Rüdiger Ziehl

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Heute ist in der Rheinpfalz ein großer Bericht über den Ex FCK'ler Rüdiger Ziehl (vorwiegend Amateure). Er ist mittlerweile der Trainer von Wolfsburg II.

https://www.transfermarkt.ch/rudiger-ziehl/profil/spieler/913

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BLICKPUNKT: MIT RÜDIGER ZIEHL HINTER DEN KULISSEN DES VFL WOLFSBURG
Traumjob im Abgeschiedenen

Fussball: Rüdiger Ziehl ist seit Oktober 2016 Trainer der Amateure des VfL Wolfsburg. Er hat die Mannschaft an die Tabellenspitze der Regionalliga Nord geführt. Der 41 Jahre alte gebürtige Stambacher und ehemalige FCK-Spieler arbeitet unter hochprofessionellen Bedingungen. Fast aber wäre er aus dem Paradies vertrieben worden.
Von Marek Nepomucký

Wolfsburg. Die Spieler haben ihn gehasst – und hassen ihn womöglich immer noch. Der Hügel der Leiden ist ein rotes Tuch für die Fußballer des Bundesligisten VfL Wolfsburg. Felix Magath hatte den Fitnesshügel in seiner Zeit als Trainer des VfL Wolfsburg im Trainingszentrum der Profis neben der Volkswagen-Arena aufschütten lassen. Die Spieler quälten sich dann mehrmals an dieser Erhebung. Als Magath gehen musste, wuchs einige Zeit Gras über den Hügel. Der aktuelle VfL-Trainer Bruno Labbadia hat ihn nun wieder entdeckt. „So ein Hügel ist eine Top-Möglichkeit, viele Dinge zu trainieren, die dem Spieler sehr gut tun. Diese Möglichkeit spielte eine maßgebliche Rolle dafür, dass wir uns im Sommer gegen ein Trainingslager außerhalb Wolfsburgs entschieden haben“, sagt Labbadia.Das trainingsspezifische Hassobjekt ist den Spielern der Wolfsburger U23 bislang erspart geblieben. U23-Coach Rüdiger Ziehl hat noch keine Notwendigkeit gesehen, den Fitnesshügel in Anspruch zu nehmen. Der 41 Jahre alte gebürtige Stambacher hat in der VfL-Fußball-Akademie – für die U15 bis U23-Teams – ebenfalls Top-Bedingungen. Die Akademie liegt etwa drei Kilometer vom Trainingszentrum der Profis entfernt und ist eines von drei Trainingszentren der Wolfsburger. Es gibt noch das Trainingszentrum am alten VfL-Stadion am Elsterweg für die Frauen. Die Arbeitsbedingungen sind hervorragend in den drei Trainingszentren.
In der VfL-Akademie stehen Rüdiger Ziehl ein Videoraum für Analysen, zwei Krafträume, Sauna, Physiotherapieräume und viele andere Räume zur Verfügung. „Das sind Top-Bedingungen“, sagt er. Mittags können die Angestellten und Fußballer in die eigene Kantine gehen. Ein Team von Köchen bereitet täglich etwa 100 Mahlzeiten zu – Avocado-Petersilie-Apfelsuppe, verschiedene Salate, Lachsburger, Spinat in Blätterteig, Kartoffeln, Spinat-Kiwi-Apfel-Smoothies stehen an einem Montag im Februar beispielsweise zur Auswahl. Auf die Ernährung wird Wert gelegt.



Ziehls Chef ist Deutscher MeisterDie Fußball-Infrastruktur in Wolfsburg ist erstklassig. Rüdiger Ziehl weiß das. Er ist dankbar dafür, dass ihn der VfL im Januar 2017 zum U23-Trainer befördert hat. So sicher war das nämlich nicht. Als Valerien Ismael Trainer der U23 wurde, wollte er sein eigenes Trainerteam mitbringen. Ziehl hatte sich in dieser Phase schon nach anderen Trainerjobs umgesehen. Doch Ziehl blieb im Trainerteam von Ismael, bis dieser dann nach Nürnberg wechselte. Danach folgten eine Saison als Co-Trainer unten Thomas Brdaric sowie eine weitere unter dem zurückgekommenen Ismael zu den U23-Wölfen.Als der im Oktober 2016 dann zu den Profis hochgezogen wurde, rückte Ziehl erst als Interimstrainer und dann fest auf den Sessel des Cheftrainers. Außerdem baute Pablo Thiam, 2009 mit Wolfsburg Deutscher Meister geworden, danach Sportlicher Leiter der U23 und seit Juli 2018 Sportlicher Leiter der gesamten VfL-Fußball-Akademie, in dieser Zeit auf Ziehl. Mit Erfolg. Ziehl wurde in seiner ersten kompletten Saison 2016/2017 als U23-Trainer Dritter, 2017/2018 erneut Dritter und steht nun mit seinem jungen Team an der Spitze der Regionalliga Nord – mit sieben Punkten Vorsprung auf den VfB Lübeck.



Herr Thiam, was zeichnet Rüdiger Ziehl aus?Rüdiger nimmt seine Rolle an. Er ist ein sehr zuverlässiger Trainer und Kollege. Als er seine Karriere aufgrund einer Verletzung beenden musste, nahm er seine Zukunft und die Verantwortung selbst in die Hand. Er packte an. Er überlässt nichts dem Zufall.

Wie haben Sie Ziehl als Menschen kennengelernt?Er ist ein Familienmensch. Er ist sehr bodenständig, sehr zuverlässig, strukturiert und wissbegierig. Er nimmt sich auch zurück, um dann für die Gemeinschaft da zu sein.

