US-Luftwaffe greift Dschihadisten-Stellungen der IS im Irak an

Wundere mich, dass die Diskussion hier eingeschlafen ist. Für mich persönlich ist das derzeit eines der bewegendsten Themen derzeit. Ich bin ja politisch nicht wirklich engagiert, verstehe aber hier überhaupt nicht, warum die internationale Staatengemeinschaft seelenruhig bei Völkermord (!!!), Versklavung und Unterdrückung nur einen Steinwurf zu europäischem Gebiet zuschaut. Gerade unser Außenminister kommt mir mittlerweile vor wie Neville Chamberlain kurz vor Ende seiner Karriere. Bereits im ersten Post dieses Threads wurde (von sicherlich kundigeren Usern als mir) vermutet, dass die Macht der IS Terroristen so groß ist, dass man um Bodentruppen nicht herumkommen wird. Vielleicht kann mir ja der ein oder andere Politikversteher erklären, warum die internationale Staatengemeinschaft hier so zögerlich ist. Ich hatte ja Hoffnung, dass der Herr Außenminister mal erklärt, warum die Forderung der Grünen nach einem größeren Engagement der Bundesrepublik so absurd ist, aber leider konnte ich bei seinem Statement diesbezüglich kein Argument finden. Nur weil es noch keine Mehrheit gibt, heisst es doch nicht, dass man sich nicht dafür einsetzen kann. Zumindest nicht nach meinem Verständnis für Demokratie.



Eine weitere Frage an die Experten hätte ich zur aktuellen Lage in Kobane: Grundsätzlich scheint mir dort derzeit neben dem Mangel an panzerbrechenden Waffen der Nachschub an frischen Kämpfern und Medikamenten etc. zu sein. Jenseits der Grenzen in der Türkei scheint mir bei den Leuten der PKK und der YPG doch zumindest einiges vorhanden zu sein, dass den Menschen in Kobane helfen würde. Problem ist wiederum die Türkei, die ihre Grenzen dicht halten möchte, weil sie hofft, dass der IS das "Kurdenproblem" für sie lösen wird. Nach neusten Nachrichten, hat die Türkei ja nun auch auf eigenem Territorium kurdische Stützpunkte bombadiert und damit eigentlich unverblümt die eigentlich Strategie preisgebeben. Die USA hilft den Kurden ja eigentlich schon mit den Bombadierungen. Wäre es nicht möglich die Kämpfer der PKk/YPG über den Libanon oder den Irak "einsickern" zu lassen? Damit könnte man die Türkei quasi umgehen und könnte möglicherweise vorerst auf eigene Bodentruppen verzichten.
 
Mein, zweilfellos unvollständiges, Verständnis sieht so aus:



Keine Macht der Welt hat Lust auf eigene Bodentruppen in einem Krieg gegen hochmobile und verhältnismäßig gut ausgerüstete Dschihadisten:

- Die USA sind nach dem Irak-Debakel kriegsmüde und haben keine starken monetären Interessen, die das ausgleichen können.

- Die Europäer sind nach Jahren der Abrüstung weder willens noch in der Lage, einen Einsatz allein zu stemmen.

- Ohne die Türken würde ohnehin niemand agieren, da die als direkte Nachbarn die Fäden in der Hand halten.

- Russland und China arbeiten jeder für sich an seiner eigenen Weltordnung für die kommenden Jahrzehnte. Da kommt alles Recht, was den Westen beschäftigt.



Die Türkei nimmt die Schlüsselrolle ein, will aber aktuell nicht aktiv in den Konflikt eingreifen, weil:

- ISIS wohl sehr bald mit Anschlägen auf türkischem Boden reagieren würde

- Die Regierung im Stillen nicht unglücklich darüber ist, dass die Kurden bekämpft werden - wie du schon sagst, die "Kurdenproblematik"



Europa müsste sich mMn. viel stärker engagieren. Aus meiner Sicht ist der Zustand und Umfang der Streitkräfte in keinerlei Hinsicht ausreichend für eine Weltmacht, die die EU außenpolitisch gerne sein möchte und wirtschaftlich auch ist. Aktuell können wir ohne die USA keine Befreiungsmission starten.



Abgesehen davon, was machst du wenn die Islamisten vertrieben worden sind? Demokratie ist in weite Ferne gerückt, und instabile Staaten gibt es in der Region schon einige...
 
