Den 1. FCK müde gespielt
Rolling Devils unterliegen RSB-Team Thüringen mit 43:87
Ersatzgeschwächt mussten die FCK Rolling Devils beim Topfavoriten in Elxleben antreten. Am Ende stand gegen das RSB-Team Thüringen eine 43:87 (31:42)-Niederlage zu Buche.
Ohne Taz Capasso und Pieter Dries, dafür mit Robin Kaltenbach und Yuki Ito aus der zweiten Mannschaft verstärkt, traten die Rolling Devils die weite Reise zum abschließenden Bundesligaspiel an. FCK-Trainer Clifford Fisher beorderte Kaltenbach gleich in die Startformation.Die Gastgeber, als Tabellenzweiter bereits seit Wochen für die Play-off-Spiele qualifiziert, spielten zu Beginn mit angezogener Handbremse. Und die Lauterer, ob der personellen Ausfälle noch mehr in der Außenseiterrolle, nutzten dies aus. 12:6 führte der Aufsteiger nach sechs Minuten. Zum Ende des ersten Viertels stand es unentschieden (17:17). Josef Jaglowski, Trainer des RSB-Teams, brachte zu Beginn des zweiten Abschnitts Top-Scorer Alex Halouski.
Bis zur 15. Minute hielt der FCK die Partie noch offen (27:27), danach konnten sich die Gastgeber bis zur Halbzeitsirene auf neun Punkte absetzen. In Hälfte zwei ließen die Kräfte der Lauterer dann merklich nach. Kapitän Philipp Häfeli blieb auf der Bank, dafür erhielten Kaltenbach, Serdar Antac und Paul Nikolaus mehr Spielzeit. „Wir wollten den FCK müde spielen, das ist uns ganz gut gelungen“, sagte Jaglowski. Er setzte, wie auch Fisher, alle Akteure ein. Bei den Gastgebern gelang dann fast alles, so dass der Vorsprung am Ende über 40 Punkte betrug.
Für die Rolling Devils geht damit ihre bisher erfolgreichste Saison zu Ende. Mit Platz sieben wurde das vorgegebene Saisonziel übertroffen, der Klassenerhalt war bereits vor Wochen gesichert.
Neben dem sieglosen Mitaufsteiger Jena Caputs müssen auch die Roller Bulls aus St. Vith den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. Die Belgier unterlagen dem direkten Konkurrenten Köln 99ers mit 74:81. Neben Thüringen haben sich auch der Erstplatzierte RSV Lahn-Dill sowie die Baskets Hamburg und die Rollers aus Zwickau für das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft qualifiziert. (omh)
Eine verschworene Gemeinschaft
Vereint(t) in Lautern: Die Erfolgsgeschichte der Rolling Devils geht weiter, auch dank der Unterstützung ihrer ehrenamtlich tätigen Helfer und vieler Fans
von Sébastien Weis
Wer hätte das vor fünf Jahren gedacht? In Rekordzeit haben sich die Rolling Devils zu einem Spitzenteam im deutschen Rollstuhlbasketball entwickelt und sind zum Aushängeschild des 1. FC Kaiserslautern avanciert. Die familiäre Atmosphäre ist aber trotz des Erfolgs bis heute geblieben.
Lange bevor in der Schillerschule um Korbpunkte gerungen wird, herrscht in der Halle schon längst reger Betrieb. Die letzten Vorkehrungen werden für den nahenden Besucheransturm getroffen, der Spieltisch am Spielfeldrand vorbereitet, die Auslage in der kleinen Küche bestückt. Frühzeitig vor Ort sind auch stets der Mitbegründer der Rolling Devils, Sascha Gergele, und Abteilungsleiter Thomas Lorenz. Beide sind über die rasante Entwicklung, die der Lauterer Rollstuhlbasketball in den letzten fünf Jahren genommen hat, noch immer verwundert. Vielleicht wäre das alles ja leichter zu erklären, wenn es da einen finanzkräftigen Mäzen gäbe. Das ist hier, wo selbst der Dachverein 1. FC Kaiserslautern jeden Cent zweimal umdrehen muss, aber keineswegs der Fall, wie Lorenz betont: „Ohne unsere Sponsoren und die vielen Helfer, könnten wir das alles gar nicht aufrechterhalten.“ Mehr als andere Erstliga-Clubs sind die Devils, die immer am Limit kalkulieren müssen, daher auf die Unterstützung ehrenamtlichen Helfer angewiesen. Und so sind Lorenz und Gergele für jegliche Unterstützung dankbar, sei es durch Partner oder durch die vielen Helfer, die Spieltag für Spieltag ihre Freizeit für das Team opfern. Wobei hier niemand das wirklich als Opfer empfindet.„Wenn spielfrei ist, vermissen wir das alles hier“, erzählt etwa Claudia Meyer, die heute gemeinsam mit Charlotte Maslonka und Astrid Schmid Küchendienst schiebt und später Speisen und Getränke an die Zuschauer ausgeben wird. Ähnlich sieht es auch Günter Krause. Der 67-Jährige kassiert den Eintritt und steht auch schon mal bei Auswärtspartien als Fahrer parat. Zu den Devils ist er wie so viele hier gekommen: „Ich war einmal da, war begeistert und bin dabei geblieben.“
Neben denen, die abseits des Spielfeldes für einen reibungslosen Betrieb sorgen, leisten auch die Techniker einen unverzichtbaren Dienst. „Hauptsächlicher Schwachpunkt bei den Rollstühlen ist inzwischen die Bereifung“, erklärt Carsten Eckert, der früher selbst für die Lauterer auf Korbjagd ging. Inzwischen ist der Orthopädietechniker vom Sanitätshaus Ank, gemeinsam mit drei seiner Mitarbeiter für die Instandhaltung und Wartung der speziell für diesen Sport ausgelegten Geräte zuständig. Der federleichte, aber umso stabilere Aluminiumrahmen sei zwar heute nicht mehr so anfällig wie früher, erläutert Eckerts Mitstreiter Tobias Becker, während er in Windeseile einen Radwechsel vornimmt. Dennoch gibt es auch außerhalb der Spieltage für das Technikerteam einiges zu tun, etwa das Austauschen der Kugellager oder die individuelle Anpassung der Rollstühle an die Körpermaße der Spieler.
