig zu der Zeit auch der Witz: "Herr Polizist, sie haben ja einen Contergan-Gaul." "Wieso dass?" "Bei dem sitzt das A******** oben."
 
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