FCK Triathlon

Bronze als Trostpreis

Kristina Vogel und Miriam Welte Dritte im WM-Teamsprint

Kristina Vogel und Miriam Welte liegen bei der Bahnrad-Weltmeisterschaft in Hongkong erst auf Goldkurs, am Ende gibt es Bronze als Trostpreis. Trotzdem ist das Duo der Lichtblick aus deutscher Sicht. Denn die Teamsprinter und der Vierer enttäuschten gestern jeweils mit Platz zwölf.
So richtig Freude wollte bei Kristina Vogel und Miriam Welte nicht aufkommen. Ein verpatzter zweiter Lauf – und schon war die erhoffte Goldmedaille weg. So mussten sich die Olympiasiegerinnen von London gestern zum WM-Auftakt mit dem dritten Platz im Teamsprint begnügen. „Wenn man nach dem Vorlauf schon eine Hand an der Goldmedaille hatte, dann tut es weh. Da überwiegt die Traurigkeit“, sagte Kristina Vogel, und Miriam Welte ergänzte: „Wir wollten gewinnen, jetzt ist ein tränendes Auge dabei.“„Das war ein Auf und Ab. Erst die tolle Zeit in der Quali, Bestzeit von Miri auf der ersten halben Runde und Einstellung ihrer Bestzeit von 18,58 für die Runde und dann verpassen wir so knapp das Finale. Aber so ist Sport. Wir waren so nah am Regenbogentrikot dran und hätten es gerne wieder gewonnen. Aber die WM ist kein Wunschkonzert. Wir sind enttäuscht, aber mit der Medaille auch zufrieden“, sagte Weltes Trainer Frank Ziegler. Trotzdem war das Duo der einzige Lichtblick im deutschen Team an einem ganz bitteren Auftakttag. Denn die Männer waren völlig von der Rolle. Sowohl die Teamsprinter als auch der Vierer enttäuschten mit einem zwölften Platz.

Vogel/Welte waren in der Qualifikation noch in 32,356 Sekunden die beste Zeit des Tages gefahren. Als es aber darauf ankam, wurde das Duo drei Zehntelsekunden langsamer gestoppt. So blieb nur das Rennen um Platz drei, das Vogel und Welte in 32,609 Sekunden gegen Shuang Guo/Junhong Lin aus China souverän gewannen. Gold ging an die Russinnen Daria Schmelewa/Anastassija Woinowa (32,520), die sich gegen die australische Kombination Kaarle McCulloch/Stephanie Morton durchsetzten.

Schon heute wartet auf Vogel die nächste Aufgabe, wenn der Sprint-Wettkampf beginnt. Als Olympiasiegerin und große Favoritin will die 28-Jährige dann wieder angreifen. „Ich habe noch zwei Events, wo ich es wieder gutmachen kann“, sagte Vogel.

Bei den männlichen Kollegen gab es ebenfalls lange Gesichter. Robert Förstemann (Gera), Max Niederlag (Chemnitz) und Eric Engler (Cottbus) belegten nach einem Fahrfehler Förstemanns vor dem ersten Wechsel nur Platz zwölf in der Qualifikation und schieden vorzeitig aus. „Das war ein Fehlstart. Platzierung und Zeit sind völlig indiskutabel“, urteilte Bundestrainer Detlef Uibel. Anfahrer Förstemann hatte bereits im Vorfeld gesundheitliche Probleme, dann kam noch der bittere Fehler hinzu. Gold holte sich in der einstigen deutschen Paradedisziplin Neuseeland durch einen Sieg im Finale gegen die Niederlande. Bronze ging an Frankreich.

Eine Enttäuschung gab es auch für den deutschen Vierer. Lukas Liß (Unna), Henning Bommel (Cottbus), Theo Reinhardt (Berlin) und Kersten Thiele (Erfurt) belegten in der Qualifikation der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung in 4:03,328 Minuten nur den zwölften Platz und verpassten damit die nächste Runde. Das Finale bestreiten heute Australien und Neuseeland.

Für die erste Goldmedaille des Tages hatte die Italienerin Rachele Barbieri im Scratch gesorgt, sie gewann vor der Britin Elinor Barker und Jolien D'Hoore aus Belgien. dpa/ku

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Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung - Nr. 88
Datum Donnerstag, den 13. April 2017
 
Ich muss mich nicht verstecken“

INTERVIEW: Miriam Weltes nächste Aufgabe ist Daumen drücken für ihren Verein 1. FC Kaiserslautern am Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg. Und zwar live im Stadion, verriet die Bahnrad-Olympiasiegerin, als sie gestern mit Trainer Frank Ziegler Gast der Sportredaktion war. Die beiden WM-Medaillen vor vier Wochen sollen nicht das letzte Schnäppchen gewesen sein. Die EM in Berlin steht im Oktober an. Tokio 2020 ist ein Ziel.

Miriam, welche Bedeutung haben heutzutage die sozialen Medien für einen erfolgreichen Sportstar wie Sie?

Welte: Die sind sehr wichtig. Über Facebook und Instagram informierst du deine Fans. Es interessiert die junge Generation, was du machst, wie du trainierst. Ich versuche, viele Informationen zu liefern, aber nichts Politisches, nichts Privates. Und keine Trainingsdetails, denn per Internet sind die schnell in Russland oder China. Ich bekomme viele Rückmeldungen. Vielleicht hilft es auch, junge Menschen zum Sport machen zu motivieren.

Aber Sie gucken schon, was die Konkurrenz postet?

Welte:
Klar!

Und wenn die kurz vorm Wettkampf postet: Sind super in Form?

Welte: Dann motiviert mich das.

Miriam, ein Dauerthema ist die Hallen-Radrennbahn, die in der Pfalz fehlt. Wie sehr fehlt sie denn wirklich?

Welte:
Schon sehr. Ich bin zwar auch so Olympiasiegerin und Weltmeisterin geworden. Eine Bahn hier würde vieles erleichtern, einige Stunden Zeit einsparen, die ich stattdessen im Auto verbringe. Nach Dudenhofen oder nach Frankfurt/Oder. Und im Winter müssen wir viel alternativ trainieren auf dem Laufband, dem Ergometer oder in der Leichtathletikhalle in Ludwigshafen. Es ginge schon professioneller. Auf Bahnen in Grenchen, Apeldoorn oder Glasgow geht’s ja auch. Die werden alle vermietet, haben 50 oder 60 Leihrädern, es gibt Zehnerabos oder Jahreskarten. Da kann jeder hin. Wir könnten auch viele Verbände mit ins Boot nehmen.

Ziegler: Die Multifunktionshalle ist verpennt worden.

Welte: Alle Rennbahnen sind multifunktional. Mit Sportfeldern und Netzen im Innenraum, da wird Volleyball, Handball oder Tennis gespielt, während drumherum Rad gefahren wird.

Hat Sie mal ein Politiker auf dieses Trainingsdefizit angesprochen?

Welte: Die anderen fragen alle, aber aus der Politik fragt niemand.

Ziegler: Jetzt sind wir heilfroh, dass Dudenhofen renoviert wurde. Das wird eine wunderschöne Bahn, die an Pfingsten wiedereröffnet wird. Wir hatten alle Olympiasieger und Weltmeister da. Was fehlt, ist ganz einfach ein Dach über der Bahn.

Herr Ziegler, Miriam hat mit Kristina Vogel den maximalen Erfolg im Teamsprint. Was würde passieren, wenn die beiden mal ihre Rollen tauschten?

Ziegler:
Das haben wir schon mal probiert. Position 1 und Position 2, das ist schon eine spezielle Geschichte. Das würde nicht funktionieren. Beide müssten ihr Training umstellen. Ich glaube, das lassen wir so.

Miriam, was sind Kristina und Sie eigentlich? Freundinnen, Partnerinnen, Trainingskolleginnen?

Welte:
Kristina und ich sind ein gutes Team im Wettkampf, aber jeder macht seins Zuhause. Sie in Erfurt, ich in Kaiserslautern.

Und das reicht, um erfolgreich zu sein?

Welte:
Wir hätten vor Olympia oder der WM mehr gemeinsam trainieren müssen, glaube ich. Der Abstand, oder wie wir sagen das Loch, zwischen Kristina und mir war beim Wechsel einfach zu groß, da haben wir einige Zehntel liegen lassen. Die waren vermutlich auch entscheidend, dass aus Gold Bronze wurde.

Wie beurteilen Sie aus der Distanz WM-Silber und -Bronze in Hongkong?

Welte:
Im Teamsprint hätten wir gewinnen müssen, mit dem was wir drauf hatten. Und über 500 Meter bin ich meine schnellste Zeit gefahren, aber die Russin war halt schneller. Ärgerlich. Ich war kurz enttäuscht, aber meine Zeit war top.

Nicht alle hatten mit Ihnen gerechnet?

Welte:
Ich schon.

Aber nicht alle im Trainerstab. Der Bundestrainer hatte sogar ein Stechen gegen die zehn Jahre jüngere Pauline Grabosch angedacht.

Welte:
Ich weiß, was ich kann. Ich muss mich nicht verstecken. Ich war mir sicher, ich hätte auch das Stechen gewonnen, wenn ich nicht krank geworden wäre.

Aber Pauline hätte fünf Hundertstel Vorsprung bekommen.

Welte:
Egal, ich wäre die fünf Hundertstel schneller gewesen. Ich war bei der WM fünf Zehntel schneller.

Alles, was auf dem Rad passiert, findet, locker gesagt, zwischen Klavier und Kraftraum statt. In einem Video in Facebook sieht man, welch starke Gewichtheberin Sie sind.

Welte:
Ja, meine Kraftwerte sind entscheidend. Wenn ich an meinen Bestwert rankomme, weiß ich, dass ich schnell fahren kann. Wenn zehn Kilo fehlen, weiß ich auch, was Sache ist.

Worum geht’s genau?

Welte:
Um Kniebeugen. Mein Bestwert ist einmal 125 Kilogramm. Wenn ich 120, 122 schaffe, dann passt das.

Ziegler: Es geht um alle Formen von Langhanteltraining. Um alles, was mit Schnellkraft zu tun hat. Vor vielen Jahren haben wir mit Günter Weller, dem Vater von Ronny Weller, damit angefangen.

Und zum Klavier, ihrer heimlichen Liebe?

Welte:
Ich habe mit zehn begonnen, ging fünf Jahre zum Unterricht. Momentan komme ich zweimal die Woche für eine halbe Stunde zum Spielen, alles zwischen Klassik und Pop.

Was sind Ihre Favoriten?

Welte:
Ich würde gerne Chopin spielen können, kann ich aber nicht. Ich spiele unglaublich gerne Beethoven und Bach.

Wo liegen oder hängen eigentlich Ihre Medaillen?

Die habe ich versteckt. Ich komme aber dran, wenn ich will.

Da ist bestimmt noch Platz im Versteck. Kommt da noch was hinzu?

Zum Beispiel bei der EM im Oktober in Berlin.Welte: Gerne. Ich habe noch kein EM-Trikot bei den Erwachsenen, nur bei der U23. Was die personenbezogene Sportförderung angeht, hat die EM gegenüber der WM keinen Stellenwert, aber die EM ist sehr wichtig für die WM-Qualifikation, inzwischen höher einzuordnen als die Weltcups.

Und sonst so?

Welte:
Langfristig geht’s schon Richtung Tokio. Schaun’ mer mal. Was kommt dazwischen? Man weiß nie, wie es läuft, wie man durchkommt.

Tokio 2020 zum Karriere-Ausklang?

Welte:
Wenn ich es bis Tokio schaffe, dann ist das definitiv mein letzter Wettkampf.

Dann gibt’s aber auch keine Weltreisen zu Wettkämpfen und Trainingslager mehr. Wie vertreiben Sie auf diesen Reisen eigentlich Ihre Freizeit?

Welte:
Ich habe angefangen zu häkeln. Das nächste Projekt ist eine Tasche für meine Mama. Und ich lese viel. Ganz klassisch Bücher, kein Kindle. Und im Trainingslager spielen wir abends Rommé. Stundenlang.

