Ach krass, wird über das Thema echt noch diskutiert? Find ich schon bemerkenswert. Ich habe da offensichtlich eine konservativere Haltung in Bezug auf Umgangsregeln und Anstand. Auch mal spannend und eine herausfordernde Erkenntnis.
Auch für einen Ehrmann gelten Dinge wie Anstand und Respekt im Umgang. Ihm scheint halt nicht bekommen zu sein, dass die Fans ihn für das Gegenteil hofiert und gefeiert haben. Dies zusammen damit, dass er sich von Buchholz bereitwillig hat instrumentalisieren und als dessen letzte Patrone hat abfeuern lassen, wirft menschlich ein absolut vernichtendes Licht auf ihn. Jedenfalls sind so gut wie alle Kollegen aus Geschäftsstelle, Trainerteam und NLZ nicht traurig über seinen Weggang.
Auch fachlich ist sein Rauswurf absolut verkraftbar. Im Gegensatz zum Fußball hat sich sein Training seit den 90ern nicht verändert und war auch damals nicht ausgewogen. Seine Torleute hatten in der Regel die selben Stärken und Schwächen wie er als aktiver Torhüter.
Weidenfeller war bis heute sein erfolgreichster und wohl bester Schützling und hier wurde recht häufig der Einfluss de Beers betont, der offenbar gut mit der Grundausbildung bei Ehrmann harmonierte. Bei Wiese waren die Ehrmann-Attribute deutlich ausgeprägter, sein Aufstieg bei Werder dann kometenhaft und leider recht schnell wieder im sportlichen Niedergang verglüht. Trapp wechselte recht schnell, unterschied sich in seiner Art deutlich von Ehrmann und wurde in Frankfurt zum letzten erfolgreichen Ehrmann-Torwart. Fromlowitz, Sippel, Müller und Pollersbeck konnten sich im deutschen Fußball aus verschiedenen Gründen leider nur eingeschränkt oder gar nicht behaupten.
Was Ehrmann keiner nehmen kann, ist seine langjährige Vereinszugehörigkeit und die Tatsache, dass er nach Titeln wohl einer der erfolgreichsten Lautrer jemals ist. Sein völlig irrationaler Status bei den Fans aufgrund seiner "grummeligen" und bisweilen offen asozialen Art ließ offensichtlich sämtliche Führungen zuvor davor zurückschrecken, ihn aus kollegialer oder fachlicher Sicht infrage zu stellen.
Dies erforderte offenbar mehr Mut, Rückgrat und Verständnis von Kollegialität, welche hier von Schommers (durch das Aushalten und Ausfechten des Konflikts), Voigt als personalverantwortlichen Geschäftsführer und sämtlichen Gremienmitgliedern, die diese unausweichliche Entscheidung mittragen, aufgebracht werden mussten und dies nötigt mir viel mehr Respekt ab als jemand, der sich selbst offensichtlich als höherwertig empfindet und frei von den Grundregeln im gesellschaftlichen Miteinander.
Für den Verein ist das nun die Chance, die ausgebliebene Professionalisierung in diesem Bereich nachzuholen und einen Torwarttrainer mit klarem Profil und dem Willen zur ständigen Weiterbildung zu verpflichten.
Die laute Minderheit, die offenbar nicht begreift, dass respektloser Umgang untereinander sicher keiner von den sogenannten "Fritz-Walter-Werten" ist und die beim Training ein beschämendes und menschenfeindliches Bild abgegeben hat, wird auch noch zur Vernunft kommen. Bis dahin finde ich es gut, dass die aktuelle Führung vor den auf Facebook pöbelnden Wutfans, deren peinliches und offen-dummes Gehabe gefundenes Fressen für die Medien ist, nicht einknickt.
Für Ehrmann und uns Fans hätte ich mir ein schöneres Ende gewünscht, mit "einvernehmlicher" Trennung und Abschiedsspiel nach der Saison. Aber das ist ja leider nicht in Ehrmanns Interesse und so werden wir diese demütigende Schlammschlacht weiterhin ertragen müssen.
Da der Verein aber kein Interesse an einem langen Rechtsstreit mit Ehrmann hat und Ehrmann sicher nicht will, dass seine Verfehlungen öffentlich breitgetreten werden, wird es hoffentlich bald zu einer schnellen Einigung auf Vermittlung des Gerichts kommen.