Ende der Corona-Pause für viele Sportarten: Noch viele offene Fragen
Sebastian Stollhof / Thomas Cattarius
DPA
Darauf haben viele Amateursportler in Rheinland-Pfalz gewartet: Das Land hat am Dienstag verkündet, dass Training und Wettkampf in Gruppen von bis zu 30 Personen wieder möglich sind. Fußball-, Handball-, Hockey- oder auch Volleyballspiele sind damit erlaubt. Die Funktionäre haben aber noch so manche Fragen.
„Die Disziplin der Sportler und die gewonnenen Erfahrungen der letzten Monate machen nach den schrittweisen Lockerungen nun diesen weiteren großen Schritt Richtung Normalität möglich“, verkündete der rheinland-pfälzische Sportminister Roger Lewentz am Dienstag – und schob nach:
„Die erhöhte Personenanzahl ermöglicht auch in den Kontaktsportarten wieder annähernd normalen Trainings- und Wettkampfsport.“
Eine gute Nachricht, auf die der Verbandsspielausschuss des Südwestdeutschen Fußballverbandes, der am Samstag eine wichtige Sitzung in Edenkoben hatte, gehofft hat. Mit einer Mitteilung am Dienstag, dass bereits ab Mittwoch wieder Freundschaftsspiele möglich sein sollen, hatte in der Geschäftsstelle des Südwestdeutschen Fußballverbandes dann aber doch niemand gerechnet. „Ein Musterhygienekonzept für den Trainings-
und Spielbetrieb steht kurz vor der Finalisierung“, teilte der Verband am Abend mit. Er verweist dabei auch auf einen vom Deutschen Fußball-Bund erarbeiteten Leitfaden.
Saisonvorbereitung ermöglichen
Der Ministerrat hatte beschlossen, dass Training und der Wettkampf in festen Kleingruppen von insgesamt bis zu 30 Personen ab Mittwoch wieder möglich sein soll. Damit will das Land auch eine Saisonvorbereitung und natürlich auch den Spielbetrieb in Ballsportarten wie Fußball, Handball, Hockey oder Volleyball ermöglichen. „Die Voraussetzungen im Innen- und Außenbereich werden einander angeglichen“, heißt es in einer Mitteilung des Mainzer Ministeriums des Innern und für Sport.
Dies wurde auch beim Landessportbund Rheinland-Pfalz positiv aufgenommen. „Wir haben uns dafür eingesetzt und begrüßen die Entscheidung des Ministerrats, dass alle Sportarten wieder den üblichen Trainings- und Wettkampfbetrieb aufnehmen können“, meinte der kommissarische Präsident Jochen Borchert.
Kontaktdatenerfassung Voraussetzung
Voraussetzung für die neuen Lockerungen ist eine Kontaktdatenerfassung der jeweiligen Trainings- und Wettkampfgruppe. Die wiederzugelassenen Zweikämpfe und der sportliche Wettstreit erfordern eine Nachverfolgbarkeit von eventuell auftretenden Infektionsketten. „Um die Lockerungen dauerhaft umzusetzen, sind wir weiterhin darauf angewiesen, dass sich die Sportlerinnen und Sportler so rücksichtsvoll wie bisher verhalten“, sagte der Sportminister.
Die Erhöhung der Gruppengröße auf bis zu 30 Personen beziehe sich auf die reine Sportausübung und gelte nicht für zufällig zusammengesetzte Gruppen. „Außerhalb der Trainingsstätte und für Gruppen über 30 Personen gelten die üblichen Abstands- und Hygieneregeln“, betonte das Innenministerium. Zuschauer sind im Rahmen der Veranstaltungsregeln und einem damit einhergehenden Hygienekonzept zugelassen. Veranstaltungen im Freien sind mit bis zu 350 gleichzeitig anwesenden Personen unter Beachtung der notwendigen Schutzmaßnahmen zulässig,
in geschlossenen Räumen mit bis zu 150 gleichzeitig anwesenden Personen.
Handballer wollen weiter „auf Sicht fahren“
Ulf Meyhöfer, der Präsident des Pfälzer Handball-Verbandes, wertet diese Lockerungen als überraschenden Zwischenschritt und gutes Signal: „Es zeigt, dass wir mit unserer Planung, Anfang Oktober die Runde zu beginnen, realistisch waren, auch wenn wir manch’ böse E-Mail bekommen haben.“ Nach den Sommerferien seien wieder dosierte Auswahlmaßnahmen möglich. „Wir waren bei zehn, jetzt 30, das sind ja fast paradiesische Zustände“, sagt Meyhöfer. Er verstehe die Regelung so, dass auch Spiele möglich seien, wobei man mit Schiedsrichtern und Zeitnehmern auf mehr als 30 Personen kommen könne. Meyhöfer rät: „Weiter auf Sicht fahren, Rahmenbedingungen ernstnehmen und umsetzen. “
Zur Sache: Der Leitfaden des Deutschen Fußball-Bundes
Der Profifußball hat den Anfang gemacht, jetzt folgen die Amateure. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat einen Leitfaden erstellt,
der den Vereinen die Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb ermöglichen soll.
Der Deutsche Fußball-Bund will mit einem Muster-Hygienekonzept seine Amateur-Mannschaften bei ihrer Rückkehr in ein Stück „Normalität“ trotz der anhaltenden Corona-Pandemie unterstützen. „In dieser Ausnahmesituation wollen wir Ihnen damit eine Orientierung geben, wollen Wege zeigen, wie Fußball im Amateurbereich wieder im Wettbewerb gespielt werden kann“, schreiben DFB-Präsident Fritz Keller und sein „Vize“ Rainer Koch in einem gemeinsamen Vorwort zum Leitfaden „Zurück ins Spiel“. „Für eine Rückkehr zur Normalität ist es noch zu früh. Aber jede Lockerung bedeutet einen Zuwachs an Lebensqualität“, heißt es darin.
Das vorgestellte Konzept beinhaltet unter anderem Hinweise auf die üblichen Regeln wie das Einhalten des Mindestabstands von 1,50 Meter außerhalb des Spielfelds, das Unterlassen von Spucken und von Nasenputzen auf dem Spielfeld oder auf die Hust- und Nies-Etikette. Trainieren
und Spielen dürfen nur Personen ohne Covid-19-Symptome, heißt es weiter. Die Sportstätten werden in die drei Zonen „Innenraum/Spielfeld“, „Umkleidebereiche“ und „Publikumsbereich“ geteilt. Zudem wird in dem elf Kapitel umfassenden Leitfaden auf Trainingstipps in Corona-Zeiten verwiesen. Das Papier soll laufend aktualisiert werden. An dem Konzept arbeitete der DFB gemeinsam mit seinen Regional- und Landesverbänden.
Nach dem Ausbruch der Pandemie im März ist der Amateur-Fußball im ganzen Land zum Erliegen gekommen. Dagegen konnten der Spielbetrieb der Bundesliga, der 2. Bundesliga, der Dritten Liga, der Frauen-Bundesliga und der DFB-Pokalwettbewerbe nach einigen Wochen Pause wieder aufgenommen und die Saison beendet werden.
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