James Joyce - Ulysses

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So, ich komm nicht mehr drumrum, ich musses lesen. Nach 9 Semestern Anglistikstudium in denen ich erfolgreich drumrumgekommen bin mir diesen Schinken reinziehen zu müssen kann ich mich jetzt nicht mehr dagegen wehren.

Gestern hab ichs angefangen und muss sagen: ....puh... nicht einfach!
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aber wenn man sich mal an den stil gewöhnt hat und sich die zeit nimmt auch mal die ein oder andere seite zwimal zu lesen, dann sieht man mal, wie geil man mit worten umgehen kann. (in dem fall der/die übersetzer, ich bin ja nicht irre und les das im original
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)

die worte sind nicht nur inhaltstragend, die worte selbst sind kunst, musik, bilder...



"Waldschatten fluteten still vorbei durch den Morgenfrieden, nach See hinaus, wohin er vom Treppenaustritt blickte. Landwärts und weiter draußen weißte sich der Wasserspiegel, gespornt von lichtbeschulten eilenden Füßen. Die weiße Brust der blassen See. Verschmelzende Hebungen, zwei und zwei. Eine Hand, zupfend die Harfensaiten, die ihre verschmelzenden Klänge ineinander schlagen. Wellweiß umwundene Worte, schimmernd auf blasser Flut."



ist das nicht grandios?!



jetzt steh ich noch vor der entscheidung: les ich joyce durch ohne einen blick in homer zu werfen und les die odyssee erst danach, oder les ich doppelt, um die vergleiche direkt ziehen zu können (aber damit versau ich mir dann den spaß an der wortkunst...)?
 
Has mir im auf Englisch gekauft weils der beste Roman der Neuzeit is, laut NY-Times. Weiter als bis Seite 90 bin ich dann doch net kumm. Und ich dacht Finnegan's Wake wär schwierig...
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Nänä, des Buch war nix fer mich, Homer kenn ich allerdings net, daher kann ich dir nix dezu saa....
 
Von so Naturbeschreibungen hab ich nach ,,Die Leiden des jungen Werthers'' vorerst mal genug...



Um was gehts in dem Buch denn genau?
 
hehe, ramser, genau davor hab ich die letzen fünf jahre immer angst gehabt
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drum hab ichs mir jetzt auch erstmal auf deutsch zugelegt, will mich ja nicht auch gleich auf seite 90 demotivieren lassen. bisher find ichs wie gesagt schwer, aber grandios.



dazu ein zitat von joyce: „Ich habe so viele Rätsel und Geheimnisse hineingesteckt, dass es die Professoren Jahrhunderte lang in Streit darüber halten wird, was ich wohl gemeint habe, und nur so sichert man sich seine Unsterblichkeit.“


Um was gehts in dem Buch denn genau?
die odysse kennste, oder? honer, odysseus, held, reise aufm schiff, sirenen, zyklopen, gemetzel in ithaka, usw.

ulysses ist eine rezsption der irrfahrt von odysseus, man kann, wenn man parallel liest, so ziemlich jedes detail von homer auch bei joyce finden, nur in völlig anderer ausprägung. jedes kapitel von joyce kann man einer episode von homers epos zuordnen.

im grunde geht es um die beschreibung eines tages (18h) von leopold bloom in dublin, quasi statt odysseus irrfahrten durch die welt blooms irrfahrten durch dublin.



@bawü: es ist kein naturbeschreibungsroman. joyce beschreibt so ziemlich alles
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ist halt sehr abgefahren, das letzte kapitel hat z.b. weder punkte noch kommas, so wie ich das sehe.



http://de.wikipedia.org/wiki/Ulysseshttp://de.wikipedia.org/wiki/Ulysses
 
Außerdem isses auch irgendwie eine Art Liebeserklärung an die Sprache, gesprochen und geschrieben, ihren Ursprung und Klang, daher "erfindet" und amalgamiert Joyce immer wieder neue Worte die uns die Sinneseindrücke des Protagonisten beschreiben.
 
nicht nur ne liebeserklärung, es ist auch ne ganz neue und andere form einen roman überhaupt zu schreiben.



