Lutz Eigendorf

Palatinator

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Kam grad gestern was im 3. drüber. Kann mich vom Namen her schon noch an den erinnern, aber um richtig an die Sache zu denken war ich wohl noch zu jung. Da kamen auch Bilder von der Beerdigung, der Sopp hat die Trauerrede gehaten.





Lutz Eigendorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Lutz Eigendorf (* 16. Juli 1956 in Brandenburg an der Havel; † 7. März 1983 in Braunschweig) war ein deutscher Fußballspieler.



Eigendorf spielte für den DDR-Vorzeigeklub BFC Dynamo und absolvierte auch einige Länderspiele in der Fußballnationalmannschaft der DDR.



Am 20. März 1979 nutzte er nach einem Freundschaftspiel des BFC Dynamo beim 1. FC Kaiserslautern einen Stadtbummel in Gießen (Gießen war damals ironischerweise die erste Anlaufstelle für DDR-Flüchtlinge in der Bundesrepublik), sich von der Mannschaft abzusetzen. Er kehrte nach Kaiserslautern zurück, wo er sich als Spieler anwerben lassen wollte. Wegen der Flucht wurde er von der UEFA für ein Jahr gesperrt, in dieser Zeit arbeitete er als Jugendtrainer beim 1. FC Kaiserslautern.



Es war nicht die erste und nicht die einzige Flucht eines DDR-Sportlers ins westliche Ausland, aber die Tatsache, dass Eigendorf beim BFC Dynamo spielte, für den nur die besten Spieler der DDR verpflichtet wurden und dem massive Förderung aus dem Ministerium für Staatssicherheit zuteil wurde, wurde Eigendorf zum Verhängnis, insbesondere, weil der Chef des MfS, Erich Mielke, ein begeisterter Fußballfan war. Hinzu kam noch, dass sich Eigendorf in den westlichen Medien kritisch über die DDR äußerte.



Eigendorfs in Berlin verbliebene Ehefrau Gabriele wurde mit der gemeinsamen Tochter unter ständige Beobachtung gestellt. Anwälte, die ebenfalls für das MfS arbeiteten, kümmerten sich darum, dass die Ehe rasch geschieden werden konnte. Gabriele Eigendorf heiratete wieder. Wie sich später herausstellte, war der Mann ein "Romeo", ein Agent des MfS, der Liebesverhältnisse zu verdächtigen Personen aufbauen und sie auf diese Weise bespitzeln sollte.



Auch Eigendorf selbst, der 1983 vom 1. FC Kaiserslautern zu Eintracht Braunschweig wechselte, geriet ins Visier der Stasi. Westdeutsche, die für das MfS als Informanten arbeiteten, überwachten ihn fast ständig.



In der Nacht des 5. März 1983 wurde Eigendorf bei einem mysteriösen Verkehrsunfall schwer verletzt und starb zwei Tage später. Die Obduktion ergab einen sehr hohen Alkoholgehalt im Blut. Vereinskollegen sagten aus, Eigendorf habe sich zwar am Abend mit ihnen getroffen, aber nur sehr wenig Bier zu sich genommen. Nach Öffnung der Stasi-Archive bestätigte sich der langjährige Verdacht, dass der vermeintliche "Verkehrsunfall" ein von der Staatssicherheit der DDR inszenierter Mordanschlag war.



Die von Heribert Schwan recherchierte WDR-Dokumentation "Tod dem Verräter" über das mutmaßliche Attentat auf Eigendorf wurde am Abend des 22. März 2000 im Ersten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt
 
Wie Krank die Führung doch damals war im Osten, aber das ist leider kein Einzelfall wie man ja jetzt wieder in England sieht, dass mit dem Exilrussen der Radioaktiv verstrahlt wurde und wieviel Unschuldige damit hineingezogen werden weiß noch keiner, dass muß doch ein Verrückter geplant haben.
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Was mich da immer so aufregt, ist dieser DDR Nostalgie Kram, im Endeffekt waren die nicht viel besser , wie die die vorher "das sagen hatten". Und dann erinnert man sich noch gern dran zurück. Kapier ich nicht.
 
Das Leben des anderen - und sein Tod





Die nächtliche Fahrt endete am Baum, 2,2 Promille im Blut ergab die Untersuchung: Der vor 30 Jahren aus der DDR geflohene Fußballer Lutz Eigendorf starb im März 1983 bei einem tragischen Auto-Unfall. Wirklich? Es gibt einige Indizien, dass der Tod des früheren FCK-Profis auf das Konto der Staatssicherheit geht.

Kaiserslautern.



