Sport
VfK denkt nach dem Ende an den neuen Anfang
RINGEN: Bundesligist verliert auf der Suche nach Sponsoren den Wettkampf gegen die Zeit - Neustart in Regionalliga möglich
SCHIFFERSTADT (gai). Der VfK Schifferstadt hat gestern Abend seine Staffel aus der Ringer-Bundesliga zurückgezogen. Vorstandsmitglied Claus Litz (Ludwigshafen) teilte mit, dass dem Verein 3500 Euro fehlen, um die Saison beenden zu können.
„Wir haben aussichtsreiche Verhandlungen mit guten potenziellen Sponsoren geführt, aber haben letztlich keinen Konsens gefunden", bekannte Litz. Nach seinen Angaben hätte der VfK 50.000 Euro benötigt, um die ausstehenden vier Saisonkämpfe bestreiten zu können. Die fieberhafte Suche nach Sponsoren hatte zwar Früchte getragen, aber der Etat war nicht mehr zu decken. Zu zwei Kämpfen war der mit 120.000 Euro verschuldete Rekordmeister bereits nicht angetreten, weil das Geld fehlte, um die mehrheitlich ausländischen Ringer zu bezahlen. Die für den Lizenzringer-Betrieb verantwortliche Sportmanagement GmbH steht laut Litz mit 80.000 Euro in der Kreide.
Die Entscheidung fiel gestern Abend nach einer mehr als anderthalbstündigen Sitzung des Vorstandes in der Sportschule des Landessportbundes. Um 20 Uhr war die vom Deutschen Ringer-Bund (DRB) gesetzte Erklärungsfrist abgelaufen. Der DRB, der das Ultimatum für die Abgabe einer rechtsverbindlichen Erklärung, ob der Verein die Runde beendet, bereits zweimal verlängert hatte, gewährte auch gestern Abend auf telefonische Anfrage noch einmal eine kurze Gnadenfrist. Sie hat nichts gebracht.
„Wir wollen einen neuen Verein gründen. Wie es mit dem jetzigen VfK weitergeht wollen wir in weiteren Gesprächen beraten. Dabei werden wir uns auch juristisch beraten lassen", kündigte Litz an. Die erste Mannschaft des möglichen neuen VfK könne in der Regionalliga starten, deutete er an.
„Heute, Stand 20 Uhr, konnten wir dem Deutschen Ringer-Bund nicht sagen, dass wir die nötigen Gelder zur Verfügung haben", äußerte Martin Volk (Schifferstadt), Geschäftsführer der Sportmanagement GmbH. „Wir versuchen, einen Neuanfang zu verwirklichen", betonte auch Vorstandsmitglied Jürgen Obermann (Schifferstadt). „Wenn wir einen Monat früher mit den potenziellen Geldgebern aus dem Iran in Kontakt getreten wären, hätte es vielleicht anders ausgesehen", meinte er. Diese und andere finanzielle Hilfe habe der Verein aber erst angeboten bekommen, nachdem am vergangenen Mittwoch die verfrühte Meldung vom Aus für den VfK durch die Medien gegangen sei.
„Der VfK muss den Neuanfang als Chance sehen", kommentierte der ehemalige VfK-Weltklasseringer und Trainer Markus Scherer die Entscheidung des Vorstands. Er bedankte sich beim Präsidenten des Ringerverbandes Pfalz, Ludwig Schacker (Thaleischweiler), der sich trotz der mittlerweile offenbar beigelegten Differenzen mit Martin Volk bis zuletzt für den Ligaverbleib des VfK eingesetzt habe. „Er hat für uns gekämpft", sagte Scherer. „Das Gerüst der neuen Mannschaft muss aus Ringern aus den eigenen Reihen bestehen", kündigte er an. „Es ist schade, aber so wie es zuletzt gelaufen ist, war es vorhersehbar", bedauerte der ehemalige VfK-Ringer und Ex-Trainer Willi Heckmann das Bundesliga-Aus. „Man hat zu spät gehandelt. Jetzt muss man sehen, wie es weiter geht. Ein Neuanfang kann positiv sein, aber man muss ihn richtig anfangen", glaubt Heckmann. Kommentar
WEHNERO / WEHNERO
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Bad Dürkheimer Zeitung
Datum: Nr.8
Datum: Mittwoch, den 10. Januar 2007
Seite: Nr.11
Präsentiert durch MSH-Web:digiPaper
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Sport
KOMMENTAR
Das Ringen verloren
Von Christian Gaier
Mit dem Ausstieg des VfK Schifferstadt aus der Ringer-Bundesliga geht eine Ära zu Ende. Das überfällige Ende wäre zu verhindern gewesen, wenn die Verantwortlichen bereits früher einen Neuanfang gewagt hätten.
Man mag die Verbissenheit bewundern, mit welcher die Mitglieder des VfK-Vorstands und der Geschäftsführer der Sportmanagement GmbH, Martin Volk, bis zur letzten Sekunde um den Verbleib des Rekordmeisters in der Bundesliga kämpften. Die vom Deutschen Ringer-Bund mehrfach verlängerte Galgenfrist trug zuletzt aber schon groteske Züge. Das hat dem Ansehen des Traditionsvereins geschadet. Es wäre angebracht gewesen, schon viel früher Farbe zu bekennen. Denn genau genommen gingen der VfK und die ihm angeschlossene GmbH bereits im Frühjahr 2006 am Bettelstab, als die Lizenzgebühren für die ausländischen Ringer nicht bezahlt werden konnten und ein Speyerer Unternehmen als Spender einspringen musste. Die ganze Saison hat der VfK sich durchgewurstelt und weitere Schulden angehäuft - und das für eine Mannschaft, die sich zwar redlich mühte, die aber zuletzt kaum mehr jemand sehen wollte. Ein Neuanfang hätte bereits nach dem letzten Titelgewinn 2005 erfolgen müssen. Die damals vorgenommene Entschuldung hatte zu viel finanzielle Substanz gekostet. Jetzt hat der Nachwuchs freie Bahn!
KAMMC / KAMMC
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Bad Dürkheimer Zeitung
Datum: Nr.8
Datum: Mittwoch, den 10. Januar 2007
Seite: Nr.11
Präsentiert durch MSH-Web:digiPaper