Hatten wir glaub ich noch nicht, sind maln paar Zahlen dabei:
FCK: Verkauf des Stadions noch Zukunftsmusik
Von Hans-Joachim Redzimski
Das Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg in Kaiserslautern. (Foto: KUNZ)
Mit dem Absturz in die Dritte Liga im Mai 2018 ist der 1. FC Kaiserslautern, der für diesen Sonntag (11 Uhr, Fanhalle Nord) zur Jahreshauptversammlung lädt, wirtschaftlich weiter unter Druck geraten. Die Lizenz für die laufende Saison hing am seidenen Faden. Der Luxemburger Unternehmer und potenzielle FCK-Investor Flavio Becca veranlasste eine Bankbürgschaft über 2,6 Millionen Euro, um die Lizenz in trockene Tücher zu bringen.
In seinem Bemühen, Kosten zu senken, geht der 1. FCK immer wieder auch die Stadt Kaiserslautern an. Thema ist dabei das Fritz-Walter-Stadion, das der städtischen Stadiongesellschaft gehört. Als Drittligist zahlt er das zweite Jahr nur noch 425.000 Euro für die Nutzung des Stadions als Spielstätte. Die Stadt muss den jährlichen Mietausfall von knapp 2,8 Millionen Euro aus der Stadtkasse aufbringen.
Jetzt, da die auf zwei Jahre beschlossene Vereinbarung mit der Stadt mit Ende der Saison ausläuft, hat der 1. FCK wieder einen Antrag auf Minderung der Stadionmiete zur Post gebracht. Damit soll die Miete für das Stadion weiter auf dem Niveau von 425.000 Euro in der Dritten Liga und 2,4 Millionen Euro in der Zweiten Liga gehalten werden. Die sportliche Entwicklung des Vereins lässt indes die Hoffnung auf eine Zweitligamiete derzeit nicht zu.
Politisch eine harte Nuss
Wer noch in Erinnerung hat, wie kontrovers und emotional die Diskussion Anfang 2018 über die Mietminderung in der Kaiserslauterer Kommunalpolitik geführt wurde, der kann erahnen, dass eine Neuauflage politisch eine harte Nuss wird. Es droht dem 1. FCK der Rückfall auf die Ausgangsmiete von 3,2 Millionen Euro, sollten sich Stadt und Verein nicht einigen können.
Die politische Diskussion über die geringere Stadionpacht wird Anfang nächsten Jahres, wenn der Stadtrat darüber befinden muss, sogar doppelt schwer. Der 1. FCK hat diesmal nicht nur einen Antrag auf eine Minderung der Stadionpacht gestellt, sondern erstmals auch auf eine Deckelung der Unterhaltungs- und Instandsetzungsinvestitionen. Nach dem Pachtvertrag ist er dazu verpflichtet. Im Gegenzug braucht er keine Einnahmen an die Stadiongesellschaft abführen. Nach RHEINPFALZ-Informationen will er sein finanzielles Engagement bei der Unterhaltung und Instandsetzung auf jährlich 500.000 Euro künftig begrenzen.
Was das für die Stadt bedeutet, ist noch offen. In der Politik machen derzeit Befürchtungen die Runde, dass auf die Stadt zusammen mit der erneuten Minderung der Stadionmiete auf 425.000 Euro ein Zahlungsausfall von fünf bis sieben Millionen Euro zukommen könnte. Eine Frage wird sein, was seitens des 1. FCK in die Berechnung von Unterhaltung und Instandsetzung einkalkuliert wird. RHEINPFALZ-Informationen nach lagen die tatsächlichen Unterhaltungs- und Instandsetzungskosten im Stadion im Jahr 2017 nur bei 924.000 Euro.
Ausgang ist ungewiss
Wie die vom 1. FCK eingeläutete neue Verhandlungsrunde über die Stadionpacht ausgeht, ist ungewiss. Es gibt neue politische Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat, die sich auswirken können. Die Anträge sind somit bei weitem keine Selbstläufer, trotz der schicksalhaften Verflechtung der Stadt mit dem Verein über das Stadion und die Stadiongesellschaft.
Einen weit über den Betzenberg hinaus schallenden Hilferuf, die Stadt bei der Bewältigung des Problems zu unterstützen, hat der Stadtrat diese Woche auf Antrag der CDU mit einer deutlichen Mehrheit Richtung Landesregierung gestartet. Er beauftragte Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD), mit der Landesregierung Verhandlungen darüber aufzunehmen. Der Hilferuf wird erfahrungsgemäß zunächst einmal ins Leere gehen.
Becca einziger Interessent
Die Stadt arbeitet derweil weiter daran, das Fritz-Walter-Stadion zu verkaufen, um sich so des Problems dauerhaft zu entledigen. Nur wer kauft? Die Liechtensteiner Gesellschaft Arena Development, die mit der Stadt eine Exklusivvereinbarung hatte, dass nur mit ihr über das Stadion und die angrenzenden der Stadiongesellschaft und der Stadt gehörenden rund 45.000 Quadratmeter Fläche verhandelt wird, ist ausgestiegen.
Einziger Interessent für das Stadion und die Flächen drumherum ist der Luxemburger Unternehmer Becca, von dem man noch nicht weiß, ob er als Ankerinvestor in den 1. FCK einsteigt oder nicht. Der Kaiserslauterer Rathauschef hat dieser Tage wieder mit ihm gesprochen. Vor einem Abschluss stehen die Gespräche aber nicht. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, sich preislich zu verständigen und die Bauleitplanung nach seinen Wünschen auszurichten.
Verkauf der Stadiongesellschaft?
Geprüft wird derzeit die Möglichkeit, die Stadiongesellschaft samt ihrem Vermögen und ihrer Verbindlichkeiten an den streitbaren Luxemburger Unternehmer zu veräußern. Damit würde sich die Stadt eine europaweite Ausschreibung der Immobilie Stadion und der Liegenschaften ersparen. Ein Knackpunkt ist freilich dabei, dass die Stadt für den 2036 fällig werdenden Kredit von 65 Millionen Euro der Stadiongesellschaft bürgt. Er war aufgenommen worden, um 2003 das Stadion vom 1. FCK zu erwerben, um damit den Verein vor der Insolvenz und die Fußball-WM 2006 vor dem Aus zu retten.
Der Luxemburger Unternehmer hat Vorstellungen, was er auf dem Betzenberg realisieren würde. Es ist die Rede davon, dass er ungenutzte Flächen im Stadion durch Umbau für Gewerbe aktivieren möchte. Auf den Liegenschaften möchte er hochwertigen Wohnraum errichten. Ihm soll der Bau eines Hotels vorschweben, mit Blick auf die Stadt.
Solange ein Verkauf von Stadion und Liegenschaften noch Zukunftsmusik ist, muss sich die Stadtpolitik weiter abarbeiten an den Anträgen des 1. FC Kaiserslautern auf Minderung der Stadionmiete und Deckelung der Unterhaltungs- und Instandsetzungsinvestitionen. |rdz
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