66 Mark zeigt das Taxameter, als am 21. März 1979 der unverhoffte Neuzugang an der Geschäftsstelle des 1. FC Kaiserslautern vorfährt. Norbert Thines, der Geschäftsführer, hat kein Detail vergessen. Noch drei Jahrzehnte später wird er sich erinnern: Dieser Mittwoch hat sich eingebrannt. Der junge Mann im schwarzen langen Mantel kommt unangemeldet, unerwartet, noch ist er unerkannt. Thines fährt mit dem Fremden nach Süden, durch den Pfälzerwald, er quartiert ihn in der "Pension Gisela" in Trippstadt ein. "Der heißt Müller", sagt Thines zur Wirtin. "Und der darf erstmal nicht raus."



Der junge Mann mit den wachen, dunklen Augen heißt nicht Müller. Es ist Lutz Eigendorf. 22 Jahre alter Spielmacher des BFC Dynamo aus Ost-Berlin. Sechs Länderspiele für die DDR stehen in seiner Vita. "Ich bin abgehauen", hat er zu Thines gesagt. Rübergemacht, sozusagen, am Tag nach dem Freundschaftsspiel der Ost-Berliner in Kaiserslautern. Seine Dynamo-Genossen haben sich die Gießener Innenstadt angeschaut. Eigendorf schaute dass er wegkommt. Ohne Geld und ohne Gepäck. Ohne Ehefrau Gabriele und Töchterchen Sandy. Ins Taxi, in ein neues Leben.



So mag man sich vorstellen - auch wenn das Spekulation ist -, wie am gleichen Tag in der Ost-Berliner Normannenstraße eine Halsschlag-Ader pocht und wummert: Dynamo ist der Klub des Ministeriums für Staatssicherheit. Es ist der Verein von Stasi-Chef Erich Mielke, größter Fan und Förderer. Einer, der eine Republikflucht durchaus als persönlichen Affront einsortieren kann. Als Angriff, der nur eines verdient: Rache!



Keine vier Jahre nach der Flucht starb Eigendorf, am 7. März 1983. Er war zwei Tage vorher mit seinem schwarzen Alfa Romeo GTV nachts auf einer nassen Landstraße bei Braunschweig an einen einsam stehenden Baum geknallt. Von offizieller Seite wurde nie ein Fremdverschulden festgestellt: Ein tragischer Unfall unter Alkohol-Einfluss, hieß es. Noch einige Stunden nach dem Crash wurden bei Eigendorf 2,2 Promille Alkohol im Blut nachgewiesen. Auch wenn er laut Zeugen an jenem Samstagabend nur wenig getrunken hatte. Sicher - er wäre frustiert gewesen: Bei Bundesligist Eintracht Braunschweig kam er an jenem Samstag nicht zum Zuge. Schon bei Kaiserslautern, wo er bis zum Sommer 1982 kickte, war er zwar ein ordentlicher Bundesliga-Spieler - in der Abwehr, auch mal im Mittelfeld. Aber er war kein Überflieger, nicht der nächste Netzer oder Beckenbauer.



"Eigendorf wurde von der Stasi ermordet", davon ist Thines beim Gespräch mit dem Volksfreund überzeugt. Drei Jahrzehnte ist es her, dass Eigendorf bei ihm Unterschlupf fand. Thines bot ihm Rückhalt und Sicherheit. So hätte Eigendorf anfangs auch Nächte im Ehebett der Thines' verbracht - weil er nicht allein sein konnte: So verunsichert war er, so verängstigt. Thines, der nach seiner Zeit als Geschäftsführer jahrelang Präsident des 1. FC Kaiserslautern war, glaubt nicht an einen klassischen Unfall-Tod. "Die Stasi hatte perfekte Tötungsmethoden", sagt Thines. Rund 20 Agenten wären damals schon auf sie angesetzt gewesen.



Der Journalist Heribert Schwan füttert in seiner Dokumentation "Tod dem Verräter - Der Fall Lutz Eigendorf" die Mord-These mit Indizien: In Stasi-Dokumenten fanden sich Hinweise darauf, dass Eigendorf vergiftet werden sollte. Schwan glaubt, dass Eigendorf vom vermeintlichen Mörder gezwungen wurde, einen Cocktail aus Alkohol und einem lähmenden Gift zu nehmen - unter Todesandrohung. Dann sei Eigendorf "verblitzt" worden. Das heißt: Im richtigen Moment geblendet, so dass er von der Straße abkommt. Die brisantesten Stasi-Akten über Eigendorf aus den Jahren 1980 bis 1983 sind dabei verschwunden.



Für Thines gab es eine Art Déjà-vu: Nach der Beerdigung von Lutz Eigendorf in Kaiserslautern blieben dessen aus Brandenburg angereiste Eltern gleich in der Pfalz - wo sie noch heute leben.



