Ist aber in gewisser Weise leider eine Milchmädchen-Rechnung. Realistisch betrachtet kann die Deutsche Bahn einer 35 Stunden-Woche kaum zustimmen. Für die Bahn wird das irgendwann zu einem existenziellen Problem. Das Problem an der Sache ist dabei nicht der höhere Lohn, vielmehr hat die Bahn heute schon enorme Schwierigkeiten genügend Lokführer zu finden. Das Dilemma wird sich aber mit einer Reduzierung von 40 auf 35 Stunden nicht wirklich verbessern...
Ich sehe es da ein bisschen wie uppsala, irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht, für das Unternehmen und für die Bahnkunden. Die Folge wird dann in nicht absehbarer Zeit eine weitgehende Automatisierung des Zugverkehrs sein. Im Grunde genommen ist das auch nicht weiter tragisch, wenn wir damit kurzfristig anfangen. Warum ein Auto auf der A9 "fahrerlos" über eine vollbesetzte Autobahn fahren soll, ein ICE aber nicht führerlos über eine eigene Trasse fahren soll erschließt sich mir nicht ganz...
Wir werden in den kommenden Jahren und Jahrezehnten sowieso versuchen müssen, unsere Leistung weiter zu steigern und effektiver zu werden, weil wir ansonsten vor die Hunde gehen werden. Alternativ könnten wir zügigst wie die Hasen rammeln und die Geburtenrate nach oben schnellen lassen oder die Afrikaner vielleicht doch nicht im Mittelmeer ersaufen lassen, sondern anerkennen, dass wir in den kommenden Jahren einen enormen Bedarf an Migranten haben werden...
Ich will dem mal eine schnelle Antwort entgegenstellen (reizt mich einfach zu sehr
):
Die Geschichte der Entwicklung der westlichen Staaten und auch der Nachzügler um Japan und dann Südkorea und Taiwan, hat gezeigt, dass die Löhne mit der Entwicklung von High-Tech Sektoren steigen. Das gilt dabei nicht nur für die Löhne IN diesen Sektoren, sondern auch für Arbeiter und Angestellte, also für Postler, Bahner, Friseure etc. pp. Die können mehr verdienen, da die anderen (Facharbeiter, Ingenieure, Manager etc.) mehr ausgeben können. Der Friseur in Deutschland ist ja nicht produktiver als sein chinesischer Pendant. Trotzdem verdient er ein Vielfaches. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die hohen Löhne breiter Bevölkerungsschichten durch technischen Fortschritt / Innovationen und technischen Vorsprung vor anderen Ländern finanziert wurden. Kann man diesen technischen Vorsprung und die Innovationsfähigkeit der Unternehmen erhalten, dann kann (wenn man den will) man auch das hohe Lohnniveau erhalten.
Und obwohl in allen westlichen Ländern die Löhne auf breiter Basis stiegen, gab und gibt es Unterschiede zwischen diesen Ländern. Beispielsweise zwischen Dänemark und Großbritannien. Beides reiche Industriestaaten, allerdings mit unterschiedlicher (Un)Gleichverteilung der Einkommen. Hier spielt das Sozialsystem eine wichtige Rolle. In Dänemark gibt (oder gab es lange Zeit) einen Konsens, ein System der sozialen Umverteilung zu installieren und gemeinschaftlich zu finanzieren. Diesen Konsens gab es in GB ab der Thatcher-Zeit nicht mehr.
Drittens: Deine Voraussage, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen, ist in sich nicht schlüssig. Zwar gibt es Wirtschaftssektoren, die mit ausländischen Produzenten konkurrieren oder deren Arbeitsplätze vom technologischen Fortschritt bedroht werden. In anderen Wirtschaftssektoren sieht es hingegen anders aus: Postler, Friseure, Kita-Angestellte und andere wird es immer brauchen, da sie weder durch ausländische Konkurrenz, noch durch technischen Fortschritt bedroht sind. Vielleicht werden dort einige Arbeitsplätze vom technischen Fortschritt (Amazon-Drohnen?) zunichte gemacht. Aber insgesamt werden die Beschäftigtenzahlen in diesen Branchen recht stabil bleiben.