Zur Person

Miriam Welte, geboren am 9. Dezember 1986 in Kaiserslautern, zählt seit elf Jahren zur Weltspitze im Bahnradsport. Olympiagold 2012 und Olympiabronze 2016 sowie drei WM-Titel seit 2012 im Teamsprint und der Einzel-WM-Titel im Zeitfahren 2014 sind Belege dafür. Seit 2007 nahm sie an jeder WM-Teil. Trainiert wird die Polizeikommissarin von ihrem Stiefvater Frank Ziegler, der sie als Bahnradsprinterin entdeckte.

Quelle
Die Rheinpfalz Datum Dienstag, den 16. Mai 2017
 
Titelsammlung komplettieren

Miriam Weltes Ziel bei Bahn-EM in Berlin

VON KLAUS D. KULLMANN
 
Europameisterin im 500-Meter-Zeitfahren war Miriam Welte schon – 2006, 2008 und 2014. Am Freitag in Berlin will sie erneut das blaue Trikot in ihrer Spezialdisziplin gewinnen. Davor aber, am Eröffnungstag der Bahnrad-Europameisterschaften übermorgen im Velodrom, steht für die Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen die Herausforderung im Teamsprint an.
„Dieser Titel fehlt Kristina Vogel und mir noch. Wir werden alles daran setzen, ihn nach einigen zweiten Plätzen endlich zu holen, auch wenn es gegen die Russinnen sehr schwer wird“, sagt die 30-Jährige vom 1. FC Kaiserslautern. Wenn es am Donnerstag losgeht, blickt Welte auf drei Wochen zurück, in denen sie extrem fokussiert und sehr professionell auf die EM hingearbeitet hat, erst zehn Tage in Frankfurt/Oder, dann zehn Tage in Berlin. Dort macht sie sich gerade vertraut mit der Holzbahn, auf der 1999 die WM stattgefunden hat.Fast nichts anderes als Radsport standen in diesen drei Wochen fernab der Heimat an – hartes Training, intensives Regenerieren. Die Balance zu finden, das richtige Maß, das ist mitentscheidend in einer sehr guten Vorbereitung. Am Freitag hatte sich Welte kurzfristig für den Besuch der Show „The One“ im Friedrichstadtpalast entschieden. Ein bisschen Abwechslung, mal den Kopf frei kriegen. „Es war gigantisch, eine tolle Abwechslung, einmal kann man das ja mal machen“, sagte sie. Öfter nicht, um ja nicht den Blick auf das Wesentliche zu verlieren.
Obwohl Miriam Welte schon über zwölf Jahre auf Weltniveau im Rad-Zirkus mitrollt, werden es ihre ersten Titelkämpfe im eigenen Land sein. Außerdem haben die Europameisterschaften einen ganz anderen sportlichen Stellenwert bekommen, einen viel höheren, seit es gute Punkte in der WM-Qualifikation zu verdienen gibt. „Früher fuhren wir eine EM aus dem Training heraus, jetzt nehmen wir sie viel ernster“, erzählt sie.
Da wird es ihr gut tun, dass sie einen großen Fanclub hinter sich weiß: „Ja klar, hab ich mitbekommen. Das ist megaschön, das gibt noch mal einen Extraschub Kraft.“ Sie spürt, was sie gut gebrauchen kann. Denn ihr kommt in der Vorbereitung etwas dazwischen, womit sie erst umgehen lernen muss: Bundestrainer Detlef Uibel plant, in der ersten von drei Runden Weltes jüngere Konkurrentin Pauline Grabosch als Anfahrerin von Kristina Vogel einzusetzen und Welte dann erst in Runde zwei und hoffentlich auch in Runde drei. Kristina Vogel (25) jedenfalls dürfte sich einmal mehr zur Sprintqueen krönen. „Ihre Leistungen und Zeiten im Vorfeld versprechen eine große Medaillenausbeute“, weiß Miriam Welte.
Neben den Russinnen Schmelewa/Woinova hat sie die Duos aus Großbritannien und Frankreich für einen Platz auf dem Podium im Blick. Das deutsche Duo jedenfalls zählt zu den größten Titelaspiranten im Berliner Velodrom, auf dem vom 26. Februar bis 1. März 2020 die Weltmeisterschaften stattfinden. Am Freitag dann kommt es bei der Titelentscheidung über 500 Meter unter anderem zum direkten Duell mit Pauline Grabosch.

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 241
Dienstag, den 17. Oktober 2017
 
Wieder nur Silber gefischt

Welte/Vogel zum vierten Mal EM-Zweiter – Auch Teamsprinter holen Silber – Männer-Vierer Vierter

VON KLAUS D. KULLMANN
 
Mit dem EM-Titel im Teamsprint will es für Miriam Welte (30) und Kristina Vogel (26) einfach nicht klappen: Zum vierten Mal nach 2013, 2014 und 2015 holten sie gestern Abend im Velodrom zu Berlin Silber hinter Russland. Die Teamsprinter Robert Förstemann, Maximilian Levy und Joachim Eilers gewannen ebenfalls Silber hinter Frankreich.
Oh oh, das lief auf der neuen, 250 Meter langen Bahn aus sibirischer Fichte vor 1600 Zuschauern alles andere als rund für die Olympiasiegerinnen von 2012. Fast wäre es dem Duo und Bundestrainer Detlef Uibel zum Verhängnis geworden, dass er anstelle von Miriam Welte in der Qualifikation Pauline Grabosch einsetzte, und zwar aus diesem Grund: Er vergaß, vor der ersten Runde auf Welte umzumelden. Da haben die Kampfrichter gerade noch ein Auge zugedrückt, sonst wären Welte/ Vogel draußen gewesen. Und dann fuhr die 30-Jährige aus Kaiserslautern auf der ersten der beiden Runden so schnell an, dass Kristina Vogel nicht am Hinterrad dran bleiben konnte. „Das wird langsam zum Problem, da müssen wir uns was einfallen lassen“, sagte Uibel vor dem Finale, in das Welte/Vogel in 32,951 Sekunden vor den Niederlanden (32,963) einzogen.Schneller waren nur die Weltmeisterinnen Daria Schmelewa und Anastasia Woinowa, die nach 32,843 (aber in der Reihenfolge Woinowa/Schmelewa) in der Qualifikation in der ersten Runde 32,324 Sekunden fuhren. Schmelewa (23) fuhr in 18,3 Sekunden auf der erste Runde inoffiziellen Weltrekord und gilt heute als Favoritin über 500 Meter, Welte und Grabosch dürfen mit Medaillen liebäugeln.
Zum Vergleich: Miriam Welte kam gestern in 18,60 Sekunden für die ersten 250 Meter bis auf zwei Hundert-stelsekunden an ihre Bestzeit heran, Pauline Grabosch fuhr 18,81 Sekunden. Damit war dieser Zwist sportlich auf der Bahn geklärt: Welte ist noch immer schneller als die 19-jährige Grabosch, der Bundestrainer Uibel mit der Startchance etwas Lampenfieber bei einer großen Meisterschaft vor Heimpublikum nehmen wollte. Miriam Weltes Trainer Frank Ziegler sagte aber: „Ich kann diese Entscheidung pro Pauline aus leistungssportlicher Sicht nicht nachvollziehen. Miriam ist in der Form ihres Lebens, sie hätte alle drei Läufe fahren müssen.“
Das Finale war dann eine klare Sache für Russland: 32,560 zu 32,807 Sekunden. Welte fuhr in 18,8 Sekunden an.
Als erste der vier bis sieben deutschen Medaillenhoffnungen, die Sportdirektor Patrick Moster im Vorfeld der EM genannt hatte, zerstieb im ersten Wettbewerb, dem des Frauen-Vierers. Nach der 2000-m-Zwischenzeit auf Bronzekurs, stürzte Lisa Brennauer. Lisa Klein und Charlotte Becker fielen drüber – aus, vorbei der Traum. Es siegte Italien vor Großbritannien. „Das tut mir für die Mädels unglaublich leid, die hatten sich so zusammengerauft. Schade“, sagte der Landauer Patrick Moster. „Es war meine Schuld. Der Klassiker: bei der Ablösung zu weit vorne und am Hinterrad hängengeblieben. Aber wenn man immer schneller wird, dann passiert das halt mal“, sagte Lisa Brennauer, die Zeitfahr-Straßenweltmeisterin von 2014.
Seit 2011 ist Sven Meyer Ausdauer-Bundestrainer, gestern war der Tüftler nah dran an seiner ersten internationalen Medaille, doch das deutsche Quartett verlor Bronze gegen die Russen. Es siegte Frankreich vor Italien.

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 244
Freitag, den 20. Oktober 2017
 
Und auf Silber folgt Gold

„Megatoller“ Goldrausch

Miriam Welte Europameisterin – Deutscher Doppelsieg

VON KLAUS d. KULLMANN
 
Das gute Dutzend Fans auf der Zielgeraden war aus dem Häuschen, Miriam Welte „überglücklich, dass es geklappt hat“. In 33,321 Sekunden gewann die 30 Jahre alte Bahnsprinterin aus Kaiserslautern gestern Abend in Berlin den Titel im 500-m-Zeitfahren und feierte mit Pauline Grabosch (33,550) einen deutschen Doppelsieg.
Als drittletzte Starterin hat sie „gezittert und gebangt. Es war die Hölle“, sagte sie nach dem Triumph. „Es war die schnellste Zeit, die ich auf Meeresspiegel gefahren bin. Es ist einfach nur megatoll“. Favoritin Daria Schmelewa (Russland) wurde gar nur Dritte in 33,757. Für Miriam Welte war es der vierte EM-Titel im 500-m-Zeitfahren nach 2006, 2008 und 2014.Riesenfreude nach aufregenden Tagen: Vergessen war, wie sie am Ende des Eröffnungstages bei der Siegerehrung im Teamsprint mit Kristina Vogel und Pauline Grabosch als Fahrerinnen von der traurigen Gestalt auf dem Podest standen. Das Trio konnte sich nicht so recht über die Silbermedaille freuen. „Wir sagten, wir wollen Europameister werden. Dann ist es traurig, wenn es nicht klappt. Ich musste im Finale einen größeren Gang fahren, weil ich hoffte, es fällt Kristina leichter ranzukommen“, sagte Miriam Welte: „Ja, wir sind enttäuscht. Aber wir müssen anerkennen, dass die Russinnen einfach eine gute Show ablieferten.“
Am entspanntesten war die Jüngste. Pauline Grabosch genoss mit ihren 19 Jahren den Moment, Silber mit nur einem Lauf (in der Qualifikation) bekommen zu haben. Immerhin fuhr sie in persönlicher Bestzeit an, und letztlich fuhr sie mit Kristina Vogel schneller als das hoch dekorierte Erfolgsduo Welte/Vogel im Halbfinale und Finale.
Enttäuscht also, obwohl klar war, dass Daria Schmelewa und Anastasia Woinowa fast nicht zu schlagen waren? „Ich habe nicht gesagt, dass sie Europameister werden wollen, das waren die Mädels selber. Sie setzten sich unter Druck“, sagte Bundestrainer Detlef Uibel. Er war nicht enttäuscht, weiß er doch um sein Luxusproblem: Er hat eine hochmotivierte 30-Jährige, Miriam Welte, die „in der Form ihres Lebens ist“, eine Queen Kristina Vogel (26), an deren Qualitäten im Sprint und Keirin es keinen Zweifel gibt, und eine ehrgeizige Pauline Grabosch (19), die, so sagte es Welte, „extrem viel Potenzial für die Zukunft hat“. Uibel sah, was er sehen wollte, doch die Mädels waren durch seine Maßnahme, Grabosch einzuwechseln, extrem verunsichert: „Am Ende hat’s uns nichts gebracht. Kristina und ich haben kein einziges Mal Teamsprint gemeinsam trainiert in der Vorbereitung“, kritisierte Welte. Sie und Vogel hätten sich auch eine andere Variante vorstellen können: Welte auf der Position eins und Grabosch auf zwei. Und Vogel hätte eine Pause gehabt. „Das war unser Wunsch. Denn für Kristina ist es extrem hart, dreimal zwei Runden Vollgas zu fahren.“
Kristina Vogel bereitet sich auch auf Sprint und Keirin vor, was etwas anderes als Teamsprint ist. Uibel erklärte: „Kristina ist eine superschnelle Fahrerin. Aber die Beschleunigung aus dem Stand im Teamsprint fällt ihr von Jahr zu Jahr schwerer.“ Er ahnte, dass Vogel hinter der extrem schnellen Welte auf der ersten von zwei Runden nicht das Loch zufahren kann. „Mit Blick auf Olympia macht Vogel vielleicht ihr Einzelding. Wir sind da relativ flexibel“, sagte er. Insofern war seine Idee, mit seinem Alternativplan perspektivisch Zeichen zu setzen, gar nicht so schlecht.