Was für ein Mensch Lutz Eigendorf war? "Er war ein lieber, bescheidener Kerl", sagt Thines. Er hätte aber erst lernen müssen, mit Geld umzugehen - was er als Bundesliga-Profi später im üppigen Maße verdiente.



Die anfängliche Vorsicht ging Eigendorf dabei verloren: Er kritisierte in der Öffentlichkeit mehrfach die DDR. So glaubt auch der ebenfalls geflüchtete Trainer Jörg Berger, dass die Stasi am Tod von Eigendorf beteiligt war: "Ich hatte Eigendorf mehrfach gewarnt. Er sollte aufhören, Mielke zu provozieren", sagt Berger. So hätte er sich vor der Berliner Mauer filmen lassen. Im Hintergrund hätte man noch das Dynamo-Stadion gesehen. "Eine größere Provokation war kaum vorstellbar", findet Berger. Kontakt hatte er selten mit Eigendorf. "Er war eben Lutz Eigendorf, ein eigener Typ. Er konnte auch arrogant sein." Für Berger war seit Eigendorfs Tod klar, wie ernst die Lage auch für ihn war. "Einmal hatte sich bei Tempo 160 ein Rad gelöst, mehrmals waren meine Reifen zerstochen worden", schreibt Berger: "Jetzt konnte ich mir einen Reim darauf machen: Ich hatte eine Ahnung davon bekommen, wie weit das MfS gehen konnte."



Die Fernseh-Doku "Tod dem Verräter - Der Fall Lutz Eigendorf" (WDR, 2000) läuft am Mittwoch, 11. März., 23.35 - 0.20 Uhr, im MDR.



http://www.volksfreund.de/sport/spo...on-eintracht-Kaiserslautern;art161262,2006599http://www.volksfreund.de/sport/sportmix/nachrichten/Aus-der-Region-eintracht-Kaiserslautern;art161262,2006599
 
@ rmpa: Danke fürs Posten.



Hatte zwar mal aufgeschnappt, dass da einer unserer Ehemaligen rübergemacht hat, aber so genau wußte ichs nicht.




Wieso kommt sowas immer soo spät?
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Weil irgendwelche Ostalgie-Shows mit Oliver Geißen wichtiger sind, als Fernsehen, was auch Bildungsinhalte enthält.
 
ist erschreckend. Der Spitzel der auf seine Frau angesetzt wurde... Das kann sich kein Mensch mehr vorstellen.
 
Ich hatte den Vater von L. Eigendorf als Sportlehrer in der Berufsfachschule.

Er und seine Frau waren nach der Beerdigung ihres Sohnes in der Bundesrepublik geblieben.

Über die Geschehnisse wollte er nie wirklich reden. wenn man aber den Überwachungsapparat für den "Verräter" und sein Umwelt erkennt, kann man vielleicht erahnen, unter welchem Druck die Menschen standen.
 
Unbestritten ist, dass der »Beckenbauer der DDR« ins Fadenkreuz der Staatssicherheit geriet, als er sich 1979 nach einem Spiel des BFC Dynamo aus Ost-Berlin in Kaiserslautern abgesetzt hatte. Es gibt Indizien, die auf einen Mord-Anschlag hindeuten, doch bewiesen wurde nichts.



Am 5. März 1983 kam Eigendorfs Sportwagen nachts von einer regennassen Landstraße ab und prallte gegen einen Baum. Er erlag zwei Tage später seinen Kopfverletzungen; die Obduktion ergab einen sehr hohen Alkoholgehalt im Blut. Die Vermutung, der damals bei Eintracht Braunschweig unter Vertrag stehende Profi habe aus Frust über eine Nichtnominierung sein Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt, schmettert Jörg Berger vehement ab: »Das war kein Unfall, das war zu 95 Prozent Mord.« Der frühere Bundesliga-Trainer war neun Tage nach Eigendorf aus der DDR geflohen.


Bergers Mord-These wird unterstützt vom Journalisten Heribert Schwan, der in seinem Buch "Tod dem Verräter!" ein handschriftliches Dokument - angeblich aus dem Ministerium für Staatssicherheit - vom 19. September 1983 aufführt, das sich mit der Analyse von Tötungs-Methoden und anschließender Vertuschung beschäftigt und in dem Eigendorf namentlich erwähnt wird. Schwan glaubt, Eigendorf sei aufgelauert und Alkohol mit einer giftigen Substanz eingeflößt worden: »Mir ging es bei der Recherche darum, zu zeigen, mit welchen Mitteln die Stasi im Osten wie im Westen vorgegangen ist.«


Quelle : 11 Freunde
 
Berlin (dpa) - Der mysteriöse Tod des Fußballers Lutz Eigendorf, der 1979 aus der DDR geflüchtet war, könnte erneut die Berliner Staatsanwaltschaft auf den Plan rufen. Der Direktor der Berliner Stasiopfer-Gedenkstätte, Hubertus Knabe, beantragte die Wiederaufnahme von Mord-Ermittlungen.


weiter



Quelle: sueddeutsche.de
 
Ich will darüber mein Examen in Geschichte schreiben. Hat jemand das Buch von Heribert Schwan zufällig?
 
