Getreu dem Motto: Es wurde ja schon vieles geschrieben, nur noch nicht von Allen...
Ich hab auch viel über mögliche Szenarien nachgedacht und auch mehrfach meine Haltung in Nuancen oder grundsätzlich geändert. Ich kann also gut verstehen, dass es da ganz verschiedene Präferenzen gibt.
Daher hier meine aktuelle Meinung zu diesen Themen, mit mehr Klarheit geschrieben, als eigentlich da ist:
1. Insolvenz ist keine Option, sondern das letzte Mittel, was nicht gewählt wird, sondern gesetzlich vorgeschrieben ist.
Nach erfolgter Ausgliederung mit Eintragung der entsprechenden GmbH und der KGaA gibt es eine fünfjährige Haftungsgemeinschaft zwischen eV und Fußball-Kapitalgesellschaft. Das heißt, der Verein haftet in dieser Zeit. Bei einer Insolvenz der KGaA werden sämtliche Vermögenswerte aus Verein und Fußballabteilung herangezogen.
- Szenario 1: Die Verbindlichkeiten können aus den Vermögenswerten (aus dem Gesamtkonstrukt FCK) heraus bedient werden, ohne dass der Spielbetrieb leidet. Sehr wahrscheinlich wäre das nur möglich, wenn die Gläubigerversammlung einem Schuldenschnitt zustimmt. Der Fröhnerhof müsste wieder verkauft und die Nachwuchsarbeit (inkl. U21) entweder komplett oder zum Großteil eingestellt werden. Die Geschäftsstelle würde weiter reduziert mit entsprechenden Folgen für den Service bei Mitgliederverwaltung, Ticketing, Merchandising, Öffentlichkeitsarbeit, etc. Dem FCK werden für die laufende Saison 9 Punkte abgezogen. Der Pachtvertrag für das FWS läuft weiterhin. Der aktuelle Lizenzspieleretat ist vermutlich sehr deutlich nicht mehr zu erreichen. Bei sportlichem Abstieg aus der 3. Liga hängt es von den Bedingungen für den Lizenzerwerb ab, ob in der nächsthöheren oder einer tieferen Spielklasse als 1. FC Kaiserslautern weitergespielt werden kann.
- Szenario 2: Die Verbindlichkeiten können nicht aus den Vermögenswerten heraus bedient werden, oder nur gerade so unter faktischer Einstellung des Spielbetriebs. Der 1. FC Kaiserslautern (e.V. ; GmbH ; KGaA und weitere Gesellschaften wie die Gastro) wird liquidiert. Sprich, alle Arbeitsverträge werden (nach Möglichkeit sozialverträglich) gekündigt, alle materiellen und immateriellen Vermögenswerte werden zu Geld gemacht und in die Insolvenzmasse eingebracht. Die Rangfolge ist meist so, dass zunächst sichergestellt wird, dass im Übergang Gehälter bezahlt werden, dann werden vorrangige Finanzgläubiger bedient und damit dürfte dann bei uns Schluss sein. Die nachrangigen Finanzgläubiger (Kapilendo, Fan-Anleihe) und sämtliche Gläubiger für Dienstleistungen, Lieferleistungen und so weiter (v.a. lokale Betriebe) gehen leer aus.
Einer Neugründung als 2. FCK Kaiserslautern oder FC Phönix Kaiserslautern ist nun möglich. Vermutlich gibt es keine Einigkeit über den einzuschlagenden Weg und es kommt zu mehreren Neugründungen. Neustart in der untersten Kreisklasse, außer es kommt zur Fusion mit einem höherklassigen Verein (1. VfR Kaiserslautern? 1. FC Morlautern?).
2. Das Stadion ist marode, aber alternativlos.
Die Situation ist extrem verfahren und wir haben keinen Spielraum bei diesem dämlichen Kredit der Stadiongesellschaft, der inzwischen bei der Hessischen Landesbank liegt. Ein "unbefleckter" Neustart etwa in Mehlingen in einem schnuckeligen 30.000-Zuschauer-Wellblechtempel mit guter Anbindung an die Autobahn und guter Parkplatzsituation hätte etwas für sich.