mal ganz abgesehen davon wie gut sich joyce ausdrücken kann und wie er empfindungen und gemütszustände, persönlichkeit und charakter von menschen und dingen ausdrückt isses zudem noch die tatsache, dass jmd so akribisch und verzweigt ein werk erschaffen kann, dass in seinem umfang und seiner intensität und genauigkeit an ein epos wie die odyssee nicht nur angelehnt ist, sondern es quasi auf gleichem niveau neu auflegt, nur völlig unterschiedlich ist einfach genial.



edit: und jetzt leg ich mich mal gemütlich auf die couch und lese.
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Es gibt ein Zitat von Tucholsky über Ulysses. Er sagte sinngemäß, Ulysses sei wie ein Maggi-Würfel. Für sich alleine sei es ungenießbar, aber noch Generationen würden sich eine Suppe davon kochen.
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ich hab dieses semester ein seminar, in dem wir sowohl alexanderplatz als auch ulysses lesen. döblin habe ich gerade fertig (gott, habe ich das buch in der schule gehasst. beim zweiten lesen fand ich es super. könnte eventuell damit zusammenhängen, dass ich in ludwigshafen zur schule gegangen bin - und jetzt in berlin lebe). den ulysses habe ich um weihnachten rum schonmal angefangen, über 50 seiten bin ich nicht rausgekommen. jetzt tue ich mich ähnlich schwer, aber schön, dass es noch andere (und dann auch noch fck-fans) gibt, die gezwungen sind, sich darauf einzulassen. weiterhin viel spaß beim lesen, evo.
 
Ich hab 2 Jahre für das Buch gebraucht und einige Teile auch doppelt gelesen. So interessant das Buch auch ist, da so detailverliebt in Sprache und Darstellung, so schwierig ist es auch.

Ich hasse es nicht aber so richtig lieben tue ich es über einige Passagen auch nicht.

Ich bin des öfteren Mal in Pubs gegangen um ein paar Guinness beim lesen zu nehmen und hab mir in der Bücherei ein Paar Bücher über Dublin zur Zeit des Ulysses durchgesehen. Das hat ein wenig geholfen und auch einige Dinge geklärt, auf die man trifft wenn man mit Bloom durch Dublin streift.



Das Buch "Irish Pubs" von Johann-Günther König ist mir dabei auch in die Hände gefallen. Hier beschreibt der Autor sehr ausführlich Dubliner Pubs und ihre Geschichte, mit Geschichten über Dublin seine Schriftsteller und zitiert dabei viele große Werke in deren Szenen eben die Pubs stehen. Und da auch Bloom einige Pubs ansteuerte ist auch Joyce großzügig vertreten. Zum Reinschnüffeln in die irische Literatur, die Geschichte Dublins und Irlands, der Braukunst und vor allem natürlich der Pubs eine Empfehlung!
 
also nach einer woche lesen hab ich auch bemerkt: nur mit lesen isses nicht getan
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man muss sich wirklich ständig zwischendurch informieren. und wenns kurze inhaltsangeben sind, vergleiche, infos zur zeit etc. manche abschnitte hab ich gelesen, dann hab ich mir ne beschreibung zu durchgelesen und dann erst beim zweiten mal lesen hab ichs wirklich verstanden (grade in ersten teil, vgl zur telemachie passierte mirs sau oft, dass ich einfach sachen überlesen hab und einen knackpunkt einfach verpasst hab, dann is klar, dass man das danach nicht mehr einordnen kann, der teil mit dem streifzug am strand z.b.).



dennoch bleibe ich dabei: es ist wirklich spannend. nicht weil der inhalt spannend wäre, sondern weils ne wirklich herrausforderung ist, weils ne richtige aufgabe ist durch dieses buch durchzusteiegen. es ist arbeit, aktives lesen und verstehen. total geil
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@fck berlin: wie weit biste denn? ich hänge grad zeitbedingt immer noch am anfang von dem bloom teil, leider.



achja, nochwas: ich finde es wirklich genial wie es geschrieben ist. bin ja noch nicht weit, wie gesagt, bin eigentlich so ganz nur durch die telemachie durch, und wenn man sich mal drauf eingelassen hat, dasses in weiten teilen einfach gedanken sind und dementsprechend auch unvollständig in sätzen, ständig ellipsen etc, isses wirklich richtig ansprechend zu lesen. ich denk mir ständig wie es aussähe, wenn ich meine gedanken so unsortiert und unvollständig sie sind über nen tag hinweg aufschreiben würde.
 