Hallo zusammen,



richtet sich jetzt mal an die etwas Älteren (oder auch Jüngeren) von euch:



Eigendorf spielte bis 1982 für unseren FCK, bis er zur Saison 1982/83 nach Braunschweig wechselte. Anhand meiner Recherche gab es damals einen Eigendorf-Fan-Club (mit Sitz in Wiesbaden?). Nun ist meine Frage: Weiß davon jemand etwas? Kennt jemand jemanden, der da Mitglied war?



Und des Weiteren: Besitzt jemand eventuell ein Privatarchiv mit Zeitungsartikeln und sonstigen Dokumenten, die sich um den Fall Lutz Eigendorf drehen?



Für jede Antwort bin ich sehr dankbar!!!!
 
Diese Ausstellung befasste sich auch mit dem Fall Eigendorf.
Vllt. kannst Du dort Infos bekommen: http://www.hdg.de/bonn/ausstellunge...r-gegen-unsbr-sport-im-geteilten-deutschland/http://www.hdg.de/bonn/ausstellungen/archiv/ausstarchiv2010/wir-gegen-unsbr-sport-im-geteilten-deutschland/



Auch die Dauerausstellung in der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße hat einige Exponate zu der Thematik, aber weniger umfassend als obige Quelle.


Vielen Dank für den Hinweis! Ich werde die mal kontaktieren!
 
Stasi-Chef Erich Mielke verschob Spiele und Mannschaften

Hintergrund: FCK-Pokal-Gastspiel heute beim BFC Dynamo Berlin weckt die Erinnerung an Lutz Eigendorf und seinen mysteriösen Tod




Von Andreas Gläser



Berlin. Beim Berliner FC Dynamo, Oberligist und Berliner Pokalsieger 2011, wurde das Resultat der Auslosung positiv aufgenommen. Heute (15.30 Uhr) gastiert Bundesligist 1. FC Kaiserslautern im Jahn-Stadion.



Endlich mal keine graue Maus, die keine Zuschauer zieht, gegen die man aber sportlich auf verlorenem Posten steht.



Vom BFC Dynamo stammt Lutz Eigendorf, dessen Tod 1983 der Stasi angelastet wird. 1978, nach einem Spiel im deutsch-deutschen Sportverkehr auf dem Betzenberg in Kaiserslautern, hatte sich der der damals knapp 22 Jahre alte Mittelfeldspieler, eines der großen Talente des DDR-Fußballs, vom Dynamo-Team abgesetzt. Er spielte von 1979 bis 1982 beim FCK, dann bei Eintracht Braunschweig. 61 Bundesligaspiele mit neun Toren stehen zu Buch. Eigendorf starb 27-jährig unter mysteriösen Umständen. Heute wird vermutet, die Stasi habe ihre blutverschmierten Finger im Spiel gehabt.



Schon vor der Gründung der DDR, in der Zeit der sowjetischen Besatzzone, wurde der Fußball neu organisiert. Dem Dresdner SC verlangte man beispielsweise die Umbenennung in SG Friedrichstadt ab, weil man den Meister der Jahre 1943 und 1944 zu sehr in der bürgerlichen Tradition verankert sah. Viele SGF-Spieler zogen in den Westen, der Verein landete in den Niederungen. Daraufhin wurden aus der DDR viele Spieler nach Dresden delegiert, zur neu gegründeten SG Dynamo, die 1953 den Meistertitel feierte. Ein Jahr später lancierte Erich Mielke, der Minister für Staatssicherheit und Vorsitzende der republikweit agierenden Sportvereinigung Dynamo, die neue Dresdner Mannschaft nach Hohenschönhausen, zum BFC-Vorgänger SC Dynamo.



