100 Jahre Fritz Walter (2.)
Der Ehrenspielführer - Idol, Förderer und Türöffner für Fritz Fuchs
Horst Konzok
Ehrenspielführer Fritz Walter steht auch für ein „Dorfwunder“. Der ruhmreiche SV Alsenborn klopfte dreimal an die Tür zur Fußball-Bundesliga. Fritz Fuchs verdankt seine Profi-Karriere der FCK-Ikone, die ihn förderte prägte und Türen öffnete. Die Jahre in Alsenborn ebneten Fuchs den Weg zurück zum FCK. Dort traf er auf den Ungarn Gyula Lorant.
Fritz Fuchs – das ist in Sachen Fußball, das ist bis heute in Sachen FCK gelebte Leidenschaft. Fuchs, in Kaiserslautern geboren, wird am 18. Oktober 77 Jahre alt, seit 1952 ist er FCK-Mitglied, im aktuellen Aufsichtsrat versucht der Ex-Profi und Fußball-Lehrer, der noch immer für eine Spielerberatungsagentur aktiv, sein Fachwissen einzubringen. In tiefer Sorge um „seinen“ FCK engagiert er sich im Aufsichtsrat. „Einmal FCK, immer FCK“, bekundet der einstige Bundesligaspieler, den der legendäre Fritz Walter prägte.
Gezittert vor Ehrfurcht
Erstmals begegnet ist Fuchs dem größten Fußballer, der je das Trikot der Roten Teufel getragen hat, mit neun oder zehn Jahren. „Es war Winter. Da hat mir Fritz Walter die Schuhe gebunden. Er sagte ,Bu, die Schuh sinn uff’, hat sich gebückt und die Schuhe gebunden, weil ich wegen der Kälte Handschuhe anhatte. Ich hab’ gezittert – man war voller Ehrfurcht. Das war Fritz Walter!“ Am 31. Oktober wäre der Ehrenspielführer 100 Jahre alt geworden. Er ist am 17. Juni 2002 gestorben.
Der hatte den FCK 1951 und 1953 zu seinen ersten deutschen Meisterschaften geführt. Er war der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die er am 4. Juli 1954 in Bern zum ersten WM-Titel führte. Als einer von fünf FCK’lern: Fritz und Ottmar Walter, Horst Eckel, Werner Kohlmeyer und Werner Liebrich. Darf ein Verein, der solche Spieler formte, sterben? Wie konnte dieser großartige Traditionsverein so verkommen? Fritz Walter wäre entsetzt, hätte er diesen Niedergang erlebt.
Für die Karriere von Fritz Fuchs wurde Fritz Walter zur entscheidenden Figur. Der Ehrenspielführer war in Alsenborn dank der Freundschaft zu Bauunternehmer Hans Ruth für den SVA als Berater engagiert, als Fuchs der Lauterer A-Jugend entwachsen war. „Erwin Scheffler war Trainer der Amateure, aber er konnte mich nicht brauchen“, erinnert sich Fuchs, wie er den Weg nach Alsenborn suchte. Der SVA kickte in der A-Klasse, Vater Fuchs schimpfte über den sportlichen Rückschritt, den Fritz plante. „Ich bin nach Alsenborn gefahren, habe mich Fritz Walter vorgestellt und bin dann auch gewechselt. Fritz Walter wurde mein Mentor“, erzählt der gelernte Stürmer, der in Alsenborn von Walter und Trainer Otto Render zum Verteidiger umgeschult wurde. Fuchs trug seinen Teil zum „Dorfwunder von Alsenborn“ bei. Der Verein marschierte als Meister der A-Klasse 1963, Meister der 2. Amateurliga 1964 und Meister der Amateurliga 1965 bis in die damals zweitklassige Regionalliga Südwest durch, wurde 1968, 1969 und 1970 Meister, klopfte mit Protagonisten wie Lorenz Horr, Roland „Sherry“ Kirsch, Klaus Schmidt, Manfred Feldmüller, Franz Schmitt, Jürgen Schieck, Josef Sattmann und eben Fuchs ans Tor zur Bundesliga.
„Ich war nie der Riesenfußballer, ich hatte aber die richtige Mentalität, die richtige Einstellung zum Fußball“, sagt Fuchs. Das gefiel seinem Vorbild und Förderer, der ihm 1969 half, auch die Tür beim FCK wieder zu öffnen, wo Gyula Lorant Trainer war. Jener Ungar, der am 4. Juli 1954 in der favorisierten Star-Truppe um Ferenc Puskas stand, für die das 3:2 durch Helmut Rahn zum lebenslangen Trauma wurde. Fuchs spielte sechs Jahre für den FCK, bestritt 168 Bundesligaspiele, schoss zwölf Tore, erlangte als eisenharter Verteidiger einen guten Ruf. „Durch die vier Schritte zurück, habe ich acht Schritte voran gemacht“, sagt Fuchs voll Dankbarkeit. In Fritz Walter wusste er einen Ratgeber, einen, der ihm aufzeigte, wie ein Profi leben muss.
Fritz Fuchs kann sich gut erinnern, als er mal mit Grippe im Bett lag und Fritz Walter bei ihm daheim in der Pariser Straße in Kaiserslautern auftauchte – zwei Tage vor einem wichtigen Spiel der Alsenborner in der Amateurliga. „Mach’ dass du aus dem Bett raus kummschd ...“ Zwei Tage später gewann der SVA – mit Fuchs – 2:1.
Unvergessen die Besuche des früheren Bundestrainers Sepp Herberger, Fritz Walters Ziehvater, damals in Alsenborn. Wenn Herberger referierte, hing auch Fuchs an den Lippen des großen Lehrmeisters. „Diese unglaubliche Motivation, diese Ausstrahlung, die daraus erwachsene Kraft, hast du umgesetzt“, schwärmt Fuchs noch heute. „Im Training ging es rund. Wir haben uns auch gefetzt. wenn ich nur an die Duelle mit Lorenz Horr denke. Aber wir waren ein Team“, betont Fuchs. Den Geist prägte sein Idol – Fritz Walter.
Mentor und Freund
Fritz Walter war sein Förderer, sein Mentor, sein Vorbild. „Wir wurden Freunde“, sagt Fuchs. Die Werte, die der große Fritz Walter vorlebte, sind auch heute noch gefragt, betont Fuchs: „Fritz hat mir Gradlinigkeit, Wille, Zielstrebigkeit und einfach auch die Mentalität beigebracht, um im Fußball zu bestehen.“
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