Next Stasi - Surveillance State/Der Überwachungsstaat

  • Ersteller Ballschnellweiterspieler
  • Erstellt am
Jonny schrieb:
Magst du kurz schildern, was du noch alles NICHT machst? Ich habe mal mit jemandem zusammengewohnt, der nie seine EC-Karte benutzt hat und nur Geld in bar am Schalter geholt hat. Ich frage mich gerade, gegen was man sich noch alles aktiv wehren kann und was man mittlerweile einfach akzeptieren muss (bspw. Nummerschildscanner durch Maut-Brücken?).

Und noch eine Frage an die Experten: "Nichts bleibt derzeit Teil meiner Privatsphäre" - wie sieht es denn hier mit verschlüsselten Messengern aus? Und ist so etwas nicht für Facebook und die smarten Kühlschränke (und anderem Zukunftsmist, vor dem mir ehrlich gesagt auch graut - da es dann vllt keinen unsmarten Kühlschränke mehr gibt) der Zukunft denkbar?
Also meine EC-Karte benutze ich natürlich ganz normal. Und ich bestelle auch Bücher und DVDs bei Amazon. Man kann sich ja nicht komplett einigeln und leben wie vor hundert Jahren. Zudem ist es mir egal, ob jemand weiß, dass ich mir mal bei H&M Jeans bestellt habe oder Bücher lese. So eine Information ist ja auch völlig irrelevant für irgendjemanden, denn lesen können wir alle und Hosen tragen auch die meisten.

Was ich aber nicht tue:
- keine sozialen Netzwerke
- keine Messenger mehr
- kein Smartphone
- Kein Whatsapp, sondern nur SMS (kann man auch lesen, weiß ich)
- Als ich mir vor 3 Jahren mein Auto gekauft habe, habe ich bei der Bestellung alles rausgestrichen, was mit Computer zu tun hatte, also kein Navi, kein Bordcomputer, keine Multimedia-Station etc., sondern nur ein mp3-CD-Radio. Als Nebeneffekt habe ich deshalb keine Klimaanlage, die gabs nicht separat, aber das war mir egal.

Ich bin nicht paranoid oder sowas und auch kein Technik-Feind. Ich finde nur, prinzipiell sollte der Mensch selbst die Entscheidung darüber treffen, wer was über ihn weiß. Dort, wo man es heutzutage aus rein alltäglichen Gründen nicht mehr verhindern kann, ohne sein Leben völlig von der Gesellschaft abzukoppeln, muss es halt sein - bzw. dort ist man mit seinen Verrichtungen, die Spuren hinterlassen, so irrelevant, dass man in der Masse der Daten einfach untergeht.

Hier im Forum z.B. zu schreiben, entscheide ich ja freiwillig. Und das kann man ruhig öffentlich lesen können. Meine Meinung ist ja frei und ob ich hier mein Privatleben erzähle oder nicht, ist ja meine Sache.
Aber ich würde nie wieder höchst private Dinge über Messenger oder in sozialen Netzwerken austauschen, hochladen etc.

Alles in allem ist es denke ich trotzdem illusorisch zu meinen, man könnte das Ganze aufhalten. Trotzdem mache ich es denjenigen, die über mich Daten sammeln wollen, gerne ein bißchen schwerer. Wenn man mich z.B. googelt, findet man mich nicht :smile:.
 
Onkel_Helmut schrieb:
Wenn man mich z.B. googelt, findet man mich nicht :smile:.

[img=839x629]https://onlifeandstuff.files.wordpress.com/2013/08/calvin-and-hobbes-hugging-calvin-and-hobbes-1395524-1024-768.jpg[/img]

Hat mich zwei Sekunden gekostet. Und was du da mit dem Kind machst, solltest du wirklich besser für dich behalten.
 
Jonny schrieb:
Danke!

Aber dann heißt proprietär nicht zwangsläufig, dass bei Threema jemand mitliest, der es nicht darf - wie Ballschnell den Eindruck vermittelte. Nur dass die Gefahr größer ist.

Na Moment, ich schrieb nur, dass ich Threema für nicht empfehlenswert halte, aber nicht, dass es dort bekannte Lücken gibt. Also im Prinzip genau das, was Du hier auch geschrieben hast.

Es ist halt immer die Frage, wie sicher man sein möchte.

Bei Threema hast Du meines Erachtens nach einfach keinen wirklichen Sicherheits - und Privacyvorteil gegenüber den Messengern von Facebook und Google.

Wenn Du einfach einen Messenger nutzen willst, der sicherer als die obigen ist, dann würde Signal ausreichen. NSA-sicher ist Signal aber vermutlich nicht.

Da kommst Du dann am ehesten mit den anderen verlinkten Messengern hin (Conversations etc.).
 
Ballschnellweiterspieler schrieb:
Jonny schrieb:
Danke!

Aber dann heißt proprietär nicht zwangsläufig, dass bei Threema jemand mitliest, der es nicht darf - wie Ballschnell den Eindruck vermittelte. Nur dass die Gefahr größer ist.

Na Moment, ich schrieb nur, dass ich Threema für nicht empfehlenswert halte, aber nicht, dass es dort bekannte Lücken gibt. Also im Prinzip genau das, was Du hier auch geschrieben hast.

Es ist halt immer die Frage, wie sicher man sein möchte.

Bei Threema hast Du meines Erachtens nach einfach keinen wirklichen Sicherheits - und Privacyvorteil gegenüber den Messengern von Facebook und Google.

Wenn Du einfach einen Messenger nutzen willst, der sicherer als die obigen ist, dann würde Signal ausreichen. NSA-sicher ist Signal aber vermutlich nicht.

Da kommst Du dann am ehesten mit den anderen verlinkten Messengern hin (Conversations etc.).

