Buntes Treiben in grauer Betonhalle
14. Auflage der Headis-Weltmeisterschaften mit Rekordbeteiligung
Von Peter Knick
Laute Musik, für die ein Discjockey sorgt, gute Stimmung und viel Spaß am Spiel – bei den Headis-Weltmeisterschaften herrscht die Atmosphäre, die typisch für diese noch junge Sportart ist. Schauplatz der 14. Auflage des WM-Turniers ist am Samstag eine graue Betonhalle im Busbahnhof am Volkspark.
Das nüchterne, fast triste Ambiente der Bushalle hält die zumeist jungen Headisspieler und ihre Fans nicht davon ab, mit großer Freude, aber auch mit sichtlichem Ehrgeiz an den 20 Tischtennisplatten ihre Kopfballduelle auszutragen. Der erste Eindruck eines chaotischen Durcheinanders trügt, alles läuft nach einem ausgearbeiteten Wettkampfplan ab. Auffällig auch der Gegensatz zwischen den temporeichen und oft auch spektakulären Aktionen der Spieler und den Zuschauern, von denen einige ganz entspannt in Liegestühlen oder auf großen Kissen die Matches verfolgen und nach gelungenen Ballwechseln nicht mit Applaus sparen. Keine Frage, die Leute in der Halle bilden eine Gemeinschaft, die ihren eigenen Jugendstil zelebriert, der seinen Ausdruck in der Musik, Lässigkeit in Kleidung und Verhalten findet und an die Surfer- und Snowboardszene erinnert.
Natürlich herrscht bei aller „Coolness“ der Akteure, es sind ja immerhin die Weltmeisterschaften, auch das Leistungsprinzip, das sich hier aber mit einem lachenden Gesicht zeigt, zumindest was Alexander Bohn betrifft. Der 26 Jahre alte Göttinger, der sich den Künstlernamen „Lauchgesicht“ gegeben hat – alle Headisspieler treten in den Turnieren nicht mit ihrem bürgerlichen Namen, sondern mit einem originellen Aliasnamen an – spielt in seinem Match, in dem es um den Einzug ins Achtelfinale geht, ohne Verbissenheit um den Sieg. Am Ende setzt er sich glatt in zwei Sätzen durch und strahlt übers ganze Gesicht. „Headis ist für mich eine große Leidenschaft“, sagt der junge Mann und erzählt, dass es für ihn bereits das 81. Turnier und die achte WM ist. „Ich habe schon alles gewonnen, das Einzige, was mir noch fehlt, ist der Weltmeistertitel“, so Bohn.
Titelambitionen hat aber auch Marcus Reeg, der aber bei dieser WM nicht nur als Spieler, sondern auch in Sachen Organisation mit von der Partie ist. Zusammen mit dem Headis-Erfinder René Wegner leitet er das zweitägige Turnier, das am Freitag mit den Qualifikationsspielen begann. Dass sich Headis, das im Jahr 2006 als Sportart sein Debüt erlebte, im Aufwärtstrend befindet, zeigt auch die WM, die zum zwölften Mal in der Stadt, in der alles begann, in Kaiserslautern, über die Bühne geht. Reeg freut sich über die neue Rekordbeteiligung mit 198 Spielern und damit 22 mehr als bei der WM vor einem Jahr.
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 161 Montag, den 15. Juli 2019