Ex-Stadionsprecher Udo Scholz

Heute um 19:30 Uhr eine Gedenkveranstaltung an der SAP-Arena. Die Parkplätze mit der Beschilderung "VIP" sind geöffnet.
 
Wochenend-Kolumne: Udo Scholz – der Pionier am Mikrofon

Betzenberg, 1991: Udo Scholz beim Verlesen der Aufstellung vor einem Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern.


Betzenberg, 1991: Udo Scholz beim Verlesen der Aufstellung vor einem Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern.
Foto: Imago-Images/Ferdi Hartung

Andreas Böhm

Einen wie Udo Scholz wird es nicht mehr geben. Er machte als Stadionsprecher des 1. FC Kaiserslautern den Betzenberg zur Bastion. Manchmal war er wichtiger als die Spieler selbst.

Wer wie ich den Job des Sportredakteurs seit mehr als 20 Jahren ausübt, der kann aus Erfahrung sagen: Ploppt gegen Abend eine Meldung auf, die einen im Spätdienst zum großflächigen Umbau der Seite veranlasst, ist sie meist negativ. So war es auch am Mittwoch. Udo Scholz ist tot. Diese Nachricht schickte mir Kollege Oli Wehner um 18.33 Uhr auf mein Mobiltelefon. Ich hatte gehofft, dass Udo sich nach seinem Herzstillstand vielleicht erholen würde, mich aber darauf eingestellt, die traurige Kunde in naher Zukunft hören oder lesen zu müssen.

Ich kannte ihn persönlich, aber nicht gut. Doch er prägte einen Teil meines Heranwachsens. Damals, in den Achtzigern und frühen Neunzigern, als meine Kumpels und ich zu den Spielen „unseres“ FCK auf den Betzenberg gefahren sind (von Speyer aus immer über Neustadt, Lambrecht und Hochspeyer durchs Tal, alles andere hätte Unglück gebracht), da war er unsere Stimme. Als ich einem dieser Kumpels per WhatsApp die Nachricht überbrachte, antwortete er, mit Tränen-Emoji versehen: „So langsam löst sich der Mutterboden unserer Jugend komplett auf.“

Nur wer brennt, entfacht ein Feuer
Das mag für manch einen übertrieben klingen, für uns ist es das nicht. Udo Scholz war eine Institution. Er war der „Betze“. Mit ihm wurden wir sozialisiert. Er gehörte dazu wie die Currywurst vor dem Kick und das Karlsberg Ur-Pils. Wie die bengalischen Feuer, von denen ZDF-Ikone Dieter Kürten als „südländische Atmosphäre“ schwärmte. Wie der von Oma gestrickte und viel zu große Pullover in Rot-Weiß oder der Schnauzer, der unsere Oberlippe zierte. Der Mann war manchmal wichtiger als die Spieler selbst, zum Beispiel wenn es darum ging, durch geschicktes Drehen an der Uhr den Ball in der 97. Minute ins Tor zu flüstern. Er war ein Pionier. Tat Dinge, die bis dahin keiner getan hatte. Verlas die Aufstellung nicht im stillen Kämmerlein, sondern unten auf dem Rasen. Und auch nur die Vornamen, damit wir Wuttke, Hotic oder Kuuuuntz unters Dach der Westtribüne schmettern konnten. Manche nannten ihn einen Scharfmacher. Winfried Schäfer, damals Trainer des Karlsruher SC, benutzte Vokabeln, die ich besser nicht wiedergebe. Der Jugendschutz ... Udo schürte die Glut unterm Hexenkessel. Mit ihm entstand die Bastion. „Wer nicht brennt, der kann kein Feuer entfachen“, hat er einmal gesagt. Er brannte. Immer.

Wir gingen damals genauso oft nach Mannheim zum Eishockey, Friedrichspark, der gute alte, in dem man sich des Winters noch den Hintern abfror und nach „Moonboots unn Glühwoi“ verlangte. Den Adler-Sprecher Scholz hat es da noch nicht gegeben. Leider. Es wäre uns eine Freude gewesen. „Lautern und der MERC“, die Älteren erinnern sich.

„Froiiinde“ und spezielle Schuhe
Vor einigen Jahren, als wir uns auch persönlich kennengelernt hatten, schickte ich ihm über Facebook eine Nachricht. „Hey, Udo“, schrieb ich, „willst du bequem nach Hause laufen?“ Die Antwort kam prompt: „Da müsst ich ja Roschy-Schuhe kaufen“. Wir haben herzlich gelacht. Wie oft hatten wir diesen Satz von ihm in den Halbzeitpausen gehört. „Willst du bequem nach Hause laufen, musst du Roschy-Schuhe kaufen.“ Ein Klassiker pfälzischer Reklamekunst.

Nach der Todesnachricht ging mir als Erstes ein Wort durch den Kopf. „Froiiinde“. Er sprach es unverwechselbar aus. Vor Augen hatte ich ein verschmitztes Grinsen, den Rauschebart (den er damals noch nicht trug), ein Mikrofon. Froiiinde, was haben wir nicht alles zusammen erlebt. Meisterschaft in Köln. Pokalsieg in Berlin. Barcelona-Trauma. Udo war ein Teil der guten alten Zeit, in der es zwar auch immer was zu meckern gab, in der man aber nicht fürchten musste, dass der Klub vor die Hunde geht. „So lang’s in Deutschland Fuuuußball gibt ...“

Welches Schicksal der FCK auch erfahren wird: Udo Scholz erlebt es nicht mehr. Vielleicht kann er „da oben“ ein bisschen Beistand erflehen. Die, die er trifft, werden sich bestens unterhalten fühlen, so viel ist sicher. Udo Scholz hat genug Geschichten auf Lager. Geschichten aus 81 Jahren eines erfüllten Lebens. Manche durften wir teilen.

https://www.rheinpfalz.de/sport_art...lz-der-pionier-am-mikrofon-_arid,5082883.html
 
Danke für die vielen tollen Momente in einer Zeit wo es wirklich besser lief, bring da oben unserm Fritz und Co. mit deinen Anfeuerungen ordentlich in Stimmung damit sie auch weiter ein Auge auf uns haben... Ruhe in Frieden
 
Habe die letzten Tage schon öfter daran gedacht, dass es heute schon ein Jahr her ist. Ich bin dankbar, ihn im Rahmen der Kindervesperkirche und Jugendzeltlager etwas näher kennenlernen zu dürfen. Er war ein feiner Kerl!
Da die Arena immer noch geschlossen ist, konnte das Geheimnis, was nach ihm benannt wird, immer noch nicht gelüftet werden. Vielleicht der Stehplatzbereich?
 
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Heute 3.Todestag

Unvergessen
Ich hatte die letzten Jahre die große Freude bei einigen "Adler helfen Menschen"-Projekten mit ihm zusammen zu arbeiten. Ein ganz feiner Kerl. Ich habe es bis heute noch nicht geschafft, seinen letzten Anruf von der Mailbox zu löschen mit dem unverkennbaren "Hier ist der Udo."
Udo, du fehlst.
 
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