Dostojewski - Schuld und Sühne

Klingenstädter

Well-Known Member
So, jetzt ists an der Zeit, einen eigenen Huldigungsthread für das beste Buch aufzumachen, was ich bislang gelesen habe.



Kniet nieder und erstarret in Ehrfurcht...
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Ich könnte jetzt stundenlang schreiben, wie gut mir das Buch gefällt, aber ich werde stattdessen versuchen zu beschreiben, warum es das tut.



Ich habe das Buch vor gut einem Jahr gelesen und werde es auf jeden Fall noch öfters lesen - momentan fehlt mir leider die Energie dazu.



Also:



Ich achte bei Büchern auf 2 Dinge - Inhalt (logischer Aufbau), Stil (Plot und Spannungskurve).



Zum Inhalt:

Die Hauptfigur Rodion Romanowitsch Raskolnikow (Akzente zu setzen gehört zu meinen Schwächen
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) ist offensichtlich krank - seelisch.

Seine Krankheit äußert sich in allgemeiner Apathie und Teilnahmslosigkeit.

Doch er ist besessen von dem Gedanken an eine ganz bestimmte Tat.

Er begeht diese Tat, doch sein Zustand wird (entgegen meiner ersten Vermutung) nicht besser, sondern schlechter.

Im Zustand tiefster Verzweiflung und Depression findet er zu Anna (so hieß sie doch, oder?), die ihn trotz seiner Geisteskrankheit liebt.

Auch seine Familie und sein bester Freund halten zu ihm.

Schlussendlich muss er mit den Konsequenzen seiner Tat leben, das Ende bleibt weitestgehend offen.



Kleiner Nachteil:

Die Entwicklung seines Geisteszustandes ist zwar für die Geschichte von elementarer Bedeutung, doch finde ich diese an vielen Stellen zu detailliert und umständlich (sprich: langweilig) beschrieben.





Zum Stil:

Gerade der Stil hat es mir besonders angetan - absolut genial.

Um den Hauptplot weben sich zwei wichtige Nebenhandlungsstränge, die immer wieder mit dem Hauptstrang verschmelzen (zum einen die Familie/der beste Freund, zum anderen der Kommissar = sein Widersacher).

Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Nebenhandlungen, die ihren Ursprung im Hauptstrang nehmen, sich von diesem entfernen, um unvermittelt wieder mit ihm zu verschmelzen.

Dies ist mir erst kürzlich bei der Erinnerung an dieses Buch aufgefallen.

Desweiteren ist das Buch von großer unterschwelliger Spannung, obwohl eigentlich keine Spannung im Sinne von krimihaften Überraschungsmomenten vorliegt.

Die von Dostojewski erzeugte Atmosphäre ist sehr dicht, aber niemals beengend - man kann (bzw. ich konnte es) sich sehr gut in den Zustand von Rodion hineinversetzen, sodass man beinahe selbst Schuldgefühle ob seiner Tat entwickelt hat.



Pathos, Tragik, Humor und Spannung sind in einem für meinen Geschmack perfektem Verhältnis, sodass ich jedem nur empfehlen kann, die etwas langatmigen ersten 100 Seiten zu überwinden und dann das Buch wie eine blühende Blume von Seite zu Seite mehr zu genießen.







Anmerkung:

Alles hier geschriebene entstammt aus meiner Tastatur und ist somit nicht frei von allen möglichen Fehlern (analytischen, inhaltlichen...).

Falls ich etwas falsch verstanden habe, wäre ich glücklich, eine andere Sichtweise zu erfahren.
 
Also ich fand die Sprache okay.

Was schwer ist, ist sich an die russischen Namen zu gewöhnen.



Beispiel: Rodion (Vorname) Romanowitsch (Name des Vaters) Raskolnikow (Nachname).



Je nach Beziehung zu anderen Menschen wird er als "Rodion", "Rodion Romanowitsch", "Raskolnikow" oder "Rodion Raskolnikow" bezeichnet.



Bei der Hauptfigur ist das ja nicht weiter schlimm, aber bei den Nebenfiguren ist das sehr verwirrend.



Ich habe eine Ausgabe des "insel taschenbuchverlages" mit einem Personenverzeichnis hinten drin.

So etwas würde ich ganz dringend empfehlen - ohne das wäre ich wohl aufgeschmissen gewesen.



Die ISBN meiner Ausgabe:



3-458-34661-9
 
Klingt auf jeden Fall interessant...



Ich muss mir sowieso wieder mehr Zeit zum Lesen nehmen. Wollte auch immer mal was von Kafka lesen, nach der Schule...mein Abi ist jedoch schon eineinhalb Jahre her...echt beschämend...



Muss mir wohl Bücher zu Weihnachten wünschen, denn wenn ich sie erstmal im Haus habe, dann les ich sie auch.
 
Ich muss mir sowieso wieder mehr Zeit zum Lesen nehmen. Wollte auch immer mal was von Kafka lesen, nach der Schule...


Das ist ja lustig. Ich habs getan . nachm Abi.

Ich hab mir "Der Prozess" angetan und war überhaupt nicht zufrieden.

Das ist das einzige Buch bei mir im Schrank, was ich nicht zu Ende gelesen habe.



Falls du auf Klassik stehst kann ich noch "Lenz" von Georg Büchner empfehlen.

Die Story ähnelt den "Leiden des jungen Werther", allerdings weniger Prosa und mehr Geistesgestörtheit.

"Lenz" ist für mich weitaus tragischer als "Werther", weil die Titelfigur es nicht schafft, sich umzubringen.






Da kann ich nur zustimmen. Dostojewski ist ein Titan der Literatur.


Ich hab mir kürzlich auf einem Flohmarkt "Der Jüngling" zugelegt, aber noch nicht damit angefangen. Ist das Buch empfehlenswert?
 
Hab es übrigens zu Weihnachten bekommen.

Und dazu noch Kafkas "Erzählungen und andere ausgewählte Prosa"
 
Da kann ich nur zustimmen. Dostojewski ist ein Titan der Literatur.


Da muss ich dir auch zustimmen...hab nun knapp die Hälfte gelesen und muss mich wirklich zusammenreißen auch mal was für die Uni zu lesen, als ständig nur Dostojewski. Kam letztens sogar nachts um 2 nach Hause und hab noch ein Unterkapitel gelesen.
 
"Dort war das Land der Freiheit; dort wohnten andere Menschen, ganz unähnlich denen auf dem diesseitigen Ufer; dort war gleichsam die Zeit selbst stehengeblieben..."



@klinge:

Danke nochmal für die Empfehlung.
 
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