Mittlerweile ist auch die Tribüne gut gefüllt, es wird lauter und lauter, die Trommler sorgen für ein ohrenbetäubendes Donnern. Die Heimspielstätte der Devils ist nicht zuletzt auch deshalb bei der Konkurrenz längst als „Hölle“ gefürchtet; das Publikum peitscht die Spieler nach vorne – wer in Kaiserslautern gastiert, hat es stets schwer. Eigentlich seien sie, die sonst in der Westkurve des Fritz-Walter-Stadions die FCK-Kicker anfeuern, einfach nur aus Gaudi mal zu einem Spiel gekommen, erinnert sich Alexander Scherrer, ehrenamtlicher Fanbeauftragter der Rolling Devils. „Wir haben dann aber die Erfahrung gemacht, dass es auf dem Feld ja richtig abgeht.“ Sie kamen immer wieder und wurden mehr. Die imposante Atmosphäre ist im deutschen Rollstuhlbasketball wohl beispiellos und, wie auch Lorenz und Gergele bestätigen, ein wichtiges Argument bei Vertragsverhandlungen mit potenziellen Neuzugängen.
Auch die Brüder Tim und Tobias Lenhart standen früher im Heimblock auf dem Betzenberg. Heute sitzen sie beide hinter dem Richtertisch in der Sporthalle der Schillerschule, bereiten die Unterlagen vor und sorgen für die Hallenbeschallung. Tobias, hauptberuflich Betriebsrat bei einem ortsansässigen Automobilhersteller, ist Teambetreuer bei den Devils. Vor dreieinhalb Jahren habe ihn Sascha Gergele, den er bereits seit Kindesbeinen kennt, einmal mitgeschleppt. Schnell war es um ihn geschehen, er wollte schließlich selbst Verantwortung übernehmen.
Der spürbar enge und familiäre Zusammenhalt zwischen Mannschaft, Verantwortlichen, Fans und den rund 20 Freiwilligen ist wohl einzigartig im Rollstuhlbasketball-Oberhaus. „Das geht hier alles Hand-in-Hand“, bringt es Claudia Meyer auf den Punkt. Die Rolling Devils, das wird deutlich, sind eine verschworene Gemeinschaft. Und vielleicht ist ja genau das ihr Erfolgsrezept.
Der Verein: Rasanter Aufstieg
„Ich habe mich immer gefragt, warum es so etwas nicht auch in Kaiserslautern gibt“, erklärt Sascha Gergele, ehemaliger Nationalspieler und treibende Kraft bei der Gründung der Rolling Devils, warum er 2009 auf den 1. FC Kaiserslautern zugegangen sei. Dort wurden die Rollstuhlbasketballer schließlich in die Basketball-Abteilung aufgenommen – der Startschuss für einen steilen Aufstieg. Die Rolling Devils, die ihren Namen seit Februar 2010 tragen, starteten den Spielbetrieb in der drittklassigen Regionalliga Mitte und setzten dort schon früh Akzente. 2010 gewannen sie den Regionspokal und erreichten in der Folge als einziges Regionalligateam das Viertelfinale um den DRS-Pokal. 2011 stieg das Team souverän in die 2. Bundesliga Süd auf, der Sprung in die Erstklassigkeit gelang den Rolling Devils, die seit 2013 als eigenständige Abteilung des FCK firmieren, im vergangenen Jahr. Der Klassenerhalt war schon vorzeitig gesichert, doch die Ziele bleiben ambitioniert, berichtet Nationalspieler Matthias Heimbach: die Top-Vier im Pokal sind angepeilt.
Auch die junge, zweite Rollstuhl-Basketball-Mannschaft ist erfolgreich, gewann 2014 nicht nur den Oberliga-Meistertitel, sondern auch den Regionspokal. Neben einer fokussierten Jugendarbeit ist auch das soziale Engagement wichtiger Bestandteil der Abteilung. 2011 wurden die Rolling Devils für dieses Engagement vom Deutschen Olympischen Sportbund mit dem Stern des Sports in Bronze ausgezeichnet, 2013 erhielten sie den rheinland-pfälzischen Brückenpreis für bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung. Im Oktober 2014 ehrte zudem der Sportbund Pfalz die ehrenamtlichen Helfer. (wese)
Quelle
Ausgabe Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung - Nr. 53
Datum Mittwoch, den 4. März 2015