Ihr dreht euch ja immernoch im Kreis... wird euch net langsam schwindelig?
Andere geben dafür viel Geld aus und gehen in den Freizeitpark.
Nun du wirst sicherlich keine 5 Millionen € für eine gute Jugendarbeit benötigen. Du wirst aber andererseits auch nicht einen guten Profispieler heranziehen, weil er in der Woche bei zwei Trainingseinheiten bei den Profis mitschnuppern darf.
Egal welchen großen Ausbildungsverein du dir anschaust ob national oder international, wirst du feststellen müssen, dass die Ausbildung junger Spieler mit einem enormen Zeit-, Material- und Geldaufwand verbunden ist. Wir haben nicht mehr diese Situation, wie vor einigen Jahren, als Spieler zu Hause gewohnt haben, morgens in die Schule sind und am Nachmittag auf dem Sportplatz standen. Du wirst nicht umher kommen deinen Spielern eine ganztägige Betreuung anzubieten, egal in welcher Form. Ob man die Regelung über ein Internat wählt oder ob man den Spielern "Familien" zur Seite stellt, welche den Spieler als "Gast" aufnimmt oder ob du eine Form betreutes Wohnen in "WG"-Form anbietest. Du kannst heute kaum einen talentierten Jugendspieler mehr damit locken, dass er abends um 17:00 Uhr in Frankenthal am Hauptbahnhof mit dem Sammeltaxi abgeholt wird.
Ohne "Ganztagsbetreuung" geht dir ein weiterer wichtiger Einflussfaktor flöten. Du kannst die Spieler als Mensch nicht formen. Das ist zwar im Grunde auch nicht erstrebenswert, wenn der Arbeitgeber seinen Angestellten in seiner Entwicklung in bestimmte Bahnen lenkt, du wirst aber ohne dieses "Formen" oft vor dem Problem stehen, dass du junge und talentierte Spieler förderst, die aber menschlich nicht soweit gereift sind, dass sie in dem doch harten Profigeschäft bestehen können. Dass gerade der FCK viele Spieler hatte, auf die das zutrifft dürfte hinlänglich bekannt sein. Manchmal ist es nicht wirklich von Vorteil, wenn der aufstrebende Star zu Hause wohnt und auch dort der Star ist. Das verleitet sehr schnell zu Discothekenbesuchen, Weinfesten und ausschweifenden Partys. Soll jeder haben aber dosiert und nicht übertrieben. Du wirst das aber nicht kontrollieren können, du wirst nicht agieren können, sondern immer nur auf eine Verfehlung reagieren und das ist schlecht.
Das ist die eine Seite, die Geld kostet. Sicherlich, du musst und du kannst den "Rundum-Service" nicht jedem Spieler anbieten aber du wirst es für schätzungsweise 20 Spieler machen müssen. Vor allem für die Spieler von denen du dir viel erhoffst und die von weiter herkommen.
Die Entfernung ist das nächste Stichwort. Es ist ja nicht so, dass in und um Kaiserslautern der Fußball-Nachwuchs zu Hause ist und der FCK nur mit dem großen Bus über die Orte tingeln muss, um Spieler einzusammeln. Du wirst Spieler beobachten müssen. Nicht nur in Kaiserslautern sondern überall. Nicht nur in Rheinland-Pfalz, nicht nur im Südwesten. Du musst überall präsent sein, um gute Talente zu finden, zu beobachten und für dich gewinnen zu können. Dieses Scouting kostet Geld. Auf ehrenamtlicher Basis wird das kaum zu stemmen sein, weil ich nicht viele FCK-Fans kenne, denen ich zutrauen würde, bei einem D-Jugend-Spiel den kommenden Thomas Müller zu entdecken.
Hast du einen Spieler gefunden, musst du ihn erst einmal von dir überzeugen und das geht in erster Linie mit einem klaren Konzept, was ich teilweise in der Jugendausbildung sicherlich vermisse und mit Geld. Das war früher schon so und ist heute noch viel stärker ausgeprägt. Und hier gibt es Vereine, die deutlich besser darstehen als der FCK.
Hast du den Spieler dann für dich gewonnen, kostet er erstmal jedes Jahr Geld. Und wenn du das Geld gut anlegen willst, dann musst du - um "Rendite" zu erzielen - im ersten Schritt nochmal mehr Geld ausgeben. Du brauchst hochqualifizierte Übungsleiter, am besten mit eigener Profi-Erfahrung und mit der Fähigkeit junge Menschen zu verstehen aber auch zu führen. Gleichzeitig sollten es Leute sein, zu denen duch auch aufblicken kannst, wo du als junger Spieler sagst "Wow, das will ich auch erreichen". Da brauchst du eben eher einen teuren Jugendtrainer Marke Miroslav Klose als einen preiswerten Stijn Vreven. Und von Jahr zu Jahr wird die Kiste dann teurer, weil die anderen Verein buhlen und die Spieler ihren steigenden Marktwert vergütet haben wollen.
Nicht zu vergessen: Du brauchst heute für eine optimale Ausbildung ein komplexes Trainingszentrum, welches nicht nur Invest- sondern auch Unterhaltskosten verursacht. Willst du Jugendspieler von "Grund auf" ziehen, dann verschlingt das wahnsinnige Summen.
Natürlich fragt man sich warum eine AJ Auxerre Spieler wie Mexes, Cisse, Boumsong, Diomede, Kalou hervorbringen kann, bei nicht einmal 40.000 Einwohnern und einer nicht gerade starken Region im Rücken. Das ist aber ein Verein der vor zig Jahren erkannt hat, wie wichtig die Jugendarbeit ist und auch in Auxerre hat man viel investiert, bevor man die Früchte ernten kann. Das ist im übrigen auch ein wunderbares Beispiel, wie man geschickt scoutet. Da sind so viele Spieler mit afrikanischen Wurzeln unterwegs, da schlackerst du mit den Ohren. Man holt die Spieler zum Großteil auch eher spät. Kaum einer der großen Spieler aus der Jugend der AJA ist vor dem 15./16. Lebensjahr nach Auxerre gekommen. Aber du musst die Spieler in diesem Alter erst einmal locken können. Vor allem heute, wo jeder große Verein auf dem Markt unterwegs ist. Du wirst dir am Ende des Tages entweder die "Reste" erbeuten müssen, welche die großen Vereine nicht nehmen wollten oder du musst die Juwele finden, welche andere Vereine übersehen. Und dass Mannschaften wie Hoffenheim, Bremen, Bayern, Dortmund mit ihren Scouting-Abteilungen so viel übersehen, nunja, wer weiß.
Ist zwar mittlerweile sehr lang geworden aber man muss doch irgendwann - bei aller berechtigter Kritik - verstehen, dass es nicht nur darum geht, dass man fördern will und jemanden 2x die Woche bei den Großen mitspielen lässt. Davon wird doch heute keiner Profi-Fußballer...
Auch die Aussage, dass ein van Gaal die Jugendabteilung erst "gefördert" hat ist doch Blödsinn, Humbuk. Was denkst du denn was ein Müller vorher bei den Bayern gemacht hat? Glaubst du es reicht, einen Spieler aus der 2. Mannschaft bei den Profis spielen zu lassen und schwups wird aus ihm ein Weltstar? Glaubst du wirklich, dass van Gaal das in nicht einmal einem Jahr hinbekommt? Na dann gute Nacht. Da wird über viele viele Jahre intensivste Vorarbeit geleistet, mit einem enormen Aufwand. Glaubst du ein Kurz würde einen Müller, wenn er bei unseren Amateuren spielen würde nicht zu den Profis nehmen?