Aus der heutigen Rheinpfalz:
Heute am Grab von Bruder Fritz
Heute ist für mich ein Tag schmerzlicher Erinnerung: Vor vier Jahren verstarb mein Bruder Fritz, der große Friedrich und erste Ehrenspielführer des deutschen Fußballs. Er war mein Freund und mein Vorbild. Wir haben zusammen auf der Straße, in der Gass" gekickt, beim FCK aber erst nach dem Krieg so richtig in einer Mannschaft. Vier Jahre trennen uns und dann auch der Krieg. Als ich in der „Ersten" spielen durfte, war er schon Soldat. Als ich Matrose wurde, stürmte ich mit Holstein Kiel auf Platz drei der Deutschen Meisterschaft. Aus der Ferne gratulierte Fritz seinem jüngeren Bruder, der als erster Kaiserslauterer Fußballspieler so weit gekommen war.
Obwohl ich damals schon bewiesen habe, dass ich auch ohne seine Führungshand (Fuß wäre eigentlich treffender), dass ich also auch ohne Fritz den Ball bewegen konnte, spielte ich am liebsten mit ihm. Und er am liebsten mit mir. Wir ergänzten uns nahezu blind. Wenn ich rief, kam sofort ein Steil- oder Diagonalpass über zehn oder 40 Meter meist haargenau in mein „Gässchen". Er war genial - in seinen Ideen und im Umgang mit dem Ball. Was ihn vor allem auszeichnete: Er spielte nie für sich, sondern immer für die Mannschaft.
Wir werden heute an seinem Grab an ihn denken, weil wir ihn gerade jetzt besonders vermissen, da der Weltfußball in seiner Heimatstadt Station macht. Wie wäre er bewegt gewesen, wenn er diese Stimmung im Stadion, in den Straßen und auf den Plätzen hätte erleben können.
Er hätte mitgefeiert; er wäre auch stolz gewesen auf die deutsche Nationalelf, auf ihren vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale. Vor allem hätte er ihren Kampfgeist im Polenspiel bewundert, nie nachlassend bis zur letzten Minute, bis der Ball zum Siegtor drin war! Ganz gewiss hätte Fritz dann aber auch ein Wort der Anerkennung für den so prachtvoll mitkämpfenden Gegner gefunden. Vor allem für den unglücklichen, zuvor so erfolgreichen polnischen Torhüter.
Fritz hat, wie jeder Sportler, lieber gewonnen als verloren, aber er hat immer auch Größe gezeigt, im Sieg und in der Niederlage!
HERBERA / HERBERA
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