Fußball/Reportage/FCK: Unser Lehrer mit der Nummer 23 – Florian Dick
Von Oliver Sperk
An der Grundschule Miesau ein gefragter Mann: Fußballprofi Florian Dick als Vorleser. (Foto: VIEW)
Am bundesweiten Vorlesetag der Stiftung Lesen an diesem Freitag hat sich Fußballprofi Florian Dick mehr als zweieinhalb Stunden Zeit für die Grundschulkinder im westpfälzischen Miesau genommen.
Die Antwort kommt prompt und mit einem Lachen. „Ich hab’ mehr Gelbe Karten gekriegt, als Tore geschossen“, sagt Dick auf die Frage eines Zweitklässlers, wie oft er denn getroffen habe in seiner Karriere. „Viele Tore waren es nicht, im Profifußball vielleicht 20“, sagt der 35-Jährige, der seit vielen Monaten verletzt ist und der zuletzt für den Drittligisten 1. FC Kaiserslautern am Ball war. „Aber ich habe immerhin mal das Tor des Monats geschossen – im April 2014 für den FCK gegen den FSV Frankfurt.“
Damit beantwortet Dick auch eine andere Frage, die ihm gleich drei der Grundschüler stellen: „Hast du viele Pokale zu Hause?“ – „Ich hab’ den Pokal vom Tor des Monats zu Hause, ansonsten hab’ ich ganz viele Pokale von Turnieren aus meiner Jugendzeit.“
„Neue Fußballgeschichten vom Franz“
Den drei Gruppen mit Erst- , Zweit- und Drittklässlern sowie ein paar Schülern aus der vierten Klasse liest Dick jeweils 15 Minuten geduldig Geschichten aus dem Kinderbuch „Neue Fußballgeschichten vom Franz“ von Christine Nöstlinger vor. Der langjährige Rechtsverteidiger des FCK, Karlsruher SC und Arminia Bielefeld ist ein souveräner, ruhiger und sehr geduldiger Vorleser. Dick, der in Kaiserslautern-Dansenberg wohnt, sitzt vor der klassisch grünen Schultafel, neben der auf bunten Plakaten die „Klassenregeln“ geschrieben stehen. Die Schüler – 41, dann 52 und schließlich 33 im Alter zwischen sechs und zehn – halten sich brav daran. Zumindest an diesem besonderen Vormittag. „Ich höre zu, wenn jemand spricht“, das ist eine der Regeln. Gebannt lauschen die Kinder dem Profi, der Vater zweier Töchter ist.
Ex-FCK-Kapitän seit Monaten außer Gefecht
„Eine ist sechs, sie ist gerade in die Schule gekommen, die andere ist vier, sie geht noch in den Kindergarten“, erzählt Dick, als mehrere Schüler wieder eine der Klassenregeln befolgen: „Ich melde mich, wenn ich etwas fragen möchte.“ Der 35-Jährige erteilt den Schülern, die den Finger strecken, routiniert das Wort. Er macht als „Lehrer“ eine gute Figur. Mehrmals erzählt der ehemalige FCK-Kapitän, der seit mehr als acht Monaten große Sprunggelenkprobleme hat, von seiner Lieblingsnummer 23.
Und das Lieblingsessen? „Meine Eltern haben eine Gaststätte. Deswegen konnte ich es mir als Kind jeden Tag aussuchen, was ich essen möchte“, sagt Dick und lächelt. „Das war gut.“ Neidisches Staunen in dem liebevoll gestalteten Klassenraum.
Den Besuch des Fußballers hat eine E-Mail möglich gemacht, die der Grundschullehrer Andreas Kranz (36) an den FCK geschrieben hat. „Wir haben uns im Kollegium besprochen, was wir beim Vorlesetag unternehmen wollen, dann hat mir Katharina Glaser vom FCK geantwortet, dass jemand kommt“, erzählt Kranz.
Ein ganz besonderer Schultag
So haben sich die gut 120 Schüler seit Wochen auf einen ganz besonderen Schultag gefreut. Auch wenn längst nicht alle FCK-Fans sind. Internationale Klubs stehen bei den Kindern ebenfalls hoch im Kurs, aber auch die lokalen Vereine: der SV Miesau aus dem benachbarten Horst-Eckel-Stadion, der SC Vogelbach oder der FV Bruchmühlbach.
Nach dem Vorlesen und der kunterbunten Fragerunde leuchten die Augen der Kinder noch ein bisschen mehr. Dick hat Geschenke mitgebracht; FCK-Turnbeutel, FCK-Stundenplan und mehr. Nach den zweieinhalb Stunden bekommt er selbst Geschenke von Rektorin Bettina Schnapka (48): Das Buch, aus dem er vorgelesen hat und etwas zum „Stimme ölen“. Für die jungen Westpfälzer war es ein unvergesslicher Schultag mit einem mal ganz anderen „Lehrer“. Und auch Dick hat etwas gelernt: dass er ein souveräner Vorleser ist. „Bei meinen Töchtern mach’ ich das aber zu wenig; leider“, gesteht er, „meistens liest meine Frau vor.“ Das jedoch wird sich jetzt vielleicht ändern.|osp
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