Vielleicht darf man auch nicht vergessen, dass Syrien trotz des Bürgerkrieges noch ein souveräner Staat ist, in den man nicht einfach so einmarschieren kann - solange Syrien nicht selbst um Hilfe bittet. Und dann kommt die moralische Entscheidung, ob man den Menschen und somit auch Assad hilft oder nicht. Wobei auch fraglich ist, ob man einfach so Bomben schmeißen kann.
 
Hier werden die Interessen der unterschiedlichen Akteure recht gut beschrieben:



http://www.monde-diplomatique.de/pm/2014/10/10.mondeText.artikel,a0002.idx,18http://www.monde-diplomatique.de/pm/2014/10/10.mondeText.artikel,a0002.idx,18



Ist lang, aber lohnt sich
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Zum Thema militärisch starker IS: Ich glaube das gar nicht. Jedenfalls nicht im normalen militärischen Sinne. Die meisten Kämpfer dürften keinerlei Erfahrung haben und beim ersten richtigen Knall ängstlich zurückschrecken. Die erbeuteten Waffen und militärischen Geräte bedürfen auch eines immensen Wissens, um richtig eingesetzt zu werden. Ich denke durch die Luft-Überlegenheit einer Eingreiftruppe wäre das fortschrittliche Gerät der IS schnell zerstört und dann ginge es "nur" noch gegen "AK47-artige" Waffen.



Allerdings, und dies ist ein sehr fettgeschriebenes allerdings, werden die westlichen Staaten Angst vor terroristischen Vergeltungsschlägen (Anschlägen) haben - vor allem die Türkei als Nachbarland, aber auch Kuwait, Saudi-Arabien etc. Selbst wenn es eine NATO-Eingreiftruppe wäre, dann müsste die Türkei als NATO-Mitglied diese Folgen fürchten.



Zu Kobane und der PKK: Diese wird doch auch von den Amis als terroristische Vereinigung angesehen, oder? (edit: Ja!) Ergo darf sie auch nicht unterstützt werden.



Wie gesagt, der oben verlinkte Artikel gibt einen guten Überblick.
 
Ich habe heut dummerweise ein Video gesehen, wo eine Menge junger Iraker, in Reihe liegend, mit auf den Rücken gefesselten Händen, kaltblütig von der IS abgeknallt werden.

Ich kann das Gefühl in mir gar nicht beschreiben, aber ich hoffe diese Brut wird ausradiert!

Verstehe auch nicht, warum keiner was unternehmen will. Auf was wird gewartet? Dass die IS immer stärker wird, immer mehr aus anderen Ländern zu ihnen stoßen?

Mir ist klar, dass auch mit Bodentruppen kein schneller Erfolg zu erzielen ist, aber man kann sie gewaltig einbremsen.

Ich denke auch, dass die IS stärker geredet wird als sie ist, vor allem durch ihre Brutalität und ihrem Fanatismus.
 
Die USA waren mit 150.000 Soldaten im Irak, was viel zu wenig war das Land zu befrieden. Die IS kontrollieren den gesamten Nordirak bis wenige Kilometer vor Bagdad, dazu weite Teile Syriens. Will man das alles befrieden braucht es 300.000 Mann Minimum.

An Material hat die IS die Ausrüstung von 3 irakischen Divisionen erobert, dieses besteht aus modernem amerikanischen Gerät, keinen alten AK47s.

Die Kommandostruktur der IS wird von ehemaligen kampferprobten Offizieren von Saddams Armee bestimmt, keinen Hobbygenerälen.

Und Kämpfer des IS zucken nicht beim ersten richtigen Knall zusammen, sondern greifen in Wellen gegnerische Stellungen an bis diese erobert sind, ohne Rücksicht auf eigene Verluste.



Das und vieles mehr sind Punkte, dass sich kein demokratisches Land der Welt finden wird, hier mit Bodentruppen einzugreifen. Wird der erste vermisste Soldat vor laufenden Kameras geköpft, ist jeder verantwortliche Politiker weg vom Fenster.



Zu Kobane: Dieser Kampf ist für die IS symbolisch, es geht darum der Welt zu zeigen, dass man jeden, unter egal welchen Umständen, besiegen kann. Das gleiche gilt für die Kurden, für deren Moral es unabdingbar ist, die Stadt zu halten. Einen Völkermord gilt es in Kobane inzwischen nicht mehr zu verhindern, ist die gesamte Bevölkerung doch bereits in die Türkei geflüchtet.
 
Die USA waren mit 150.000 Soldaten im Irak, was viel zu wenig war das Land zu befrieden. Die IS kontrollieren den gesamten Nordirak bis wenige Kilometer vor Bagdad, dazu weite Teile Syriens. Will man das alles befrieden braucht es 300.000 Mann Minimum.