Wie ist er als Trainer?Er ist authentisch. Er ist ein gutes Beispiel für junge Spieler, wie schnell es manchmal gehen kann. Er packt an, ist strukturiert. Er definiert sich über Arbeit. Diese Attribute transportiert er. Das kommt bei den Spielern an. Er entwickelt sich dabei auch stetig weiter. Das ist mir wichtig. Solche Trainer wollen wir haben. Denn die U23 ist die Spitze der Ausbildung unserer VfL-Fußball-Akademie.

Es läuft sportlich gut. Ist die Dritte Liga das Ziel?Unser Primärziel ist es, das beste zweite Team einer Bundesliga-Mannschaft zu sein in unserer Liga. Dann wollen wir unter die Top Drei in der Tabelle. Die Meisterschaft zu gewinnen, ist immer etwas Besonderes. Wir sind dabei leider schon zweimal in den Aufstiegsspielen gescheitert.

Rüdiger Ziehl kam im August 2009 zum VfL Wolfsburg. Lorenz-Günther Köstner hatte den 66-fachen Zweitliga-Spieler von der TuS Koblenz damals zum VfL gelotst. Zuvor hatte Ziehl beim FCK sowie als Jugendlicher bei der SG Rieschweiler und in B- und A-Jugend beim FK Pirmasens gespielt. Ziehl zog mit seiner Frau Carissa und seiner Tochter Ellen nach Wolfsburg. Zwischenzeitlich kam Töchterchen Tilda dazu. Für ihn war es keine Frage, seinen Lebensmittelpunkt nach Wolfsburg zu verlagern. Ziehl wollte sich schnell mit dem VfL identifizieren. Das imponierte dem Verein. Seine aktive Spieler-Laufbahn in Wolfsburg war aber schon nach wenigen Monaten beendet.



Invalide im besten Fußballer-Alter

Im Dezember 2009 verletzte sich Ziehl an der Patellasehne. Die Blessur war so schlimm, dass er Sportinvalide wurde. Ziehl war da gerade mal 32 Jahre alt. Weil er in seiner Profi-Laufbahn auf seinen Körper hörte und sich immer sehr professionell verhielt, hätte er durchaus noch zwei bis drei Jahre auf hohem Niveau spielen können. Der in Stambach aufgewachsene und in Zweibrücken zur Schule gegangene Ziehl machte eine kaufmännische Ausbildung in einem Tochterunternehmen des Volkswagen-Konzerns. Weil Felix Magath dann als Cheftrainer und Sportdirektor beim VW-Werksklub entlassen wurde, Köstner als Coach des Erstliga-Teams aufrückte, wurde Assistent Ziehl plötzlich zum Interimstrainer der VfL-Zweiten. Er arbeitete sich in den folgenden Jahren nach oben – bis er 2017 U23-Chefcoach wurde. „Viele andere Trainer würden mich beneiden“, sagt Ziehl, der mit seiner Frau und seinen zehn und sieben Jahre alten Töchtern etwa sechs Kilometer von seiner Arbeitsstätte entfernt wohnt. Ziehl, ein Familienmensch, weiß das Privileg zu schätzen, beim VfL Wolfsburg zu arbeiten.



Quelle: Die Rheinpfalz 04.04.2019


Ziehl: Zweitliga-Niveau und höher

Zwei Co-Trainer, ein Torwart-Trainer, ein Athletik-Trainer, ein Videoanalyst sowie zwei Physiotherapeuten gehören zu seinem Team. „Wir arbeiten offen und ehrlich zusammen“, sagt Co-Trainer Ton Lokhoff. Der 59 Jahre alte Niederländer hat eine bewegte Spieler- und Trainerlaufbahn hinter sich, war unter anderem niederländischer Nationalspieler. Rüdiger Ziehl beschreibt er als einen bodenständigen Teamplayer. Täglich bespricht sich das Team eine Stunde vor Trainingsbeginn. Es herrscht eine offene und konstruktive Diskussionskultur. Das Trainerteam greift in seinen Planungen auch auf wissenschaftliche Werte zurück. Jeder Spieler trägt während des Trainings und Spiels ein Pulsgürtel um die Brust. Die Werte werden unmittelbar auf ein I-Pad übertragen. Die Trainer können dann gegebenenfalls umgehend reagieren. Videoanalyst Sascha Simon aus Kaiserslautern – er spielte zwei Jahre unter Konrad Fünfstück bei den FCK-Amateuren – schneidet Sequenzen vom Gegner oder den eigenen Spielern zusammen. „Wir arbeiten hier auf Zweitliga-Niveau und vielleicht höher“, findet Ziehl. Bis 2020 läuft sein Vertrag noch. Dieses Jahr will er sich für den Fußball-Lehrer-Lehrgang in Köln anmelden. 24 Teilnehmer werden genommen, rund 100 bewerben sich.Rüdiger Ziehl hat sich ein gewisses Standing beim VfL erarbeitet – wohlwissend, dass seine Zeit rasch zu Ende sein kann. Das kann aus sportlichen Gründen passieren. Das kann aber auch der Fall sein, wenn im VW-Konzern – seit kurzem Sponsor der Fußball-Nationalmannschaft – entschieden wird, dass ein populärer Trainer mit einer klangvollen Vita die U23 coachen soll. So etwas hat Ziehl schon mit der Verpflichtung von Valerien Ismael und Thomas Brdaric miterlebt.

Aktuell steht so eine Personalrochade nicht an. Der sportliche Erfolg spricht für Ziehl – und seine menschliche Art. „Rüdiger blieb der nahbare Trainer, als er zum Chef befördert wurde“, sagt sein Kapitän Julian Klamt. Klamt spielte mit Ziehl für kurze Zeit beim VfL zusammen – bis Ziehl Invalide wurde. „Rüdiger hat das Fingerspitzengefühl, wann er hart und wann er locker sein muss.“
 

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