Die Uhr stoppt bei 12:33:18

Ironman: Thomas Brühl vom 1. FCK auf Hawaii besser als die Hälfte der Starter aus seiner Altersklasse

Von Doris Theato
 
Thomas Brühl, Triathlet des 1. FC Kaiserslautern, finisht den legendären Ironman auf Hawaii und lässt in seiner Altersklasse fast die Hälfte der Konkurrenz hinter sich. „Es war mir eine Ehre, bei einer solchen Weltmeisterschaft dabei gewesen zu sein“, ist der 56-Jährige mit sich zufrieden. Beim Durchlaufen der Ziellinie stoppt die Uhr für ihn bei 12:33:18 Stunden.
Am 14. Oktober brennt die Sonne in Kailua auf Big Island, Hawaii, mit 40 Grad auf das rund 12.000 Einwohner große Städtchen herab. Gnadenlos. Bloß keinen Sport machen! 2400 angereiste Athleten sehen das anders. Sie stürzen sich mit praller Energie in den Pazifik und sind nach 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen am Ziel ihrer Träume. Die meisten jedenfalls.Wer es bis auf den roten Teppich, der die Teilnehmer auf den letzten 100 Metern ins Ziel trägt, schafft, wer kurz vor dem Einlauf seinen Namen durch alle Lautsprecher hört, der mobilisiert Energien, die eigentlich gar nicht mehr da sind. „Wie mir mein Name entgegenkam, das hat beflügelt, da kam noch einmal Spannung in den leeren Körper, das war einfach Gänsehaut pur“, lässt Thomas Brühl den Moment noch einmal wiederkehren.
Für ihn war die Teilnahme keine Quälerei, auch wenn er die letzten 26 Kilometer auf der Laufstrecke mit Blasen unterwegs war, für ihn war es die Kür eines langen harten Weges. „Die Qualifikation für den Startplatz, das war Quälerei. Hawaii war einfach gut“, stellt Brühl noch immer beseelt von den Eindrücken, die ganz frisch hinter ihm liegen, fest. Was ihn ebenfalls berührt, das sind die FCK-Triathleten und Trainer Peter Holy, die ihren Ironman übers Internet verfolgt haben und mental bei ihm waren. Vor Ort unterstützte ihn seine Lebensgefährtin so gut es ging. In Bewegung bleiben, das war allerdings alleine sein Part.
Mehr als 20.000 Triathleten wollten Teil dieser ganz besonderen Weltmeisterschaft sein. Die meisten sind an den hohen Hürden gescheitert. FCK-Triathlet Thomas Brühl, der 56-jährige Polizeidirektor, hat sich den Startplatz im vergangenen Jahr in Brasilien eisenhart erkämpft und hatte von da an nur noch den Zieleinlauf im Auge: Finishen, das war seine persönliche Vorgabe.
„Letzter werden wollte ich natürlich nicht“, gesteht er nach vollbrachter Riesentat. Wer will das schon! Ist er nicht geworden. Zwar hat Brühl mehr als vier Stunden Rückstand auf den Weltmeister, der mit Patrick Lange aus Darmstadt und damit auch aus Deutschland kommt, aber den Anspruch hat er nie gehabt. „Ich bin Breitensportler. Für mich war es eine Ehre, bei der Weltmeisterschaft dabei zu sein und dann auch noch für den FCK unterwegs sein zu dürfen“, stellt er sein Licht ein kleines bisschen unter den berühmten Scheffel.
Er war nicht einfach „nur“ dabei. Brühl hat sich im Gesamtfeld von 2400 Startern auf Platz 1659 in das Endprotokoll eingetragen. In seiner Altersklasse kam der Triathlet des 1. FC Kaiserslautern unter 134 Startern auf Rang 76.
Dafür war er insgesamt 12:33:18 Stunden unterwegs, davon 1:26:22 im Pazifik, saß 6:36:24 auf dem Rad und lief 4:20:59. Eine Tortur, wenn man sich bloß die Zeiten betrachtet. Hängt man sie aneinander und packt die 40 Grad Hitze drauf, dann ist es unglaublich, was da einer leistet, der lediglich nebenbei trainiert, weil ihn sein Job als Polizeidirektor voll und ganz fordert.
So hatte er denn auch viel zu wenige Trainingseinheiten in den Muskeln, ist seit Anfang des Jahres „lediglich“ 140 Kilometer geschwommen, 5000 Kilometer Rad gefahren und 900 Kilometer gelaufen. „Das ist für eine Vorbereitung auf Hawaii, wirklich nicht viel“, zeigt sich sein Trainer Peter Holy sehr beeindruckt, was Brühl trotzdem aus sich herausgeholt hat.
Samstags der Wettkampf, dienstags der lange Heimflug, und am Donnerstag war schon wieder die Polizeiarbeit im Fokus von Thomas Brühl. Der „Eisenmann“ wird es wohl noch eine Weile in Muskeln und Knochen spüren, wird sich an das Gänsehautgefühl beim Zieleinlauf erinnern und auch an den Ausnahmezustand in der kleinen Stadt mit den freundlichen Menschen und an Hawaii mit seiner zauberhaften Natur.

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 245
Samstag, den 21. Oktober 2017
 
In der Form ihres Lebens

Miriam Welte, die 30 Jahre alte Bahnradsprinterin aus Kaiserslautern, triumphiert bei den Europameisterschaften in Berlin mit Gold und Silber.

Im 500 Meter Zeitfahren holt sie den Titel mit ihrer Flachland-Bestzeit. Eine große Genugtuung für sie.

VON KLAUS D. KULLMANN

Noch vor ihrem ersten Auftritt am Donnerstag ließ Ernst Welte seiner Enkelin Miriam ein Glas Honig zustecken. Aus alter Gewohnheit. Die Familie mütterlicherseits aus Lohrbach hat im badischen Mosbach einen Honig-Versandhandel. Und „Miri“ schwört auf Honig ...
Ihre Fans, ein gutes Dutzend aus Familie und Freundeskreis, saßen nach dem Teamsprint-Silber auch am Freitag bei Qualifikation und Finale daumendrückend direkt in Höhe der Ziellinie und entfachten für die Entscheidung im 500 Meter Zeitfahren beste Stimmung im nicht allzu gut besuchten Velodrom. „ ... auch für die EM den richtigen Biss“ wünschten sie auf ihren einheitlichen T-Shirts. Da hatte Jockel Faulhaber, der Grafiker und Radsportenthusiast, mit diesem Spruch mal wieder den richtigen Riecher.
Ja, einmal mehr zeigte Miriam Welte den richtigen Biss. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: mitten im deutschen Konkurrenzkampf und bei einer Heim-EM. Sie musste als drittletzte Starterin ran, doch ihr erfahrener Trainer Frank Ziegler wusste da schon, dass diese Zeit für Gold reicht. „Ich war mir sicher, dass da keine mehr rankommt“, sagte er nach dem spannenden Finale. Pauline Grabosch fuhr 33,559 Sekunden und die leicht favorisierte Russin Daria Schmelewa zeigte sich, wie Ziegler es ausdrückte, „porös“, fuhr lediglich 33,757 Sekunden. Weltes 33,321 Sekunden dagegen bedeuteten absolute Bestzeit für sie im Flachland. Nur einmal sauste Welte nach 500 Metern schneller durchs Ziel, in Aquascalientes/Mexiko in 2000 Meter Höhe (33,152/ 2013).
In Feierlaune gestand auch Miriam Welte: „Ich habe nach der Qualifikation zum Bundestrainer gesagt, ich kann im Finale schneller fahren.“ Um die Mittagszeit war die Uhr für Miriam Welte bei 33,593 Sekunden stehengeblieben, das war nur drittbeste Zeit hinter Schmelewa und Grabosch. „Ich war nicht Vollgas gefahren, hab’ nach einer dreiviertel Runde, als ich mich hingesetzt habe, noch mal richtig Luft geholt, drei, vier Tritte rollen und das Tempo stehen lassen. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass ich abends noch schneller kann.“
Vertrauen in den eigenen Körper nennt man das. Oder wie es Teamsprintkollegin Kristina Vogel sagte: „Miriam ist in der Form ihres Lebens.“ Woher das kommt, mit 30 Jahren? „Ich mache mir keinen Druck mehr, mache das, worauf ich Lust habe, habe Spaß im Training und achte auf die nötige Regeneration. Die Knochen tun mit 30 schneller weh, da muss man auf den Körper hören“, sagte die Polizeikommissarin im Hauptberuf.
Einmal mehr besiegte sie Pauline Grabosch (19), die neue Konkurrentin aus dem eigenen Lager. „Es gefällt mir natürlich, sie zu schlagen, aber es ist auf jeden Fall krass, wie schnell Pauline in diesem Alter schon ist, da habe ich damals nur von geträumt. Sie ist megatalentiert“, sagte Miriam Welte, die bis nach Mitternacht mit ihren Fans in einem naheliegenden Hotel, wo die Freundinnen wohnten, noch etwas feierte. Gestern musste sie dann schon wieder ran – als Co-Kommentatorin bei Eurosport.


Vogel fährt voran

Die Erfurterin gewinnt nach WM und Olympia auch die Europameisterschaft im Keirin.

VON JOCHEN WILLNER

 Nach der Goldmedaille von Miriam Welte (Kaiserslautern) im 500 Meter Zeitfahren bei den Bahnrad-Europameisterschaften vollendete gestern Abend Keirin-Weltmeisterin Kristina Vogel (Erfurt) ihr Triple. Nach Olympia- und WM-Gold war die 26 Jahre alte Thüringerin auch bei der EM im japanischen Kampfsprint nicht zu schlagen. Gestern gab es noch eine Silber- und zwei Bronzemedaillen für die Athleten des Bund Deutscher Radfahrer (BDR).
Das war der perfekte Tag. Punkt 21.48 Uhr hatte sie ihr Werk vollendet. Im Keirin-Finale, das sie von der Spitze fuhr, ließ Vogel der Konkurrenz keine Chance und holte sich zum zweiten Mal nach 2014 EM-Gold. Da lag sie nach zwei Auslaufrunden ihrem Lebensgefährten Michael Seidenbecher an der Bande in den Armen. „Das Publikum hat mich heute noch zusätzlich beflügelt“, strahlte die Europameisterin und war völlig außer Atem. Noch am Nachmittag gab Vogel bekannt, dass sie der erst 27 Jahre alte Niederländer Anner Miedema nach dem Abgang ihres Heimtrainers Tim Zühlke nach China betreuen wird. Pauline Grabosch (Erfurt) wurde Siebte.
33 Hundertstelsekunden fehlten Ex-Weltmeister Joachim Eilers (Chemnitz) zur Goldmedaille im 1000-Meter-Zeitfahren, der Franzose Quentin Lafargue war in 1:00,700 Minuten schneller. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich solch eine Zeit fahren kann. Jetzt ärgert es mich schon, dass ich Gold so knapp verpasst habe“, meinte Eilers.
Mit Frust ist Maximilian Beyer (RSV Irschenberg) im Punktefahren über 40 Kilometer zur Bronzemedaille gerast. Auch deswegen, weil er im Ausscheidungsfahren früher als erwartet, den Wettbewerb verlassen musste. „Ich hatte die Glocke nicht gehört und schon war ich draußen“, meinte der 23-jährige Thüringer, der gestern zugleich die erste EM-Medaille für die Ausdauerabteilung des Bund Deutscher Radfahrer holte „Das frühe Aus beim Ausscheidungsfahren hat mich schon noch den ganzen Abend beschäftigt“, bemerkte er. Umso glücklicher war Beyer, dass es gestern nach einer furiosen Aufholjagd mit einem Rundengewinn noch zur Bronzemedaille gereicht hatte: „Meine Devise hieß alles oder nichts. Ich musste mich in den letzten beiden Runden noch auf die Punkte konzentrieren.“
Ebenfalls Bronze holte Dominic Weinstein (Villingen-Schwenningen), der mit der drittschnellsten Zeit über die 4000 Meter Einer-Verfolgung in das „kleine Finale“ einzog und gegen Alexander Evtushenko (Russland) in 4:15,405 Minuten keine Mühe hatte. Kurios: Weinstein war im Kampf um Platz drei schneller als der Italiener Fillipo Ganna, der sich den Titel in 4:15,994 Minuten holte.