Weite Teile dieses Gebiets sind Wüste, in der die IS die Straßen und Städte an diesen Straßen kontrollieren.




An Material hat die IS die Ausrüstung von 3 irakischen Divisionen erobert, dieses besteht aus modernem amerikanischen Gerät, keinen alten AK47s.


Wie oben beschrieben: Würde das moderne Gerät per Luftaufklärung und dann Luftschlägen ausradiert, dann ... siehe oben. Oder fliegen die IS-Kämpfer da auch mit MIGs oder sonstwas rum??




Die Kommandostruktur der IS wird von ehemaligen kampferprobten Offizieren von Saddams Armee bestimmt, keinen Hobbygenerälen.


Kampferprobt gegen was für Gegner? Gegen die USA damals war es kein richtiger Kampf und viele Offiziere haben sich "verkrochen".






Und Kämpfer des IS zucken nicht beim ersten richtigen Knall zusammen, sondern greifen in Wellen gegnerische Stellungen an bis diese erobert sind, ohne Rücksicht auf eigene Verluste.


Gegnerische Stellungen, die mit Karabinern (übertrieben gesagt) kämpfen.

Solange der Krieg Spaß macht, weil er erfolgreich geführt wird gegen Gegner, die schlechter ausgerüstet sind, kämpfen wohl alle ideologisch motivierte Soldaten gerne weiter. Gegen das hochgerüstete westliche Militär hätten die weniger Chancen und es gäbe viel mehr Kämpfer / Kampfgruppen, die sich zurückziehen würden. Das sind ja nicht alle beinharte Mujahedin aus Tscheschenien etc.



So jedenfalls meine Informationen und subjektive Einschätzungen / Ableitungen aus Lehren der Geschichte (letzter Irak-Krieg). Falls du besser informiert bist, würde ich gerne Einzelheiten erfahren. Danke!
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Aber wie du schon schreibst: Der Westen hat Angst vor dem asymmetrischen Krieg und der Brutalität der Islamisten (s. Somalia). Auch deswegen wird es nicht zum Kampfeinsatz kommen.
 
Weite Teile dieses Gebiets sind Wüste, in der die IS die Straßen und Städte an diesen Straßen kontrollieren.
Wie oben beschrieben: Würde das moderne Gerät per Luftaufklärung und dann Luftschlägen ausradiert, dann ... siehe oben. Oder fliegen die IS-Kämpfer da auch mit MIGs oder sonstwas rum??


Die haben ja nicht nur schwere, einfach zu erkennende Waffen (die auch das primäre Ziel der Luftschläge sind) erobert, sondern eben auch moderne Infanterieausrüstung für 30.000 Mann. Das sind M16s, Granatwerfer, tragbare Raketenwerfer, Schutzwesten, Helme, Nachtsichtgeräte, Navigationssysteme, medizinische Ausrüstung, Rationen und aberwitzige Vorräte an Munition und und und... Das meiste davon ist nicht effektiv aus der Luft auszuschalten.




Kampferprobt gegen was für Gegner? Gegen die USA damals war es kein richtiger Kampf und viele Offiziere haben sich "verkrochen".


Das Gros dürfte noch den Ersten Golfkrieg Iran-Irak von 1980 bis 88 mitgemacht haben. Nach Desert Storm folgte jahrelange Rebellenbekämpfung im Süden (Schiiten) und Norden (Kurden) des Irak, schon damals, aufgrund der Flugverbotszonen (nördlich 36., südlich des 33.Breitengrads) ohne jegliche Luftwaffe. Die meisten irakischen Offiziere sind nach der Invasion 2003 einfach aus der Armee entlassen worden und haben sich neue Betätigungsfelder für ihr Handwerk gesucht, eine Art "Entsaddamisierung" hat es fatalerweise nie im Irak gegeben.






Gegnerische Stellungen, die mit Karabinern (übertrieben gesagt) kämpfen.

Solange der Krieg Spaß macht, weil er erfolgreich geführt wird gegen Gegner, die schlechter ausgerüstet sind, kämpfen wohl alle ideologisch motivierte Soldaten gerne weiter. Gegen das hochgerüstete westliche Militär hätten die weniger Chancen und es gäbe viel mehr Kämpfer / Kampfgruppen, die sich zurückziehen würden. Das sind ja nicht alle beinharte Mujahedin aus Tscheschenien etc.


