Erste Übersicht zu Linux-Betriebssystemen
Wenn man sich dem Thema annähert, sollte einem zunächst einmal eines bewusst sein: Anders als bei Windows oder Mac muss man nicht nur eine Entscheidung für ein Betriebssystem treffen, sondern auch für eine Desktopumgebung. Das Betriebssystem ist gewissermaßen der Unterbau, hier entscheidet sich, welche Pakete zur Verfügung stehen und welche Anforderungen/Möglichkeiten der Nutzer hat - optisch spielt es nur eine geringe Rolle. Was man im Bildschirm sieht und womit man tagtäglich zurechtkommen muss, ist der Desktop.
Man sollte sich also sowohl die Wahl des Betriebssystems als auch des Desktops überlegen und vorab etwas umschauen - einfach weil man es kann und nicht wie bei Windows oder Mac die Wahl des Betriebssystems fast zwingend an den Desktop gekoppelt ist (man möge mich bitte korrigieren, falls dies nicht der Fall sein sollte).
Da der Quellcode für Linux-Systeme offen ist, kann jeder mit dem entsprechenden Know-How jede schon bestehende Version ("Distribution") abändern und damit eine neue Distribution erschaffen. Das führt dazu, dass es eine stetig wachsende Zahl von Systemen gibt und man auch ständig auf "tote" (nicht mehr gepflegte) Systeme stößt.
Einen Überblick mit einem "Ranking" (Anzahl der Zugriffe auf ihrer HP) bietet Distrowatch:
http://distrowatch.com/index.php?language=DEhttp://distrowatch.com/index.php?language=DE
Das Umschauen wird einem dadurch erleichtert, dass die populärsten Linux-Distributionen einen Live-Modus zulassen. Die Datei (.iso), die man zur Installation herunterlädt, kann also auf einen USB-Stick oder eine DVD gebrannt werden, von welchen in das jeweilige System gebootet wird. (Achtung, im Live-Modus ist das System natürlich deutlich langsamer als nach einer Installation!)
Im Live-Modus kann man alle mitgelieferten Funktionen und Programme ausprobieren, die Hardware-Erkennung testen (Sound, Drucker, spezielle Funktionstasten an Maus/Tastatur...) und von hier aus schaltet man dann den PC entweder aus oder installiert das entsprechende System.
Software zum Erstellen eines bootfähigen USB-Sticks unter Windows:
http://www.chip.de/downloads/Linux-Live-USB-Creator_44977398.htmlhttp://www.chip.de/downloads/Linux-Live-USB-Creator_44977398.html
Verschiedene Desktops
Die Wahl des Desktops beeinflusst nicht nur das Aussehen des Bildschirmes, sondern auch die mitgelieferte Software-Auswahl. Hier beeinflusst dann die Wahl des Betriebssystems+Desktop den Umfang der "werksmäßig vorinstallierten" Software und ob das Ganze eher in Richtung Komfort (mit höherem Ressourcen-Verbrauch) geht oder in Richtung Funktionalität auf älteren Rechner.
Die gängigen Desktops sind (im Namen sind die jeweiligen Homepages verlinkt):
Cinnamon - Entwicklung des Teams hinter Linux Mint, inzwischen für die meisten gängigen Distributionen verfügbar, basiert auf Gnome(3) und sollte nicht auf einem allzu alten Rechner installiert werden
Bild: Cinnamon in Mint 17
Enlightenment - aktuelle Version: E17 - eigenständige Entwicklergemeinde, kann bei vielen gängigen Distributionen installiert werden, geeignet auch für ältere Rechner
GNOME - eigenständige Entwicklergemeinde, Gnome gibt es für alle gängigen Linux-Distributionen und sollte nicht auf einem allzu alten Rechner installiert werden
KDE - eigenständige Entwicklergemeinde, KDE gibt es für alle gängigen Linux-Distributionen, bietet von Haus aus eine sehr große Anzahl an mitgelieferten Programmen und sollte keinesfalls auf einem allzu alten Rechner installiert werden
LXDE - eigenständige Entwicklergemeinde, verfügbar für alle gängigen Linux-Distributionen, optimal für ältere Rechner
Bild: LXDE in Lubuntu 14.04
LXQt - Ableger des LXDE-Projektes zusamen mit einem weiteren Projekt, ebenfalls für ältere Rechner optimal und mit dem Anspruch einer höheren Performanz als LXDE - da noch sehr neu, dauert es wohl noch etwas, bis es für die gängigen Linux-Systeme verfügbar ist
MATE - Entwicklung des Teams hinter Linux Mint, inzwischen für die meisten gängigen Distributionen verfügbar, basiert auf Gnome(2)
Unity - Eigenentwicklung von Canonical, dem Unternehmen hinter Ubuntu und derzeit wohl nur für Ubuntu verfügbar, relativ hohe Anforderungen an Hardware
Bild: Unity in Ubuntu 14.04
Xfce - eigenständige Entwicklergemeinde, auch für alle gängigen Distributionen verfügbar, optimal für ältere Rechner - aber nicht ganz so optimal wie LXDE (kann auf gaaanz alten PC's ruckeln, während LXDE/LXQt flüssig laufen)
Bild: Xfce in Mint 17
Verschiedene Betriebssysteme
Sowohl aus eigener Erfahrung als auch vom "Hörensagen", bzw. Lesen kann ich Neueinsteigern zunächst guten Gewissens LinuxMint oder Ubuntu empfehlen.