Quelle
Die Rheinpfalz am Sonntag West Nord - Nr. 43
Sonntag, den 22. Oktober 2017
 
Europameisterin Welte rührt Werbetrommel

HINTERGRUND: Für Bahnteam Rheinland-Pfalz

VON KLAUS D. KULLMANN
 
Für Radrennfahrer gibt’s nicht Besseres als Rückenwind. So gesehen sind Miriam Weltes Euro-Medaillen in Gold und Silber und das Bekenntnis des Landessportbundes der richtige Antrieb für das neue Bahnteam Rheinland-Pfalz, um die Erfolgsspur zu halten.
Eben noch glücklich auf dem Berliner Velodrom, auf dem Kommentatorensessel bei Eurosport und vor den „Flutlicht“-Kameras des SWR, rührte Europameisterin Miriam Welte gleich am Montagmorgen forsch die Werbetrommel für ein Team, dessen Gesicht sie sein soll. „Wir in Kaiserslautern, in Rheinland-Pfalz brauchen so ein Team, um dauerhaft mithalten zu können. Die vier Stützpunkte in Chemnitz, Erfurt, Cottbus und Schwerin haben so ein Team, wir haben es nicht“, sagte sie gestern in ihrer Heimatstadt.Miriam Welte (30) ist in Kaiserslautern, am Heinrich-Heine-Gymnasium groß geworden, an der Seite von Frank Ziegler – und sie ist geblieben. Andere sind abgewandert, wie Pauline Grabosch, Emma Hinze oder Lisa Klein. Und als Elias Edbauer und Timo Bichler im August Junioren-Weltmeister wurden, rief am nächsten Tag schon Ex-Weltmeister Michael Hübner an und wollte Bichler für das Chemnitzer Team verpflichten.
Genau diesem Dilemma des Abwerbens wollen die Rheinland-Pfälzer jetzt entgegenwirken. Den Erfolg säen, aber den Erfolg nicht ernten – diese Halbherzigkeit passt nicht in das Leistungsbild von Frank Ziegler und Hermann Mühlfriedel, den beiden Teammanagern. Ihnen geht es darum, die Junioren, die an der Eliteschule des Sports am HHG die Schulbank drücken und dort trainieren, auch in der U 23 und im Elitebereich zielgerichtet zu fördern und zu betreuen, etwa bei der nationalen Rennserie oder auch internationalen Grand Prix.
Das neue Team existiert auf dem Papier, im Training und in den Köpfen. Namen wie Welte, Edbauer, Bichler, Hannack, Pröpster stehen für Erfolge. Allein das Geld fehlt und somit ein Bekenntnis von Sponsoren aus der freien Wirtschaft für eine erfolgsorientierte Sportart mit Medaillenpotenzial. Die Anschubfinanzierung des L wird dauerhaft nicht ausreichen, um in Sachen Material, Teamkleidung, Fahrzeug oder Trainingslagern einen Top-Standard halten zu können.
Vom ehemaligen LSB-Vizepräsidenten Werner Schröter bereits unterstützt, der gerne Türöffner zu Sponsoren bleiben möchte, will auch der neue Leistungssportkoordinator des LSB, Thomas Kloth, die Philosophie der Standortstärkung mitgehen. „Klar gibt es die Konkurrenz der Standorte. Aber der LSB will den Leistungssportlern in dieser rheinland-pfälzischen Topsportart eine Perspektive geben und mithelfen, die Lücke zu schließen, die zwischen Abitur und Berufseinstieg oft entsteht“, sagt Kloth. Andere Standorte locken, teilweise mit viel Geld oder einer beruflichen Perspektive, was dem ein oder anderen jungen Menschen gelegentlich mehr bedeutet als das sportliche Know-how in Kaiserslautern.
Neben dem LSB ist der Radsportverband Rheinland-Pfalz eine zweite wichtige Säule. Präsident Udo Rudolf: „Wir sind im Bahnradsport sehr gut, kennen unsere Stärken, haben aber in Analysen unsere Lücken gesehen.“ Eine der Lücken ist pekuniärer Art, eine andere gibt’s an der gerade renovierten Radrennbahn in Dudenhofen, die internationales Format hat. Ihr täte ein Dach über dem Kopf mehr als gut.

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 247
Dienstag, den 24. Oktober 2017
 
Bestzeit für Welte und Vogel Bahnrad.

Zum Auftakt des dritten Bahn-Weltcups in Milton/Kanada sind die Olympiasiegerinnen Kristina Vogel und Miriam Welte in der Nacht zum Samstag ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Das Duo fuhr in der Qualifikation Bestzeit. Die ersten beiden von 14 Entscheidungen fielen ohne Vertreter des Bundes Deutscher Radfahrer. dpa

Quelle
Die Rheinpfalz Rheinpfalz am Sonntag West Nord - Nr. 49
Sonntag, den 3. Dezember 2017
 
Der Siegeszug von Miriam Welte aus Kaiserslautern und Kristina Vogel aus Erfurt geht weiter.

Im dritten Weltcup der Saison im kanadischen Milton gewannen die Olympiasiegerinnen von 2012 in starken 32,759 Sekunden mit über einer Sekunde Vorsprung vor den Niederlanden. Dritte wurde Korea. Zuvor hatte Kristina Vogel bereits den Sprint gewonnen, wo Miriam Welte Siebte geworden war, danach gewann Vogel auch das Keirinfinale. ku

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Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 281
Dienstag, den 5. Dezember 2017
 
Bundesstützpunkt rollt heran

Gute Nachrichten beim Ehrungsabend am Heinrich-Heine-Gymnasium

Von Klaus D. Kullmann


Die Chance, dass die Pfalz einen Bundesstützpunkt für den Kurzzeitbereich im Bahnradsport bekommt, ist riesengroß. Das sagte der Landauer Patrick Moster, der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer, am Donnerstag bei der traditionellen Ehrung der Radsportler am Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern.

Im Zuge der brisanten Leistungssportreform sollen die 200 Bundesstützpunkte im deutschen Sport zwar auf 165 reduziert werden, Kaiserslautern und die Radrennbahn in Dudenhofen könnten aber Nutznießer der Reform sein. So ist es ab dem 1. Januar 2019 geplant, es wäre zum einen eine Wertschätzung der geleisteten Arbeit am Radsportzweig des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) und zum anderen ein Signal in eine gesicherte Zukunft. Am 12. Januar macht sich der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz ein Bild von der Arbeit am HHG. Und vom 11. bis 15. Juli 2018 finden die deutschen Bahnradmeisterschaften in Dudenhofen statt. Momentan scheinen da viele Rädchen gut ineinanderzulaufen ... Das hat sich stimmungsmäßig auf die Ehrung in der HHG-Aula niedergeschlagen. Es ist nicht irgendeine Ehrung, es ist eine, wie man sie in der Pfalz eigentlich nicht kennt. Herzlich, locker, erfolgsorientiert, mit Pep von SWR-Mann Christian Döring moderiert. Klar: Das HHG ist die einzige Eliteschule in der Pfalz, und die Radsportler stellen die erfolgreichste Fraktion, auch international. Miriam Welte feierte den EM-Titel in Berlin, Timo Bichler und Elias Edbauer WM-Silber und EM-Bronze der Junioren in Montechiari und Anadia und Niklas Märkl belegte EM-Platz drei in Herning und WM-Platz vier in Bergen, jeweils bei den Junioren auf der Straße.

Der 18-Jährige, dessen Vorbilder sein Mentor Udo Bölts („Er kann einem so unglaublich viel erzählen“) und Weltmeister Peter Sagan sind („Ich glaube, ich bin ein ähnlicher Typ wie er“), verließ die Schule im Sommer mit dem Fachabitur und leistet jetzt dort seinen Bundesfreiwilligendienst, ansonsten aber hat er alles auf Null gestellt. Mit dem Wechsel in die U23-Klasse beginnt für ihn beim Development-Team von Sunweb eine neue Ära. „Ich glaube, ich hätte es nicht besser treffen können“, sagte der Queidersbacher nach Teamtreffen und ersten Trainingseinheiten. Kaum ist Märkl weg, könnte ein anderer an der Schule von sich reden machen: Leon Brescher (16) aus Germersheim, gerade auf 1,84 Meter in die Höhe geschossen, wird Vollgas geben.

Die ehemalige Abiturientin Miriam Welte, letzten Samstag 31 geworden und so stark wie nie zuvor, ist dem HHG immer noch sehr eng verbunden. Am Morgen noch um 7 Uhr von den Anti-Doping-Kontrolleuren aus dem Bett geklingelt, schwärmte sie am Abend: „Es war der ersehnte Titel in Berlin. Die Halle hat mich ja so was von getragen.“

Kurzfristig verhindert war Elias Edbauer, aber Timo Bichler und Sascha Deringer, die deutschen Meister, waren da. Bichler ist die große deutsche Anfahrer-Hoffnung im Teamsprint-Trio, er soll wird Mitte Januar in Minsk seine Weltcup-Feuertaufe bestehen.

Emma Moszczynski jedenfalls, die 17-Jährige aus Barsbüttel, die seit eineinhalb Jahren am HHG ist und zweimal Junioren-EM-Bronze im Badminton holte, fühlte sich richtig wohl: „Mit Radsportlern hatte ich bisher nicht viel zu tun. Sie sind ein eigenes Volk.“ Sehr gut versteht sie sich mit Sportklassenkameradin (MMS 11) Alessa-Catriona Pröpster. Auch die Bahnradsportlerin ist neu am HHG, setzt nun endgültig auf die Karte „Kurzzeit“. Pröpster gilt als große Hoffnung – an einem neuen Bundesstützpunkt.

Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 291
Samstag, den 16. Dezember 2017
 
Miriam Welte

Siegen und feiern


Nach sieben Sprintläufen feierte Miriam Welte drei Tage vor Weihnachten den zweiten Sieg beim internationalen Bahnrennen in Grenchen/Schweiz.
Die 31-jährige Europameisterin vom 1. FC Kaiserslautern schlug im Finale die Tschechin Sara Kankovska.
Tagszuvor hatte sie das Keirinrennen vor Mellisandre Pain (Frankreich) und Kankovska gewonnen.
Welte in Facebook: „Jetzt wird's Zeit für den Heimweg und für die Vorbereitung auf das Fest.“ ku

Quelle
Die Rheinpfalz Rheinpfalz am Sonntag West Nord - Nr. 52
Sonntag, den 24. Dezember 2017
 
Kein Platz für Aberglaube
Miriam Welte bei ihren 13. Weltmeisterschaften auf Medaillenkurs

VON KLAUS D. KULLMANN

Zeit, dass sich was dreht! Und zwar unter Wettkampfbedingungen. Seit 30. Januar befand sich Miriam Welte im Vorbereitungslehrgang in Frankfurt/Oder. Vergangenen Donnerstag siedelte sie nach Apeldoorn über, morgen wird es dort ernst: Bei ihren 13. Weltmeisterschaften in Folge will die 31 Jahre alte Olympiasiegerin im Teamsprint wieder aufs Treppchen.