Solche Manöver waren aber nicht Dynamo-typisch. So verschlug es Empor Lauter aus dem Erzgebirge nach Rostock und wurde dort 1966 zum FC Hansa. Der Armeesportklub Vorwärts, 1951 in Leipzig gegründet, zog nach Berlin, bevor er Anfang der Siebziger vom Vorstand der Nationalen Volksarmee (NVA) nach Frankfurt/Oder geschickt wurde. Allerdings blieben im kollektiven Gedächtnis nur die hauptstädtischen Dynamos als Verursacher derartiger Turbulenzen hängen. Dabei kann kein ostdeutscher Verein behaupten, damals von bestimmten Dogmen frei gewesen zu sein.



Der BFC Dynamo dagegen stand schon in den Siebzigern für zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen und aufgezwungene Spielerdelegierungen. Während der Wende um 1990 wollten nur wenige Leute mit dem zehnfachen Meister in Verbindung gebracht werden. Zudem sorgten BFC-Fans vermehrt für Gewaltausbrüche. Zwischenzeitlich in FC Berlin umbenannt, schlingerte der Klub durch die Neunziger und landete 2001 im Insolvenzverfahren.



Doch im vergangenen Jahrzehnt waren es nicht vereinsferne Heilsbringer, die den zwischenzeitlich verschuldeten BFC aus höchster Not befreiten, sondern die eigenen Fans. Sie suchten auf eigene Kosten einige Gläubiger in der Schweiz und anderswo auf, um die Insolvenzmasse zu drücken. Heute wirtschaftet der Verein solide, die langjährige Fünftklassigkeit ist eher dem sportlichen Unglück zuzuschreiben. Bald eine Etage höher spielen zu können, ist ein realistisches Ziel. Zumal es die Fans weitestgehend zu unterbinden wissen, negative Schlagzeilen zu liefern, auch wenn der BFC nach wie vor polarisiert. Wofür anderen Vereinen ein Teil der Tageseinnahmen abkassiert wird, will so manch Funktionär den BFC gleich aus dem Spielbetrieb ausschließen. Doch die konstruktive Entwicklung wird gesehen, selbst die Boulevardpresse verhält sich fairer denn je. Sie stigmatisiert die dynamische Fan-Szene nicht mehr nur als rechten Mob, womit eben nur dieser angezogen würde.



Beim BFC scheint die Zeit teilweise stehen geblieben zu sein, dafür ist noch nicht alles durchkommerzialisiert. Für die mitreisenden Fans aus der Pfalz verspricht dieser Nachmittag im Berliner Osten ein besonderer zu werden. Fußball pur am Prenzlauer Berg.



Der Autor



Andreas Gläser (46), unweit des Stadions am Prenzlauer Berg geboren, lebt als Schriftsteller in Berlin und ist Fan des Berliner FC Dynamo. Er schrieb unter anderem auch die Fußball-lastigen Bücher „Der BFC war schuld am Mauerbau” und „Bambule Berlin”.



Quelle:

Verlag: DIE RHEINPFALZ

Publikation: Pfälzische Volkszeitung

Ausgabe: Nr.175

Datum: Samstag, den 30. Juli 2011

Seite: Nr.9

"Deep-Link"-Referenznummer: '7959006'

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http://www.bild.de/regional/berlin/stasi/bewachte-ddr-sportler-22001308.bild.htmlhttp://www.bild.de/regional/berlin/stasi/bewachte-ddr-sportler-22001308.bild.html



Killer-Teams der Stasi bewachten DDR-Sportler



Berlin – Bei der Stasi gehörte zum Sport auch eingeplanter Mord!

Die Olympischen Sommerspiele 1972 und die Fußball-WM 1974 in Westdeutschland. Alarmstufe ROT für die Stasi.

Wie das MfS Spitzensportler überwachte und versuchte zu ermorden, enthüllt jetzt die neue Dokumentation „Hauptabteilung VIII“ (130 Seiten) von Angela Schmole (49), Historikerin in der Jahn-Behörde.

Vom West-Berliner Hotel „Luftbrücke“ (Kreuzberg) aus fungierte eine spezielle Stasi-Eingreiftruppe namens „Rennfahrer“. 14 inoffizielle Mitarbeiter aus Westdeutschland. Chefs waren der Kölner Kaufmann Heinrich Schneider (IM „Rennfahrer“), sein Freund Josef Tuszynski (IM „Karate“) und Hotel-Direktorin Anna Brandt (IM „Janett“).

„Sowohl 1972 als auch 1974 sollten sie im Fall eines Fluchtversuches den Sportler in einer Kiste, einem Sarg, zurück in die DDR bringen“, so Schmole.

Speziell Tuszynski sollte Gegner durch einen gezielten Handkantenschlag töten. Er und sein Kumpel Schneider lernten bei der Stasi den Umgang mit Schusswaffen und Handgranaten.

