Ost-Fußball in der Krise

Zandi

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Ost-Fußball in der Krise



Uwe Reinders war von Juli 1990 bis März 1992 Trainer in Rostock

München - Gut zehn Monate ist es her, dass es im Osten der Republik fußballerisch noch rosig aussah. Hansa Rostock wurde Neunter in der Bundesliga. Energie Cottbus stand auf Rang vier in der Zweiten Liga und Aufsteiger Erzgebirge Aue glänzte als Achter.



Dynamo Dresden und Rot-Weiß Erfurt schafften den Aufstieg in den Profi-Fußball. Einzig Union Berlin trübte das Bild, denn die "Eisernen" stiegen aus der Zweiten Liga ab.



Aber die Zeiten haben sich geändert und es sieht düster aus für den Ost-Fußball. "Das war schon zu meiner Zeit so, als ich da gearbeitet habe. Das Geld, die Investoren und die Firmen fehlen einfach, um entsprechende Mannschaften aufzubauen", sagt Uwe Reinders zu Sport1.



Kaum noch Hoffnung für Hansa



Rostock liegt fast schon abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Seit 14 Begegnungen haben die Hanseaten kein Erfolgserlebnis mehr gefeiert. Der Abstieg ist wohl kaum noch zu vermeiden.



"Wir sind mehr als niedergeschlagen", sagt der gebürtige Brandenburger Michael Hartmann.



"Die Substanz ist einfach nicht da, um die Klasse zu halten", meint Reinders, der Hansa Rostock zum letzten Oberligameister 1990 machte. "Das tut schon sehr weh."



Auch Erfurt Letzter



Erfurt verlor das Heimspiel am 22. Spieltag gegen Greuther Fürth mit 1:2 und ist nun seit sieben Spielen ohne Sieg. Die Folge: Aufstiegsheld und Trainer Rene Müller wurde entlassen.



"Die Mannschaft hat nicht gegen ihn gespielt", stellt Manager Stephan Beutel klar. Er glaubt noch an eine realistische Chance auf den Klassenerhalt. Vorausgesetzt, dass "wir jetzt in die richtige Richtung marschieren".



Fakt ist, dass die Elf aus dem Steigerwaldstadion die "Rote Laterne" hat. Ein Grund dafür ist, dass es die Erfurter in 22 Spielen gerade einmal auf 19 Treffer brachten.



Dresden: Erst zwei Punkte in der Fremde



Nur einen Platz und zwei Punkte besser sieht es bei Dresden aus. Die Dynamos holten zwar zuletzt einen Zähler beim KSC, aber das war überhaupt erst der zweite Punkt in der Fremde für die Sachsen.



Dazu kommen noch die Fans, wenn man diese überhaupt so nennen kann. In Karlsruhe gab es Ausschreitungen und die Partie musste zwischenzeitlich unterbrochen werden.



"Sportlich können wir die Klasse halten", sagt Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster. Doch es bestehe die Gefahr, dass die DFL Dresden auf Grund der wiederholten Ausschreitungen vorzeitig aus der Liga verbannt.



"War nicht anders zu erwarten"



"Bei den Aufsteigern war es nicht anders zu erwarten. Die haben immer Probleme", analysiert Reinders. "Sie konnten sich auch aus finanzieller Sicht nicht so verstärken, dass man die Serie locker durchspielt."



In Cottbus sieht es nur wenig besser aus. Energie dümpelt im Mittelfeld herum, darf aber den Blick nach unten nicht verlieren. Dazu kommen noch immense finanzielle Probleme beim ehemaligen Bundesligisten.



"Vielleicht setzt sich die Mannschaft im eigenen Stadion zu sehr unter Druck. Sie will zweifellos das Beste, aber dann verkrampfen wir", meint Trainer Petrik Sander.



"In Cottbus war auch viel Unruhe - gerade um Eduard Geyer. Da sind Dinge geschehen, die im Fußball einfach passieren", meint Reinders. "Du rutschst in eine Serie rein. Und dann verkrampfen die Spieler."



Aue vertraute Schädlich



Einzig bei Aue gibt es Grund zur Freude. Die Elf von Coach Gerd Schädlich liegt mit 34 Punkten auf dem sechsten Tabellenplatz und hat sich nach der guten vergangenen Saison in der Zweiten Liga etabliert.



"Die hatten am Anfang der Saison auch so ihre Probleme. Aber dann sieht man mal, was es heißt, wenn man die Ruhe bewahrt und zum Trainer steht", so Reinders.



Wird Union durchgereicht?



Eine Klasse tiefer heißen die Sorgenkinder 1. FC Union Berlin und Chemnitzer FC. Beide Teams stehen vor dem Gang in die Oberliga.



Die Mannschaft von der "Alten Försterei" hat aus 20 Spielen nur 13 Punkte geholt und ist fast schon abgeschlagen Letzter. Der CFC bringt es gerade einmal auf 19 Zäher und steht auch auf einem Abstiegsrang.



Keine Überraschung für Reinders





"Ich habe es schon vor 14 Jahren gesagt, das es die Fußballlandschaft im Osten nicht mehr geben wird, weil es den finanziellen Background dort nicht gibt", so Reinders.



"Damals war es schon so, dass die Spieler weggingen. Ob das Ulf Kirsten, Matthias Sammer usw. waren. Die Entwicklung war damals schon abzusehen. Der Osten hat es aus finanziellen Gründen nicht geschafft, einen Rücklauf herzustellen."



Quelle: www.Sport1.de
 
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