Abergläubisch ist Miriam Welte nicht. Ganz im Gegenteil. Gerade an Apeldoorn hat sie gute Erinnerungen. „Dort holte ich meine erste WM-Medaille im 500-m-Zeitfahren, das war vor sieben Jahre Bronze“, sagte sie gestern. Am Samstag will sie in ihrer Spezialdisziplin, in der sie im Oktober in Berlin Europameisterin geworden war, nach 2011 ihre zweiten WM-Titel gewinnen.Davor aber kommt der Teamsprint. Dreimal waren Miriam Welte und Kristina Vogel Weltmeisterinnen – 2012, 2013 und 2014. Morgen soll’s mal wieder klappen. Passiert heute nichts mehr im Training, werden Miriam Welte und Pauline Grabosch die Qualifikation um 18.30 Uhr fahren, Welte dann mit Kristina Vogel die 1. Runde. Danach wird man sehen, für welches Duo sich Bundestrainer Detlef Uibel im kleinen oder großen Finale entscheidet. Gefahrene Zeiten und Harmonie im Team einerseits, die Frage, wer ist der Gegner andererseits – nach diesen Kriterien entscheidet er.

Miriam Welte macht sich keinen Kopf: „Ich denke, wir können schnell fahren. Meine Saison lief recht gut mit dem EM-Titel in Berlin und den Erfolgen in den Weltcups mit drei Siegen im Teamsprint. Den Rest wird man sehen. Ich bin jedenfalls froh, wenn’s jetzt mal los geht. Meinen letzten Wettkampf hatte ich zwei Tage vor Weihnachten in Grenchen“, sagte Welte.

Die 250-m-Piste in Apeldoorn hat noch immer dieselbe Geometrie wie 2011, aber es wurde komplett neues Holz verlegt. „Es ist eine Bahn, auf der man viel arbeiten muss, gerade in den Kurven. Man hat nicht das Gefühl, einfach mal so Druck und Geschwindigkeit aufbauen zu können“, sagte sie. Aber sie kommt gut zurecht mit der Piste. „So etwas geht schnell, nach ein, zwei Tagen läuft es“, sagte die erfahrene Bahnspezialistin aus Kaiserslautern, die wieder einen kleinen Fanclub um sich weiß, an der Spitze ihren Trainer Frank Ziegler und ihre Mutter Alexandra Welte. Ziegler verlässt sich derzeit auf Infos, die er von Miriam Welte am Telefon erhält, „und da macht sie einen ausgeglichenen Eindruck. Sie ist eben sehr erfahren, ist guter Dinge. Sie hat auch sehr gut trainiert“. Und das Problem einer drohenden Erkältung bekam sie auch in den Griff, jetzt, da so viele Leute krank sind.

Frank Ziegler und Miriam Welte sehen naturgemäß die Russinnen Daria Schmelowa und Anastasia Woinowa, die Weltmeistrinnen von 2016 und 2017, als Favoritinnen an, zu beachten sind die Chinesinnen und die Gastgeberinnen aus den Niederlanden. Australien ist nicht am Start, Großbritannien befindet sich im Neuaufbau.

Die WM beginnen morgen und dauern bis Sonntag. Der Bund Deutscher Radfahrer schickt 21 Teilnehmer in die 20 Entscheidungen.

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 49, Dienstag, den 27. Februar 2018
 
Erste Medaillenchance für Welte/Vogel

Kristina Vogel ist die WM-Top-Favoritin

Der Rucksack für Kristina Vogel wird immer schwerer. Bei der heute in Apeldoorn beginnenden Bahnrad-WM ist die zweifache Olympiasiegerin und neunfache Weltmeisterin die Gejagte. Sie ist die größte Medaillenhoffnung für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR).

Bei den Weltmeisterschaften 2017 in Hongkong war Vogel mit drei von fünf errungenen Medaillen die deutsche Erfolgs-Garantin. Auch bei dieser WM in den Niederlanden soll die Erfurterin zur Überfliegerin werden. Die Weltcup-Saison verlief für Vogel phänomenal – neun, neun Siege.„Kristina hat im Weltcup nichts anbrennen lassen. Das ist aber auch ein Rucksack. Zur WM wird das Niveau meistens ein bisschen dichter, trotzdem steht sie wieder absolut im Fokus und hat die größten Chancen auf Medaillen“, sagte Bundestrainer Detlef Uibel. Die Vorbereitung in Südafrika und Frankfurt/Oder verlief ohne größere Ausfälle. Seit gut einer Woche sind Vogel & Co. vor Ort.

Vor allem im Sprint ist Vogel die Top-Favoritin. Seit dem WM-Halbfinale 2016 ist die 27-Jährige unbesiegt, gewann Olympia-Gold in Rio und im Vorjahr nach 2014 und 2015 zum dritten Mal den WM-Titel. „Man könnte denken, ich werde aufgrund der Erfolge von Jahr zu Jahr kaltschnäuziger. Stattdessen werde ich von Jahr zu Jahr nervöser, weil die Fallhöhe so steigt“, sagte Vogel.

Ihre erste Medaillenchance hat sie gleich heute ab 18.30 Uhr zum Auftakt im Teamsprint. Wie bei der EM im Oktober in Berlin wird Uibel neben Miriam Welte aus Kaiserslautern und Vogel auch Pauline Grabosch aus Magdeburg einsetzen.

Bei den Sprintern hängen die Trauben nach dem Rücktritt von Max Niederlag und der Pause von Ex-Weltmeister Stefan Bötticher (beide Chemnitz) niedriger. „Die Ausfälle tun uns weh. Es geht darum, sich gut zu präsentieren“, sagte Uibel. Vor allem im Teamsprint soll nach Platz zwölf bei der WM 2017 wieder der Anschluss zu den Medaillenplätzen gelingen. Im Ausdauerbereich liegt der Fokus von Bundestrainer Sven Meyer vor allem auf dem Vierer. dpa

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 50, Mittwoch, den 28. Februar 2018
 
Gold für Miriam Welte
Wieder ein WM-Titel im Teamsprint

Miriam Welte aus Kaiserslautern, Kristina Vogel aus Erfurt und die Magdeburgerin Pauline Grabosch standen gestern Abend mit der Goldmedaille um den Hals strahlend auf dem Podium. Nach einer Vorstellung absoluter Dominanz sicherten sich die deutschen Frauen bei der Bahnrad-WM in Apeldoorn überlegen den Titel.

Im Finale setzten sich die Londoner Olympiasiegerinnen Welte/Vogel in 32,605 Sekunden gegen die Niederlande (33,124) durch. Das deutsche Duo, das schon von 2012 bis 2014 den WM-Titel geholt hatten, feierte einen klaren Sieg über Shanne Braspennincx und Kyra Lamberink. Die russischen Titelverteidigerinnen Schmeljewa/Voinova belegten nach ihrem Erfolg über China Platz drei.In der Qualifikation gaben Miriam Welte (31) und Pauline Grabosch (20), die bis vor zwei Jahren, wie einst Welte, ebenfalls Schülerin am Kaiserslauterner Heinrich-Heine-Gymnasium gewesen war, ihr gemeinsames internationales Debüt. Welte fuhr in 18,71 Sekunden für die ersten 250 Meter als Zweitschnellste an, dann setzte Grabosch die schnellste Zeit für die zweite Runde in 13,92 Sekunden obendrauf. In der ersten Runde fuhr dann Kristina Vogel (26), die 13,96 auf die Uhr brachte nach Weltes 18,69 Sekunden. Das waren Weltklasse-Zeiten – und es war eine Demonstration der Stärke. Bundestrainer Detlef Uibel entschied sich dann im Finale für Vogel, die Standardpartnerin Weltes seit sieben Jahren. Und die drehte nach 18,81 Sekunden von Welte mit 13,79 Sekunden richtig auf. An der Sprintkönigin führt noch immer kein Weg vorbei.

„Der Erfolg hier war für uns sehr wichtig und gibt uns in Richtung Olympia viel Rückenwind“, sagte Bundestrainer Uibel: „Im Gegensatz zur EM in Berlin haben diesmal alle drei Frauen miteinander gearbeitet und ein sehr konstantes Leistungsniveau in allen Aufstellungen gezeigt.“ Während Vogel den zehnten WM-Titel ihrer Karriere feierte, war es für Grabosch die Premiere im Elitebereich. „Einfach Wahnsinn, mit diesen beiden Frauen hier zu stehen“, sagte die 20-Jährige.

Bei den deutschen Teamsprint-Männern platzte im Halbfinale der Medaillentraum für Stefan Bötticher, Maximilian Levy und Joachim Eilers. In 43,594 Sekunden blieb dem Trio der fünfte Platz – nach Rang zwölf vor einem Jahr eine deutliche Steigerung. Weltmeister wurde das Team der Niederlande. Der deutsche Bahn-Vierer mit Felix Groß, Kersten Thiele, Theo Reinhardt und Maximilian Beyer präsentierte sich trotz des Ausfalls von Domenic Weinstein in starker Verfassung und fährt heute um Bronze. Gegner ist Europameister Italien.

Der deutsche Frauen-Vierer mit Lisa Brennauer, Charlotte Becker, Gudrun Stock und Franziska Brauße blieb in der Qualifikation in 4:26,746 Minuten im Rahmen der Möglichkeiten und belegte Platz sechs. dpa/ku

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 51, Donnerstag, den 1. März 2018
 
Das Ritual lebt auf
Welte und Vogel glücklich über WM-Titel

Nach der Rückkehr in das Teamhotel konnten Miriam Welte und Kristina Vogel ein lieb gewonnenes Ritual neu beleben. Erstmals seit 2014 durften die deutschen Vorzeige-Bahnradsprinterinnen Regenbogentrikot und WM-Goldmedaille wieder zusammen in ihrem Zimmer als Zeichen des Triumphes drapieren.

Aber auch einen Raum weiter baumelte das Trikot und glänzte Gold: Die 20 Jahre alte Pauline Grabosch stand bei ihrer erst zweiten Elite-WM ebenfalls mit ganz oben auf dem Treppchen (wir berichteten).Im Finale setzten sich die London-Olympiasiegerinnen Welte/Vogel (Kaiserslautern/Erfurt) überlegen gegen die Niederlande durch. Im Vorlauf glänzte Grabosch auf der Position zwei mit einer starken Zeit und durfte somit ebenfalls über Gold strahlen. „Natürlich wäre ich auch gern im Finale gefahren, freue mich jetzt aber genauso. Hier hat sich ein Kindheitstraum erfüllt“, sagte die gebürtige Magdeburgerin.

Vogel verdrückte nach dem Siegeslauf, der ihr schon den zehnten WM-Titel einbrachte, sogar einige Tränchen. „Der Druck ist schon enorm. Jetzt habe ich einmal Gold – alles andere ist jetzt hier Zugabe“, betonte die 27-Jährige. Welte stand erstmals seit 2014 wieder ganz oben und präsentiert sich im Herbst ihrer Karriere weiter in Topform: „Es fühlt sich toll an, wieder das Regenbogentrikot tragen zu dürfen.“

Welte hat ihre Rücktrittsgedanken nach Gold von Apeldoorn wohl endgültig ad acta gelegt. „Das ist eigentlich kein Thema mehr. Es läuft doch, oder?“, sagte die 30-Jährige. Welte und Vogel haben sich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch mit der teaminternen Konkurrenz abgefunden. „Wir haben uns mit Pauline arrangiert – sie ist ein Teammitglied. Konkurrenz belebt das Geschäft – das ist in Richtung Tokio auf jeden Fall positiv“, sagte Vogel, die in der Qualifikation in der ungewohnten Zuschauerrolle war. Youngster Grabosch genoss die vielen Glückwünsche und wird sich sicher nicht in der Rolle der Herausforderin verstecken, will den Kampf um die voraussichtlich nur zwei Olympia-Startplätze annehmen.