Und warum?
Ist mal wieder zäh wie Kaugummi hier. Warum Empfehlungen abgeben ohne sie zu begründen??
 
Die Begründung hatte ich doch schon in meinem Post weiter vorne verlinkt gehabt.

Es ist der gleiche Post, in dem ich auch bereits erklärt hatte, was "proprietär" bedeutet. Ich sehe schon, das kommt dabei heraus, wenn ich so ausführliche Posts schreibe, die werden dann total unübersichtlich und das liest dann wieder keiner :wink:

Damit Du jetzt nicht den ganzen Post nach dem Link durchsuchen musst, hier ist er:

https://www.kuketz-blog.de/kommentar-whatsapp-ist-eine-blackbox/

Daraus:

Threema: Ebenso wie WhatsApp ist Threema Closed-Source. Das bedeutet, der Quelltext lässt sich nicht einsehen bzw. auf mögliche Sicherheitslücken oder Backdoors prüfen. Die Empfehlung für einen weiteren Closed-Source Messenger in den Medien ist daher nicht nachvollziehbar. WhatsApp demonstriert immer wieder aufs Neue, wie gefährlich Closed-Source ist.

Ich teile die dort von Herrn Kuketz geäußerte Einschätzung voll und ganz.

Threema hatte früher zwei Vorteile gegenüber What's App:

- bessere Verschlüsselung
- Standort Schweiz

Das hat sich beides erledigt, da die anderen Messenger inzwischen ebenso die Signal - Verschlüsselung implementiert haben und die Schweiz in der Zwischenzeit die Vorratsdatenspeicherung eingeführt hat, es also auch keinen Standort-Vorteil bezüglich der Server gibt.

Alles andere ist Vertrauenssache - man kann natürlich argumentieren, dass man den Threema-Entwicklern mehr traut, als denen von Facebook und Google. Ist angesichts der jeweiligen gesetzlichen Regelungen (betrefflich Weitergabe an Geheimdienste etc.) auch nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Nur: Nachprüfen, ob keine Backdoors vorhanden sind kann man (man bedeutet hier versierte Programmierer/Hacker) eben bei Threema auch nicht. Von daher läuft es - zumindest für mich - faktisch auf das gleiche heraus.

Vertrauen ist mangelhaft, Kontrolle erforderlich. Zumindest bei mir ^^

Ich hoffe, dass die Begründung nun umfassend und verständlich gewesen ist.
 
Normalerweise schrecken mich so lange Posts nicht. Aber heute war viel zu tun, sodass ich ihn nur überflogen haben und "meinen" Messenger gesucht habe.

Als Laie bleibt bei mir immer noch das Gefühl (!), das threema eine Nummer besser ist als alles von google, Facebook und co. Denn bei denen ist bewiesen, dass sie mit der NSA zusammenarbeiten. Denen trau ich keinen Deut mehr, da können die mir noch so viel von Verschlüsselung erzählen.

Kurz gesagt: Diese ganze Überwachung lässt den Einzelnen echt hilflos zurück.
 
Ganz hilflos nicht. Wir können alle dazu beitragen die Datensammlerei ad absurdum zu führen. Werde ich angerufen, dann frage ich erstmal, woher sie meine Nummer haben. Kann in der Regel der vom Call Center gar nicht beantworten und legt meist von selbst auf, wenn ich zum dritten Mal danach frage (und macht nen Vermerk, dass verlorene Zeit). Bei Umfragen bin ich abwechselnd weiblich und männlich, Gutverdiener und Harzer, blond und schwarz, in Miete oder Villa wohnend, nähen als Hobby oder Kitesurfen ... und ganz viele Nuancen dazwischen. Alles mit ner Email-Adresse, die extra für Einkäufe etc angelegt wurde (geht ja bei gmx bspw problemlos) und die man regelmäßig ändern kann ... Stoppt das alles natürlich nicht, aber wenn "der Markt" erkennt, dass die Daten nicht verkaufbar sind, da offensichtlich falsch resp die Mails nicht ankommen, da Mailadresse nicht mehr funktioniert, dann hat man zumindest ein wenig geärgert...
 
In der Süddeutschen von heute ist ein großer Artikel über ein Projekt Chinas. Dort werden über Big Data tausende Persönlichkeitsmerkmale gesammelt. Jeder Mensch erhält 1000 Punkte und kann sich verbesssern oder verschlechtern. Blut spenden gibt +5. Auf die Straße spucken -5. Im Internet kritisch äußern -100 Punkte. Wird alles durch soziale Kontrolle (das kennt man dort ja schon - Nachbarschaftsüberwachung) unterfüttert.

Wer als vertrauensvoller Bürger gilt, bekommt Rabatte im Internet, günstigere Kredite oder bei Fahrradverleih. Wer als unehrlich gilt, darf irgendwann nicht mehr fliegen oder gar das Land verlassen. Bekommt keinen Job mehr und ein schlechtes Rating bei Partnervermittlungen.

In einer Pilotstadt gab es das Amt für Ehrlichkeit, dass dieses Projekt überwacht und verwaltet - Orwell lässt grüßen.

So schlecht die SZ am Samstag sonst ist, für diesen dreiseitigen Artikel lohnt sicher Kauf schon.

Was geht uns das an? China zeigt, ob es technisch machbar ist und die Gefahr besteht, dass die NSA oder auch Facebook und Google so ein System einfach kopieren würden.
 
Bleibt die ketzerische Frage, was einem alles an Entscheidungen abgenommen wird? Für mich immer noch der beste Cartoon in dem Kontext von Greser
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Snowden meldet gerade Signal "gebrochen":

https://twitter.com/Snowden/status/878683882081722369

Oder verstehe ich das "Trust me" falsch?
 
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