Nachhilfe vom „Teufel“
Manfred Osei-Kwadwo ist Profi beim 1. FC Kaiserslautern und macht trotzdem ein Freiwilliges Soziales Jahr.
Von Sophie Lacher
Wenn man das Internat 4 des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) betritt, kann es passieren, dass einem FCK-Profi Manfred Osei-Kwadwo über den Weg läuft. Der 19-Jährige macht hier sein viermonatiges Praktikum zur Anerkennung seines Fachabiturs. Und dabei hilft er bei der Aufsicht im Internetcafé, bei der Hausaufgabenbetreuung, macht Mensadienst, gibt Nachhilfe oder organisiert Freizeitaktivitäten. Die Kinder dürfen ihn „Manni“ nennen, er sorgt immer für Spaß und bringt alle zum Lachen.
„Gestern haben wir Karten und andere Spiele gespielt, das war cool“, erzählen die Kinder begeistert. Fans hat er also auch im Internat, nicht nur im Stadion. So bekam „Manni“ vom 13-jährigen Lennard Buhl, der die siebte Klasse des HHGs besucht und Tennis spielt, viel Lob: „Wir machen immer 90 Minuten Hausaufgaben zusammen. Manni erklärt mir die Sachen gut und motiviert mich zum Lernen.“ Die Erzieherinnen mögen ihn. „Manni ist sehr zuverlässig und hat eine Art Vorbildfunktion. Dadurch ist er auch eine Motivationshilfe“, sagt Internatsleiter Josef Schüller.
Manfred Osei-Kwadwo ist es wichtig, ein zweites Standbein außerhalb des Fußballs zu haben. Der ehemalige Schüler der BBS 2 schlug für sein Fachabitur die soziale Richtung ein. „In der achten Klasse habe ich mal ein Praktikum im Hort gemacht. Die Arbeit hat mir sehr gefallen. Mittlerweile habe ich schon mehrere Praktika in sozialen Einrichtungen gemacht.“
Dabei war ihm schon aufgefallen, dass er gut mit Menschen und vor allem mit Kindern umgehen kann. „Ich könnte mir gut vorstellen, nach meiner Fußballkarriere einen Job in dieser Richtung zu machen“, sagt der 19-Jährige, der bereits die Anerkennung zum staatlich anerkannten Sozialassistenten in der Tasche hat. „Fußball ist ja auch ein sozialer Sport mit viel sozialer Interaktion.“
Seinen geliebten Sport will der Profi auch den Kindern näher bringen. „Gerade bin ich dabei, ein Fußballturnier für die Bewohner des Internats 4 zu organisieren, auch damit sie mal sehen, wie viel Spaß Sport und vor allem Fußball macht.“
Osei-Kwadwo, der ursprünglich aus Pfungstadt bei Darmstadt kommt, hat selbst vier jüngere Geschwister und zudem auch in seiner eigenen Internatszeit genug Erfahrungen gesammelt, um zu wissen, wie dort das Leben so abläuft. „Meine vier Jahre im Internat des HHGs waren für mich sehr prägend und ich werde sie als schön in Erinnerung behalten. Deswegen fühle ich mich auch verbunden zum Internat, was ein Grund für die Wahl meines Praktikumsplatzes war“, erzählte „Manni“.
Und trotzdem steht er nun „auf der anderen Seite“, was eine ganz neue Erfahrung sei. „Das ist schon irgendwie ein bisschen komisch, weil ich ja selbst mal Internatsbewohner war. Jetzt bin ich praktisch Erzieher“, sagt er. Er genießt einen guten Ruf. „Manni ist sehr bescheiden und arbeitet an einem zweiten Standbein außerhalb des Fußballs. Schon früher war er ein angenehmer Internatsbewohner, der durch seine große Eigenmotivation immer ein guter Schüler war und während seiner Internatszeit einen positiven Werdegang gemacht hat“, erinnerte sich Schüller.
Natürlich kommt auch die sportliche Karriere bei Osei-Kwadwo, der im Frühjahr seinen Profivertrag beim 1. FCK unterschrieben hat, nicht zu kurz. Flexible Arbeitszeiten und das Verständnis der Erzieher wegen seines Trainings, was mindestens einmal am Tag stattfindet, seien sehr wichtig. Allerdings ist es noch nie zu Problemen gekommen.
„Die Erzieher verstehen es einfach, wenn ich mal ein bisschen später komme. Es kommt nämlich öfter vor, dass ich länger am Sportplatz bin, weil ich noch kurzfristig Termine habe“, sagt der offensive Mittelfeldspieler. Nur so ist es möglich, an seiner Profikarriere und am zweiten Standbein zu arbeiten.
Quelle
Ausgabe Die Rheinpfalz - Rheinpfalz am Sonntag West Nord - Nr. 41
Datum Sonntag, den 12. Oktober 2014