Natürlich hätten die gegen das westliche Militär keine Chance (bis auf vielleicht auf die Bundeswehr...'hüstel'...), aber die IS hat "nur" mit erbeuteten syrischen Waffen quasi im Alleingang die irakische Armee handstreichartig besiegt, obwohl diese technisch haushoch überlegen war. Dies funktionierte mit abnormer Brutalität, guter Strategie und guter Taktik.




So jedenfalls meine Informationen und subjektive Einschätzungen / Ableitungen aus Lehren der Geschichte (letzter Irak-Krieg). Falls du besser informiert bist, würde ich gerne Einzelheiten erfahren. Danke!
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Ich beziehe meine Infos natürlich ebenfalls primär aus der Presse und befasse mich intensiv mit dem Thema. Dazu unterhalte ich mich viel, ich glaube ich hatte es an anderer Stelle schon mal erwähnt, mit einem befreundeten Soldaten der US-AirForce, der in Ramstein "was mit Drohnen" macht und selbst schon zweimal im Irak im Einsatz war. Der hat jedenfalls echt Ahnung was da unten abgeht.




Aber wie du schon schreibst: Der Westen hat Angst vor dem asymmetrischen Krieg und der Brutalität der Islamisten (s. Somalia). Auch deswegen wird es nicht zum Kampfeinsatz kommen.


So isses. Letztendlich ist es egal, was den IS so stark macht oder wie er effektiv zu bekämpfen wäre. Keine Nation will und wird dafür seine Soldaten opfern. Weder wir, noch die Amis, noch die Türken noch sonstwer.
 
Keine Nation will und wird dafür seine Soldaten opfern. Weder wir, noch die Amis, noch die Türken noch sonstwer.


Ich weiß nicht, wie realistisch das ist, aber sobald die türkische Grenze tangiert wird, sehen die Türken das bestimmt anders.
 
Ich weiß nicht, wie realistisch das ist, aber sobald die türkische Grenze tangiert wird, sehen die Türken das bestimmt anders.


Sobald die türkische Grenze tangiert ist, kann der NATO-Bündnisfall ausgerufen werden. IS wird sich penibel an die Grenze halten, denn sonst ist der Spuk in wenigen Tagen bis Wochen vorbei.
 
Warum sollte der IS die Türken auch nur ansatzweise gefährden?

Schließlich haben ja beide die selben Gegner.

Die Türkei hat doch gar kein Interesse den Kurden zu helfen, es ist logisch, dass sie nicht mit Bodentruppen eingreifen, aber dadurch dass sie den Amis keine Nutzung der Flugplätze erlauben, sieht man doch wohin die Reise geht.

Könnte es ja verstehen, wenn die Türkei nicht in der NATO wäre, aber so legen sie Partnern Steine in den Weg.

Die Amis könnten die Dschihadisten viel wirkungsvoller angreifen mit Kampfhubschraubern und Erdkampfflugzeugen.
 
Sobald die türkische Grenze tangiert ist, kann der NATO-Bündnisfall ausgerufen werden.


Ach. :Loriot:



Ich bin mir bei den nicht IS-Leuten nicht ganz sicher, ob sie wirklich rational und strategisch handeln oder ob alles auf maximale Eskalation ausgerichtet ist. Immerhin ist ja der wahre Gott mit Ihnen.
 
Ich glaube auch nicht, dass sie ernsthaft die Grenze zur Türkei überqueren würden. Ich glaube nach wie vor, dass es einige Absprachen mit dem Recep gibt. Der hat ja auch lange genug zugeschaut und die Grenze nach Syrien offen gehalten. Auch wenn die Türkei jetzt Teil des Bündnis sein möchte: das Hauptanliegen der Regierung Erdogan ist definitiv die Zerstörung oder wenigstens massive Schwächung der Kurden. Nut deswegen spielt die Türkei dieses miese Spiel.
 
Laut Kerry hat die Türkei nun ihre Basen freigegeben. Viel zu spät und nach maximalem Druck! Gestern wurde von US Politikern ja schon laut über die Partnerschaft mit der Türkei diskutiert.
 
Ich geb mal meinen unqualifizierten Senf dazu.



Für mich ist es schlicht und ergreifend der politische Wille, der fehlt bzw. durch noch so krude Verbandelungen verhindert wird.