@tb: danke für den tipp.

@evo: ich habe mich bis jetzt noch nicht gewagt, wieder anzufangen. ich hab diese neue grau-orangene suhrkamp-ausgabe, die seit januar ziemlich anklagend auf meinem nachtisch liegt. ich weiß auch nicht, einerseits reizt es mich ziemlich, insbesondere, wenn ich solche lobeshymnen lese (und von anderen leuten begeisterungsstürme zur qualität des buchs höre), andererseits traue ich mich nicht so recht ran, weil ich befürchte, einfach nicht konstant genügend zeit aufbringen zu können, um es so zu lesen, dass es wirklich sinnvoll ist, sprich mit sekundärliteratur, guiness trinken usw. aber irgendwann demnächst muss es sein.
 
das mit der sekundärliteratur ist so ne sache, ich hab mich gestern in den verchiednesten bookshops auf die suche gemacht...sowas richtig einfaches, so mit "und in kapiutel soundso steht dasunddas" gibt das nicht. mist. im netz kann man zwar viel nachlesen, aber wer hat scon immer seinen rechner dabei oder an wenner grad mal liest.
 
Aus der Piper-Reihe "Meisterwerke kurz und bündig" gibts eine tolle Zusammenfassung von Frank Zumbach (ISBN 978-3492231381), die viel zum Verständnis beiträgt. Leider ist das Buch nicht mehr ohne weiteres erhältlich, man müsste es über Antiquariate oder über e-bay probieren. Lohnen tut sichs auf alle Fälle.
 
Ich hab das Buch vor einigen Jahren gelesen und zähle es zu meinen Lieblingsbüchern. Allerdings evo, wenn du meinst, es sei jetzt schon schwierig, dann warte erstmal ab, was z.B. ab Seite 522 passiert (bezogen auf meine Suhrkamp-Ausgabe.)



Mal ein kleiner Vorgeschmack:
Bevor geborn daz kint vrevde erfvr. In muoter schoze wart ez wol verert.


Aber auch da muss man durch, denn unmittelbar nach diesem Kapitel kommt dann eines der unterhaltsamsten des ganzen Buches.



Auch vor dem berühmten Molly-Monolog am Ende (90 Seiten ohne Satzzeichen!) sollte man keine Angst haben, liest sich eigentlich recht gut. Man sollte nur die Zeit haben, es tatsächlich an einem Stück zu lesen.



Das tollste an meiner Ulysses-Lektüre war übrigens die Tatsache, dass ich dadurch wirklich ein bisschen auf meinen eigenen Gedankenstrom geachtet habe, was ne ziemlich spannende Angelegenheit sein kann.



Also: Viel Spaß beim Lesen!
 
Na für nen Germanistikstudenten ist sowas dann wieder kein großes Problem, nachher hab ich wieder en Mediävistik-Seminar und da liest man noch "schwierigeres" Deutsch.
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Auch vor dem berühmten Molly-Monolog am Ende (90 Seiten ohne Satzzeichen!) sollte man keine Angst haben, liest sich eigentlich recht gut. Man sollte nur die Zeit haben, es tatsächlich an einem Stück zu lesen.
Hier im Forum gibt's auch mehr als 90 Seiten ohne Satzzeichen mit unverständlichem Inhalt!
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Das tollste an meiner Ulysses-Lektüre war übrigens die Tatsache, dass ich dadurch wirklich ein bisschen auf meinen eigenen Gedankenstrom geachtet habe, was ne ziemlich spannende Angelegenheit sein kann.
das hab ich auch schon bemerkt und ich finds echt geil.


