Gerhard Settelmeyer

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Lokalsport Südpfalz

Warum Gerhard Settelmeyer 1963 beim FCK ausstieg

Hermann Settelmeyer

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Gruppenbild mit Gerhard Settelmeyer ( oben, Zweiter von links ) und Fritz Walter ( unten rechts )

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Pokalspiel 1963 in Ludwigshafen gegen Nürnberg. Settelmeyer ist der Vierte von rechts

Er hat 76 Oberligaspiele für den 1. FC Kaiserslautern bestritten. Just als die Fußball-Bundesliga 1963 losging, entschied sich Gerhard Settelmeyer für einen anderen Weg. Was wohl auch mit dem Trompetespielen in einer Band in Herxheim zusammenhängt.

Gerhard Settelmeyer, wohl 30 Jahre lang einer der bekanntesten Fußballer der Südpfalz, ist 80 geworden. Ehemalige Mitspieler und Fans gratulierten, die ungewöhnlich große Anteilnahme zeigt, wie beliebt der ehemalige FCK-Spieler immer noch ist, der sogar einige Spiele zusammen mit Weltmeister Horst Eckel bestritt.
Der Gerd, wie ihn seine Freunde kurz nennen, lernte das Kicken als kleiner Junge mit anderen Buben im elterlichen Schulhof im kleinen Vorderpfälzer Weingarten. Da es erst ab der A-Jugend Mannschaften gab, organisierten sich die Jüngeren ihre Spiele selbst, auch ortsübergreifend. Als Gerd einmal in Duttweiler aushelfen sollte, musste er am Sonntagmittag erst in die Andacht, kam mit dem Fahrrad zur Halbzeit beim Stand von 0:1 an und gewann mit seiner Mannschaft noch 9:1. Alle neun Tore im zweiten Durchgang hat er alleine geschossen.

Sein Torinstinkt spricht sich herum
Der unglaubliche Torinstinkt führte dazu, dass er mit 17 Jahren und der Unterschrift des Vaters in die erste Mannschaft des SV Weingarten aufgenommen wurde, wo er in einem seiner beiden Jahre 64 Tore schoss. Das sprach sich 1959 sogar bis zum 1. FC Kaiserslautern herum, der nach zwei Deutschen Meisterschaften und der WM 1954 in höchstem Ansehen stand.

„Das Probetraining in Kaiserslautern war das erste Training meines Lebens“, sagt Settelmeyer und lacht. Trainer Richard Schneider schwärmte: ein riesiges Talent!

VW-Käfer gekauft
Um Settelmeyer an den Verein zu binden, ließ Schneider ihn ein Jahr bis zum Abitur ohne Training in der Reserve spielen. Danach stand der junge Weingartener in der ersten Mannschaft. Jetzt fuhr er zweimal in der Woche mit dem Rad nach Neustadt und von dort mit dem Zug nach Kaiserslautern zum Training. Für den ersten Vertrag gab es monatlich 80 Mark, dazu zehn Mark Auflaufprämie und je nach Bedeutung eines Spiels noch eine Siegprämie.

In seinem ersten Jahr beim FCK wurde der Junge aus der B-Klasse Speyer gleich Torschützenkönig des FCK mit 16 Treffern. Jetzt bekam er auch vom Verein einen Kredit, um sich einen gebrauchten hellblauen VW-Käfer kaufen zu können, der den Weg durchs Neustadter Tal bald auswendig kannte. Werner Liebrich, für den Spielbetrieb zuständig, war von dem jungen Spieler so überzeugt, dass er eine Gehaltsverdoppelung veranlasste. Auch gab es für alle Spieler immer wieder persönliche Prämien von Fritz Walter, der zu Beginn der meisten Spiele als Aufmunterer mit im Kreis stand. Gleich im ersten Jahr stand Settelmeyer mit dem FCK auch im DFB-Pokalendspiel, das am 13. September 1961 auf Schalke 0:2 gegen Bremen verloren wurde. Die Silbermedaille ist gut gehütetes Erinnerungsstück an die FCK-Zeit.

Mit Traumtor endet Zeit bei FCK
1962 folgte die Berufung in die Südwest-Auswahl und eine Reise in sieben westafrikanische Länder, darunter Ghana und Elfenbeinküste, wo man von den Kaisern und Landespräsidenten feierlich als deutsche Nationalmannschaft begrüßt wurde und kein Spiel verlor.

Bis 1963 bestritt Settelmeyer 76 Oberligaspiele für den FCK. Parallel zum Fußball lief das Lehrerstudium an der Pädagogischen Hochschule in Landau, das Settelmeyer in jenem Jahr abschloss. Da die Profiverträge für die 1963 beginnende Bundesliga und die Vergütung der Lehrer etwa gleich hoch waren, nämlich um etwa 500 Mark im Monat, beendete Settelmeyer mit der Endrunde um die deutsche Meisterschaft und einem Traumtor im Ludwigshafener Südweststadion von links außen mit dem rechten Fuß ins lange Eck gegen Nürnbergs Keeperlegende Wabra seine FCK-Laufbahn.

Spielertrainer in Herxheim
Zuvor hatte er noch entscheidend geholfen, die Südwestmeisterschaft zu erringen, ohne die der FCK nach dem Willen des DFB-Präsidenten Hermann Neuberger trotz aller vorausgegangenen Erfolge nicht in die Bundesliga aufgenommen worden wäre.

Für Settelmeyer erfolgte die Tätigkeit im rheinland-pfälzischen Schuldienst, die naturgemäß sehr durch Sport geprägt war, und daneben die zweite Fußballkarriere als Spielertrainer, dann als Trainer. Viktoria Herxheim in der 2. Amateurliga war seine erste Station. Ab 1968 stieg er mit dem kleinen Neupotz in die höchste deutsche Amateurliga auf und hielt die Klasse drei Jahre lang. In Harthausen gab es ein einjähriges Zwischenspiel. Den Abschluss bildete Olympia Rheinzabern, mit dem der engagierte Fußballlehrer nach zwei Jahren in die neu gegründete Verbandsliga aufstieg und elf Jahre lang dort blieb bis zu seinem Abschied 1990. Mit 50 Jahren beendete Gerhard Settelmeyer die sportliche Karriere.

Seit 57 Jahren verheiratet
Als er einmal wegen einer Verletzung nicht spielen konnte, ging er seinem Hobby nach, spielte in einer Band in Herxheim Trompete – und lernte die Gärtnerstochter Ursula Trauth kennen. Die beiden sind seit 57 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder, die mehr der künstlerischen Richtung folgten, und eine Enkelin.

Info
Der Autor ist freier Mitarbeiter der RHEINPFALZ und ein Bruder des früheren Fußballers.

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