Soeren Oliver Voigt

Sperk, Oliver

Oliver Sperk

Beim Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern endet einmal mehr ein Arbeitsverhältnis mit einem Geschäftsführer vorzeitig: Am 30. November ist für Soeren Oliver Voigt nun auch offiziell Schluss am Betzenberg.

Die Amtszeit von Soeren Oliver Voigt als Geschäftsführer der 1. FC Kaiserslautern Management GmbH, die die Profifußball-Sparte des Traditionsklubs steuert, geht am Dienstag zu Ende. Vorzeitig. Ob er nun gehen musste oder gehen wollte, darüber gibt es unterschiedliche Auslegungen bei Voigt und den Beiräten. Sie haben mit dem 52-Jährigen darüber entschieden, den Vertrag sieben Monate vor Ablauf aufzulösen.
Fakt ist, dass ein markanter Schritt Voigts Amtszeit geprägt hat: Erstmals in der FCK-Geschichte ist über das Klubvermögen – respektive über das der 2018 ausgegliederten, den FCK dominierenden Profifußball-Sparte – ein Insolvenzverfahren eröffnet worden. Voigt sah bei all den über die Jahre des sportlichen Misserfolgs angehäuften Schulden keine andere Möglichkeit mehr. Und legte damit den Grundstein für die schmerzhafte Teilsanierung des FCK zu Lasten von Großgläubigern und vielen Kleingläubigern, Fans, die mit meist kleineren Summen ihrem FCK in der Not helfen wollten.

Sanierung erst mal nur vorläufig​

Die Kapitalgesellschaft war damit zumindest vorläufig saniert – weil die schon lange, lange vor Voigts Amtsantritt im Dezember 2019 den FCK als Sponsoren und Investoren unterstützenden „Regionalen“ in mehreren Tranchen zusammen elf Millionen Euro für Anteile an der Profifußball-Gesellschaft hingelegt haben. Zudem stellte jene Saar-Pfalz-Invest GmbH dem FCK e. V., der nicht ins Insolvenzverfahren ging und auch jetzt noch Schulden in Millionenhöhe hat, im Frühjahr 2021 ein Darlehen über 1,05 Millionen Euro als Soforthilfe zur Verfügung. Auch half die Investorengruppe aus dem Saarland und der Pfalz dem FCK, mehrere Spieler zu finanzieren. Sie wird auch jetzt wieder kräftig eingreifen müssen, wenn es um die Lizenz 2022/23 geht.

Äußerst ungeschicktes Handeln​

Die Investoren bügelten auch Voigts äußerst ungeschicktes Handeln bei der fristlosen Entlassung von Publikumsliebling und Torwart(-trainer)-Legende Gerry Ehrmann zumindest finanziell aus. Denn beim FCK wurden auch wegen Voigts arbeitsrechtlichem Harakiri-Kurs in dieser Sache die rechtlich relevanten Argumente dünn. Rund 300.000 Euro Abfindung wurden nach RHEINPFALZ-Informationen für den gegen die Kündigung klagenden, 36 Jahre beim FCK angestellten Ehrmann fällig. Für die Summe stehen am Ende die regionalen Investoren gerade; einige von ihnen sind pikanterweise mit Ehrmann befreundet.
Voigt kokettierte auf dem „Betze“ gerne und häufig mit seinen guten Kontakten und einflussreichen Freunden in vielen Branchen. Einen Investor hat dem FCK das nicht eingebracht, den Worten und losen Ideen folgten selten fruchtbare Taten.
Damit befindet sich Voigt bei dem tief gefallenen Traditionsverein in guter Gesellschaft mit einigen seiner Vorgänger als Klubchefs und mit Aufsichts- und Beiräten der vergangenen harten Jahre.

Hengen will „normalen Umgang“​

Thomas Hengen (47) tritt bescheidener auf, pocht auf „normalen Umgang miteinander“, wie er betont. Der Ex-Profi kam zum 1. März 2021 an die Seite Voigts, der nun nicht mehr alleiniger Geschäftsführer war.
Bei der Präsentation von Trainer Marco Antwerpen Anfang Februar waren weder Voigt als noch einziger Geschäftsführer, noch der damalige Sportdirektor Boris Notzon dabei. Antwerpen war nicht ihr Kandidat; Investoren und Beirat, beratendes und kontrollierendes Gremium, forcierten damals die Trainersuche. Da war schon klar, dass Voigt seine sportliche Zuständigkeit an den auserkorenen und schon in vieles eingebundenen, aber noch nicht inthronisierten Hengen verlieren würde. Eine knifflige Lage für alle.
Beirat und Investoren sahen Handlungsbedarf, nachdem Antwerpens Vorgänger Jeff Saibene zwar sehr sympathisch ist, aber sportlich unglücklich handelte. Auch wenn die Einmischung von Beiräten und Geldgebern ins operative Geschäft unternehmensrechtliche und moralische Fragen aufgeworfen hat und dies Notzon Ende Februar 2021 zu einem denkwürdigen internen, aber öffentlich gewordenen Brief an die Klubgremien veranlasste. Es stimmte nicht mehr zwischen dem zögerlich wirkenden, vieles aufschiebenden Voigt, der sich gerne einen intellektuellen Touch gibt, und dem Beirat um Markus Merk. Der Ex-Weltschiedsrichter, dessen Beirats-„Team“ Voigt 2019 holte, handelt schon immer am liebsten schnell.

Für alle der richtige Schritt​

Voigt zieht für sich selbst eine positivere Bilanz. Unglücklich aber für sein persönliches Ergebnis ist es auch, dass es sportlich gerade dank Antwerpen – kein Voigt-Mann – trotz Wellentälern erst wieder nachhaltig bergauf geht, seit Voigt nicht mehr präsent ist. Zudem fehlt er dann krankgeschrieben. Für alle Beteiligten ist die Trennung der richtige Schritt. Es hat nicht gepasst. Die Suche nach einem Nachfolger läuft.

Die Rheinpfalz, Samstag, 27. November 2021 - 06:00 Uhr


Ich habs mal ganz gepostet,
vllt im Hinblick auf die JHV, doch für einige auswärtige User interessant,
falls nicht gewünscht bitte löschen.
 
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