Im Sprint liegen Titelverteidigerin Kristina Vogel und Pauline Grabosch auf Medaillenkurs. Nach der Dritt- und Zweitschnellsten Zeit in der Qualifikation erreichten beide gestern Abend ungeschlagen das Halbfinale und fahren heute gegeneinander. dpa

Eiskalt durchgezogen
Triathlon: FCK-ler testen auf fremdem Terrain

Bei strahlendem Sonnenschein, knackiger Kälte von minus 7 Grad und eisigen Windböen absolvierten einige Triathleten des 1. FC Kaiserslautern am Kniebis im Nordschwarzwald ein anderes Training als sonst. Mit Unterstützung zweier DSV-Nordic-Trainer des Ski-Clubs Pirmasens machten sich Anfänger und Fortgeschrittene auf die frisch gezogenen Spuren des Nordic-Zentrums. Auch die Triathlon-Jugend war mit am Start. Skating war angesagt. Die Fortgeschrittenen spulten ihre Kilometer ab, und die Anfänger stellten mit Erstaunen fest, dass Langlaufen im Fernsehen viel leichter aussieht. Nach den ersten Stunden konnten aber auch sie ihre erste Runde drehen. Am Ende Tages, zwar ausgepowert, aber mit Lächeln auf den Gesichtern, waren alle einer Meinung:„Wie so oft hat sich die Anstrengung gelohnt!“Aber was soll so ein „Eisenmann“auch sonst sagen. bgu

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 52, Freitag, den 2. März 2018
 
Zuletzt bearbeitet:
Welte wieder Weltmeisterin

Die Kaiserslautererin Miriam Welte gewinnt bei der Bahnrad-WM in Apeldoorn das 500-Meter-Zeitfahren.
Nach 2014 ist es ihre zweite Goldmedaille auf dieser nicht olympischen Strecke.
Pauline Grabosch verpasst Bronze um drei Tausendstelsekunden.

Miriam Welte hat bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften gestern Gold im Zeitfahren gewonnen. Die Zweite des Vorjahres gewann das nicht olympische 500-Meter-Rennen im niederländischen Apeldoorn in 33,150 Sekunden vor der russischen Titelverteidigerin Daria Schmelewa (0,087 Sekunden zurück) sowie Lokalmatadorin Elis Ligtlee (0,334). Pauline Grabosch (Erfurt) verpasste als Vierte das Podium um drei Tausendstelsekunden.

Für Welte, die im Herbst bereits Europameisterin geworden war, ist es der zweite Einzeltitel im 500-Meter-Zeitfahren nach 2014. „Es ist unfassbar. Ich war so häufig so nah dran. Daher wollte ich es heute so sehr“, sagte die Pfälzerin. Mit Blick auf die Gold-Chance der elfmaligen Weltmeisterin Kristina Vogel (Erfurt) im Keirin am heutigen Sonntag ergänzte sie: „Kristina hat gesagt: ,Lass es uns so wie in Cali (2014) machen und alle vier Goldmedaillen holen.’ Jetzt ist sie morgen dran.“

In der Qualifikation belegte die 31-jährige Polizeikommissarin gestern Mittag hinter der Russin Daria Shmeleva (33,239) in 33,416 Sekunden den zweiten Platz. Grabosch wurde in 33,523 Sekunden Dritte. Im Finale konnten sich die beiden Deutschen noch einmal steigern. Nach der ersten 250-Meter-Runde lag Shmeleva noch vier Hundertstelsekunden vor Welte, doch die Kaiserslautererin fuhr eine starke letzte Runde und gewann schließlich mit acht Hundertstelsekunden Vorsprung.

„Als sie nach der ersten Runde schneller war als ich, habe ich gezittert“, bekannte Welte dem Radsport-Portal „rad-net“. „Wir haben nach dem ersten Lauf den Lenker gewechselt, vom Zeitfahr- auf den Sprintlenker. Das hat sie drei Zehntel schneller gemacht und sie konnte den Vorsprung halten“, erklärte dort Bundestrainer Detlef Uibel. „Der Erfolg im Teamsprint hat mich beflügelt. Das habe ich heute mit auf die Bahn genommen. Das hat mich mental stark gemacht“, sagte Welte und genoss den Applaus des Publikums, das den sechsten WM-Titel Weltes feierte.

Zuvor hatte Lisa Brennauer aus Durach in der 3000-Meter-Einerverfolgung einen deutschen Rekord aufgestellt. In 3:32,485 Minuten verbesserte die 29-Jährige in der Qualifikation die bisherige Bestmarke der Münchnerin Gudrun Stock (3:33,687) um mehr als eine Sekunde. Die US-Amerikaner Chloe Dygart knackte sogar den acht Jahre alten Weltrekord und kam nach 3:20,072 Minuten ins Ziel. Im Finale gegen die Niederländerin Annemiek van Vleuten steigerte sich Dybart erneut und gewann Gold in Weltrekordzeit von 3:20,060 Minuten. Im Rennen um Bronze zog Brennauer gegen die US-Amerikanerin Kelly Catlin den Kürzeren. Sie kam nach 3:35,920 Minuten ins Ziel und hatte einen Rückstand von mehr als 1,2 Sekunden auf Catlin.

Europameister Maximilian Levy verpasste gestern Abend Bronze im Sprint. Der 30 Jahre alte Cottbuser, der sich überraschend für die besten Vier qualifiziert hatte, unterlag zunächst im Halbfinale dem zehn Jahre jüngeren Briten Jack Carlin 0:2 und traf dann auf den französischen EM-Dritten Sebastien Vigier. In beiden Läufen kam Levy nach dem Franzosen ins Ziel. Im Finale sicherte sich der Australier Matthew Glaetzer den Titel gegen den Briten Carlin, der Levy im Viertelfinale bezwang. sid/dpa/rhp

Quelle Die Rheinpfalz Rheinpfalz am Sonntag West Nord - Nr. 9, Sonntag, den 4. März 2018
 
Ab in den Schnee
Doppel-Weltmeisterin Miriam Welte sucht Ruhe nach ihren Triumphen

VON KLAUS D. KULLMANN

Und nun, du frischgekürte Doppel-Weltmeisterin? „Ich gehe jetzt erst mal Ski fahren und rühre zwei Wochen kein Rad an“. Zusammen mit der Speyerer Judosportlerin Barbara Bandel, mit der sie die Ausbildung zur Polizeikommissarin absolvierte, will Miriam Welte Abstand im Schnee finden, runterkommen vom Triumphzug in Apeldoorn.

Seit 3. Januar war die nun sechsfache Bahnrad-Weltmeisterin quasi ununterbrochen unterwegs, schlief in den zwei Monaten harten Trainings gerade mal zwei Nächte im eigenen Bett. Jetzt kam sie, nach ihrem so natürlichen Auftritt im SWR-„Flutlicht“ , todmüde um 1.15 Uhr in der Nacht zum Montag wieder daheim an.Im Gepäck: zwei Goldmedaillen, ein großes Stück Genugtuung und viele herzliche Glückwünsche. „Ich war so müde, dass ich gar nicht die kleinen Banner sah, die Jockel Faulhaber an unser Garagentor hängte, aber die Weltmeisterfahne ist mir dann doch aufgefallen“, sagte sie gestern. „Herzlich willkommen, du Goldstück“ oder „Egal, ob zu zweit oder allein, stets mit locker Bein“ stand da drauf – der befreundete Radsportfreak Jockel war einmal mehr in seinem Element.

Heute noch schnell bei RPR1 in Ludwigshafen als Athletin des rheinland-pfälzischen Top-Teams den Fördervertrag mit dem LSB unterzeichnen – und dann ab in den Schnee. „Es war Wahnsinn in Apeldoorn. Einfach grandios. Dafür arbeitet man ein ganzes Jahr. Jetzt genieß’ ich den Urlaub“. So fasst „Miri“ Welte ihr Gefühlswelt zwei Tage nach ihrer Solo-Triumphfahrt zusammen. Nach 2014 in Cali schaffte sie im wunderschönen, sehr stimmungsgeladenen Radstadion von Apeldoorn erneut das Double. Erst holte sie das Regenbogentrikot im Teamsprint („Die drei Läufe waren schon eine Riesenbelastung und die Kraft wurde im Finale zum Problem“), das sie für das 500 Meter Zeitfahren beflügelte. Endlich wieder dieser ausgeklügelte Sieg in ihrer Paradedisziplin. Oft liegen ja nur Millimeter oder Hundertstelsekunden zwischen Gold und Blech, jetzt aber passte alles zusammen.

Der Radwechsel – vom neu gebauten Zeitfahr-Spezialrad in der Qualifikation, auf dem sie aber aus Zeitgründen nicht viel trainierte, zum Sprintrad, mit dem sie auch den Teamsprint fuhr –, zahlte sich total aus. Für diesen Coup, der auch Konkurrentin Daria Schmelowa unter Druck setzte, hatte ein kurzes Vier-Augen-Gespräch nach der Qualifikation (33,40 Sekunden) zwischen ihr und ihrem Trainer Frank Ziegler gereicht. Das Ergebnis war die WM-Bestzeit von 33,10 Sekunden.

Seit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro hatte sich einiges in ihrer Einstellung als Leistungssportlerin verändert. Sie geht nun lockerer ran im Training. „Ich denke nicht mehr: ich muss, sondern ich denke: ich will oder ich kann“. Diesen Spaßfaktor spürt vor allem auch Frank Ziegler, der sie zu dem formte, was sie ist: eine Weltklasseathletin. „Ihre Athletik ist einzigartig. Sie hat eine so gute Grundlage, sie ist im Kopf völlig frei“, sagt Ziegler, der von einer unglaublichen Spannung in Apeldoorn spricht.

Jetzt ist erst mal Pause angesagt. Dann heißt es, das Regenbogentrikot auch den Fans zu zeigen. Auf die deutschen Meisterschaften auf ihrer Hausbahn in Dudenhofen vom 11. bis 15. Juli freut sich Miriam Welte am meisten.

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 55, Dienstag, den 6. März 2018
 
Flottes Duo

Bahnradsport: Weltmeisterin Miriam Welte (31) und ihre 13 Jahre jüngere Partnerin Lea-Sophie Friedrich
haben bei den deutschen Bahnrad-Meisterschaften Gold im Teamsprint geholt.

Von Klaus D. Kullmann

Lea-Sophie Friedrich, das 18 Jahre alte große Talent auf dem Bahnrad, lockerte die Beine auf der Rolle, als sie sagte: „Ich hoffe, ich kann noch ganz oft mit Miriam fahren. Das ist eine große Ehre für mich.“ Ein paar Meter weiter saß auf der anderen Rolle Miriam Welte, die 31 Jahre alte Weltmeisterin und lobte: „Lea-Sophie ist richtig toll an mir dran geblieben. Hut ab.“ Auf die Rolle gehen nach dem Lauf, das ist ein Pflichtprogramm, um die Milchsäure in den Beine abzubauen, sie zu lockern.

Fünf Minuten davor hatte das Duo, das sich schon bei den letzten Meisterschaften vor einem Jahr für Dudenhofen verabredete und in der vergangenen Woche auch drei Mal zusammen in der „Badewanne“ trainierte, eine grandiose Zeit auf den Zement gezaubert: 33,30 Sekunden gegen 33,67 Sekunden von Pauline Grabosch und Emma Hinze. Deutsche Meisterinnen im Teamsprint – ein wunderbarer und deutlicher Triumph für Welte/Friedrich.

„Wir hatten richtig Bock“, sagte Miriam Welte erleichtert. Gemeinsam ließen sie sich feiern, winkten ins jubelnde Publikum, das nur für „Miri“ das Heimpublikum ist, aber Lea-Sophie Friedrich erzählte: „Das ist alles so nett hier. Die Leute im Dorf winken und erzählen mit einem. Ich fühle mich sehr wohl.“ Die mittlerweile dreifache deutsche Meisterin von Dudenhofen stammt aus Dassow, dem Heimatort des großen deutschen Radprofis Jens Voigt, ja sie wohnt sogar im Jens-Voigt-Ring.

Die Wege der beiden trennen sich nun wieder, denn Lea-Sophie war mit einer Ausnahmegenehmigung in die Frauenklasse aufgerückt. Die 18-Jährige startet Mitte August bei der Junioren-WM in Aigle aussichtsreich, unter anderem im Teamsprint mit Alessa-Catriona Pröpster. Und Miriam Welte macht sich auf den Weg nach Glasgow zur EM (2. bis 5. Augut). Es wird kein leichter Weg für sie und für Pauline Grabosch sein. Die beiden fuhren gestern im Regenbogentrikot gegeneinander.