Mal schlicht auf die "Stärke" der ISIS eingegangen, muss man mal etwas Grundsätzliches festhalten: jede Armee dieser Welt braucht eine dahinterliegende Logistik. Wasser, Nahrung und Munition müssen den Frontlern zur Verfügung stehen, sonst ist bei noch so hoher Kampfmoral oder Feuerkraft schnell der Ofen aus. Den Kurden in Kobane geht das gerade nämlich so. Die Versorgungswege sind dicht, bzw. so eng, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die nix mehr zum Nachladen haben bzw. nicht schnell genug nachladen können. Der ISIS-Spuk wär m.Mn. nach ganz schnell beendet bzw. auf dem Weg zum Ende, wenn man konsequent Ihre Nachschubkanäle "trocken legen" würde. Dabei sollte es vornehmlich um ihre schweren Waffen gehen und deren Spritversorgung. Ohne die wäre es nämlich ein annährend gleicher Kampf zwischen ihnen und den Kurden, die auch eben nicht über schweres Gerät verfügen. Es sollte nicht sonderlich schwer sein, die Versorgungsrouten durch Luftschläge nachhaltig zu schädigen. Eine zerstörte Brücke hier, ein blockierter Gebirgspass dort und zwischendrin mal einen Nachschubkonvoi vernichten. Der ISIS mangelt es mit Sicherheit an Ponieren und Ressourcen zerstörte Infrastruktur schnell wieder aufzubauen und die Wege so offen zu halten. Trotz Wüste kann man Infrastrukturblockaden nicht so einfach umfahren und auch nicht mit der notwendigen Menge an Material. Panzer können zwar solche Hindernisse überwinden, aber mit Tanklkws und Munitionstransportern sieht's schon wieder mau aus. So liesse sich das Kräfteverhältnis ganz schnell geraderücken. Nun, warum tut man dies nicht?



Für mich gibt es nur die Antwort der politischen Interessen bzw. diplomatischer Absprachen im Hintergrund. Ich denke, dass die Luftangriffe sehr wohl mit Assad, China und Russland abgestimmt sind. Wahrscheinlich geht es nach dem Motto, "Stellung der ISIS bombardieren, gerne! Unsere Infrastruktur ist tabu!". Sonst geh ich mal davon aus, wäre ganz schnell die Rede vom souveränen Syrien und Assad würde seine Luftabwehr wiederfinden. Insofern ist die USA auf den Versuch angewiesen, die ISIS Stellungen zu bombardieren und so die schweren Waffen zu erwischen. Ansich keine so schlechte Sache, denn was hilft Munition ohne Panzer? Aber ich denke diese mobilen Ziele sind einfach sehr schwer zu treffen, leicht zu verstecken und die Amis haben einen zu langen Anflugsweg, um irgendwas zählbares auszurichen. Ich denke, der knackpunkt kann aktuell eigentlich nur ein erhöhter Druck auf die Türkei sein, um zum einen schneller und öfter von einer nahen Basis zuschlagen zu können und zum anderen irgendwie Nachschub für die Kurden zu bekommen (glaub ich allerdings nicht dran).



Ich halte es nicht für zwingend, dass man eigene Bodentruppen benötigt, sondern dass man nur seine militärischen Möglichkeiten voll nutzen können müsste.



Hier nämlich mal ne gewagte These: das ist der Grund, warum ISIS aktuell gg. Kurden kämpft und erfolgreich ist und weder in Damaskus steht, noch in Israel. Beide würden den notwendigen kurzen Prozess machen, ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten anderer Staaten. Würde die ISIS Israel angreifen, die würden auf 100km alles hinter der Grenze bombardieren, ohne Rücksicht. Das weiß auch die ISIS-Führung, weshalb man sich Gegner aussucht, die alleine zu schwach sind und ansonsten in den Fängen der Weltdiplomatie hängen und ihrem Schicksal ausgeliefert sind.



Aus diesem Grund glaube ich auch kaum, dass ISIS sich mit der Türkei ernsthaft anlegen wird, ebenso wie mit dem IRAN. Leidtragende werden die schwachen in diesem Konflikt sein. Ob der Westen sich allerdings gerade einen Gefallen tut....?
 
Ist es so abwegig zu glauben, dass die türkischen Geheimdienste die ISIS in den letzten Monaten stark gemacht haben, damit ihnen jemand das Kurdenproblem löst? ich weiss, ich bin stark am spekulieren, aber wer sagt denn nicht, dass andere Länder von der Mauschelei der Amerikaner in der Welt lernen können und den Copy Cat spielen?
 
Man darf bei all dem Unmut hinsichtlich der Zurückhaltung der Türkei aber auch nicht vergessen: Die Kurden möchten genauso wenig, dass die Türken in "ihr Land" einmarschieren.

Es führt eigentlich kein Weg an einer Bodenoffensive vorbei, an der sich mehrere Länder beteiligen.
 
