Springer und die Fusion

Jonny

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Zu mächtig für die Übernahme



Fusion von Springer und TV-Sendern nur unter Auflagen möglich



Durch die Übernahme von Pro Sieben-Sat 1 würde der Springer-Verlag nach Ansicht des Bundeskartellamts gleich auf drei Teilmärkten zu mächtig. Die Branche spekuliert nun über eine Fusion per Ministererlass.



Berlin · Im TV-Werbemarkt, bei Boulevardblättern und im bundesweiten Anzeigenmarkt der Zeitungen führe die Elefantenhochzeit jeweils zu "einer nach dem Kartellrecht nicht genehmigungsfähigen Marktmacht", erklärte Ulf Böge, Chef des Bundeskartellamts in Bonn. Die von Springer bereits im August verkündete Übernahme der größten privaten TV-Gruppe Deutschlands hängt damit weiter in der Luft. Der vier Milliarden Euro schwere Handel gilt nun als akut vom Scheitern bedroht.



Springer hat noch drei Wochen Zeit, die Bedenken des Amts auszuräumen. Gelingt das nicht, wird das Kartellamt die Übernahme bis Jahresende untersagen oder allenfalls unter weitreichenden Auflagen genehmigen. Dann blieben Springer nur der Verkauf umfangreicher Beteiligungen oder die zeitraubende Klage gegen die Entscheidung. Dritte Möglichkeit wäre der Antrag auf eine Sondererlaubnis für die Fusion beim künftigen Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Dessen Parteifreund, Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber, hatte die Übernahme der TV-Gruppe durch den Berliner Konzern überschwänglich befürwortet. Kritiker befürchten wegen der konservativen Ausrichtung des Verlags ein "schwarzes Meinungsimperium".



Springer und Bertelsmann zu stark



Das Kartellamt hat die Latte für eine Genehmigung der Fusion jedoch unerwartet hoch gelegt. Besonders auf dem TV-Werbemarkt würde sich das derzeitige "wettbewerbslose Duopol" von Pro Sieben-Sat 1 und der Sendergruppe RTL des Medienriesen Bertelsmann noch verstärken, kritisieren die Wettbewerbshüter. Schon jetzt beherrschten beide Anbieter 80 Prozent des Geschäfts. Die Wettbewerbshüter fürchten besonders, dass Springer und Bertelsmann künftig noch mehr gleiche Märkte beackern könnten. Das würde gegenseitige unerlaubte Absprachen von Preisen und Angeboten besonders auf dem engen TV-Werbemarkt erleichtern.



Die Kartellwächter monieren deshalb gemeinsame Minderheitsbeteiligungen beider Konzerne an den Hörfunksendern Radio Hamburg und Antenne Bayern sowie an den Pressevertriebsfirmen in der Pfalz, Berlin, Leipzig und Dresden. Außerdem beherrschen die Medienriesen das Druckunternehmen Prinovis. Auch bei Straßenverkaufszeitungen würde die Fusion laut Böge die dominierende Position von Springer verstärken. Mit dem Flaggschiff Bild beherrscht Springer bereits 80 Prozent dieses Marktes. Mit den Sendern von Pro Sieben-Sat 1 könnte der Konzern diese Stellung noch weiter ausbauen, zum Beispiel durch Werbung für das Blatt im Fernsehen, das Aufgreifen gleicher Themen oder gemeinsame Kampagnen von Redaktionen und Werbeabteilungen.



Mit den TV-Sendern könnte Springer auch auf dem bundesweiten Anzeigenmarkt der Zeitungen seine überragende Stellung ausbauen, befürchtet das Amt. Schon heute besitze der Konzern (Welt, Berliner Morgenpost, Bild am Sonntag) hier 40 Prozent Marktanteil. Mit Pro Sieben-Sat 1 erhielte das Zeitungshaus die Möglichkeit, in allen Medien Werbekampagnen für Produkte zu schalten.



Damit greift das Kartellamt erstmals die harsche Kritik von Experten auf, die seit langem fordern, dass die Konzentration im Print- und TV-Geschäft verstärkt auch medienübergreifend ("crossmedial") untersucht wird. Springer will versuchen, die Bedenken der Behörde auszuräumen, etwa durch den Verkauf der gemeinsamen Beteiligungen mit Bertelsmann. Der grundsätzliche Einwand, dass nach der Fusion zwei Medienriesen die hiesigen Print- und TV-Märkte dominieren würden, wird dadurch aber nicht beseitigt. Thomas Wüpper





frankfurter rundschau



http://frankfurterrundschau.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirtschaft/?cnt=760547http://frankfurterrundschau.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirtschaft/?cnt=760547



Da wird sich Glos aber freuen, ein schwarzes Medienimperum und oben drauf noch ein schicker Urlaub sponsored bei Springer, "we love to entertain you".
 
Hätte die RAF mal besser den Laden ernsthaft in die Luft gejagt...

Da schaue ich schon ungern N-TV (zu nah an CNN) und jetzt kann ich auch nichtmal mehr N24 schauen.

Armes Deutschland!
 
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