Bald 36 und kein bisschen zu alt
Fussball: Miroslav Klose kann in Brasilien WM-Rekordtorjäger werden – Südamerikaner sind seine Favoriten
Von Marcus Bark
Kurz nach der Ankunft in Brasilien wird Miroslav Klose seinen 36. Geburtstag feiern. Er hat noch nichts Endgültiges über seine Zukunft gesagt, aber höchstwahrscheinlich wird die WM sein letztes Turnier mit der Fußball-Nationalmannschaft sein.
Klose hat Mannschaftskollegen bei Lazio Rom, die ihm aus erster Hand berichteten, was Bundestrainer Joachim Löw stets unter „extreme Bedingungen“ zusammenfasst. Die italienischen Nationalspieler Federico Marchetti und Antonio Candreva hätten sich beim Confed-Cup in Brasilien vor knapp einem Jahr schon nach 20 Minuten gefragt, wo sie die Luft für weitere 70 hernehmen sollen. „Das ist härter, als man sich das hier vorstellt“, sagte Klose gestern im Trainingslager in Südtirol.Der Vertrag mit Lazio wurde kürzlich erneuert. Er ist bis 2015 gültig mit der Option auf eine weitere Saison. Wenn eine Mannschaft aus der Serie A gegen Lazio spiele, gehe es ihr in erster Linie darum, Klose zu neutralisieren, sagte Shkodran Mustafi (22) von Sampdoria Genua. Er darf sicher als höchstgradig befangen gelten, aber wenn überhaupt, ist das nur ein bisschen übertrieben. Auch im gerade für Stürmer hohen Fußballeralter ist der ehemalige Bundesligaspieler (1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen, FC Bayern) noch ein Torjäger. Sieben Treffer in 25 Spielen der Serie A sind eine eher bescheidene Quote, aber angesichts der vielen Pausen, die Klose immer wieder wegen Verletzungen oder Krankheit einlegen musste, auch wieder stattlich. „Ich bin auf einem sehr guten Weg und zuversichtlich, dass ich beim Turnier bei 100 Prozent sein werde“, sagte Klose gestern. Als Favoriten nahm er Deutschland aus: „Ich sehe die Südamerikaner ganz klar im Vorteil, weil sie die Bedingungen kennen.“
Zwei Treffer noch, dann wird Klose Rekordtorjäger bei Weltmeisterschaften sein. Derzeit liegt er zusammen mit Gerd Müller und 14 Toren noch einen Treffer hinter dem Brasilianer Ronaldo. Ob es sein Ziel sei, den Rekord Ronaldos zu brechen, wurde Klose gestern gefragt. Er antwortete mit der üblichen Sprachregelung, dass die Mannschaft und deren Erfolg im Vordergrund stehe, bevor dann doch der Torjäger zum Vorschein kam: „Aber wer mich kennt, der weiß, dass das natürlich auch ein Ziel ist.“
Miroslav Klose, 131 Länderspiele mit 68 Toren, ist der einzige Stoßstürmer der zumindest etwas älteren Prägung im Kader, auch wenn er sich darauf nicht reduziert sehen wollte. Die „falsche Neun“, also den Stürmer, der sich immer wieder ins Mittelfeld fallen lassen müsse, um dort in Überzahl Angriffe aufzubauen, könne er auch spielen. Sollte Löw aber auf dieses taktische Mittel setzen, dürften Mario Götze, Thomas Müller und Marco Reus Anwärter auf die Position sein. Klose auf der Bank, bei seinem letzten Turnier, dicht vor einem Rekord, der so schnell wohl nicht in Gefahr geraten dürfte? Er sagte: „Ich gehe davon aus, dass ich spielen werde.“
Quelle
Ausgabe Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung - Nr. 120
Datum Samstag, den 24. Mai 2014