Die dritte Weltmeisterin fehlte im Bunde, aus den bekannten Gründen: „Es tut sehr weh, dass Kristina Vogel nicht hier und mit uns ist. Ich denke sehr oft an sie. Sie fehlt uns. Jetzt hoffe ich, dass sie sich bald mal melden kann“, sagte Miriam Welte.

Im Teamsprint der Junioren belegte Elias Edbauer (Dudenhofen) mit den Schwerinern Maarten Zillmer und Domenic Kruse für Rheinland-Pfalz Platz zwei hinter Thüringen, nur knapp geschlagen. Bei den Juniorinnen wurden Alessa-Catriona Pröpster und Sophie Deringer Dritte. Es siegten Lea-Sophie Friedrich und Lara Neumann.

Drei Titel hat er schon, ein vierter könnte heute im Keirin dazu kommen: Maximilian Dörnbach aus Heiligenstadt ist der aktuelle Star des deutschen Bahnradsprints. Der 22-jährige mehrfache Europameister der U23 kassierte Lob von allen Seiten: Ex-Sprintweltmeister Michael Hübner sagte nur „genial“. Teamgefährte Max Levy meinte „genau so“. Dörnbach hat im gestrigen Sprintfinale in beiden Läufen taktisch und physisch überzeugt, ließ dem Doppel-Weltmeister von 2013, Stefan Bötticher, keine Chance. Die Bronzemedaille holte sich der in Dudenhofen so gerngesehene Robert Förste-mann gegen Nik Schröter.

„Ich wusste, dass meine Form richtig gut ist, die Titel im Zeitfahren und im Teamsprint hatte ich schon auf der Rechnung, aber der Sprint ist ja immer auch tagesformabhängig“, sagte Dörnbach, der im Vorjahr erstmals in der Eliteklasse einen Weltcup fuhr und in Cali im Teamsprint siegte. „Top 3 war das Ziel, aber ich bin spät ins Bett gekommen und wusste am Morgen nicht so genau, wie’s läuft. Doch es ging von Lauf zu Lauf besser. Ich habe mich taktisch gut gefühlt, hatte ein gutes Auge, war richtig wach“, analysierte Dörnbach, der für Bundestrainer Detlef Uibel ein wichtiger Mann für Glasow sein dürfte.

Am heutigen fünften und letzten DM-Tag in Dudenhofen geht’s für ihn um 11 Uhr weiter: mit dem Keirin, wo er auf Europameister Max Levy trifft. Die Frauen fahren ihr Sprintturnier, die Ausdauerspezialisten beschließen die tollen Tage von Dudenhofen mit dem Punktefahren. Gegen 16 Uhr ist Schluss. Dudenhofens Vereinschef Clemens Spiekermann: „Wir hoffen natürlich, dass auch am Sonntag unsere Zuschauer eine so große Kulisse bilden wie all die Tage. Wir vom Verein jedenfalls sind hochzufrieden mit dem Ablauf der Meisterschaften“.

Quelle Die Rheinpfalz Rheinpfalz am Sonntag West Nord - Nr. 28 , Sonntag, den 15. Juli 2018
 
Ein Märchen mit Wehmut und Tränen
Miriam Welte, Elias Edbauer und Sophie Deringer fahren bei Bahn-DM zu einem Happy End

VON KLAUS D. KULLMANN

Happy End eines pfälzischen Sportmärchens in fünf Akten: Miriam Welte im Sprint sowie Elias Edbauer und Sophie Deringer im Keirin holten gestern zum Abschluss der deutschen Bahnradmeisterschaften in Dudenhofen den jeweils dritten Titel auf ihrer Hausbahn. Max Levy ließ es sich nicht nehmen, im Europameistertrikot den Titel im Keirin mitzunehmen.

Aber dieser Finaltag vor einer erneut gut gefüllten Zuschauertribüne ging nicht ohne Emotionen, nicht ohne Wehmut, Tränen und Nachdenklichkeit zu Ende. Als Miriam Welte auch den zweiten Finallauf gegen Emma Hinze und den ersten Sprinttitel ihrer Karriere gewonnen hatte, deutete sie auf ihren Helm, auf dem steht: „Staystrongkristina“. Sei stark, Kristina! Eine Botschaft, die alle Fahrerinnen und Fahrer nach Berlin schickten, wo Kristina Vogel seit ihrem schweren Sturz am 26. Juni behandelt wird.„Es war nicht leicht in den letzten Tagen, aber ich habe es immer geschafft, mich auf den Wettkampf zu konzentrieren. Heute war es in meinem Kopf, für sie zu gewinnen. Sonst war ja immer sie Sprintmeisterin. Wir zwei Alten haben immer zusammengehalten, und ich wollte den Titel für sie holen.“ Eine Spendenaktion über eine Tombola, initiiert vom Speyerer Radsporthaus Schumacher, erbrachte 5000 Euro. Bei den Europameisterschaften werden Miriam Welte und Emma Hinze gemeinsam den Teamsprint fahren, mit dem Ziel, eine Medaille zu gewinnen.

Auch Max Levy, seit Jahren eine Größe im deutschen Sprint und einer der besten Freunde Vogels, zeigte sich sehr nachdenklich, nachdem er in einem tollen Finale Robert Förstemann niedergerungen hatte. „Wenn ich als Europameister antrete, will ich auch gewinnen. Es ist nicht immer so einfach, wie es aussieht, gerade in dieser Vorbereitung war es sehr speziell“, bezog Levy sich auf harte drei Wochen seit Vogels Sturz.

„Keine Ahnung, wie man das jemals bewältigen kann. Ich habe da kein Rezept. Ich habe Erste Hilfe geleistet, das hilft wiederum mir. Ich habe getan, was ich tun konnte. Ich krieg’ Gänsehaut. Das ist eine Sache, die werde ich in mein eigenes Grab nehmen“, sagte Levy, der auf die EM-Teilnahme in Glasgow verzichtet. „Ich will mich nicht mehr zerreißen, nicht mehr auf allen Hochzeiten tanzen.“

Im Keirin der Junioren glänzte Elias Edbauer von vorne: „Die geloste Position 1 war genial. Von vorne habe ich die Übersicht, musste nur gucken, wer von hinten kommt. Aber es kam keiner von hinten, also machte ich das Ding von vorne, gab richtig Gas.“ Dann stemmte er vor seinen Fans das Rad in die Luft und musste zu seiner ersten Dopingkontrolle: „Ich bin echt mal gespannt, wie das abläuft. Ich hoffe, es klappt“. Es klappte.

In Dudenhofen war Miriam Welte der Leitwolf in einem jungen, hungrigen Bahn-Team aus Rheinland-Pfalz, das 16 Medaillen holte, darunter neunmal Gold. Nach Edbauers und Deringers Siegen gewann Alessa-Catriona Pröpster im Sprint ihre vierte Silbermedaille.

„Wir haben superviel Spaß zusammen, motivieren uns gegenseitig. Ich gebe den jungen Tipps. Alle wollen, dass der andere gewinnt“, hob Welte die sehr gute Stimmung im Team hervor. „Wie sie über sich hinauswachsen, ist schön zu beobachten, daran ist aber auch das tolle Publikum beteiligt“, sagte die Olympiasiegerin und Weltmeisterin, eine ganz besondere Sympathieträgerin im pfälzischen Sport. Der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer, Patrick Moster aus Landau, unterstrich, wie groß die Hilfestellung des Heimpublikums sein kann. „Was wir hier erlebt haben, war eine echte Werbung für den Bahnradsport“, sagte er.

Während Sophie Deringer nun in Urlaub fährt und Elias Edbauer mit drei goldenen und einer silbernen Medaille den richtigen Schwung zur Junioren-WM in Aigle mitnimmt, genoss der Dritte im Bunde des gastgebenden Vereins RV 08 Dudenhofen seinen persönlichen Triumph still und leise. Timo Bichler, der im ersten Elitejahr fährt, mit Edbauer 2017 noch Junioren-Weltmeister war, bekam von Bundestrainer Detelf Uibel das Signal, dass er als Anfahrer im Teamsprint-Trio bei der EM in Glasgow vorgesehen ist.

Kommentar

Lohn der Mühen

VON KLAUS D. KULLMANN

Es wird Zeit, dass Kaiserslautern und Dudenhofen als Bundesstützpunkt im Radsport anerkannt werden. Die Leistungen sprechen dafür.

Kein Regen, kein schwerer Sturz, viel Lob von allen Seiten, fast nur fröhliche Gesichter unter den Akteuren: Die Freude und die Erleichterung beim Vorstand des RV 08 Dudenhofen und bei allen Helfern war und ist riesengroß. Mit Recht! Der kleine Verein hat in der „Badewanne“, einem Schmuckstück unter den Sportstätten in der Pfalz, mit der Ausrichtung der deutschen Meisterschaften im Bahnradsport, einer der erfolgreichsten Randsportarten in Deutschland, alles richtig gemacht.Der Verein hat viel Mut gezeigt und ist dem Vertrauensvorschuss des Verbandes gerecht geworden. Die Organisation im Zusammenspiel mit dem Bund Deutscher Radfahrer, den Kampfrichtern und den beiden Sprechern Dirk Lunk und Stefan Rosiejak, die an fünf heißen Tagen Großes leisteten, war einwandfrei. Wenn der gastgebende Verein dann auch noch sechs Titel holt, Sophie Deringer und Elias Edbauer, aber auch Timo Bichler sich hervorragend präsentieren, ist das ein Glücksfall.

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 162, Montag, den 16. Juli 2018
 
„Miriam Welte ist Gold wert“

Interview: Uwe Rudolf, Präsident des Radsportverbandes Rheinland-Pfalz, ehrt bei der DM der Bahnradfahrer viele Talente aus dem Heinrich-Heine-Gymnasium


In der Badewanne in Dudenhofen braust ein Talent aus dem Heinrich-Heine-Gymnasium nach dem anderen an Udo Rudolf vorbei. Heimspiel für den Präsidenten des Radsportverbandes Rheinland-Pfalz, der auch stellvertretender Leiter des Sportzweiges am Kaiserslauterer HHG ist, aus Mehlingen kommt und seit 1984 als Lehrertrainer an der Eliteschule des Sports arbeitet. RHEINPFALZ-Redakteurin Maria Huber hat mit ihm am Rande der Deutschen Bahnradmeisterschaften gesprochen, über Talentsuche, die Hoffnung auf den Bundesstützpunkt und über den Radsport der Zukunft.

Die Badewanne ist voll, die Zuschauer sind begeistert. Warum ist die Atmosphäre in Dudenhofen so besonders, dass so viel mehr Menschen kommen als zu anderen Radsportveranstaltungen?

Dudenhofen hat Tradition und unheimlich viel Sachverstand bei den Zuschauern. Leistung wird hier wahrgenommen. Hier gibt es regelmäßig internationale Wettbewerbe, Sprintermeeting, einen Teil der Vier-Bahnen-Tournee. Der RV 08 Dudenhofen hat einen Ruf als Veranstalter. Und wenn da ein Großereignis wie die Deutsche Meisterschaft ist, bringt jeder noch ein paar Leute mit. Ich habe Eltern getroffen, deren Kinder sind vor 20 Jahren Rennen gefahren. Das ist wie eine Familie.

Wird Radsport immer beliebter?
Es kommt darauf an, was Sie da als Maßstab nehmen. Wenn es Großereignisse in der Region sind wie die DM in Queidersbach, das Querfeldeinfahren, die Deutsche Nachwuchsmeisterschaft, jetzt die DM in Dudenhofen, dann ja. Aber die Lizenzzahlen gehen leider zurück.

Woran liegt das?
Die Bereitschaft, Leistungssport zu betreiben, hat abgenommen. Wir konkurrieren alle – Tischtennis, Fußball, Basketball ... – um talentierte Kinder. Und die suchen sich aus, wo es am meisten Spaß macht.