Bin gespannt ob die Terrorattacken in Ottawa im Zusammenhang mit IS stehen. Bisher wird in diese Richtung nichts gemeldet, allerdings wurde der tödliche Angriff auf zwei kanadische Soldaten vorgestern von einem Islamisten durchgeführt.
 
Ich poste es mal hier.




Rekrutierer des "Islamischen Staats" im Interview: "Demokratie ist etwas für Ungläubige"


Von Hasnain Kazim



Wie tickt der "Islamische Staat"? Wie sehen seine Anhänger die Welt? Ein IS-Rekrutierer schildert SPIEGEL ONLINE, wie sich die Extremisten die Zukunft vorstellen. Streitgespräch mit einem kompromisslosen Radikalen.



Die Bedingungen des Islamisten sind streng: Kein Foto, keine Tonaufnahmen, seinen richtigen Namen verrät er sowieso nicht. Ebenso wenig, aus welchem Land er stammt, nur dass er Araber sei. Sein Englisch ist geschliffen, mit britischem Akzent.



Abu Sattar nennt er sich, ein etwa 30-jähriger Mann mit dichtem, schwarzem Vollbart, der ihm bis zur Brust reicht, die Haare über der Oberlippe wegrasiert, den Kopf kahlgeschoren. Er trägt ein schwarzes, bodenlanges Gewand. In einer ledernen schwarzen Aktentasche transportiert er einen in ein Tuch gewickelten Koran.

Abu Sattar rekrutiert in der Türkei Kämpfer für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Er prüft die Gesinnung der Interessenten, die aus vielen Ländern der Welt in die Türkei reisen und von hier in den "Heiligen Krieg" in den Irak oder nach Syrien ziehen wollen. Mehrere IS-Anhänger haben ihn unabhängig voneinander als Gesprächspartner empfohlen. Als jemanden, der am besten erklären könne, wofür der IS stehe. Für viele sei er so etwas wie ein ideologisches Vorbild.



Nach einigem Zögern willigt Abu Sattar in ein Treffen ein. Er vereinbart einen Termin und verspricht, rechtzeitig einen Ort zu nennen. Aber dann lässt er die Verabredung platzen, nur um einen Tag später abermals ein Treffen auszumachen, am Morgen, an einem öffentlichen Platz. Diesmal taucht er tatsächlich auf: ein Mann mit braunen Augen hinter einer rahmenlosen Brille. Er wirkt selbstsicher und streitlustig, bestellt Tee und lässt während des Gesprächs eine Gebetskette mit Holzperlen durch seine Hände gleiten.



SPIEGEL ONLINE: Assalamu alaikum.



Abu Sattar: Sind Sie Muslim?



SPIEGEL ONLINE: Welche Rolle spielt das? Für mich ist Religion Privatsache.



Abu Sattar: Warum sagen Sie dann "Assalamu alaikum"?



SPIEGEL ONLINE: Weil es "Friede sei mit dir" bedeutet und ich es für einen freundlichen Gruß halte.



Abu Sattar: Sie sind also kein Muslim. Wusste ich es doch!



SPIEGEL ONLINE: Warum ist Ihr Denken beim "Islamischen Staat" ständig davon getrieben, die Welt in Gläubige und Ungläubige einzuteilen? Warum ist im "Islamischen Staat" immer alles schwarz und weiß, "wir gegen den Rest der Welt"?



Abu Sattar: Wer hat denn damit begonnen? Wer hat die Welt erobert und versucht, alle fremden Kulturen und Religionen zu unterwerfen? Die Geschichte des Kolonialismus ist lang und blutig. Und sie dauert bis heute an, in Form von Arroganz des Westens gegenüber allen anderen. "Wir gegen den Rest der Welt", das ist die Antriebsformel des Westens. Wir Muslime leisten dagegen endlich erfolgreich Widerstand.



SPIEGEL ONLINE: Sie verbreiten Angst und Schrecken und töten Unschuldige, übrigens vor allem Muslime. Das nennen Sie erfolgreichen Widerstand?



Abu Sattar: Wir befolgen Allahs Wort. Wir glauben, es ist die einzige Aufgabe der Menschheit, Allah und seinen Propheten Mohammed, Friede sei mit ihm, zu verehren. Wir setzen um, was im Koran geschrieben steht. Wenn das gelingt, ist das selbstverständlich ein Erfolg.



