Faktor Geld: Da die Finanzlage des FCK nach wie vor prekär ist, kann man den Nachwuchsspielern nicht viel zahlen. Finanzielle Anreize um Top-Talente anzuwerben oder zu halten sind nicht drin. Die Konkurrenz hat teilweise auch ganz andere Möglichkeit, so ist bekannt dass Eltern von Jugendspielern die zu Hoffenheim gewechselt sind teilweise Jobs bei SAP bekommen haben und sogar Jugendspieler von 15-16 Jahren bereits Gehälter wie Regionalliga-Profis bekommen. Lanciert wurde auch, dass ältere Jugendspieler beim Übergang in den Profi-Bereich teilweise Angebote erhalten, die weit unter den marktüblichen Konditionen liegen. Dies hat dazu geführt dass Marcel Correia und Ricky Pinheiro das Angebot des FCK zunächst abgelehnt hatten (es wurde jedoch später eine Einigung erziehlt). Hier werden wir zu Hoffenheim nie aufschließen können, realistisch es aber wieder auf Augenhöhe mit Mainz, Frankfurt, Stuttgart zu kommen. Gegenwärtig jedoch können wir mit Geld nicht Punkten.
Faktor Strukturen: Es ist unbestritten, dass der Fröhnerhof nicht mehr aktuellen Anforderungen an ein konkurrenzfähiges Nachwuchsleistungszentrum genügt. Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage ist dies kurzfristig nicht zu ändern. Perspektivisch muss ein modernes Jugendinternat her, aber das ist aus eigenen finanziellen Mitteln kaum zu stemmen. Vor Jahren gab es Verhandlungen zwischen Rene C. Jäggi und Dietmar Hopp über ein Investment in die FCK-Jugend. Hopp wäre dazu bereit gewesen, als Gegenleistung wollte er bei Transfererlösen aus Jugendspielern beteiligt werden. Das wollte Jäggi nicht, die Sache ist gescheitert. Generell ist bei der Problematik auch zu beachten, dass der FCK nicht Besitzer des Fröhnerhofs ist, sondern lediglich Mieter. Das macht das ganze nochmal finanziell schwieriger, denn bilanziell hat man von so einem Investment dann nichts. Darum sehe ich es perspektivisch so, dass man sich noch einmal um ein Modell mit externem Investor bemühen sollte. Ich habe lieber ein Jugendinternat dass ab und an Spieler hervorbringt die mich sportlich verstärken und von denen ich bei Verkauf 50-70% der Transfererlöse abgeben muss, als kein konkurrenzfähiges Jugendinternat zu haben, keine Verstärkungen und dafür 100% von 0 behalten kann.
Gegenwärtig kann der FCK mit Strukturen nicht punkten, zumindest nicht gegen die Buli-Konkurrenz. Im weiteren Sinn zu Strukturen zähle ich hierbei übrigens auch die Jugendtrainer. Auch hier sollte man sich kritisch hinterfragen, ob alle den Anforderungen an sportliche Ausbildung und Menschenführung genügen und ob tatsächlich ein Konzept umgesetzt wird, dass der Hinführung ins Profi-Lager dient (Kollektiv-Erfolge versus Individuelle Förderung).
Faktor Perspektive: Da das ganz große Geld und die besten Strukturen sowieso erst im Profi-Fußball warten, ist die Perspektive ein besonders wichtiger Faktor. Ein Jugendspieler möchte für sich die Möglichkeit sehen, den Übergang zu den Profis zu schaffen. Diese Perspektive schafft man durch individuelle Betreuung und positive Beispiele. Zur indivuellen Betreuung zähle ich Möglichkeit zur regelmäßigen Teilnahme am Profi-Training und Einsatzzeiten in der zweiten Mannschaft, bei kontinuierlichem Austausch mit Amateur und Profi-Trainer ("Was kann ich gut, was kann ich schlecht, wie kann ich mich verbessern, was muss ich ändern um für's Profi-Team in Frage zu kommen, wie wird meine Entwicklung im letzten Quartal gesehen, wie ist die Zielsetzung für's nächste Quartal? etc."). Dazu gehört es auch, positive Entwicklungen zu belohnen z.B. durch die Berufung in den 18er Kader und mal einem Kurzeinsatz in einem Spiel, das bereits entschieden ist.
Positive Beispiele bilden natürlich die Spieler in den Jahrgängen zuvor, die den Übergang vom Jugend- in den Profi-Bereich geschafft haben. Da letztlich wie bereits erklärt das wirkliche Geld und die Top-Strukturen bei den Profis warten, wird sich ein Jugendspieler ausschlaggebend dem Verein anschließen, der die beste Perspektive bietet, in den Profi-Bereich überzugehen. Da sieht es bei uns nicht nicht wirklich gut aus. Während in der Ära nach Halfer & Co Jugendspieler zumindest sporadisch eingesetzt wurden (z.B. Pinheiro, Bronicewski, Akzam, Henel) ist dies unter Marco Kurz zum erliegen gekommen. Problematisch dabei ist nicht unbedingt, dass es keine geschafft hat sich in der Buli zu etablieren, sondern dass in den letzten 2 Jahren auch niemand die Chance bekam, sich überhaupt zu zeigen. Also kann der FCK schlussendlich auch nicht mit Perspektive punkten, so dass es für mich nur nachvollziehbar ist, dass talentierte Jugendspieler sich anders orientieren. Hier muss für die Zukunft einfach wieder gezeigt werden, dass der Übergang möglich ist und dass ein Profi-Vertrag beim FCK auch etwas bedeutet. Denn die Local Player Profis wie Correia, Zellner und Stulin sind abschreckende Beispiele.