Wie finden Sie da Talente, die sich dann fürs HHG entscheiden?
Frank Ziegler hat ein bestimmtes System entwickelt. Er schaut sich bei den Sichtungsrennen die Leute an, spricht sie an, so ist schon mal der erste Kontakt hergestellt. Die Radfahrer kommen dann zu einer Probewoche. Nach einer Bedenkzeit von einer Woche entscheiden sie sich. Überreden bringt da nichts. Das Training an der Schule ist mit vielen Entbehrungen verbunden. Timo Bichler, Elias Edbauer, die können in einer gewissen Phase sechs Wochen nicht nach Hause.

Wer zögert da eher, die künftigen Schüler oder ihre Eltern?

Meistens die Eltern. Die Radsportler kennen ihre künftigen Mitschüler von den Rennen. Aber bei den Eltern muss man Bedenken ausräumen. Die Kinder verändern sich natürlich, entwickeln Selbstständigkeit, müssen Verantwortung für sich selbst übernehmen.

Welche Trümpfe hat das HHG im Vergleich zu den anderen Schulen, die deutschlandweit um die Talente werben?

Wir sind Spitze im Bereich Radsport. Wir haben Nationalfahrer, Leute, die bei internationalen Wettbewerben starten, im Bereich Mountainbike, Bahn und Straße. Anfänger müssen bei uns durch alle Bereiche durch. Dann ist da unsere erfolgreiche Trainingsgruppe HHG. Es gibt wenige, die im Team für die Deutsche Meisterschaft sind, die nicht Schüler des HHG sind. Heutzutage geht im Nachwuchsbereich kaum ein Weg an einer Eliteschule vorbei. Von den Medaillen werden zwei von drei von Eliteschulen des Sports gewonnen. Wir sind die erste Adresse in allen Bereichen, haben in Dudenhofen eine Bahn, die auf dem allerneuesten Stand ist. Der Nachteil: Sie ist keine Ganzjahresbahn, hat nicht mal ein Dach. Wir müssen das ausgleichen, was bei anderen nebenan ist. Im Sommer sind wir in einer Dreiviertelstunde, Stunde in Dudenhofen, im Winter fahren wir nach Frankfurt/Oder, wenn’s gut läuft in knapp neun Stunden. Wir haben Busse, die jedes Jahr 50 bis 60.000 Kilometer laufen. Noch können wir das durch viel Initiative ausgleichen.

Ist das Thema Bahn für Kaiserslautern vom Tisch?
Nein. Es gibt Hallennotstand in Kaiserslautern. Vom Land ist schon mindestens ein Drittel der Halle abgesegnet. Wir suchen noch nach Kooperationen. Die Stadt ist auch nicht auf Rosen gebettet, dem FCK geht es auch nicht viel besser. Die Gespräche laufen. Wir suchen nach Kooperationsformen, um da was zu verwirklichen.

Was würde ein Bundesstützpunkt Kaiserslautern-Dudenhofen bedeuten?

Eine wesentliche Qualitätsverbesserung der Führungsmöglichkeiten, personell als auch materiell Mittel, die wir im Trainingsbetrieb aber auch im administrativen Bereich einfließen lassen könnten. Der Landesverband Rheinland-Pfalz ist einer der wenigen Landesverbände, der außer teilfinanzierten Trainern keinen Hauptamtlichen hat. Bei uns läuft alles ehrenamtlich.

Wie stehen die Chancen, dass Kaiserslautern-Dudenhofen den Zuschlag bekommt?

Wir haben sehr gute Aussichten, dass wir ihn noch in diesem Jahr bekommen. Der Bund Deutscher Radfahrer hat seinen Segen gegeben. Was der DOSB dann macht, da müssen wir warten. Wir sind aber sehr optimistisch, weil an uns im Bereich Kurzzeit und Ausdauer eigentlich kein Weg vorbeiführt.

Was würde das dann konkret bedeuten?
Mindestens eine halbe Stelle für den Stützpunktleiter, Mittel für Radmaterial, um Pkw, die Busse, die 50.000 Kilometer fahren, abzusichern. Zusätzliche Trainer. Wir könnten dann das Training weiter spezifizieren. Die Manpower ist in Kaiserslautern, die Bahn ist hier, in Dudenhofen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Talentausbeute, wenn Sie sich bei den Deutschen Meisterschaften in Dudenhofen umsehen?

Mehr als ich erwartet habe. Sophie Deringer ist aus dem Nichts Deutsche Meisterin geworden, hat dann gleich noch eine Goldmedaille geholt und damit bewiesen, dass es keine Eintagsfliege war. Das ist eine 15-Jährige, von der man noch viel erwarten kann. Miriam Welte ist ein Erfolgsgarant, ist sowas von zuverlässig und dazu unheimlich sympathisch. Die ist auch Gold wert für die Trainingsgruppe.

Sie ist Ihr Zugpferd?
Selbstverständlich. Sie macht ihr Krafttraining am HHG. Wenn sie mit ihrem Beispiel vorangeht, quälen die anderen sich.

Wenn Sie in die Zukunft schauen könnten, wie und wo würden Sie da den Radsport sehen?

Wir sind in einer großen Umbruchphase, was den Wettkampf betrifft, mit immer kleiner werdenden Startfeldern, die neue Ideen erfordern. Die Struktur der A-, B-, C-Klasse wird man auflösen und die Lücke zu den Jedermannrennen schließen. Wir müssen im Bereich Bahn neue Idee finden mit immer mehr Teamwettbewerben.

In welchen Funktionen sind Sie noch hier in Dudenhofen unterwegs, außer als Beobachter und Fan der Radsporttalente des HHG?

Ich bin Repräsentant des Verbandes, ehre die Sieger, mache ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit, halte Kontakt zu vielen Leuten, führe sie zusammen. Wir sind zwar eine Randsportart, aber wir sind hier alle wie eine große Familie.Sport

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 162, Montag, den 16. Juli 2018
 
Miriam Welte ist die Krone los
Aber EM-Bronze im Zeitfahren ist mehr als nur ein Trostpflaster für das FCK-Ass
VON KATJA STURM

Bahnradfahrerin Miriam Welte kann ihren EM-Titel im Zeitfahren nicht verteidigen, zieht aber trotzdem eine positive Bilanz der Tage von Glasgow.

Welte hatte sich auf den Boden sinken lassen. Von der Mitte des Ovals aus, um das herum die Bahnradsportler bei den Europameisterschaften in Glasgow im Sir Chris Hoy Velodrome rasen, beobachtete die Weltmeisterin die noch übrige Konkurrenz im Kampf um den Titel im 500-Meter-Zeitfahren. Die müden Beine hatte sie weit von sich gestreckt, die Kameras, die die 31-Jährige zwischendrin immer wieder im Fokus hatten, sollten ein Lächeln zeigen.Miriam Welte hatte alles gegeben. Doch schon nachdem sie selbst über die Ziellinie gefahren war und ihre Zeit von 33,60 Sekunden gesehen hatte, war der Titelverteidigerin vom 1. FC Kaiserslautern bewusst gewesen, dass sie ihre kontinentale Krone würde abgeben müssen. Zu stark hatte sich bereits in der Qualifikation die Russin Daria Schmelewa erwiesen, während sie selbst doch deutlich die Anstrengungen des Vortages spürte. „Ein bisschen habe ich noch mit Silber geliebäugelt“, erklärte sie später. Doch auch die Ukrainerin Olena Starikova war in 33,593 Sekunden schneller unterwegs und holte Silber hinter Schmelewa (33,285) und vor Welte.
„Man kann nicht immer die Schnellste sein“, sagte die Bronzemedaillengewinnerin, die eine dreieckige Plakette in gleicher Farbe bereits am Freitag im Teamsprint zusammen mit der Cottbuserin Emma Hinze gewonnen hatte. In der eigenen Sportart würden nun mal Zeitabstände zählen, die man woanders vernachlässige. „Und als Weltmeisterin ist man immer die Gejagte.“

Schon am Montagmorgen hatte sie gespürt, dass das Fahren diesmal sehr schwer werden würde. Der etwas überraschende Einzug ins Sprint-Halbfinale am Vortag hatte die am Ende Viertplatzierte viel Energie gekostet. Sie sei das nicht gewöhnt, in der Disziplin, in der ihre schwer verunglückte Team-Partnerin Kristina Vogel zuletzt Europameisterin gewesen war, so weit zu kommen. Aber sie habe trotzdem mit aller Kraft versucht, Edelmetall einzufahren. Mit den Folgen musste sie einen Tag später zurechtkommen. In der Qualifikation für das 500-Meter-Finale reichte es nur zu Rang fünf. Sie habe dann auf eine kleinere Übersetzung umgestellt, und das habe sie in der Entscheidung immerhin eine halbe Sekunde schneller gemacht.
Insgesamt zeigte sich Welte angesichts der besonderen Umstände, dass ihre Freundin und Kollegin Vogel nach ihrem Trainingsunfall Ende Juni noch immer schwer verletzt in Berlin im Krankenhau liegt, sehr zufrieden mit ihrem Abschneiden. „Die letzten Wochen waren extrem hart für mich, auch wenn man mir das vielleicht nicht so angemerkt hat“, erklärte sie. Aber sie habe sich dann in Schottland sehr gut auf die Wettkämpfe konzentrieren können. Jetzt sucht die Polizistin erst einmal ein paar Tage Abstand.

Am Mittwoch geht es zurück nach Deutschland. Dort wird sie sich am Donnerstag und Freitag in der Hauptstadt die Wettkämpfe der Leichtathleten anschauen. „Coole Sache, dass das zusammengehört“, kommentierte Welte die Premiere des Multisportevents European Championships. In der Woche drauf geht dann schon wieder das Training los. Vorher steht noch ein Gespräch mit Bundestrainer Detlef Uibel über die Fortsetzung ihrer Karriere bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio an.

Gestern Abend holten die Berliner Roger Kluge und Theo Reinhardt sowie Stefan Bötticher aus Chemnitz im Sprint jeweils mit Silber weitere Medaillen. Zahlenspiegel

Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 181, Dienstag, den 7. August 2018
 
Bahnrad-EM in Glasgow
Miriam Welte holt Bronzemedaillen im Teamsprint und im Zeitfahren

Bei der Bahnrad-Europameisterschaft in Glasgow/Schottland hat Miriam Welte aus Otterbach bei Kaiserslautern zusammen mit ihrer Partnerin Emma Hinze aus Hildesheim die Bronzemedaille im Teamsprint errungen. Miriam Welte und die erst 20-jährige Hinze trainieren erst seit zweieinhalb Wochen zusammen und widmeten ihre Medaille der verunglückten Kristina Vogel (Erfurt), die bisher mit Miriam Welte zusammengefahren ist. Im voll besetzten „Sir Chris Hoy-Velodrom“ besiegte das deutsche Duo mit 32,981 Sekunden im kleinen Finale um den dritten Rang die Niederlande mit 33,481 Sekunden. Am Sonntag verpasste Miriam Welte beim Bahnrad-Sprint den Sprung auf das Podium und belegte hinter der Französin Mathilde Gros den vierten Platz. Ihre zweite Bronzemedaille holte sich Miriam Welte am Montagabend im 500 Meter Zeitfahren geholt. Leider konnte sie ihren Europameistertitel, den sie im Vorjahr in Berlin errungen hat, nicht verteidigen. Den EM-Titel gewann die Russin Daria Schmelewa in 33,285 Sekunden vor Olena Starikova aus der Ukraine in 33,593 Sekunden. Mit nur sieben Tausendstel Rückstand wurde Miriam Welte in 33,600 Sekunden EM-Dritte.

Nach der Bahnrad-EM startet Miriam Welte auch wieder in der Metropolregion Rhein-Neckar beim Eulen-Renntag am 16. August auf der Radrennbahn in Ludwigshafen-Friesenheim und gleich danach nimmt sie am 17. und 18. August beim Sprint-Grand Prix in Dudenhofen in der Nähe von Speyer teil. ps

Quelle SÜWE - Wochenblatt Kaiserslautern Süd - Nr. 126 Mittwoch, den 15. August 2018
 
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