Irgendwie ist es wie immer - der Bote wird für die Botschaft geprügelt...
Finde es einigermaßen lustig, wie die verlogene Diplomatenkaste bloßgestellt wird. Peinlich für diese Leute, das ja, aber wo ist das bedrohlich? Bezeichnend, mit welchen Methoden man versucht hat, Assange mundtot zu machen - mit allen altbekannten Mitteln und Methoden, von denen man früher mal dachte, das sei ausschließlich im "Reich des Bösen" an der Tagesordnung...
...Und die Polizei fälscht alle Beweise zu Ungunsten der Beschuldigten, und das politische System ist nur zur Unterdrückung der Bürger da und überhaupt werden wir bald alle im Namen der korrupten Herrscherelite erschossen...
Sorry für meine Polemik - aber gibt's auch noch ne andere Schallplatte?
Die Welt ist nicht nur schwarz und weiß. Diplomatie und politische Verhandlungen auf der ganzen Welt - ganz unabhängig von den politischen Systemen einzelner Staaten - LEBEN davon, dass gewisse Dinge im Verborgenen bleiben.
Bringen wir's mal auf eine andere Ebene:
Genauso wie du darauf Wert legst und darauf angewiesen bist, dass du z.B. mit Kollegen, Verwandten oder Freunden ungestörte Worte hinter verschlossenen Türen wechseln und auch mal deutlich werden darfst, sind das auch Diplomaten und Politiker.
Die Vertraulichkeit des Wortes spielt in jedem Lebenszusammenhang, in dem Menschen (und ja oh Wunder: auch Diplomaten und Politiker sind Menschen!) etwas vereinbaren oder verhandeln müssen, eine wichtige Rolle.
Die Garantie dafür, dass diese Vertraulichkeit gewahrt wird, schafft ein prinzipielles Vertrauen und die nötige Ruhe, die man für wichtige Verhandlungen und Entscheidungen braucht.
Wenn man jetzt durch diese dauernden Veröffentlichungen als Amtsträger sich bald nicht mal mehr sicher sein kann, ungestört kacken gehen zu können, ohne dass alle Welt sofort danach weiß wie es riecht, dann besteht da durchaus eine Bedrohung.
Und diese Bedrohung ist eine ganz prinzipielle und allgemeingültige, die erst einmal gar nichts mit den USA, Deutschland oder sonst jemandem zu tun hat.
Viele wichtige Entscheidungen der Weltgeschichte wurden durch (heimliche/diskrete) Vereinbarungen zwischen zwei Amtsträgern/Politikern/Diplomaten getroffen. Mein obiges Beispiel mit Schmidt/Barre 1977 ist nur eines von tausenden.
Auf dieser informellen Ebene passieren die eigentlich wesentlichen Dinge. Und diese Ebene wird gefährdet, wenn man meint mit einer solchen Internetseite jeden Bullshit veröffentlichen zu müssen, nur damit sich die Öffentlichkeit ins Fäustchen darüber lachen kann, dass jemand bloßgestellt und verunglimpft wird.
Wenn das weiter so geht, dann wird dadurch auf globaler Ebene ein großer Flurschaden entstehen, weil an ganz entscheidenden Stellen vielleicht das Vertrauen abhanden kommt.
Vielleicht sollte man das mal bedenken, bevor man sich darüber freut, dass die große böse Herrscherklasse mal wieder einen vor den Latz bekommen hat.