Für Salafisten wie Abu Sattar ist der Koran das einzig gültige Gesetz. Sie sind streng schriftgläubig und lehnen es ab, die Schrift zu interpretieren oder gar zu abstrahieren. Abu Sattar und der IS idealisieren die islamische Gemeinschaft zu Lebzeiten des Propheten Mohammed. Nach Auffassung der Salafisten wurde ausschließlich damals der Islam in seiner "wahren Form" gelebt, nur deshalb habe das islamische Reich so schnell expandieren können. Der IS will diese Zeit nun in seiner Lesart wiederbeleben und es den frühen Muslimen gleichtun.

SPIEGEL ONLINE: Finden Sie, dass diejenigen, die anderen Menschen den Kopf abschneiden, gute Muslime sind?



Abu Sattar: Gegenfrage: Finden Sie, dass diejenigen, die mit Kampfflugzeugen afghanische Hochzeitsgesellschaften bombardieren oder die mit vorgeschobenem Grund in ein Land wie den Irak einmarschieren, gute Christen sind? Sind die Verantwortlichen für Guantanamo oder Abu Ghuraib gute Christen?



SPIEGEL ONLINE: Sie weichen aus. Was Sie erwähnen, geschah nicht im Namen einer Religion und wurde im Westen heftig kritisiert. Noch einmal: Was ist für Sie ein guter Muslim? Welche Leute rekrutieren Sie?



Abu Sattar: Ein Muslim ist, wer Allahs Gesetze ohne Wenn und Aber befolgt. Die Scharia ist unser Gesetz, es bedarf keiner Interpretation und keiner von Menschen gemachten Gesetze. Allah ist der einzige Gesetzgeber. Wir stellen fest, dass es genügend Menschen gibt, auch in Deutschland, die die Leere der modernen Welt spüren und sich nach Werten sehnen, wie der Islam sie verkörpert. Wer gegen die Scharia ist, ist kein Muslim. Wir reden mit den Leuten, die zu uns kommen, und prüfen in Gesprächen, wie fest sie in ihrem Glauben sind.



Die Türkei gilt als Zentrum für die Nachwuchsgewinnung des IS. Menschen aus aller Welt, aus Europa, den USA und aus Zentral- und Südasien, reisen nach Istanbul und finden hier Kontakt zu den Extremisten. Nach türkischen Angaben kämpfen auch rund tausend türkische Staatsangehörige im benachbarten "Kalifat".

Die Regierung in Ankara bestreitet, den IS zu unterstützen, ließ aber in der Vergangenheit zu, dass Dschihadisten über die Türkei nach Syrien und in den Irak ins Kampfgebiet reisen. Es gab Belege dafür, dass die Extremisten über die Türkei Lebensmittel, Medikamente, Waffen und Munition beziehen und dass verletzte Terroristen sich in türkischen Krankenhäusern behandeln ließen.



Die Türkei verfolgte in den vergangenen drei Jahren das Ziel, den syrischen Machthaber Baschar al-Assad zu stürzen. Aus diesem Grunde unterstützte sie jeden, der ihm schadete - eben auch islamistische Organisationen. Dass der IS inmitten türkischer Städte Nachwuchs rekrutiert, nahm man zumindest hin.



Abu Sattar blickt jetzt gelegentlich um sich, um zu sehen, ob er beobachtet wird. Er könne seiner Arbeit weiter nachgehen, aber jetzt sei "ein wenig Zurückhaltung" geboten, erklärt er.



SPIEGEL ONLINE: Es gibt weltweit schätzungsweise 1,6 Milliarden Muslime. Viele sind sehr demokratisch, manche sind liberal, andere konservativ, und stellen Sie sich vor, es gibt Hetero- und Homosexuelle unter ihnen. Die meisten teilen Ihre Ideologie nicht. Sie aber tun so, als gäbe es nur eine Art von Muslimen, nämlich die, die Ihre Ideologie teilen. Das ist doch absurd!



Abu Sattar: Demokratie ist etwas für Ungläubige. Ein echter Muslim ist kein Demokrat, weil ihn die Meinung von Mehrheiten oder Minderheiten nicht interessiert. Ihn interessiert, was der Islam zu sagen hat. Im Übrigen ist Demokratie ein Herrschaftsinstrument des Westens und das Gegenteil des Islam. Warum tun Sie so, als bräuchte die ganze Welt Demokratie? Und was Homosexualität angeht, das ist im Koran ganz eindeutig geregelt. Sie ist demnach verboten und zu bestrafen.


