Oppenheimer
Der Name Oppenheimer kannte ich nur im Zusammenhang des „Vaters der Atombombe“ oder des berühmten Zitats „
Now I Am Become Death, the Destroyer of Worlds.“ Ok, mit der theoretischen (Quanten-)Physik habe ich allerdings auch ungefähr so viele persönliche Schnittpunkte wie zum FC Bayern, also überhaupt keine.
In welchem Kontext die Person Oppenheimer im damaligen, atomaren Wettrüsten mit den Nazis und der Sowjetunion im zweiten Weltkrieg, sowie den späteren, historischen Ereignissen in Hiroshima und Nagasaki steht, wurde mir jetzt nach den drei Stunden Laufzeit des neuen Films von Christopher Nolan erst so richtig bewusst.
Von seinem zuletzt gesehen Streifen (
Tenet) war ich eher verwirrt und auch wenn ich komplexe/verschachtelte Storylines sehr mag, war mir das damals eine Spur zu diffus. Auch bei Oppenheimer sprachen die Kritiken im Vorfeld oft davon, dass gerade die erste Stunde sehr anspruchsvoll ausfällt, eine Zeitblende der nächsten folgt und man sich so manches mal fragt an welchem Punkt des Plots man sich gerade überhaupt befindet.
Diese nicht immer lineare Erzählweise hat mich persönlich allerdings nicht wie befürchtet überfordert, man konnte den eingeführten Personen und Charakteren eigentlich zu jeder Zeit folgen, insofern man konzentriert den Dialogen gelauscht und sich einfach auch auf den Film eingelassen hat.
Ich würde sogar fast soweit gehen und die Behauptung aufstellen dass es in diesem Biopic Nolans beste Arbeit gewesen ist was die Charakterentwicklungen angeht, auch wenn er natürlich in die gleiche Falle tappt wie bei so vielen ähnlichen Filmen, wo plötzlich jede Rolle der Geschichte ein charismatischer Superstar ist und gerade auch die letzte Stunde eher einem Politthriller glich, der viele Zuschauer ggf. an diesem Punkt wieder „verloren“ haben dürfte. Mir persönlich haben diese menschlich-intensiven Szenen und Konflikte aber fast noch besser gefallen als der zugegeben sehr epochale “Trinity-Moment“ in der Wüste von New Mexiko.
Dazu gab es auch wieder darüber hinaus sehr viele andere, starke Momente, die den Film zu einem sehr besonderen Kinoerlebnis gemacht haben. Es gibt nur wenige Regisseure, die es so gekonnt schaffen Bild und Ton zu vereinen und in vielen Szenen eine solche Erwartungshaltung aufzubauen, das einem förmlich der Atem stockt.
In meinem persönlichen Ranking schafft es der Film definitiv in meine Nolan-Top-3 und ich werde ihn mir definitiv mindestens noch einmal anschauen und mir ggf. auch die Buchvorlage besorgen (mein Physiklehrer der 7. Klasse wäre bestimmt stolz wie Oskar).
Beim phantastischen Cast waren auch keine Fragen offen: Robert Downey Jr, Matt Damon, Emily Blunt, Rami Malek, Jack Quaid, Casey Afflek, Gary Oldman oder Dane deHaan ließen da echt keine Wünsche offen. Auch sehr spannend Josh Hartnett nochmal in einer größeren und unkonventionellen Rolle zu sehen. Und Cilian Murphy holt sich für seine Performance hoffentlich einen Oscar ab, für mich persönlich hätte es keinen besseren Schauspieler für die Rolle des J. Robert Oppenheimer geben können.