Von ihrem Führungsoffizier Hans Kusche wurden sie ausgestattet mit Zweitdokumenten, Dechiffrier-Anlagen, Handfunksprechgeräten, einer Fotoausrüstung, Nachschlüsseln, einem Mercedes-Benz, Double-Kennzeichen, einem Kleintransporter für die Observation mit Foto-, Film- und Funktechnik, Schnellnarkosemitteln und einer Pistole.

„Tod dem Verräter“, ließ Stasi-Chef Erich Mielke am 20. März 1979 verkünden, nachdem Fußballer Lutz Eigendorf († 26, BFC Dynamo) von einem Spiel in Kaiserslautern nicht mehr zurückkam.

Danach waren mehr als 50 Stasileute auf ihn angesetzt. Eigendorf starb am 7. März 1983, zwei Tage nach einem Verkehrsunfall. Er fuhr gegen einen Baum, wurde zuvor geblendet. Vom wem, ist ungeklärt.
 
Thines: Es war Mord der Stasi



Heute vor 30 Jahren kam der frühere DDR-Auswahlspieler Lutz Eigendorf bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Wirklich ein Verkehrsunfall oder ein Mordkomplott der Stasi? Norbert Thines, der als Geschäftsführer des FCK Eigendorf nach seiner Flucht in den Westen aufnahm, ist überzeugt: „Lutz wurde von der Stasi ermordet. “



Von Gerhard Dürnberger



Eigendorf verunglückte am 5. März 1983 mit seinem Wagen unter mysteriösen Umständen auf nasser Straße bei Braunschweig und starb zwei Tage später an seinen Verletzungen. Vier Jahre zuvor war er nach einem Freundschaftsspiel seines Clubs Dynamo Ostberlin auf dem Betzenberg geflüchtet und hatte sich dem FCK angeschlossen. Norbert Thines, späterer Präsident und damals Geschäftsführer des FCK, erinnert sich noch genau an die Geschichte.Abends am 20. März 1979 spielte Dynamo Ostberlin auf dem Betzenberg, am nächsten Tag stand ein Mann in einem schwarzen Mantel vor dem Schreibtisch von Thines. Der fragte, wer er sei und was er wolle, der Unbekannte antwortete, er sei Lutz Eigendorf und wolle hierbleiben. Da erst erkannte Thines den DDR-Auswahlspieler, der sich in Gießen von seiner Mannschaft abgesetzt und mit einem Taxi nach Kaiserslautern gefahren war.



Thines musste zunächst den Taxifahrer bezahlen, denn Eigendorf hatte natürlich kein Westgeld. Dann galt es, den Spieler zu verstecken. „Die Nachricht von der Flucht Eigendorfs hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, die Stasi chauffierte mit zig Autos durch die Stadt“, erinnert sich Thines. Er brachte den Flüchtling in einer Pension in Trippstadt unter, kaum jemand wusste, wo er war. Eigendorf habe unter ständiger Aufsicht des westdeutschen Verfassungsschutzes gestanden, sagt Thines, der den damals 22-Jährigen später für einige Wochen bei sich zu Hause aufnahm.



Eigendorf vertraute dem damaligen FCK-Geschäftsführer und schloss sich nach einem Jahr Sperre durch die UEFA dem FCK an. Er blieb auch standhaft, als Eintracht Frankfurt lockte. Thines erinnert sich, dass die beiden Eintracht-Spieler Jürgen Pahl und Norbert Nachtweih, beide ebenfalls aus der DDR geflüchtet, mit einem Koffer voller Geld auftauchten und Eigendorf zum Wechsel nach Frankfurt überreden wollten. Die drei früheren DDR-Spieler saßen bei Thines im Partykeller, nach einer Viertelstunde sei Eigendorf hochgekommen und habe gesagt, er bleibe beim 1. FCK.



Eigendorf spielte bis 1982 auf dem Betzenberg, wechselte dann für 420.000 Mark Ablöse nach Braunschweig. Er sei ein ordentlicher Mensch und ein sehr guter Fußballer gewesen, sagt Thines. So habe er anfangs versucht, seine Frau in der DDR freizukaufen, habe später wieder geheiratet und mit seiner Frau ein Kind bekommen. Brisant sei seine Flucht deshalb gewesen, weil Dynamo Ostberlin der Club der Staatssicherheit der DDR war und Stasi-Chef Erich Mielke den Fall persönlich genommen habe.



Eigendorf habe in ständiger Angst gelebt, die Stasi werde ihn in die DDR entführen, habe deshalb mehrfach die Wohnung in Kaiserslautern gewechselt, aber zugleich Mielke immer wieder durch öffentliche Äußerungen provoziert und verspottet. „Ich habe ihm oft geraten, sich etwas zurückzunehmen“, erklärt Thines, der die Meinung vertritt, dass die Stasi Eigendorf nach den ständigen Provokationen ermorden ließ.