Beide basieren auf Debian, erlauben aber auch den Einsatz nicht-freier Software an den Stellen, wo es keine wirklich geeignete freie Software gibt. Nach der Installation kann man in den Systemeinstellungen (im Ubuntu mit Unity oben Rechts, bei Mint im Start-Menu) mit wenigen Klicks verschiedene Treiber für den Sound testen (in der Regel passt es aber schon mit der automatischen Auswahl), wenn der Drucker angeschlossen und angeschaltet ist, werden einem ebenfalls in den Systemeinstellungen passende Treiber angeboten, gleiches gilt für eine eventuell vorhandene Grafikkarte.
Internetverbindung per WLAN ist mit einem Klick und Passworteingabe erledigt, versteckte WLAN-Netze können bequem über deren Namen gesucht werden (gilt allerdings nicht für LXDE, da ist es mit verstecktem WLAN ziemlich nervig).
Wer keinen allzu alten Rechner hat, dem würde ich ganz konkret Ubuntu (Unity) oder Mint (Cinnamon) empfehlen.
Ist der Rechner etwas älter, sollte man zu Mint (Mate) oder Xubuntu (Ubuntu+Xfce) greifen.
Ist der Rechner antik, kann man versuchen, ihn mit Lubuntu (Ubuntu+LXDE) wieder ans Laufen zu bekommen.
Wichtig ist bei den Ubuntu-Distributionen die Version 14.04 (April 2014) zu erwischen, da dies die aktuelle LTS-Version ("Long Term Support") ist, die 5 Jahre lang aktualisiert wird.
Bei Mint sind die Veröffentlichungszyklen ähnlch, hier ist "17" die aktuelle LTS, die im Mai 2014 herauskam. Alle 2 Jahre gibt es eine neue LTS-Version.
Download-Links - wer nicht weiß, ob sein System 32b oder 64b unterstützt, der nehme bitte 32b.
Ubuntu:
http://www.ubuntu.com/download/desktophttp://www.ubuntu.com/download/desktop
Mint:
http://www.linuxmint.com/download.phphttp://www.linuxmint.com/download.php
Xubuntu:
http://xubuntu.org/getxubuntu/http://xubuntu.org/getxubuntu/
Lubuntu:
https://help.ubuntu.com/community/Lubuntu/GetLubuntuhttps://help.ubuntu.com/community/Lubuntu/GetLubuntu
Support:
Eine sehr gute Anlaufstelle für alle möglichen Infos zu Software ist das UbuntuWiki (auch für Mint relevant):
http://wiki.ubuntuusers.de/Startseitehttp://wiki.ubuntuusers.de/Startseite
Dazu die deutschen Foren:
http://www.linuxmintusers.de/http://www.linuxmintusers.de/
http://ubuntuusers.de/http://ubuntuusers.de/
Wer sich andere Distributionen anschauen möchte, kann dies über Distrowatch machen, dort gibt es kurze Profile aller Distributionen und Links zu den Homepages.
Interessant sind meiner Einschätzung nach noch:
openSUSE
Mageia
Fedora
gentoo
Wer sich für die Hintergründe interessiert, sollte sich das einmal ansehen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Linux-Distributionenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Linux-Distributionen
Hier wird aufgezeigt, welche Distributionen von welcher "Mutter" stammen.
Gute Artikel für Umsteiger:
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadg...leich-mint-ubuntu-debian-et-al-a-1001990.htmlhttp://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/linux-distributionen-im-vergleich-mint-ubuntu-debian-et-al-a-1001990.html
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadg...m-mint-ist-aehnlich-wie-windows-a-944894.htmlhttp://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/linux-betriebssystem-mint-ist-aehnlich-wie-windows-a-944894.html
http://www.netzwelt.de/news/126511-windows-xp-tot-steigen-ubuntu.htmlhttp://www.netzwelt.de/news/126511-windows-xp-tot-steigen-ubuntu.html
Älterer, aber grundlegend sehr ausführlicher Artikel:
http://www.chip.de/artikel/Linux-Umstieg-So-einfach-gelingt-der-Windows-Wechsel_39458821.htmlhttp://www.chip.de/artikel/Linux-Umstieg-So-einfach-gelingt-der-Windows-Wechsel_39458821.html
Und über die Nutzung von Steuer-Programmen:
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadg...ersoftware-unter-linux-moeglich-a-965518.htmlhttp://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/mit-installation-via-wine-erstmals-steuersoftware-unter-linux-moeglich-a-965518.html
Und grundsätzlich: Fehler und Probleme gibt es natürlich auch unter Linux. Deren Behebung ist dort aber nicht schwerer als unter Windows, sondern einfach nur anders.
Wer sich dann konkret für eine bestimmte Distribution (und den entsprechenden Desktop) entschieden hat, sollte auf jeden Fall vor oder unmittelbar nach der Installation googlen und sich etwas über grundlegende Funktionsweisen einlesen (bspw. geschehen Software-Updates unter Mint und Ubuntu zentral über die Software-Manager, Software kann zwar (wenn verfügbar) auch über den Browser installiert werden, sollten aber über die Paketquellen (=im Softwarecenter) installiert werden, etc.).