Quelle und der Rest des Artikels: http://www.spiegel.de/politik/ausla...tgespraech-mit-einem-islamisten-a-998720.htmlhttp://www.spiegel.de/politik/ausland/is-islamischer-staat-streitgespraech-mit-einem-islamisten-a-998720.html





Ich möchte die Aussagen eines ideologisch verblendeten Spinners jetzt nicht komplett überbewerten und verfalle daher auch nicht in Panik, aber das ist schon starker Tobak, wie diese Spinner ticken.
 
Wirklich übel.... Vor allem weicht er allen kritischen Fragen mit Gegenfragen aus. Auch die Stellen im Koran, die besagen Friede zu wahren, werden bewusst ignoriert um ihr Ideal durch zu setzen. Man kann nur hoffen dass diese Spinner bald in ihre Grenzen verwiesen werden.
 
Anti-IS-Konferenz in Teheran: Iran, Russland und Verbündete (unter anderem: Irak, Syrien) sehen langfristig auch Katar, Saudi-Arabien und die Türkei durch IS bedroht. Kritik wird am israelischen Vorgehen in Syrien geübt, der Westen wird aufgefordert, die Bemühungen zum Sturz von Assad einzustellen um IS nicht weiter zu stärken.
 
Isis: the inside story



One of the Islamic State’s senior commanders reveals exclusive details of the terror group’s origins inside an Iraqi prison – right under the noses of their American jailers. Report by Martin Chulov



Onlinepräsenz des Guardian



Zitate:




“If he wanted to visit people in another camp he could, but we couldn’t. And all the while, a new strategy, which he was leading, was rising under their noses, and that was to build the Islamic State. If there was no American prison in Iraq, there would be no IS now. Bucca was a factory. It made us all. It built our ideology.”



According to Hisham al-Hashimi, the Baghdad-based analyst, the Iraqi government estimates that 17 of the 25 most important Islamic State leaders running the war in Iraq and Syria spent time in US prisons between 2004 and 2011.


http://www.theguardian.com/world/2014/dec/11/-sp-isis-the-inside-storyhttp://www.theguardian.com/world/2014/dec/11/-sp-isis-the-inside-story
 
Startling revelations: IS operative confesses to getting funds via US


ISLAMABAD: Yousaf al Salafi – allegedly the Pakistan commander of Islamic State (IS) or Daish – has confessed during investigations that he has been receiving funds through the United States.



By Naveed Miraj



http://tribune.com.pk/story/828761/...-operative-confesses-to-getting-funds-via-us/http://tribune.com.pk/story/828761/startling-revelations-is-operative-confesses-to-getting-funds-via-us/


Das heißt aber nur, dass die Unterstützer in den USA haben. Da steht nichts von Geldern von der US-Regierung.
 
Nein, das ist richtig, das habe ich auch nicht behauptet oder behaupten wollen
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Ich finde es allerdings trotzdem bemerkenswert, dass es scheinbar trotz Totalüberwachung nicht gelungen ist, diese "Spenden" zu unterbinden bzw. die betreffenden Personen festzusetzen. Scheinbar wurde man ja erst von der pakistanischen Seite darauf aufmerksam gemacht, wenn ich das richtig verstehe:




Sources said al Salafi’s revelations were shared with the US Secretary of State John Kerry during his recent visit to Islamabad.
 
Der Ende Dezember durch die IS-Teroristen gefangene jordanische Pilot wurde lebendig verbrannt. http://www.spiegel.de/politik/ausla...esbeh-wurde-offenbar-verbrannt-a-1016563.htmlhttp://www.spiegel.de/politik/ausland/is-islamischer-staat-muaz-al-kasesbeh-wurde-offenbar-verbrannt-a-1016563.html

Unglaublich barbarisch. Ich hoffe die daran direkt Beteiligten und jedes IS-Mitglied erfahren früher oder später ihre gerechte Strafe.



Solche Taten führen allerdings dazu, dass der IS auf immer größere aktive Ablehnung in der arabischen Welt stößt, was letztlich und hoffentlich zur Beendigung dieses Terrors führen wird.
 
So lange sich die "Außenpolitik" des Westens unter Führung der USA nicht ändert, solange wird es weiter islamistischen Terror geben. Mir tun vor allem die Menschen im nahen Osten Leid, die durch die Folgen unserer Politik selber Islamisten werden oder unter diesen leiden müssen - wobei das eine nicht einmal das andere ausschließt.
 
Solche Taten führen allerdings dazu, dass der IS auf immer größere aktive Ablehnung in der arabischen Welt stößt, was letztlich und hoffentlich zur Beendigung dieses Terrors führen wird.


Durch die Drohnenangriffe wird aber auch ordentlich wieder für Zulauf gesorgt.
 
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