Ich möchte die angesprochenen 3 Faktoren gerne versuchen zu hinterfragen:
faktor 1:
Geld
Natürlich sind wir die arme Kirchenmaus der Liga. Und natürlich können wir mit Hoffenheim nicht mithalten.
ABER: Wir können für einen Micanski (nur als Beispiel) und andere hohen Ablösesummen zahlen und ihnen sicher auch ein Gehalt zahlen, für welches man 2 Jugendspieler bezahlen könnte. Ich denke das Argument Geld zieht in diesem Fall mal nicht. Angenommen es ist wirklich eine gewisse Qualität vorhanden (Pfrengle, Schwehm und Derstroff treffen ziemlich gut in der A-Jugend-Bundesliga) und diese Qualität wird von den Entscheidungsträgern auch wahrgenommen, dann sollte es doch möglich sein, ein Teil des Budgets in diese Spieler zu investieren. Natürlich hat man das Risiko, dass sie den Sprung in den Herren-Bereich schaffen müssen, den Micanski bspw. körperlich schon geschafft hat. Aber dennoch: Das Geld wäre da.
Hier stellen sich offene Fragen: Werden die Spieler beobachtet? Weiß man über Pfrengle genauso gut Bescheid, wie man es über Micanski (der wurd ja sicher beobachtet) tat?
faktor 2:
Strukturen:
Wahrscheinlich sind die auf den ersten Blick schlechter als in Hoffenheim oder sonstwo.
ABER: Laut Tabelle haben wir die beste A-Jugend in Südwest (laut Statistik ist Südwest die beste Liga (2 Teams dürfen in die DM-Endrunde)) und mindestens die 4t-beste bundesweit. Natürlich sagt das zunächst nichts über die Einzelspieler und es könnte auch sein, dass es ein Wahnsinns-Team aus durchschnittlichen Spielern ist. Sieht man ja bei der I. Mannschaft auch, was der Teamgeist etc. ausmacht.
Dennoch denke ich nicht, dass die Einzel-Spieler so schlecht sind, sonst würden sie beispielsweise nicht von anderen Vereinen gescoutet (Klement, nicht nur Nürnberg, wie man hört; Stulin (Liverpool...)).
Fazit: Okay, die Strukturen können ein Faktor sein, aber es ist nicht bewiesen. Es stellen sich die gleichen offenen Fragen wie oben. Weiß Kurz/Kuntz, was Pfrengle kann, weiß er, wer Derstroff ist? Hat er Leute, die ihm Infos zutragen? Okay ... das sind auch Strukturen. Aber andere, als die von dir genannten.
Faktor 3:
Perspektive
Ich glaube hier liegt der Hund begraben. Angenommen es gibt in der derzeit so grandios aufspielenden A-Jugend wirklich 2, 3 Jungs, die den Sprung schaffen könnten und es gibt, wie ich versucht habe darzulegen, auch das Geld sie mit einem Vertrag auszustatten, dann ist es doch lediglich die Perspektive, an der es mangelt.
Stop: Die Perspektive, der Wille, das Wissen, die Kommunikation im Verein, das Bemühen.
Und jetzt ganz weg von dem oben zitierten Beitrag:
Kuntz und Kurz machen hervorrangende Arbeit. Und wenn sie mir über den Weg laufen würden, würde ich ihnen die Füße küssen. Aber ich glaube nicht, dass der FCK unter Kuntz zu einer Maschine geworden ist, in der alles wie geschmiert läuft. Ich glaube nicht, wir sollten in eine "Jubelstarre" verfallen und die beiden auf den Olymp heben. Und ja, vielleicht arbeiten sie fieberhaft dran. Vielleicht tun wir Kuntz damit Unrecht, wenn wir kritisch hinterfragen. Aber dann kann er das doch auf der nächsten JHV schildern. Vielleicht liegts ja wirklich daran, dass der Kader der I. zu aufgebläht ist, weil man nicht wusste, wer sich in der ersten Liga durchsetzen kann und eine möglichst breite Mannschaft wollte, um "Ausfälle" zu kompensieren. Vielleicht weiß man ja um die Stärke von Jugendspieler x und holt ihn nächstes Jahr wirklich in die Erste Mannschaft und gibt ihm eine Chance, da man dann einen eingespielten Erstliga-Stamm hat (Torwart, Abwehr, zentrales Mittelfeld steht eigentlich). Aber das kann man doch dann auch kommunizieren. Und nein, Kuntz ist uns das nicht schuldig. Er ist der Messias. Aber es darf im Verein nicht wieder dazu kommen, dass man keine konstruktive Kritik üben darf. Und ich finde hier in diesem Thread gab es gute, offene Vorschläge, die auf dem zugegebenermaßen geringen Wissenstand aufbauen, den ein Fan von dieser Materie haben kann.