Aktuelles Interview mit Horst Eckel

Teufelsanbeterin

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8. April 2008, 12:40 Uhr Von Ralf Köttker

1. FC Kaiserslautern



Horst Eckel – die Leiden eines Weltmeisters von 1954

Auf der Tribüne leidet Horst Eckel bei den Heimspielen des 1. FC Kaiserslautern regelmäßig mit. "Am liebsten würde ich selbst auflaufen und den Jungs mal richtig was erzählen und zeigen", sagt der Weltmeister von 1954 bei WELT ONLINE. Hoffnung mnacht ihm nur die Rückkehr von Stefan Kuntz.

Foto: dpaHorst Eckel bringt es auf den Punkt: "Beim FCK fehlt im Moment alles"



Der Abstieg des 1. FC Kaiserslautern in die Dritte Liga ist kaum noch zu verhindern; sieben Spieltage vor Schluss haben die Pfälzer bereits sechs Punkte Rückstand auf den rettenden 14. Platz. Nun soll Stefan Kuntz die Wende bringen. Der ehemalige Torjäger des Klubs, zuletzt Manager des VfL Bochum, wird am Dienstag als neuer Vorstandsvorsitzender vorgestellt. Der 76 Jahre alte Horst Eckel – neben Ottmar Walter und Hans Schäfer einer von drei noch lebenden Spielern der Weltmeistermannschaft von 1954 – begrüßt diesen Entschluss.



WELT ONLINE: Herr Eckel, gehen Sie noch zu Spielen auf den Betzenberg?



Horst Eckel: Die Spieler, die Meister waren, die große Verdienste für den FCK erworben haben, die haben einen eigenen Platz. Ich sitze immer noch regelmäßig auf der Tribüne und habe mir auch in dieser Saison schon einige Spiele angeschaut.



WELT ONLINE: Und wie erleben Sie den Absturz?



Eckel: Das kann ich nicht beschreiben, das tut unheimlich weh. Ottmar Walter und ich sitzen an einem Tisch im VIP-Raum, und wir brauchen uns nur anzuschauen, um zu wissen, wie es dem anderen geht. Da blutet einem das Herz. Es ist unser Verein, man lebt mit dem FCK, und wenn man dann sieht, wie es immer weiter nach unten geht, ist das schlimm. Man muss ja immer wieder aufmunternde Worte finden, aber das fällt ehrlich gesagt ganz, ganz schwer.







WELT ONLINE: Das klingt ziemlich hoffnungslos.



Eckel: Ottmar und ich haben uns schon manchmal gewünscht, dass wir in einem guten Alter wären und noch mal mitspielen dürften. Wenn ich sehe, wie immer noch 30.000 Zuschauer die Mannschaft nach vorn treiben wollen, und es passiert einfach nichts, dann möchte man am liebsten selbst auflaufen und den Jungs mal richtig was erzählen und zeigen.



WELT ONLINE: Wenn Sie vom WM-Gewinn 1954 sprechen, reden Sie immer über den Teamgeist. Fehlt der dem Verein?



Eckel: Da fehlt im Moment alles. Es geht niemand richtig in die Zweikämpfe, es wird zu oft gefoult, es geht nicht viel zusammen. Und deshalb stehen wir da unten.



WELT ONLINE: Die sportlichen Probleme sind doch nur das Resultat einer finanziellen und personellen Misswirtschaft, die den Verein ruiniert hat.



Eckel: Ja, natürlich. Das geht ja schon sieben, acht Jahre so, und es ist immer schlimmer geworden. Man hat vielleicht überdreht, keiner hat das rechtzeitig gemerkt und aufgefangen, und dann war es eine Spirale, die immer weiter nach unten gegangen ist.



WELT ONLINE: Seither geben sich Trainer, Sportdirektoren und Manager in die Klinke in die Hand.



Eckel: Ich kann das nicht verstehen. In einer schweren Situation gibt es doch nur eins: Neben und auf dem Platz muss eine Mannschaft stehen. Die einzigen, die in Kaiserslautern noch zusammenhalten, sind unsere Fans. Wenn alle so an einem Strang ziehen würden wie sie, dann wären wir nicht dort, wo wir jetzt stehen.



WELT ONLINE: Was kann den FCK noch retten?



Eckel: Wir brauchen jetzt einen ganz starken Mann, der nicht heute kommt und morgen wieder geht. Wir brauchen einen, der bleibt, egal was passiert. Der von ganz unten anfängt, nicht zuerst an sich denkt und sofort wieder alles hinschmeißt, wenn Probleme auftauchen. Davon hatten wir zu viele.



WELT ONLINE: Ist Kuntz dieser starke Mann?



Eckel: Ich glaube ja. Er hat in Bochum bewiesen, was er kann. Ich kenne ihn und halte von ihm genauso viel wie von unserem Trainer, der auch nicht gleich aufgibt. Solche Leute brauchen wir. Und so einer ist auch der Stefan.



WELT ONLINE: Sind Sie enttäuscht von Leuten wie Jäggi, die mit großen Versprechen an- und schnell wieder abtraten?



Eckel: Es nützt dem Verein nichts, wenn einer kommt und groß ankündigt, er hätte Sponsoren oder andere tolle Sachen. Aber was soll man machen, es ist passiert.



WELT ONLINE: Warum haben Sie sich als Ur-Lauterer nie selbst engagiert?



Eckel: Fritz Walter wollte dem FCK immer helfen, sich aber nicht einbinden lassen. Wir anderen vier aus der WM-Mannschaft haben es genauso gehalten, und ich bin heute sehr froh darüber. Wir hatten alle einen so guten Namen, und der wäre mittlerweile genauso weg wie bei allen anderen auch.



WELT ONLINE: Der Ruf des Vereins ist auch ruiniert. Was würde der Abstieg des FCK für die Region bedeuten?



Eckel: Das wäre tödlich. Ich komme viel in Deutschland rum, und jeder sagt: „Der FCK muss drin bleiben!“ Wir brauchen doch noch Mannschaften im Profifußball, die einen Namen und Tradition haben. Ich habe nichts gegen Hoffenheim, Wehen oder Osnabrück, aber das sind doch alles Vereine, die noch keinen Namen haben. Wenn so eine Mannschaft wie der FCK absteigt, dann tut das nicht nur uns in Kaiserslautern Leid, sondern vielen Sportlern in ganz Deutschland.



http://www.welt.de/sport/article1877531/Horst_Eckel__die_Leiden_eines_Weltmeisters_von_1954.htmlhttp://www.welt.de/sport/article1877531/Horst_Eckel__die_Leiden_eines_Weltmeisters_von_1954.html
 
da blutet einem das herz bei solch offenen , ehrlichen worten..
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Wenn so eine Mannschaft wie der FCK absteigt, dann tut das nicht nur uns in Kaiserslautern Leid, sondern vielen Sportlern in ganz Deutschland.
 
Unsere 5 Weltmeister sind und bleiben einfach Ikonen des FCK und des deutschen Fußballs!!!
 
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