Wettbewerb für Betzenberg
Wie soll die 14 Hektar große, unbebaute Fläche am Fritz-Walter-Stadion entwickelt werden? Die Antwort auf diese Frage soll ein Wettbewerb geben. Damit ist auch klar, dass auf dem Areal so schnell noch keine Bagger rollen werden.
Von Christian Clemens
Allein der sogenannte Realisierungswettbewerb, für den sich der Bauausschuss am Montag einstimmig ausgesprochen hat, wird voraussichtlich ein Jahr in Anspruch nehmen, sagte Elke Franzreb, die Leiterin des Referates Stadtentwicklung. Dazu komme die Zeit für die Vorbereitung und die Ausschreibung einer externen Betreuung des Wettbewerbs. „Das können wir nicht nebenher leisten“, sagte Franzreb mit Blick auf externe Unterstützung für die Durchführung des Wettbewerbs. Diese kann aber erst ausgeschrieben werden, wenn der Haushalt für das Jahr 2025 genehmigt ist, der in der kommenden Stadtratssitzung beraten werden soll. Im Etatentwurf, der ein Defizit von über 50 Millionen Euro im Ergebnishaushalt ausweist, sind nämlich 250.000 Euro für die Durchführung des Wettbewerbs vorgesehen. Für einen solchen Wettbewerb hatten sich insbesondere die Mitglieder der Bürgerinitiative Betzenberg stark gemacht, die sich zudem dafür ausgesprochen hatten, das 14 Hektar große Areal nicht losgelöst vom restlichen Wohngebiet zu betrachten.
Kein Ideenwettbewerb
für BestandsgebietDer nun beschlossene Wettbewerb konzentriert sich allerdings auf das Gelände des Stadionumfeldes, wie Baudezernent Manuel Steinbrenner (Grüne) deutlich machte. Nichtsdestotrotz sei es „erforderlich, sich das gesamte Gebiet anzuschauen. Wir können das nicht getrennt betrachten“, so Steinbrenner, der beispielsweise den Verkehr anführte. Die Ausschussmitglieder folgten dem Vorschlag der Verwaltung, keinen zusätzlichen Ideenwettbewerb für das Bestandsgebiet anzustoßen. Dort stünden ordnungspolitische Themen an, es gehe um Freiraumgestaltung, die Pflege von Grünflächen, erläuterte Baudirektorin Elke Franzreb. Ein Wettbewerb sei hier nicht das geeignete Mittel.
Das sieht auch Bauassessorin Ragna Körby, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Stadtumbau und Ortserneuerung an der RPTU Kaiserslautern-Landau, so. Sie stellte die Ergebnisse eines Projektes von Bachelor-Studenten vor, die sich mit dem bestehenden Wohngebiet beschäftigt haben. Die Studenten hatten mit unterschiedlichen Akteuren auf dem Betzenberg gesprochen und für die vier Felder Verkehr, Freiraum, Nahversorgung und Schule Handlungsempfehlungen erarbeitet. Auf dem Betzenberg sei die Baukultur der 60er Jahre noch sehr gut erhalten, das bedeute aber auch, „dass sehr lange nicht mehr investiert wurde“, so Körby. Es gehe dort beispielsweise um Verkehrsberuhigung und um Sitzgelegenheiten sowie die Aufwertung von Spielplätzen entlang des Grünzuges, der das Gebiet durchzieht. Für einen Supermarkt gebe es an der bisherigen Stelle keine Zukunft mehr. Und die Schule stehe vor der enormen Herausforderung, Kinder mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen aufzufangen, die Gebäude seien aber zu klein.
Es sei eine Strategie zur Verzahnung mit dem neuen Quartier notwendig, so Körby. Dabei sollten die engagierten Bewohner unbedingt einbezogen werden. Statt eines Wettbewerbes „passt hier eher die Städtebauförderung“, sagte die Bauassessorin. Elke Franzreb erläuterte jedoch, um ein solches Gebiet ausweisen zu können und Landesförderung zu erhalten, müsse man inzwischen ein ausgereiftes Konzept einreichen, das konkrete Maßnahmen und deren Kosten benennt. „Wir können das, aber das ist nicht in einem halben Jahr zu leisten“, so die Baudirektorin, die betonte, dass das Land genau darauf achte, ob geförderte Kommunen den Eigenanteil für die Maßnahmen stemmen können. Trotz dieser Anforderungen wünschte sich Ursula Düll (CDU), eine Städtebauförderung für dieses Gebiet weiter zu verfolgen.
Für die Entwicklung des neuen Quartiers sei ein Wettbewerb allerdings das richtige Instrument, waren sich die Ausschussmitglieder einig. Wie Christoph Heckel, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses Vergabe und Wettbewerbswesen der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, erläuterte, gelinge es mit einem Wettbewerb, viele Aspekte und Beteiligte einzubeziehen. Es gebe eine ganz klare Aufgabenstellung, durch die viele Konflikte im Vorfeld erkannt würden. Man könne mit 25 bis 30 Einreichungen rechnen, die vom betreuenden Büro geprüft werden, sodass auch eine Vergleichbarkeit gewährleistet sei. Neben qualitativen Aspekten spiele auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Teilnehmende Büros investierten fünfstellige Summen, weil ein Wettbewerb „ein faires Verfahren und die Aussicht auf einen Auftrag“ verspricht. Dazu komme das Renommee, wenn man einen Wettbewerb gewinne. Über die Einreichungen entscheide ein Preisgericht, das mit Fach- und Sachpreisrichtern besetzt sei, wie Heckel auf Nachfrage von Harald Brandstädter (SPD) informierte. Fachpreisrichter, die die Mehrheit in der Jury haben, sind Experten, beispielsweise Professoren oder frühere Gewinner von Wettbewerben. Sachpreisrichter können dagegen Vertreter der Verwaltung wie der Baudezernent, Stadtratsmitglieder, aber auch Vertreter der Betzenberg-Bewohner sein, so Heckel.
Auch bei einem Wettbewerb könne Bürgerbeteiligung integriert werden, beispielsweise bei der Formulierung des Programms, betonte Franzreb. In die bisherige Vorbereitung eines möglichen Wettbewerbs seien auch die Ideen der Expertenworkshops und der Bürgerbeteiligung aufgenommen worden, so Franzreb, beispielsweise der Anschluss des Betzenberges an das Fahrradnetz der Stadt oder der Erhalt des alten Baumbestandes. Tobias Wiesemann (Grüne) wünschte sich, dass Bürger und Experten der RPTU erneut einbezogen werden, ehe der Bauausschuss über die genaue Aufgabenstellung des Wettbewerbs entscheidet.
„Das Stadion ist ein Standortfaktor und ein Argument für Planungsbüros über die Region hinaus, sich am Wettbewerb zu beteiligen. Betzenberg, das ist nicht nur ein Name, sondern ein Lagerfeuer für die gesamte Stadt, an dem sich alle treffen. Daher hat der Standort eine herausragende Lösung verdient“, sagte Steinbrenner, der sich zudem einen Wettbewerb für die Neugestaltung des Schulareals vorstellen kann.
Quelle: Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 264 Mittwoch, den 13. November 2024
Viermal wurde die Betzi-Figur im Pfälzerwald gestohlen bzw. zerstört. Von wem, ist unklar. Jetzt soll es dort vorerst keine neue Figur geben.
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