Nachdem Eigendorf ums Leben gekommen war, wurde er in Kaiserslautern beerdigt, seine Frau kehrte hierher zurück. Damit begann für Thines Kapitel zwei der Geschichte. Zur Beerdigung durften die Eltern Eigendorfs aus der DDR kommen – und kehrten ebenfalls nicht mehr zurück. Für Thines ging das Spiel von vorne los: eine Wohnung suchen, Jobs finden... Die Eltern von Eigendorf leben noch immer in der Stadt.



Der Fall hat für Thines noch ein drittes Kapitel. Die Geschichte von Lutz Eigendorf ist zu seiner ganz persönlichen Geschichte geworden. Über 50 Spitzel soll Mielke für die Observation seines abtrünnigen Fußballers abgestellt haben. Und Thines fürchtet, dass auch jemand aus seinem ganz persönlichen Umfeld angeworben wurde. Letztes Jahr hat er deshalb beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Antrag auf Akteneinsicht bezüglich der Überwachung Eigendorfs durch die Stasi gestellt. Gehört hat er seit Monaten nichts, was ihm mittlerweile sogar recht ist.



„Ich möchte gar nicht wissen, wer da in den Akten alles als Informant auftaucht“, sagt Thines, und schließt nach 30 Jahren seine persönliche Akte Lutz Eigendorf.



Zur Sache: Der Tod von Eigendorf



Lutz Eigendorf fuhr am 5. März 1983 mit seinem Alfa Romeo GTV 6 auf nasser Straße bei Braunschweig an einen Baum, zwei Tage später erlag er seinen Verletzungen. Bis heute ist die Ursache seines Todes ungeklärt.Eigendorf war auf dem Rückweg von seiner Stammkneipe Cockpit. Dort hatte er ein paar Bier getrunken. Als in seinem Blut 2,2 Promille Alkohol nachgewiesen wurden, war der Fall für die Behörden schnell klar; obwohl mehrere Zeugen aussagten, er habe vor seiner Autofahrt weitaus weniger getrunken.Eine wissenschaftliche Arbeit, die sich mit dem Thema beschäftigt, kam zu dem Schluss, dass keine Obduktion vorgenommen und das Unfallauto nicht kriminaltechnisch untersucht wurde. Gerüchte machten die Runde, die Stasi sei für den Tod verantwortlich, weil Stasi-Chef Erich Mielke dem „Beckenbauer des Ostens“ die Flucht nie verzeihen konnte. Der Journalist Herbert Schwan lieferte in einem Fernsehbeitrag Indizien für dunkle Machenschaften. Angeblich soll Eigendorf vergiftet worden sein.



2010 kam ein weiteres Detail ans Tageslicht. Stasi-Mitarbeiter Karl-Heinz Felgner sagte vor dem Landgericht Düsseldorf aus, dass er einen Mordauftrag für Eigendorf erhalten, ihn aber nie ausgeführt habe. (dür)





nils erklärt

Fußballer aus der DDR




Lutz Eigendorf war nicht der einzige Spieler, der aus der DDR in den Westen flüchtete. Neben ihm kamen noch Torhüter Jürgen Pahl und Norbert Nachtweih zu Eintracht Frankfurt, Nachtweih spielte später bei den Bayern. Weitere bekannte Namen sind Falko Götz, Bayer Leverkusen, oder Axel Kruse, Hertha BSC Berlin. Nach dem Fall der Mauer heuerten die besten Spieler der DDR-Oberliga umgehend in der Bundesliga an, einige mit großem Erfolg. Etwa Ulf Kirsten und Andreas Thom, Bayer Leverkusen, Thomas Doll, HSV, oder Matthias Sammer, Sportdirektor der Bayern. Auch aus dem Osten kamen Steffen Freund und Uwe Rösler, die später ein kurzes Gastspiel beim FCK gaben. (dür)





Quelle:

Verlag: DIE RHEINPFALZ

Publikation: Pfälzische Volkszeitung

Ausgabe: Nr.56

Datum: Donnerstag, den 07. März 2013
 
Auch "Sport Inside" hat anlässlich des 30sten Todestages von Lutz Eigendorf einen Beitrag verfasst: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2013/03/04/sport-inside-eigendorf.xmlhttp://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2013/03/04/sport-inside-eigendorf.xml



Jene Leute, die am Tag nach seinem Tod ihre Prämie kassiert haben, sind nie belangt worden.



Das ist alles sehr tragisch.