im moment mach ichs auch oft so, dass ich dem adler vorles. der hatte zwar eigentlich überhaupt kein interesse an dem buch, aber wenner halt alle zwo tage ne stunde was vorgelesen bekommt isses ihm auch recht, kanner gut bei einschlafen
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und so langsam hört er glaub ich auch n bisschen hin, zumindest kann ich dann nach dem lesen mit ihm drüber reden ob ichs richtig verstanden hab. zu zwei lesen macht auch einfach mehr spaß. er findets zwar immer noch "schlecht geschreiben" (sic!) aber nach seiner logik ist das goethe auch
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Na für nen Germanistikstudenten ist sowas dann wieder kein großes Problem, nachher hab ich wieder en Mediävistik-Seminar und da liest man noch "schwierigeres" Deutsch.
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under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was, dâ mugt ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. vor dem walde in einem tal - tandaradei! schône sanc diu nahtegal.
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hab hier übrigens ne onlinequelle für ulysses im original, für alle die, dies schon in deutsch gepackt haben und vlt mal ein paar sachen in englisch nachlesen wollen
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http://www.columbia.edu/itc/english/seidel/joyce/http://www.columbia.edu/itc/english/seidel/joyce/



bin mittlerweile mit dem 5. teil fertig. da ich den teil mit den lotosessern aus der odyssee ziemlich gut kenne von homer, weil mir der schonmal irgendwo begegnet ist, bin ich ja mal grad total begeistert. wenn man weiß auf was sich die einzelnen kapitel beziehen isses noch viel geiler zu lesen. klar, man kanns auch ganz eigenständig lesen, aber ich hab mir nochmal kurz die zusammenfassung der motive im original angeschaut bevor ich das kapitel angefangen hab, und jedesmal wenn irgend n verweis war musste ich schmunzlen. yeah, ich habs gemerkt
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war heute morgen bei meinem prof (mein gott, der hat ein hirn, unglaublich, ausm stehgreif mal schnell für mich ein kapitel zusammengefasst, krass). da ich mich nicht als völliger ulysses anfänger outen wollte (klar, ich habs gelesen...äh, ja....inhaltlich...klar...*lassihnredenevo, lassihneinfachreden*) hab ich mich dezent zurückgehalten, was nun dazu führt, dass ich mich nun also mit kapitel 16 (eumeaus) beschäftigen darf. verdammt, hätte es nicht eines der kapitel sein können, bis wohin ich schon gekommen bin?
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wobei er meinte, ich solle es gar nicht in bezug zum rest des buches stellen, was ja schonmal heißt, dass ich nicht alles zu lesen brauche um die arbeit schreiben zu können. dazu also die lieder 13-16 (muss ich mal genau nachschauen) bei homer, also alles wo auch eumaeus vorkommt und odysseus' aufenthalt bei ihm und das wiedererkennen von telemach. und danach eine kurze style analysis und ein figueren- und situationsvergleich.



also, wer lust hat: wir könnens ja gemeinsam lesen. ganz uneigennützig natürlich
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das klingt nach großem spaß, leider fehlt mir dazu die zeit im moment, ich bin froh, wenn ich am tag auf 20 seiten oder so komme. aber viel vergnügen damit.
 
erstmal nur lesen, irgendwann im august dann eine hausarbeit dazu schreiben. das seminar hat den ziemlich umfassenden namen "großstadtmythen" und es geht auch um döblins alexanderplatz. wie ich die beiden allerdings in der HA zusammenbringe, muss ich mir erstmal noch überlegen.
 
heftiges seminar muss ich schon sagen. dann mal viel glück dabei!

haste ulysses jetzt schon wieder angefangen? wie läufts so?
 
schleppend, sehr schleppend. kommt aber auch immer was dazwischen (vorhin zB die neue 11freunde, dann schon wieder die simpsons usw usf). das, was ich bisher gelesen habe (bis s. 70) ist super, nur fällt es mir weiterhin schwer, genügend konzentration aufzubringen, um voll dabeizubleiben, und das über nen längeren zeitraum. aber wird schon.
 
ach du scheiße, habe grade festgestellt, dass das kapitel, welches ich lesen muss, satte 80 seiten umfasst.

das alternativkapitel (nausikaa) hat "nur" 60.

verdammt, mein ganzer zeitplan ist für die füße, argh.
 
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