ABER: Der Pachtvertrag für das FWS läuft weiter, solange dieser nicht gekündigt ist. (Und warum sollte die Stadt uns da so einfach rauslassen?)
UND: Bei allen reichlich vorhandenen Nachteilen (Parkplätze, Mitten in der Stadt, Anwohner schränken sonstige Nutzung ein, Entfluchtung nicht ideal, Sanierungsstau im achtstelligen Bereich), das FWS bietet mit seiner Ausstattung und seiner Bekanntheit (als Marke) das, was anderswo mit vielen Millionen und über einige Jahre erst aufgebaut werden müsste.
Ich bin auch fest davon überzeugt, dass gute Immobilienentwickler (im Zusammenspiel mit städtischer Raumplanung und Wirtschaftsförderung) auch weitere Einnahmen generieren könnten (was die Stadt die letzten 15 Jahre komplett verschlafen hat). Ideen gibt es doch zuhauf. Man nehme nur die vorhandenen Fitnessräume und Behandlungsräume, erweitere diese (Platz ist genug da) um ein kleines Physio- und Rehazentrum und schon hast du da eine gewerbliche werktägige Nutzung unabhängig vom Fußball...
Das Stadion im FCK-Besitz öffnet dem FCK zudem in finanztechnischer Sicht einige Türen: Aktuell ja schon geleistete Investitionen in das Stadion sind steuerlich verwertbar, die Vermarktung könnte im Sinne des FCK vorangetrieben werden, mit dem Ding ist man auf dem regulären Kreditmarkt sofort wieder kreditfähig und die Bewertung des FCK geht entsprechend hoch.
Allerdings fehlt mir aktuell der Dreh, wie der Verein damit umgehen würde, wenn ein Investor das Stadion erwerben wollte. Der Kaufpreis dürfte unpolitisch* bei 25-30 Millionen Euro liegen, was verdammt nah am Gesamtwert ist. Vermutlich will man nicht alle Anteile in der 3. Liga bei mäßiger Bewertung ausgeben. Es könnte also auf einen Mietkauf rauslaufen oder aber man gründet eine weitere Gesellschaft für die FCK-Liegenschaften.
3. *Thema Politik: Hier befindet sich die Stadt und damit auch der Club in einer absolut bescheidenen Lage. Allerdings irrlichtert gerade die Weichel-SPD extrem herum und scheint die Realitäten überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. Die Stadt hat den Kredit mit Endfälligkeit an der Backe. Dieser bleibt auch bestehen, wenn das Stadion an einen Investor oder den FCK verkauft wird, wird dann allerdings direkt fällig zu bekannten Konditionen. Man hätte also die Einnahmen (laut SWR-Info von Investorengesprächen und laut Immobilienleuten bei tm und dbb [dort allerdings schon vor längerer Zeit entsprechend geäußert] dürfte der Verkehrswert für das Stadion so bei 25 Millionen liegen) und die Tilgungsrücklage (aktuell um die 16 Millionen?), die der Kreditsumme von 69 Millionen plus den gesamten Zinsen (2,95 Millionen pro Jahr) bis zum regulären Laufzeitende (2036?) gegenüberstehen.
Die Stadt darf eigentlich keinem Verkauf zustimmen, der diese Kosten für den Kredit nicht deckt. Entweder muss ein Investor also entsprechend mehr zahlen und bekommt dann weitere Grundstücke on top oder das Land schaltet sich politisch ein. Ansätze sind etwa eine finanzielle Unterstützung für den Differenzbetrag bei einem Verkauf zum Verkehrswert oder per Verhandlung durch die Landesregierung mit der HeLaBa ein Verzicht auf die ausstehenden Zinszahlungen.
Die Lage ist also gerade in Hinblick auf unsere wirtschaftliche Zukunft sehr kompliziert und in allen Bereichen von verschiedensten (externen) Faktoren abhängig. Verkürzt kann man aber definitiv festhalten: Uns hilft nur eine finanzielle Mittelzufuhr im deutlich zweistelligen Millionenbereich oder ein sportlicher Aufstieg. Am besten bekommen wir beides schnell hin, weil andernfalls vieles für das oben skizzierte Insolvenzszenario 2 spricht in meinen Augen.