Und an den Fußballer Lutz Eigendorf erinnere ich mich mit Wehmut. Irgenwann Anfang der 80er hat der FCK mal ein Spiel Dank Eigendorf gedreht. Ich glaube, zur Pause stand es gegen Frankfurt 0:2; am Ende hieß es 6:2 ...
 
Die Umstände bleiben rätselhaft

HINTERGRUND: Auch 35 Jahre nach dem Unfalltod des in den Westen geflüchteten DDR-Fußballers Lutz Eigendorf gibt es offene Fragen


Heute vor 35 Jahren, am 7. März 1983, starb der aus der DDR geflüchtete Fußballprofi Lutz Eigendorf nach einem Autounfall in Braunschweig. Viele Hintergründe und Zusammenhänge bleiben bis heute unklar. Indizien deuten auf die Beteiligung der Stasi hin – Beweise gibt es weiterhin nicht.

Auch 35 Jahre nach dem Tod Lutz Eigendorfs bleiben die Umstände rätselhaft. Neue Erkenntnisse stehen nicht in Aussicht, auch wenn es mindestens 1000 Ermittlungsakten der Polizei und der Staatsanwaltschaft sowie 2600 Dokumente des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gibt. Doch Fragen bleiben.Hat die Stasi den aus der DDR geflüchteten Fußballer Eigendorf ermorden lassen? War zumindest geplant, dem ehemaligen Spieler des Stasi-Clubs BFC Dynamo Schaden zuzufügen? Oder kam Eigendorf ausschließlich durch einen unter Alkoholeinfluss verschuldeten Unfall zu Tode?

Eigendorf war in der DDR nach seiner Flucht 1979 als „Vaterlandsverräter“ gebrandmarkt worden. Ausgerechnet ein Nationalspieler aus dem Lieblingsklub von Stasi-Minister Erich Mielke – das saß tief beim MfS. Unter den drei Millionen Menschen, die 1949 bis 1989 aus der DDR in den Westen flüchteten, waren auch rund 600 Spitzensportler. Unter dem Zentralen Operativen Vorgang (ZOV) „Sportverräter“ hat die Stasi mehr als 60 Personen registriert.

Einer der am meisten untersuchten und beschriebenen Fälle war der des gebürtigen Brandenburgers Eigendorf. 100 Oberligaspiele hatte er für den DDR-Rekordmeister BFC Dynamo bestritten, bevor er ein Freundschaftsspiel beim 1. FC Kaiserslautern zur Flucht nutzte. Die Stasi setzte mindestens 20 Spitzel direkt auf Eigendorf und seine Familie an, wie aus MfS-Unterlagen später hervorging.

„Es ist mein größter Wunsch, meine Familie so schnell wie möglich hier rüber zu holen“, erklärte Eigendorf im bundesdeutschen Fernsehen, die Stasi fühlte sich durch ein Interview direkt an der Berliner Mauer zusätzlich provoziert. Der sechsmalige DDR-Nationalspieler musste nach einer Sperre durch den Weltverband Fifa ein Jahr warten, bis sich sein großer Traum erfüllte: Am 11. April 1980 lief Eigendorf mit dem 1. FC Kaiserslautern erstmals in der Bundesliga auf. 1981 wechselte er zu Eintracht Braunschweig.

Was in der Nacht des 5. März 1983 auf regennasser Straße zwischen den Braunschweiger Ortsteilen Querum und Bienrode geschah, schürt noch heute zahlreiche Theorien und Spekulationen. Mit 2,2 Promille Alkohol im Blut setzte Eigendorf seinen Alfa Romeo an einen Baum. Am 7. März 1983 starb er an schweren Kopf- und Brustverletzungen im Krankenhaus.

Indizien weisen darauf hin, dass Eigendorf der Alkohol gewaltsam eingeflößt und er später geblendet worden sein könnte. Ein Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM) meldete sich Jahre später mit der Behauptung, er habe vom MfS einen Mordauftrag erhalten, diesen aber nicht ausgeführt.

Andere Juristen und Experten, die sich intensiv mit dem Fall beschäftigten, halten die Mordtheorie für nicht plausibel. Belastbare Beweise gibt es ohnehin nicht, auch weil zahlreiche Stasiunterlagen zu dem Fall nicht mehr auffindbar sind. Nach Eigendorfs Tod flohen weitere Fußballer in den Westen. Zu ihnen zählten Falko Götz und Dirk Schlegel, die auch beim BFC Dynamo spielten.dpa

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 56, Mittwoch, den 7. März 2018
 
Man hat damals gemunkelt, dass sein KFZ von Geheimdiensten des Ostens manipuliert wurde weil er geflüchtet war. Aber wie gesagt das ist Spekulation. War trotzdem sehr traurig
 
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